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- Die 'Jabezgeneration': Soziale Ungleichheit und das Prinzip des Auslesens an deutschen Schulen
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 160
Abb.: 35
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
PISA-Schock und andauernde Diskussionen zum föderalen Umbau des Bildungssystems, aufrüttelnde Korrespondenzen von Lehrenden an Bildungsministerien und Rücktritte von engagierten Elternvertreter/innen, weil die Kruste des Althergebrachten zu dick und unüberwindbar scheint, beherrschen die fortwährende Beschäftigung mit dem Thema Bildung. Das Deutsche PISA-Konsortium bestätigt, dass die Bedingungen des Aufwachsens den Stand der erworbenen Kompetenzen beeinflussen. Soll heißen, dass die gegebene Lernwelt, in der Kinder aufwachsen, für die elementaren Fähigkeiten und Fertigkeiten und damit für die Integration der nachkommenden Generation in die Gesellschaft von Bedeutung ist. Dabei bezieht sich die Lernwelt auf verschiedene Sozialisationsfelder. Ein fundamentaler Bereich dabei ist die Schule. Sie stellt ein ganz zentrales Lern- und Lebensfeld junger Menschen dar, da sie in dieser intensiven Phase der Sozialisation einen großen zeitlichen Rahmen einnimmt. Für die persönliche Entwicklung ist Schule und die Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Zusammenhang mit dem Schulbesuch stehen, von entscheidender Bedeutung. Leider können auch in unserer demokratischen, freien, sozial- und rechtstaatlichen, auf Wohlfahrt ausgerichteten Gesellschaft nicht alle Mitglieder gleichermaßen Nutznießer dieser Gesellschaftsform sein. Soziale Ungleichheit hat Einfluss auf die mehr oder weniger gut gelingende Lebensplanung der Gesellschaftsmitglieder. Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und ungleichen Bildungschancen und -zugängen bestimmt darüber, wie der Übergang in eine Erwerbstätigkeit und damit in eine eigene Zukunft gelingt. Dieses Buch erörter die Fragen, wie realistisch der Lebens- und Zukunftsplan selbst ‚entworfen’ werden kann, bzw. wie nüchtern Jugendliche und junge Erwachsene unter den bestehenden z. T. trüben, unsicheren und brüchigen Bedingungen der heutigen Zeit ihrer Zukunft entgegen sehen müssen.
Textprobe: Kapitel 3.2, Einkommen, Vermögen und Besitz: ‘Einkommen ist die zentrale Ressource der Bürger für die Erreichung und Sicherung eines gewünschten Lebensstandards und wirkt sich nicht zuletzt auch auf das Niveau der wahrgenommenen Lebensqualität aus.’ Das Einkommen kann Auskunft über gesellschaftliche Teilhabe der einzelnen sozialen Gruppen geben, kann durch die Höhe Wohlstand erfassen oder auf gesellschaftliche Randständigkeit hinweisen. In der Nachkriegszeit gab es ‘…ein kollektives Mehr an Einkommen, Bildung, Mobilität, Recht, Wissenschaft, Massenkonsum…’ und damit eine allgemeine Erhöhung des Lebensstandards für eine Mehrheit des Volkes, die von BECK, wie bereits erwähnt, als ‚Fahrstuhl-Effekt‘ bezeichnet wurde. Das heißt, fast alle haben von der ‚Wohlstandgesellschaft‘ profitiert, alle sind eine Etage höher ‚gefahren‘. Die sozialen Ungleichheiten wurden damit nicht beseitigt. Es gibt fortgesetzt eine Kluft zwischen Arm und Reich, bei der auf der einen Seite lediglich unmittelbare Lebensbedürfnisse und Wünsche befriedigt werden können (z. T. auch eine Überschuldung im Hintergrund abgebaut werden sollte) und auf der anderen Seite Einkommen und Besitz nur mehr als Bedürfnisbefriedigung zulassen (z. B. ein hoher Ausstattungsgrad beim Personenkraftwagen und hochwertige Mediengeräte). In Deutschland hat sich ‘der Abstand zwischen Armen und Reichen in der Verteilung der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöht.’ Seit den 80er-Jahren nimmt die Einkommensungleichheit zu. Einkommensungleichheit äußert sich im ‘…Zugang zu privaten (und zum Teil auch öffentlichen) Gütern der Bedarfsdeckung.’ Dabei entscheidet die Höhe des Einkommens und des Vermögens darüber, wie hoch der Versorgungsgrad der Bedarfsdeckung ist. Danach richten sich Spar- und Konsummöglichkeiten und der daraus folgende mögliche Lebensstandard, der entweder zufriedenstellend oder weniger befriedigend ausfällt. Es ist nicht nur vorstellbar, sondern auch belegbar (in so genannten Wohlfahrtssurveys), dass ein ausreichendes bzw. unzureichendes Einkommen auf weitere Dimensionen sozialer Ungleichheit wie z. B. Macht, Prestige und entsprechende Wohn- und Freizeitbedingungen wirkt. Vorteilhaftere Gesundheitsvorsorge (z. B. Ernährung, Sport), bessere Bildungsbeteiligung (z. B. Nachhilfemöglichkeiten bei Lernschwierigkeiten, zusätzliche Bildungsanregungen durch Bücher oder andere Gelegenheiten des Lernens), Nutzung von Ausgleichsmaßnahmen zur Berufstätigkeit (z. B. Wellness, Urlaub, Freizeit), Partizipation am gesellschaftlichen Leben (z. B. Kultur) sind nur einige Beispiele von Möglichkeiten, die Menschen mit höheren und hohem verfügbaren Einkommen besitzen. Dies gelingt nach GEIßLER tatsächlich immer mehr Menschen: ‘Die Wohlhabenden und Reichen in der Bundesrepublik sind also immer zahlreicher und gleichzeitig immer wohlhabender und reicher geworden. In den Auswertungen des aktuellsten Datenreports wird vervollständigend verdeutlicht, dass sich die Ungleichheit der verfügbaren Einkommen deutlich erhöht und ‘die Schere zwischen Arm und Reich … weiter geöffnet [hat].’ Einkommen und Macht haben ihren eigenen Stellenwert in den Dimensionen sozialer Ungleichheit und sozialen Beziehungen, können sich jedoch auch gegenseitig bedingen.
Manuela Trenkler, Jahrgang 1961 schloss nach einer Fachschulausbildung in Betriebswirtschaft, beruflichen Tätigkeiten in diesem Bereich, Familienzeiten und beruflicher Umorientierung im Jahre 2009 das Studium zur Diplom-Pädagogin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen ab. Durch praktische Erfahrungen im pädagogischen Bereich, durch Erlebnisse der schulischen und beruflichen Entwicklung der eigenen vier Kinder, aber auch der Einblicke in Problematiken der heranwachsenden jungen Menschen während ihrer Mentorentätigkeit und des Praktikums bei einem Bildungsträger, entwickelte die Autorin Interesse zur der Beschäftigung mit dem Thema der ungleichen Partizipation an Bildungsmöglichkeiten in Deutschland.
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