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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 35
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit den Ergebnissen der Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements des Bundestages von 2002 erlebt die Zivilgesellschaft- und Engagementforschung einen regelrechten Boom in der deutschen Forschungscommunity. Dabei ist man sich im Klaren und auch einig darüber, dass der Großteil von freiwilligem (bürgerschaftlichem) Engagement in der Regel auf lokaler/kommunaler Ebene stattfindet (80 Prozent, vgl. Bogumil / Holtkamp 2010: 382). Die Analyse des bürgerschaftlichen Engagements von Mandatsträgern kommunaler Wählergemeinschaften berücksichtigt jene Zentrierung von Engagementstrukturen und -verhalten auf lokaler Ebene. Sie beinhaltet eine spezielle Art lokaler politischer Eliten als Untersuchungsgegenstand, die sich in ihrem Selbstverständnis klar gegenüber von politischen Parteien positioniert. So gibt die Studie erstmals einen Einblick in das Engagementverhalten von sog. parteifreien Mehrfachengagierten und ihre Vernetzung im lokalen bürgerschaftlichen Netzwerk.
Textprobe: Kapitel 4, Bürgerschaftliches Engagement in der lokalpolitischen Forschung: 4.1, Lokalpolitischer Forschungsstand: Die Charakterisierung von Vereinen oder auch von in der Literatur synonym dazu verwendeten Begrifflichkeiten von kommunalen Verbänden, Initiativen oder Interessengruppen als ‘Vorentscheider der Lokalpolitik’ (s. o.) gibt nicht den aktuellen lokalpolitischen Forschungsstand wieder, sondern basiert auf einem Ergebnis der 1970er Jahre. Generell stellt sich wie in der Engagementforschung insgesamt eine Theoriearmut im Forschungsstand dar. So ist der Problemaufriss von lokalem freiwilligem Engagement in Verbindung mit der Lokalpolitik vor allem im Zusammenhang mit den Forschungen des Community-Power-Ansatzes in den 1960er/70er Jahren angegangen worden. Dabei wurden in zahlreichen Gemeindestudien lokale Organisationen (v. a. Vereine) als einflussreiche Akteure identifiziert (Stallmann / Paulsen / Zimmer 2008: 548f.): Während bis Anfang der 70er Jahre die Integrationsfunktion lokaler Organisationen als Forschungsschwerpunkt feststand, rückte danach die politische Funktion von Vereinen und ihren Mitgliedern in den Mittelpunkt. Angefangen mit der Untersuchung von Vereinen als Sprungbrett für die politische Karriere bei Luckmann (1970) über die Forschungen von Zoll und Siewert, können letztere als am aussagekräftigsten bezeichnet werden (vgl. van Bentem 2006: 17). Vor dem Hintergrund, dass die Gemeinden zwar als formal demokratisch verfasst galten, konnten Vereine als ‘zentrale Schnittstellen im Netzwerk der herrschenden Eliten’ (Siewert 1977: 503) durch die Forschung auf kommunaler Ebene dargestellt werden. Die sog. ‘Wertheim-Studie’ von Ellwein und Zoll (1974 1982) konnte nicht nur eine enge Verflechtung zwischen der Gemeindevertretung und den Funktionären auf Vereinsebene aufzeigen, sondern auch die Führungspositionen in Vereinen im Vergleich zur Tätigkeit in Ortsparteien als die einflussreicheren Kanäle auf die Kommunalpolitik identifizieren (vgl. Zimmer 2007: 82). Aus dieser Zeit stammt auch die These der ‘Janusköpfigkeit der Ortsparteien’ von Lehmbruch (1975 1979), der damit ‘auf der lokalen Ebene generell ein Verwischen der Grenzen zwischen Lokalpartei und Verein konstatierte’ (vgl. ebd.). Insgesamt ist dabei hervorzuheben, dass für die Beweisführung relativ wenige empirische Belege gegeben wurden. Festgestellt werden kann aber auch, dass die ‘lokalpolitische Forschung, von wenigen Ausnahmen abgesehen, […] vom Interesse am Engagement in Vereinen und zivilgesellschaftlichen Organisationen bisher eher nicht erfasst’ wurde und ‘Vereine als zentrale Sozialisationsinstanzen für Lokalpolitiker und als ‚Schulen der Demokratie’ […] aus der lokalpolitischen Forschung gefallen’ sind (Stallmann / Paulsen / Zimmer 2008: 547). Insbesondere vor dem Hintergrund des Einstieges in die Lokalpolitik und der Rekrutierung neuer Mandatsträger wurde das in den 1990er Jahren vernachlässigte Thema im Sinne von Vereinen als zentraler Sozialisations- und Rekrutierungsstelle für kommunalpolitische Eliten wieder interessant. So beschäftigen sich mehrere Projekte in Münster mit der Frage, ‘ob auch heute noch Vereinen eine zentrale Bedeutung für die Rekrutierung und Schulung von Lokalpolitikern zukommt’ (Stallmann / Paulsen / Zimmer 2008: 550) oder befassen sich mit der ‘Analyse erfolgreicher Strategien lokaler Vereine zur Beeinflussung lokalpolitischer Entscheidungen’ (Paulsen / Stallmann / Zimmer 2008: 149). Im Teilprojekt A12 ‘Lokale Eliten zwischen bekenntnisgebundenem Bürgerengagement und Parteipolitik – Multifunktionsakteure unter den Bedingungen normativer und interessenfokussierter Positionierung’ des Exzellenzcluster ‘Religion und Politik’ in Münster werden das Interaktionsverhältnis von politischem und zivilgesellschaftlichem Engagement bei Mehrfachengagierten im Engagementverlauf vor dem Hintergrund des bekenntnisgebundenen Engagements untersucht. Zuletzt wurde in einer Sekundärdatenanalyse des FWS 2004 durch Liedhegener untersucht, wie die Parteipolitik als zivilgesellschaftliches Engagement intern strukturiert und wie sie in und mit der bundesdeutschen Zivilgesellschaft vernetzt ist wobei wiederum ein Schwerpunkt auf die Komponente Religion und (partei-)politisches Engagement gelegt wurde. Alles in allem liegen keine repräsentativen Ergebnisse des bürgerschaftlichen Engagements von kommunalpolitischen Mandatsträgern und ihrer Verflechtungen mit Vereinen vor, obwohl die ‘Forschung zu den ‚Klassikern‘ (Vereine, Verbände, Gewerkschaften) […] aus demokratietheoretischer, wohlfahrtsökonomischer und aus der Gender-Perspektive erforderlich’ (Zimmer 2011: 182) erscheint.
Christian Randel (M.A.) studierte Politikwissenschaft und Geschichte an der Technischen Universität Dresden sowie Parlamentsfragen und Zivilgesellschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kommunal- und Landespolitik, Repräsentations- und Partizipationsforschung sowie die Bereiche der Zivilgesellschafts- und Engagementforschung.
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