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- Die Entstehung der postmodernen Familie: Entwicklung der typischen Familienmuster von der Aufklärung bis in die Postmoderne
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Familie an sich ist im Bereich der Erziehungswissenschaften ein ständiges Thema. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich das Bild der Familie innerhalb der Gesellschaft häufig verändert. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit wirken immer wieder Einflüsse auf die Gesellschaft, die vor allem den Wandlungsprozess der Familie beschleunigen. Die Familienbilder bzw. die Zusammenlebensformen, die es heute gibt, sind keine festgelegten einer früheren Zeit. Von Anbeginn der Menschheit hat sich die Familie weiterentwickelt. Egal welche Zeit man betrachtet, stets gab es zentrale Werte und Muster für eine Familie. Was bedeutet dieser Wandel für die moderne Familie? Welche Strukturen ehemaliger Familienformen treten auch heute noch in Erscheinung? Mit welchen Neuerungen wird die Familie konfrontiert und wie geht sie mit diesen verschiedenen Situationen um? Ferner muss untersucht werden, welche Gefahren daraus hervorgehen und wie der Ausblick für die nächste Generation aussieht. Bietet der gesellschaftliche Wandel noch Orientierungspunkte?
Textprobe: Kapitel 6.5, Generationsbewusstsein: Es kommt mit der Zeit zu einer Umstrukturierung der Denkweise in Bezug auf die Kinder. Das Familienleben wird kinderzentriert. Die Reproduktion und die Sozialisationsmaßnahmen gewinnen an Bedeutung. Gemäß der Sorgfaltspflichten der Frau für Haus- und Erziehungsarbeit verschieben sich ihre Präferenzen mehr in Richtung Erziehung der eigenen Kinder. Haushaltsarbeiten werden vielfach an Hausangestellte übergeben. Das charakteristisch bedeutendste Paradigma dieser Zeit ist, dass die Privatheit der Familie zum Schutz vor der Öffentlichkeit von dieser abgegrenzt wird. Durch diese Abgrenzung soll die Familie von der auf Profit zielenden kapitalistischen Gesellschaft abgeschirmt werden. Demgegenüber steht die Verpflichtung der Eltern, ihre Kinder auf genau dieses Leben, in dieser Gesellschaft, vorzubereiten. Die Kinder müssen sich bestimmtes Wissen und bestimmte Fähigkeiten aneignen, um das Leben außerhalb der Familie bewältigen zu können. Anfangs traf dies nur für die Jungen zu, im Verlauf des Jahrhunderts aber auch immer mehr für die Mädchen. Das bedeutete, dass die Frauen, die für die Erziehung der Kinder zuständig waren, eine diffizile Aufgabe zu bewältigen hatten. Sie mussten eine von der Öffentlichkeit abgeschottete Familie formen und gleichzeitig in der Lage sein, ihre Kinder auf eben diese Welt, mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten und Mustern, vorzubereiten und so zu erziehen, dass sie ihnen ermöglichten auch außerhalb der Familie zu überleben und sich zurechtfinden zu können. Exkurs: Reproduktion in der Familie: Das Reproduktionsempfinden der Erwachsenen hängt stark mit den eigenen Erlebnissen und Erfahrungen aus der Kindheit zusammen. Bei dem Gedanken der Gründung einer Familie streben die Erwachsenen eine Familie an, die eine gleichermaßen geformte Struktur aufweist wie die, die sie selbst in ihrer Kindheit erfahren haben. Dieser Vorgang ist der typische Reproduktionsmechanismus für die Bürgerliche Familie. Der Kinderwunsch liegt in dem tiefen Bedürfnis der Erwachsenen, die Engen der mühsamen Erwachsenenwelt zu überwinden und einen Teil der sorgloseren und unbekümmerten Kinderwelt gemeinsam mit ihren Sprösslingen zu erleben. Darüber hinaus haben die Erwachsenen die Absicht abermals eine Beziehung zu einer Person herzustellen wie es in ihrer Kindheit die intensive Mutter-Kind-Beziehung gewesen ist (Regression). Auch das Bindungsbedürfnis in der Kindheit spiegelt sich in dem Begehren zur Familienbildung im Erwachsenenalter wider. Somit leiten die Erlebnisse in der Kindheit das spätere Verhalten ein. Das Verlangen eine intensive Bindung eingehen zu wollen führt dazu, dass die eigenen Kinder behütet und beschützt werden sollen. Auf der Suche nach neuen Mustern: Die vielen gesellschaftlichen Veränderungen brachten häufig einen Zustand der Ratlosigkeit mit sich, vor allem für die Frauen aus dem Mittelstand. Bedingt durch die umfangreichere Entscheidungsfreiheit hinsichtlich rechtlicher und wirtschaftlicher Verordnungen, trat eine gewisse Orientierungslosigkeit auf. Daher stellt sich die Frage, wie die Familie aufrecht erhalten werden sollte, denn die alte Ordnung begann immer mehr zu zerbröckeln und die Frauen sehnten einen neuen Stand innerhalb der Familie herbei. Die gesellschaftlichen Strukturen sollten jedoch dazu führen, dass weiter nach einer Legitimation dafür gesucht wurde, die Frauen in ihrer Position zu begrenzen und dem Mann unterzuordnen. So wurden um die Jahrhundertwende 1800 die Geschlechtercharaktere geschaffen, welche bis in das 20. Jahrhundert immer weiter ausgearbeitet wurden. Mit den Modellen der Geschlechtercharaktere sollte die unterschiedliche Geschlechtlichkeit, und die Ehe- und Familienverhältnisse analysiert und erforscht werden, um einen von der Natur gegebenen Entwurf zu skizzieren und zu manifestieren. Gestützt wurden die Kriterien durch die Medizin, Anthropologie, Biologie und die Psychoanalyse. Infolgedessen war es möglich die patriarchalische Herrschaft und die darauf basierenden Ehe- und Familienverhältnisse zu untermauern. Die Geschlechtercharaktere: Sogar heutzutage ist es üblich die Frau als das schwächere Geschlecht zu bezeichnen. Viele Eigenschaften der damaligen Zeit werden auch heute noch für die Beschreibung der Geschlechter verwendet. Demnach sei eine Frau schwach, einfühlsam, passiv, emotional, häuslich und fürsorglich. Ein Mann hingegen stark, aktiv, rational, leistungsorientiert und ehrgeizig. Die Forderung der Frauen nach Gleichheit in der Partnerschaft fand durch die Entwicklung der Geschlechtercharaktere nur wenig Berücksichtigung. Die Rollenverteilung wurde demnach strikter als zuvor und die Macht und Autorität der Männer verstärkte sich. Geschlechtscharakter der Frau: Verbunden mit der Rolle der Frau trat eine neue Gewohnheit hervor. Die körperliche Arbeit für die Frau in der Familie war verpönt, aber nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch die Erwerbsarbeit außerhalb des Hauses. Jegliche Arbeiten die zur Hausarbeit gehörten wurden größtenteils an Dienstmädchen abgetreten. Diese zählten jedoch nicht mehr zur Familie wie noch im 18. Jahrhundert und so entstand ein rein sachliches Verhältnis zwischen den Familienangehörigen und den Dienstboten. Um es radikal auszudrücken, eine Beziehung auf der Ebene von Herrscher und Beherrschtem. Diese zwei Prinzipien wurden als Sitte einer guten bürgerlichen Familie gesehen, Dienstmädchen, die der Frau die Arbeit abnahmen und der Umstand, dass die Frau keiner Erwerbsarbeit nachgehen musste. Einst wurde die Frau von ihrem Mann für ihr Engagement, dass sie ebenfalls viel Arbeit verrichtete, geachtet, jetzt bestand ihr Lebensinhalt aus der Erziehung der Kinder, dem Kochen für die Familie und dem gemeinsamen Gang in die Kirche. Das vorrangige Ziel der Frau ist die Ehe. Da die Frau häuslich, einfühlsam und emotional ist, musste ihre Absicht darin bestehen, eine Familie aus Liebe zu gründen. Die Sentimentalität und das bewusste Gefühlsempfinden charakterisierten nun die Bürgerliche Familie. Die Liebe wird der Frau als Wesensmerkmal zugeschrieben, von ihrem Gegenüber, dem Mann kann sie davon jedoch nur wenig erwarten, denn ihm wird die Rolle des arbeitenden Versorgers und des autoritären Herren des Hauses übertragen. Wie wird das Wort Liebe im damaligen Bürgertum gedeutet? Die Liebe soll eine Atmosphäre der Geborgenheit darstellen, d.h. sie soll ein harmonisches und emotionales Zusammenleben in der Familie ermöglichen, welches einen Ausgleich zur realen Welt schaffen sollte. Die Liebe der Frau genügt ihrer Bestimmung, wenn sie den Mann mit der undankbaren Welt wieder aussöhnt. Diese Liebe wird als eine andere Liebe beschrieben als in der heutigen Zeit. Die Frau gibt sich für ihren Mann auf. Das bürgerliche Leitbild für die Frau beschreibt sie als asexuell, die Frau verspürt nicht den Drang nach sexueller Befriedigung, die Liebe ruft in ihr das Verlangen hervor, ihren Mann zu befriedigen. Dies verdeutlicht auch Fichte (1796).
Lars Edelmann wurde 1986 in Siegen geboren. Sein Studium für das Lehramt an Gymnasien schloss der Autor im Jahre 2014 mit dem Staatsexamen ab. Fachschwerpunkte während seines Studiums waren neben den Grundwissenschaften (Erziehungswissenschaft, Psychologie, Politologie und Soziologie), Anglistik, Politik und Sport.