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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Täglich viel Fleisch essen ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch für das Klima und Millionen Tiere müssen aufgrund nicht artgerechter Tierhaltung leiden. Mit diesen oder ähnlichen Argumenten wird der Konsum von Fleisch immer öfter in Frage gestellt. Mittlerweile kann man beobachten, dass sich die vegetarische Ernährungsweise in unserer Gesellschaft mehr und mehr etabliert. Das vorliegende Buch zeigt, inwieweit sich die vegetarische Ernährungsweise in einer fleischdominierten Esskultur durchsetzen und in der Zukunft sogar die gesellschaftliche Mitte erreichen kann. Welche soziologischen Aspekte nehmen Einfluss auf die Hinwendung zu einer vegetarischen Ernährungsweise? Und welche Bedeutung hat eine vegetarische oder zumindest fleischarme Ernährung im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung? Einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen besteht darin, dass unser zukünftiges Ernährungsverhalten aufgrund der ökologischen, aber auch ethischen und sozialen Anforderungen langfristig und nachhaltig geändert werden muss. Die Zukunft is(s)t vegetarisch, denn jeder der sich vegetarisch ernährt – egal ob immer, regelmäßig oder gelegentlich – entscheidet sich für einen bewussten und verantwortungsvollen Konsum mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, Umwelt und Zukunft.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5.2, Ernährungspraktiken und gegenwärtige Essmoral: Was essen wir morgen? Mit dieser Frage beschäftigt man sich jeden Tag. Und nichts prägt unseren Ernährungsalltag heute so sehr, wie die Suche nach gesundem Essen. Konfrontiert mit zahlreichen Ernährungsdiskussionen in der Öffentlichkeit und Medien oder Lebensmittelskandale wird das tägliche Ernährungshandeln stark beeinflusst. Wir leben im Lebensmittelüberfluss und aufgrund der hohen Industrialisierung geht die Beziehung zum Lebensmittel weitestgehend verloren. Das bedeutet, einerseits ein hohes Maß an Unsicherheit, nachdem die Herkunft der Nahrungsmittel oftmals nicht mehr transparent ist und andererseits aufgrund des großen Angebots an unterschiedlichsten Nahrungsmitteln eine immer größer werdende Komplexität, die bei den Menschen oftmals auch eine Überforderung und Stress auslöst. In der Vergangenheit waren moralisch begründete Essregeln Vorgaben für das Ernährungsverhalten, während es heutzutage eine Fülle von Gestaltungsoptionen des individuellen Ernährungsalltags gibt. Das führt laut Giddens zu einer tief greifenden Verunsicherung, zu Identitätskrisen und zu Selbstzweifel. Am Beispiel vom Nahrungsmittel Fleisch ist man beispielsweise mit gesundheitlichen (z.B. zu viel ungesundes Fett), moralischen/ethischen (z.B. Fleisch aus Massentierhaltung) und ökologischen Aspekten (z.B. Fleischproduktion ist mitverantwortlich für den Klimawandel) konfrontiert. So verspüren Individuen nun das Bedürfnis, sich über ihr (Ernährungs-) Handeln zu vergewissern und es abzusichern. Das vergrößert die Last der Selbstverantwortung und zwingt über unerwünschte Nebenwirkungen und langfristige Konsequenzen des individuellen Ernährungsverhaltens nachzudenken. Jeder einzelne wird somit als Individuum angesprochen, in Hinblick auf seine oder ihre Ernährung selbstreflektiert und bewusst zu handeln. Es geht also darum, entscheiden zu müssen, was man täglich isst. Ray Goldberg, Professor für Landwirtschaft und Wirtschaft an der Harvard Business School definiert den Wandel im Ernährungsalltag wie folgt: ‘Im Moment ist ein großer Umschwung im Gang. Noch nie gab es so viele Möglichkeiten, die eigene Ernährungsweise zu verbessern und gleichzeitig so viele damit zusammenhängende Ängste.’ Barlösius hat vier Grundmuster der gegenwärtigen Essmoral mit der Fragestellung ‘Was gilt als richtig und gut?’ und ‘Was wird als falsch bzw. schlecht angesehen?’ festgestellt. Das erste Grundmuster ‘glorifiziert’ das Essen, wie es früher war – weil es mit der unberührten Natur, der bäuerlichen Landwirtschaft und mit Mutters oder Großmutters Küche in Zusammenhang gebracht wird. Das zweite Grundmuster verdeutlicht, dass Bio-Produkte besser sind, weil sie eine moralisch verantwortete Produktion bedeuten, die die natürlichen Ressourcen schont. Dieses Ernährungsmuster konzentriert sich auf eine gegenwärtige moralische Überzeugung und Esspraxis. Außerdem ist man auf die Herstellungsweise von Lebensmitteln und die Informationen über die Herkunft fokussiert. Ein weiteres Muster reflektiert den Umgang mit Lebensmittelskandalen. Ereignisse, wie der BSE-Skandal führten dazu, dass ‘bisher noch nicht durchsetzungsfähige moralische Überzeugungen nun mehrheitsfähig und damit in einen moralischen Grundkonsens übergeleitet wurden.’ Somit tragen Skandale zur Entwicklung neuer moralischer Verpflichtungen bei. Insbesondere führen Skandale in Zusammenhang mit Tieren dazu, dass sich die Öffentlichkeit mit einem bewussten Fleischkonsum auseinandersetzt und Konsequenzen für das individuelle Ernährungsverhalten, sei es zum Beispiel weniger oder gar kein Fleisch oder Fleisch nur mehr aus biologischer Landwirtschaft zu essen. Als letzten Aspekt im Rahmen der gegenwärtigen Essmoral sieht Barlösius die Aufforderung sich gesund zu ernähren. Eine gesunde Ernährung ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und wird als verpflichtend anerkannt. Das gilt sogar als moralische Pflicht, indem ein bewusster und selbstkontrollierter Essstil als Handlungsmaxime angesehen wird. Die Folge ist die, dass sich bei einer Nichteinhaltung dieser gegenwärtigen Essensmaximen Individuen oftmals persönlich zu rechtfertigen haben. Nachdem das Ernährungsverhalten im Kontext der alltäglichen Lebensführung jedes/jeder Einzelnen steht und nicht losgelöst von sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Kontext stattfindet, werden nun im nächsten Kapitel aufbauend auf die soeben identifizierte gegenwärtigen Essmoral, die sozialen Merkmale als große Einflussfaktoren des Ernährungshandelns näher skizziert.

Über den Autor

Manuela Gruber wurde 1976 in Österreich geboren. Seit dem Abschluss ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität in Graz ist die Autorin im Lebensmitteleinzelhandel beschäftigt. 2012 absolvierte sie das postgraduale Master-Studium der Gastrosophischen Wissenschaften – Ernährung-Kultur-Gesellschaft mit ausgezeichnetem Erfolg an der Universität in Salzburg.

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