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- Familie und Beruf? Der Einfluss der Berufssituation auf die Familienplanung
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Abb.: 41
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Fokus dieses Buches liegt im Wandel der Arbeitsmarktsituation und deren Auswirkungen auf die Geburtenentwicklung. Dass die Altersgruppen der potentiellen Eltern in Deutschland gleichzeitig am stärksten von atypischen Beschäftigungen betroffen sind, wird als problematisch erachtet. Es stellen sich die Fragen, ob die Berufssituation die Familienplanung dominiert und ob die Anforderungen des Arbeitsmarktes heute konträr zu denen des Familienlebens sind. Die Unsicherheiten vieler Berufssituationen und die daraus resultierenden Folgen für die Planung einer Familiengründung beziehungsweise Familienerweiterung bilden den Kern der späteren Analyse. Mit diesem Buch wird empirisch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der objektiven Berufssituation sowie deren subjektiven Einschätzung und einem Kinderwunsch besteht. Außerdem wird analysiert, welchen Einfluss dies auf die Planung einer Familiengründung beziehungsweise Familienerweiterung hat.
Textprobe: Kapitel 4.4, Die Polarisierung der Familienentwicklung: Johannes Huinink beschreibt die Familienentwicklung in Westdeutschland als Polarisierung, die sich aus einer typischen Kosten-Nutzen-Konstellation ergibt. Insbesondere Hochschulabsolventinnen kann man demnach schon seit den frühen fünfziger Jahren in zwei Gruppen einteilen: die Kinderlosen und die mit zwei Kindern. Ein Kind oder mehr als zwei haben dagegen nur sehr wenige Frauen diese Zwischenlösungen gehen mit zu hohen Kosten einher. Für Ostdeutschland lässt sich dies nicht bestätigen. Abhängig von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, individuellen Orientierungen und Ressourcen werden typische Entscheidungssituationen modelliert. Diese prägen die Familienmuster in einem Land. Polarisierungseffekte sind überall dort zu erwarten, wo die Entscheidung zu einer Elternschaft prekär ist (ebd. 2002a: 49 ebd. 2002b: 47). Dies ist der Fall, wenn ‘(…) gleichzeitig hohe Anreize für eine Elternschaft und für eine Abkehr von der traditionellen Mutterrolle bestehen, kostengünstige Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aber fehlen’ (ebd. 2002a: 49). Die Polarisierung der Lebensformen in ‘Familiensektor’ und ‘Nicht-Familiensektor’ ist charakteristisch für die Familienentwicklung in Deutschland (Strohmeier 1993: 11). Aber wie unterscheiden sich die europäischen Länder hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Rahmenbedingungen? Ohne an dieser Stelle einen ausführlichen Ländervergleich vorzunehmen, soll im Folgenden auf die Bedingungen eingegangen werden, die Entscheidungen zur Elternschaft fördern beziehungsweise hemmen. Um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verschiedener Länder vergleichbar zu machen und Unterschiede herauszustellen, konzentriert sich Huinink zum einen auf den ‘Familialismus’ und zum zweiten auf die ‘Geschlechtersegregation’. Dies sind zwei Faktoren, die die Vor- und Nachteile von Elternschaft prägen. Der strukturelle Familialismus beschreibt den Grad, in dem sich die Politik eines Staates an den Aufgaben der Familie beteiligt und diese unterstützt. Dazu gehören, neben der Reproduktion an sich, auch die Erziehung, Betreuung, Lebensgestaltung sowie soziale und materielle Zuwendungen an die jungen und alten Generationen. Ein familialistisches Regime entzieht sich dieser Unterstützungsleistungen und überlässt dies den Familien. Es gibt keine oder nur wenige Transfers und Hilfestellungen, die Familienpolitik ist schwach. Mit dem Ausbau von Unterstützungsleistungen kommt es zu einer strukturellen De-Familialisierung. Der Begriff kultureller Familialismus beschreibt das vorherrschende Leitbild einer Gesellschaft. Wird die Familie als dauerhafte, eheliche Paarbeziehung, als dominante Lebensform ohne Alternativen gesehen, so spricht man von einem kulturellen Familialismus. Eine kulturelle De-Familialisierung vollzieht sich mit der zunehmenden Legitimität anderer, nicht familiärer Lebensformen. Der unterschiedliche Grad an Familialismus einer Gesellschaft hat Folgen für die Restriktionen und Möglichkeiten einer familienorientierten oder familienfernen Lebensplanung. Mit der Stärke des strukturellen und kulturellen Familialismus nimmt die Attraktivität großer Kinderzahlen ab. Da aber der Transfer größer wird und der psychische Nutzen von Kindern nicht ersetzbar ist, verliert Elternschaft durch die Veränderungen nicht an Bedeutung. Die strukturelle Geschlechtersegregation eines Landes beschreibt die Anreizstrukturen und Zugangschancen der Geschlechter zu verschiedenen Arbeitsbereichen innerhalb und außerhalb der Familie. Insbesondere die Opportunitätskosten der Frauen, die berufstätig sein wollen, und die Bereitschaft der Männer, sich an der Familienarbeit zu beteiligen, sind hier im Fokus der Betrachtung. Durch eine steigende Nachfrage an qualifizierten weiblichen Arbeitskräften werden zum Beispiel über das Einkommen Anreize geschaffen und mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt ‘gezogen’. Die ‘strukturelle Geschlechtersegregation’ nimmt ab. Die ‘kulturelle Geschlechtersegregation’, die sich im Geschlechterrollenbild eines Landes findet, definiert den Grad der Akzeptanz einer Gleichstellung der Geschlechter. Ein starker Familialismus und eine hohe Geschlechtersegregation gehen üblicherweise mit dem ‘male-breadwinner Modell’ einher. In diesen Gesellschaften kümmern sich Mütter um die Kinder und die Hausarbeit, die Väter sind erwerbstätig. Mit einer steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen, die aufgrund gestiegener Ausbildungsniveaus größere Arbeitsmarktchancen haben, wirkt das starre ‘male-breadwinner Modell’ nicht mehr zeitgemäß. Dieser Wandel der Geschlechterrollen geht allerdings meist nicht mit einer zeitgleichen De-Familiarisierung einher. Diese folgt der steigenden Erwerbsbeteiligung nur langsam und zeitlich versetzt. Gerade diese Ungleichzeitigkeit generiert aber Widersprüche, die Huinink als ursächlich für Polarisierungsphänomene bezeichnet (ebd. 2002a: 50ff ebd. 2002b: 50). Vergleicht man West- und Ostdeutschland, so fällt auf, dass in beiden Regionen Deutschlands die Geschlechtersegregation mit der zunehmenden Bildungsbeteiligung und Erwerbstätigkeit der Frauen abgenommen hat. Die De-Familialisierung wird zudem von steigenden Unterstützungsleistungen für Familien vorangetrieben. In Westdeutschland blieb die Kinderbetreuung dabei aber mehr oder weniger unbeachtet. Der Verzicht auf Kinder, der Verzicht auf Erwerbstätigkeit aber auch die Vereinbarkeit von beidem sind mit hohen Kosten verbunden. Dies ist ursächlich für die Polarisierung der Familienformen. Frauen entscheiden sich zwischen den Alternativen ‘erwerbstätig und kinderlos’ oder ‘erwerbslos und familienorientiert’. Gerade hochgebildete Frauen bleiben dann häufig kinderlos, da ihre Opportunitätskosten am höchsten sind. Ist die Entscheidung zur Elternschaft allerdings gefallen, bekommen viele Frauen zwei Kinder. Gründe dafür sind zum einen, dass eine biografische Festlegung bereits mit dem ersten Kind erfolgt, das zweite fordert nur geringe Mehrkosten. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass ein zweites Kind entwicklungspsychologische Vorteile für das Erstgeborene mit sich bringt, so wird sozusagen die ‘Qualität’ der Familie erhöht. Generell werden eher selten Ein-Kind-Familien gewünscht (s.o.). In Ostdeutschland hingegen sind die Kinderbetreuungsmöglichkeiten besser und sozial anerkannter, die Vereinbarkeitskosten sind somit kleiner. Die Entscheidung zur Familiengründung ohne Aufgabe der Erwerbsbeteiligung wird dadurch einfacher. Eine Verteilung mit einem Modus von zwei Kindern ist wahrscheinlich, auch in den höheren Bildungsgruppen wird es nur wenig Kinderlose geben. Vermutlich wird ein hohes Einkommen sogar positiv mit der Geburt von Kindern korrelieren (ebd. 2002a: 69ff).
Die Autorin Katharina Kayser, Jahrgang 1985, schloss ihr Studium der Soziologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2012 mit dem akademischen Grad Diplom-Soziologin erfolgreich ab. Im Rahmen ihres Studienschwerpunktes Familiensoziologie entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse an diesem Themenbereich, der diesem Buch zugrunde liegt.
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