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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Studie beschreibt, wie sich das Arabische und das Deutsche zu voll entwickelten Hochsprachen entwickelt haben, und versucht einen typologischen Vergleich zwischen den Entwicklungsetappen zu skizzieren. Zu Beginn wird die Entwicklungsgeschichte des Deutschen zu einer vollausgebauten Hochsprache beschrieben, wobei die wichtigsten Wandlungen aufgezeigt werden. Der Periodisierung von Hans Eggers und dem neuesten Forschungsstand werden weitgehend gefolgt, wobei die bedeutendsten sprachlichen Entwicklungen in den althochdeutschen und mittelhochdeutschen Perioden aufgegriffen werden und auf die Differenzierung von Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch verzichtet wird, um die wichtigsten sprachgeschichtlichen Wandlungen im Überblick zeigen zu können. Daraufhin werden die wichtigsten Entwicklungsetappen des Arabischen zur heutigen Hochsprache auch gemäß den Prinzipien der Hochsprachlichkeit dargelegt, wobei sich der sprachgeschichtlichen Periodisierung des Arabischen von Wolfdietrich Fischer anschlossen wird. Abschließend werden die Entwicklungsperioden der beiden Hochsprachen typologisch zusammenfassend miteinander verglichen, um Besonderheiten ihrer Entwicklungsgeschichten aufzuzeigen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Die Dominanz des Lateins als Kultursprache und die Defizite des Mittelhochdeutschen: Das Latein bleibt während der mittelhochdeutschen Periode die einzige dominante Kultursprache in Deutschland. Es erfüllt alle hochsprachlichen Kriterien, was Philologität, Schriftlichkeit, Literalität, Multifunktionalität und Intersozialität betrifft. Es fungiert während der mittelhochdeutschen Periode als Verwaltungs-, Wissenschafts-, Religions- und Literatursprache und ist ebenso eine führende internationale Sprache in Gesamteuropa (Schmid, Hans Ulrich 2013: 35) Das Mittelhochdeutsche war keine Wissenschaftssprache, da ihm die Fachtermini fehlen, und gelangt nicht zur Intersozialität. Der Grund dafür besteht darin, dass die Unterschiede zwischen dem Mittelhochdeutschen und den regionalen Dialekten sehr groß sind. Gebildete Leute und die Ritter sind bestrebt, ihre eigene Kultur und Sprache auf Kosten der herrschenden Dialekte zu verbreiten. Sie organisieren literarische Begegnungen auf Kriegszügen, Reichstagen, Turnieren und Hoffesten, die unzählige Gelegenheiten zu gegenseitigem Kennenlernen und Austausch bieten und die Ausbreitung des Mittelhochdeutschen ermöglichen. Das erwünschte Ziel wird allerdings nicht erreicht, da es eine breite Kluft zwischen der sehr gut ausgebildeten, mundartfreien Hof- und Rittersprache und den herrschenden Dialekten gibt. Desweiteren ist die Anzahl der Analphabeten in den Unterschichten zu groß. So kann sich das Mittelhochdeutsche nicht ausbreiten. 2.4, Zusammenfassung: Das Althochdeutsche als Gesamtheit der Dialekte ist keine voll ausgebaute Hochsprache. Während dieser Periode ist das Latein jedoch die einzige Hochsprache gewesen. Es trägt alle Kriterien einer Standard- und Kultursprache. Von Karl dem Großen wird zwecks der Christianisierung des deutschen Volkes versucht, das Althochdeutsche zu einer hoch entwickelten Kultursprache zu formen, die die Aufgabe der Mission trägt. Die Entwicklung des Althochdeutschen zu einer Schriftsprache auf der Basis der fränkischen Mundart erfolgt nicht außerhalb der lateinischen Strukturen. Das Latein steht dem Deutschen immer als Vorbild gegenüber und ist mit der Christianisierung verbunden. Es werden lateinische Schriftsysteme und Sprachstrukturen durch Übersetzung im Althochdeutschen angewendet. Das Althochdeutsche kann die Rolle einer Kultur- und Hochsprache nicht übernehmen, denn es hat keine multifunktionale Rolle und beschränkt sich nur auf Übersetzung und auf den Bereich der Literatur und der Religion. Es ist außerdem nicht intersozial und überregional, da es nur von den Klerikern verwendet wird und desweiteren über kein festes Schriftsystem und keine Grammatik verfügt. Das Latein bleibt während der althochdeutschen Periode als eine dominante voll ausgebildete Hochsprache bestehen, die den herrschenden Dialekten gegenübersteht. Das Mittelhochdeutsche gelangt nicht zur Hochsprachlichkeit. Es ist keine multifunktionale Sprache, sondern beschränkt sich nur auf die Literatur, die Religion und zum Teil auf Geschäftsverhätnisse, ohne in anderen Funktionsbereichen wie Natur- und Geisteswissenschaften verwendet zu werden (Schmidt 2013: 252). Außerdem ist es nicht intersozial. Das meint, es wird nur von der gebildeten Schicht des deutschen Volkes verwendet. Es erreicht ebensowenig das Prinzip der Philologität, weil es noch nicht über eine streng normierte und festgelegte Grammatik verfügt. Das Latein bleibt während dieser Periode die einzige dominante Hochsprache, bis es zur Bildung einer neuhochdeutschen Kultursprache auf deutschen Boden kommt. Parallel zum Latein existieren das Mittelhochdeutsche, die Gebrauchsprosa und die Dialekte der einzelnen Landschaften. 3, Die neuhochdeutsche Periode (ab 1350): 3.1, Zur Existenz des Deutschen als Gebrauchsprosa: Die klassische Periodisierung von Hans Eggers, die die Periode einer frühneuhochdeutschen Schriftsprache erst ab Mitte des 14. Jahrhundert ansetzt, ist zu bezweifeln. Bereits in der mittelhochdeutschen Periode also seit Anfang des 13. Jahrhunderts beginnt die Tendenz, die deutschen Mundarten zu einer erfolgreichen multifunktionalen Schriftsprache zu entwickeln. Der Beginn dieser literarischen Entwicklung des Deutschen hat ihren Ursprung in der Predigt. Beispiele hierfür sind die deutschen Predigten von Berthold von Regensburg, der dem damals neu gegründeten Orden der Franziskaner angehörte. Es entstehen in dieser Zeit ebenso die Gattungen der erbaulichen und visionären Literatur, die als religiöse Sondersprache der Mystik zukunftsweisend wurden. In Geschäftsbereichen wie Handel und Geldwirtschaft beginnt sich die außerordentliche rasche Zunahme des geschäftlichen Lebens. Das Deutsche im 13. Jahrhundert fängt mit dem Aufblühen des Frühkapitalismus und der Städte an, sich in wirtschaftlischen Gelegenheiten durchzusetzen. Das gemeinsame Leben von zahlreichen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Tätigkeit in den engen Mauern der hoch- und spätmittelalterlichen Städte, wie auch der Fernhandel und die neue Geldwirtschaft bedingen die Notwendigkeit, einen großen Teil der vorher mündlich geregelten öffentlichen Angelegenheiten auf Deutsch aufzuzeichnen. Daher macht die deutsche Gebrauchsprosa in anderen wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Anwendungsgebieten Fortschritte und beginnt damit an Multifunktionalität und Überregionalität zu gewinnen, indem sie sich überall in Deutschland nicht nur in der Literatur, sondern auch in Recht, in Politik und in wirtschaftlichen Bereichen durchsetzt. Seit 1135 finden sich Schreinsurkunden in Köln und seit den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts in der Schweiz und im Oberrheingebiet, dann in Bayern, später im Mittel- und Niederrheingebiet und in Ost- und Norddeutschland. Es entstehen ebenso Dokumente der Politik und des Rechts: Die Rechtsbücher, der Sachsenspiegel (Niederdeutsch), der Schwabenspiegel, der Deutschenspiegel und das Mühlhausener Rechtsbuch. Auch die sogenannten Weistümer geben seit jenem Jahrhundert in deutscher Sprache Zeugnis von Rechtsgepflogenheiten, in der Grimmschen Sammlung stammt der älteste Beleg in Deutsch von 1253. Im Jahre 1235 wird zum ersten Mal ein Reichsgesetz, der sogenannte Mainzer Landfriede , in deutscher Sprache verfasst. Vom 14. Jahrhundert an steigt die Zahl der deutschen Urkunden sehr stark an. Unter Ludwig von Bayern, der zwischen 1317 und 1347 regiert, ist die kaiserliche Kanzlei endgültig zum Deutschen übergegangen. Obwohl die deutsche Gebrauchsprosa sich an die Hochsprachlichkeit annähert, indem sie einen Grad an Intersozialität und Multifunktionalität sowie Literalität erlangt, ist das Deutsche in der Zeit noch nicht als Hochsprache anzuerkennen, weil es keine fest genormte und aufgezeichnete Grammatik besitzt. Es fehlt ihm das Prinzip der Philologität. Die Verwendung der Gebrauchsprosa in vielen Funktionsbereichen bedeutet aber nicht, dass das Latein als Hochsprache in allen Bereichen zurückgedrängt wird. Es existiert weiterhin als Hochsprache und übernimmt immer noch verschiedene Funktionen. So neigt der hohe Adel nicht dazu, im schriftlichen Verkehr die neue deutsche Prosa zu verwenden, da er gewohnt ist, sich des Lateins als Schriftsprache zu bedienen. Das Latein hat außerdem als europäische Verhandlungssprache immer noch ein hohes internationales Prestige.

Über den Autor

Mohammed Laasri wurde 1973 in Fes/Marokko geboren. Nach seinem Germanistikstudium an der Universität Fes studiert er Germanistik, Komparatistik und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Kassel. 2001 erfolgte der Magisterabschluss. Von 2002 bis 2006 schlossen sich ein Germanistik- und Orientalistikstudium an und die Promotion im Fach Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2008 ist er Lehrkraft für Germanistik an der Universität Fes/Marokko. Aufgrund seines Germanistik- und Orientalistikstudiums sowie aus seinem Interesse an kontrastiven Studien hat sich der Autor diesem Thema gewidmet.

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