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- Die Vermarktung der eigenen Vergangenheit: Stadtmarketing am Beispiel der japanischen Küstenstadt Kushimoto
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im Jahr 1890 ging an der Küste Japans ein türkisches Schiff unter und prägte die Geschichte in dieser Umgebung dermaßen, dass heutzutage nicht nur ein Komplex mit verschiedenen Einrichtungen vor Ort existiert, sondern verschiedenste Mittel von der Stadtverwaltung als Erinnerungsträger eingesetzt werden. Die vorliegende Studie befasst sich mit der kommunalpolitischen Instrumentalisierung der Geschichte und orientiert sich dabei an dem Beispiel der japanischen Küstenstadt Kushimoto. Im Rahmen dieser Studie wird dabei den Fragen nachgegangen, was unter dem Ausdruck ‘Instrumentalisierung der Geschichte’ zu verstehen ist und welche Position diese in der großräumigen Kommunalpolitik einnimmt. Des Weiteren wird betrachtet, wie die Methodik der Geschichtsinstrumentalisierung im Rahmen des Stadtmarketings angewendet und durchgeführt wird und welche Ziele hierbei verfolgt werden. Diese Studie stellt anhand des besagten Fallbeispiels eine Formel für ein erfolgreiches Stadtmarketing mit dem Schwerpunkt auf Geschichtsinstrumentalisierung und die damit verbundene Markenbildung auf.
Textprobe: Kapitel 3, Analyse: Die Instrumentalisierung der Geschichte in Kushimoto: Bis zum bevorstehenden Kernpunkt vorliegender Studie wurden mehrere bedeutsame Aspekte durchgenommen, untersucht und zu einem Theorienkomplex zusammengefügt. Angefangen mit der Kommunalpolitik wurden zunächst die Organisations- und Verwaltungsstrukturen in Wakayama und Kushimoto ermittelt, was zur Erkenntnis führte, dass Kushimoto gegenwärtig weitreichendere Verwaltungsaufgaben innehat als eine klassische Kommune in Japan. Daraufhin wurde das weite Feld der Kulturpolitik aufgegriffen und mit der Geschichtspolitik vereint, um das Thema der vorliegenden Untersuchung, die Geschichtsinstrumentalisierung, diesem Gebiet zuzuordnen und anschließend die Art der auf Kushimoto zutreffenden Erinnerungskultur als Viktimisierung zu bestimmen. Nach diesem ersten Theoriengerüst folgte der Bereich des Stadtmarketings und lieferte substanzielle Aspekte für die bevorstehende Analyse. Es wurde festgehalten, dass das Phänomen des Stadtmarketings in Japan schon seit 1919 existiert und gegenwärtig als machizukuri bezeichnet wird. Gleichzeitig wurden die Intention und der Prozess des Stadtmarketings auf detaillierte Art und Weise betrachtet und anschließend zu seiner wichtigsten Säule, Tourismusmarketing, übergeleitet. In Verbindung mit der Kommunikation als Werbungsstrategie wurden dann die Ressourcen und Besonderheiten einer Stadt aufgegriffen und als das Fundament des Stadtmarketings gekennzeichnet. An dieser Stelle wurde dann eine erneute Verbindung zur Geschichtspolitik hergestellt und diesmal explizit die Instrumentalisierung der Geschichte analysiert, wobei ein Schwerpunkt auf die stärksten Segmente, Museum und Denkmal, gelegt wurde. Zur Vollendung des Theorienkomplexes wurden zum Abschluss die Markenpolitik aufgegriffen und die verschiedenen Funktionen und Methoden mit einer Fokussierung auf Imageprägung behandelt, die für die Markenbildung im Rahmen des Stadtmarketings von Bedeutung sind. Dadurch konnte ein Komplex der kommunalpolitischen Geschichtsinstrumentalisierung im Rahmen des auf Tourismusförderung fokussierten Stadtmarketings errichtet werden, an Hand welcher im Folgenden die Instrumentalisierung der Geschichte in Kushimoto analysiert werden soll. Bei der Anwendung der behandelten Aspekte auf Kushimoto in der bevorstehenden Analyse soll zunächst kurz die historische Entwicklung des Stadtmarketings in Kushimoto betrachtet werden, um eine bessere Übersicht zu erhalten und im Folgenden die Zielbestimmungen und Ressourcen der Kommune zu untersuchen. Nach dem anschließenden Festhalten eines Zwischenfazits auf die Frage, ob das Phänomen der Geschichtsinstrumentalisierung in Kushimoto vorzufinden ist, soll dann mit der Analyse ihrer Ausübung begonnen werden. Hierbei sollen vorerst historische Relikte, Einrichtungen und Gedenkplaketten der Stadt genauestens analysiert werden. Im Anschluss sollen die Veranstaltungen der Stadt untersucht werden, woraufhin ein Schwenk zur diesbezüglichen Kommunikation gemacht und u. A. mit dem Internetauftritt die Eigenwerbung Kushimotos betrachtet wird. Während dieses Analyseprozesses sollen stets Rückschlüsse auf die Markenbildung gezogen werden, um eine authentische Art der Durchforschung vollstrecken zu können. Schließlich soll im letzten Teil der Analyse die Markenbildung in Kushimoto an sich untersucht werden, bevor im letzten Schritt die Forschungsergebnisse präsentiert werden. 3.1, Historische Entwicklung: Die Historie der Stadt Kushimoto kann in drei Perioden unterteilt werden: 1. 1897-1958. 2. 1958-2005. 3. 2005-Gegenwart. Die erste Periode war die Zeit von der Verstädterung bis zum Zusammenschluss mit Oshima und somit die anfängliche Wachstumsphase Kushimotos. Erwähnenswert sind hierbei die zahlreichen Eröffnungen von städtischen Einrichtungen wie z. B. die Stadtbücherei oder Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Es ist also eine Aktion in Richtung notwendiger Fundamentbildung auf Einrichtungsbasis erkennbar. Nach der Fusion mit Oshima fallen die Kontaktaufnahmen zur Türkei auf. Neben intensiven Aufbau- und Sanierungsprojekten der Relikte und Einrichtungen auf Oshima, die in Verbindung mit dem Untergang des Ertugrul Firkateyni stehen, wurden zwei Städtepartnerschaften geschlossen: 1964 mit Yakakent, einer Stadt am Schwarzen Meer, die mit ihrer Fischerei und ihrem Tabak berühmt ist. Elf Jahre später, im Jahr 1975, folgte dann die zweite Partnerschaft mit der Stadt Mersin an der türkischen Mittelmeerküste, welche ebenfalls für ihre Fischerei und historische Relikte bekannt ist. Doch drei Jahre davor wurden die ersten Kontakte schon aufgenommen und Mersin errichtete als Erwiderung auf dieses Bestreben ein dem Ertugrul-Denkmal ähnliches Monument. Zur selben Zeit wurden auch Beziehungen zur amerikanischen Stadt Hemet in California aufgenommen, welche 1974 zur Partnerstadt Kushimotos wurde. Als Anlass hierfür kann das kurze Ankern der zwei amerikanischen Schiffe Lady Washington und Grace im Jahr 1791 gesehen werden, was als die erste freundschaftliche Kontaktaufnahme zwischen den USA und Japan bezeichnet wird (Bird 2008:Internet). Im Anschluss an diese drei immer noch aktiven Städtepartnerschaften begann in den 70ern zusätzlich eine Tourismus-Orientierung in Kushimoto. Einerseits wurden Hotels und Einkaufszentren errichtet und andererseits für eine Zunahme bei den Events gesorgt. Vor allem wurden alle paar Jahre am Jahrestag des Unterganges des Schiffes Ertugrul Gedenkfeiern abgehalten. Aber solche Veranstaltungen standen nicht nur in Verbindung mit der Türkei. Z. B. fand im Jahr 1982 das erste Kushimoto-Fest statt, bei welchem traditionelle lokale Tänze und Lieder vorgeführt werden. In den 80ern ist das langsame Aufkommen des Stadtmarketings durch zunehmende Aktionen des Arbeitsbereiches für Internationalen Austausch in Kushimoto bemerkbar. In den Annalen der Stadt Kushimoto taucht der Begriff machizukuri das erste Mal im Jahr 1984 in Verbindung mit einer Produktmesse auf. 1988 hingegen wurde auf eine gezielte Art eine das Stadtmarketing betreffende Konferenz abgehalten, welche mit der Bezeichnung ‘schönes Stadtmarketing’ eine Nuancierung möglich macht. Schließlich wurde gegen Ende dieser zweiten Periode bis 2005 neben wachsender Anzahl an Veranstaltungen und auch der Palette an Angeboten (Kochkurse, Sportangebote, etc.) großer Wert auf internationale Kommunikation und Austausch gelegt. In den 90ern begann Kushimoto zahlreiche türkische Besucher zu erhalten und stattet der Türkei seitdem des Öfteren mit Angehörigen der Stadtverwaltung einen Gegenbesuch ab, worauf die Fokussierung verständlicherweise auf den Partnerstädten Yakakent und Mersin liegt. Auch ein Schüleraustausch wurde 1994 zwischen Kushimoto und den beiden Partnerstädten eingeleitet und ein Jahr darauf auch mit der Partnerstadt Hemet in den USA. In der dritten und sich bis in die Gegenwart hinein streckenden Periode, also nach der Fusion mit Koza, ist schließlich eine starke Zunahme Türkei-orientierter Veranstaltungen, Austauschprogramme und Aktivitäten in Kushimoto zu beobachten. Während die Gedenkfeiern immer mehr an Kapazität und Quantität gewinnen, steigt auch der Stellenwert der Besucher. Immer mehr Fernsehsender besuchen Kushimoto zu Zwecken von Dokumentationsaufnahmen. Den Höhepunkt stellt bis heute noch der Premierminister der Türkischen Republik, Abdullah Gül, dar, der bei seinem Japan-Aufenthalt im Juni 2008 zusammen mit seiner Ehefrau auch Kushimoto besuchte und an der Gedenkfeier am Denkmal in Oshima teilnahm
Çigdem Gedik, M.A., wurde 1985 in NRW geboren. Nach dem Abitur nahm sie das Studium der Japanologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf auf und fing bereits im dritten Semester an, als studentische Hilfskraft zu arbeiten. Zur selben Zeit belegte sie den ersten Platz beim vom Japanischen Generalkonsulat ausgeschriebenen Japanisch-Redewettbewerb in NRW. Ihr Forschungsschwerpunkt lag, durch die Herkunft ihrer Vorfahren und den somit vorhandenen Sprachkenntnissen, auf türkisch-japanisch orientierten Themengebieten. Die Bachelorarbeit, welche unter Verwendung von Japanisch, Türkisch und Englischen Quellen auf Deutsch verfasst wurde, weckte mit der Unterstützung ihres Professors Shingo Shimada das Interesse der Kansai Universität in Osaka, woraufhin die Autorin als Gastrednerin eingeladen wurde. Im Jahr 2011 beendete sie schließlich ihr Studium mit dem Mastergrad und veröffentlichte währenddessen ihre Bachelorarbeit in japanischer Sprache mit verlagstechnischer Unterstützung der Kansai Universität in einem wissenschaftlichen Sammelband in Japan. Gegenwärtig arbeitet die Autorin als Angestellte in einem Tochterunternehmen von Mitsubishi.
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