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Soziologie

Christian Rödig

Die private Front: Fotografien deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg

ISBN: 978-3-8428-8303-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 43
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Krieg ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit den frühesten Aufzeichnungen menschlicher Geschichte wissen wir von bewaffneten Auseinandersetzungen, welche sich im Laufe der Geschichte immer wieder grundlegenden Entwicklungen unterzogen haben. Doch nicht nur das Führen von, sondern auch die Kriegsberichterstattung und der damit verbundene Einsatz von Medien änderte sich häufig. Eine bedeutende Entwicklung stellte dabei die Entwicklung der Fotografie dar, welche auch dazu führte, dass der größte und schrecklichste Krieg der Menschheit - Der Zweite Weltkrieg - gut dokumentiert ist. Das vorliegende Werk befasst sich mit Fotografien deutscher Soldaten aus jenem Konflikt, der die Welt für immer verändern sollte. Dazu werden zum Teil noch nie zuvor veröffentlichte Fotografien betrachtet, kritisch analysiert und anschaulich dargestellt. Besonders hierbei ist, dass keine Abbildungen der Propaganda, sondern ausschließlich Privatfotografien untersucht werden. Der Leser erhält somit Einblick in die persönliche Sicht der Soldaten und erhält die Chance, den Zweiten Weltkrieg abseits bekannter wissenschaftlicher Pfade neu zu entdecken und sich damit auseinander zu setzen. Für einen unkomplizierten Einstieg in die Thematik sorgt eine kurze Einführung in die Fotografiegeschichte und -theorie, welche den Untersuchungen vorangestellt wird. Dadurch fällt es dem Leser besonders leicht, sich schnell nach aktuellem wissenschaftlichen Stand mit dem Thema zu befassen - auch ohne besondere Vorkenntnisse. Das Buch enthält zahlreiche Abbildungen in originalgetreuer Farbgestaltung sowie zusätzlich je ein Literatur- und Quellenverzeichnis.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Otto Otto: Otto Otto wurde 1912 in Frankfurt am Main geboren. Im Krieg war er Schriftsetzer im Rang eines Unteroffiziers. Im Frankreichfeldzug wurde er erst in eine Vorhut integriert und war danach ab Mai 1941 für vier Wochen in Paris stationiert. Gegen Mitte des Jahres wurde er nach Polen und später Russland versetzt. Nach verschiedenen Stationen dort, u. a. Borisow und Bryansk, wurde er im Dezember 1943 oder Januar 1944 aufgrund einer Verletzung nach Deutschland zurückgeschickt. Er kämpfte fortan im Raum Köln-Aachen und fiel am 25.02.1945 bei einem Angriff alliierter Bomber. Das Konvolut besteht aus zwei Fotoalben mit insgesamt 174 Fotografien, wobei das erste Album Motive aus Frankreich und das zweite Bilder aus Russland enthält. Otto hat höchstwahrscheinlich nicht selbst fotografiert, sondern die Abzüge von verschiedenen Kameraden bestellt. Deutlich wird dies an den unterschiedlichen Formaten der Bilder. Trotzdem kann allein durch den Besitz und die Bildkommentare, welche von ihm stammen, erahnt werden, welche Motive im Fokus von Otto standen und wie er sich bestimmten Sachverhalten gegenüber verhielt. Auch dürfte er bei den meisten der gezeigten Szenen selbst dabei gewesen sein. Von Ottos Ehefrau wurden während des Krieges Bilder entfernt, es ist jedoch nicht bekannt, was darauf zu sehen war. Auch die Schenkerin entfernte später Fotos, nach eigenen Aussagen jedoch nur Bilder, die ihren Vater zeigten, damit sie ein Andenken an ihn hat. Über die geistige Haltung Ottos zum Nationalsozialismus ist nichts bekannt. Ein zentrales Element im ersten Album bilden Fotografien von Truppenbildern und Appellen. Dies wird auf Abbildung (Abb.) 1 deutlich, welche zugleich das erste Foto des Albums darstellt. Zu sehen ist dabei eine Einheit von Soldaten. Aus der Bildunterschrift Ottos erfahren wir, dass es 1940 in einer Kaserne aufgenommen wurde. Das Foto ist gestellt und könnte von einem Kompaniefotografen stammen, wenngleich die Qualität der Bildkomposition dürftig ist. Gut vorstellbar, dass dieses Foto trotzdem unter den Angehörigen der Einheit weit verbreitet war… 4., Spezifika der Soldatenfotografie: Nachdem die hier vorliegenden Quellen untersucht wurden, sollen nun Ergebnisse anderer Forschungen zu Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt werden. Die Fotografien von Otto, Karl und Jehn sollen dabei mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus anderen Konvoluten verglichen werden. Die Gliederung des Kapitels in West- und Ostfront hat sich dabei aufgrund der historischen Unterschiede im Kriegsverlauf, wie auch in der Art der Kriegsführung ergeben, welche sich auch im fotografischen Bereich niederschlagen. So sind etwa Motive wie der Kolonialsoldat oder das Flintenweib für je eine der beiden Fronten spezifisch, aber auch der Erfolge und Misserfolge unterschiedlich verteilt. Sowohl in der Forschung, als auch in den eigenen Untersuchungen kristallisierte sich diese Teilungals sinnvoll heraus. Außerdem stammen die meisten heute bekannten Fotografien der Soldaten von einer der beiden Fronten, wie Bopp aufgezeigt hat.55 Dies dürfte dadurch bedingt sein, dass an diesen Kriegsschauplätzen die größten deutschen Truppenkontingente operierten. Unbekannt ist, warum es vergleichsweise wenig Fotos vom Kampfschauplatz Afrika gibt. Eventuell spielten hier klimatische Bedingungen eine Rolle, welche einen Einsatz der Kameras erschwerten. Andererseits funktionierten die Apparate, wie bei den Konvoluten zu sehen war, selbst im beschwerlichen Klima Russlands gut. 4.1 Westfront: Beim Konvolut Otto Otto wurden Fotos aus Paris angesprochen. In der Forschung hat sich vor allem Bopp mit Motiven aus Paris auseinandergesetzt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Fotografien sich zumeist auf die Sehenswürdigkeiten beschränken und ständig deutsche Soldatentrupps zu sehen sind. Dadurch sei auf den Fotografien eine ‘Omnipräsenz der Besatzer’56 entstanden. Sie erinnert ebenfalls daran, dass die meisten Soldaten vor dem Krieg nie ins Ausland, geschweige denn nach Paris reisten und somit von der Fremde fasziniert waren. Bopp liegt mit ihren Ergebnissen zwar richtig, jedoch stellt sich die Frage, ob es für die Soldaten überhaupt eine andere Möglichkeit der Darstellung gab oder ob ihnen die auf den Fotos vermittelte Stimmung der Besatzung überhaupt bewusst war. Ebenso wie es heute noch bei den meisten Menschen der Fall ist, hatten die Soldaten das Bedürfnis, auf Fotos mit Sehenswürdigkeiten abgebildet zu sein - als Beweis und Erinnerung zugleich. Dabei musste zwangsläufig für den heutigen Betrachter die Aura der Besatzung entstehen. Dies hätte durch zwei Maßnahmen verhindert werden können. Zum einen hätten sich die Soldaten in ziviler Kleidung, zum anderen gar nicht ablichten lassen können. Erstgenanntes war jedoch kaum möglich und die zweite Möglichkeit aus verständlichen Gründen unbeliebt. Die ‚Omnipräsenz der Besatzer’ ist also ein versehentliches Produkt. Bei Otto tritt es zudem kaum auf. Breiteres Interesse in der Wissenschaft riefen die Bilder von afrikanischen Soldaten hervor. Hoffmann spricht hier bezüglich des Fotografieverhaltens der Deutschen vom ‚Blick des weißen Herrenmenschen’. Fotografien von Schwarzen seien vor allem von oben herab erfolgt, wodurch die Bildobjekte kleiner und somit schwächer wirkten. In der Tat ist es in der Fotografie ein beliebtes Mittel Dinge, welche kleiner wirken sollen, von oben herab aufzunehmen. Allerdings wird bei Otto deutlich, dass diese Perspektive auch einen viel banaleren Grund gehabt haben könnte: Die gefangenen Kolonialsoldaten saßen oft auf dem Boden und der Soldat hätte sich erst hinknien müssen, damit er sie aus gleicher Höhe fotografieren konnte. Eine Aufnahme von oben war somit wesentlich schneller erledigt, wodurch die ‚von-oben-Perspektive’ nicht zwangsläufig als Ausdruck des Gefühls der eigenen Überlegenheit, sondern ebenso aus rein pragmatischen Gründen gewählt worden sein könnte. Bopp betont die rassistischen Äußerungen, welche mit den Abbildungen der Afrikaner einhergegangen seien. Außerdem seien diese deutlich häufiger als weiße Gefangene fotografiert worden.60 Während ersteres bei Otto nicht nachweisbar ist, trifft die zweite Behauptung auf ihn zu, denn er besitzt nur Fotos von Kolonialsoldaten. Auch Starl sieht in den Schwarzen ein beliebtes Motiv, richtet seine Aufmerksamkeit jedoch auch darüber hinaus auf weitere Aspekte. So hätte es im Zweiten Weltkrieg deutlich mehr Gesten der Überlegenheit seitens deutscher Truppen gegenüber anderen Personen, als den afrikanischen Gefangenen gegeben. Auch gegenüber weißen französischen Gefangenen oder der Zivilbevölkerung besetzter Gebiete, hätten sich Wehrmachtssoldaten Gesten der Überlegenheit geleistet. Außerdem seien die Zerstörung von Städten und Dörfern ebenso oft dokumentiert wurden, wie die Truppenmärsche. Zumindest die letzten Motive finden sich auch bei Otto in großer Anzahl.

Über den Autor

Christian Rödig (geboren 1990 in Arnstadt/Deutschland) studierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen Geschichte und Fachjournalistik Geschichte. Schwerpunkte seines mit ‚hervorragend’ abgeschlossenen Bachelor Studiums lagen dabei in den Themengebieten Nationalsozialismus, Mediengeschichte und European History. Er schrieb zahlreiche Seminararbeiten zum Themenkomplex Nationalsozialismus, u.a. Schweizer Asylpolitik, Hitler-Biografien und Fotografie. Des Weiteren war er tätig als wissenschaftliche Hilfskraft an der Justus-Liebig-Universität unter Prof. Dr. Dirk van Laak. Hier arbeitete er an einem Wissenschaftsprojekt mit dem Thema ‚NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter’. Derzeit absolviert er ein Master-Studium in den Fächern Globalgeschichte und Global Studies an der Universität Wien.

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