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- Der Wohlfahrtsstaat in der Krise: Eine vergleichende Fallstudie zum Wandel des Wohlfahrtsstaates in der Wirtschaftskrise
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zentral beschäftigt sich die Studie mit der Fragestellung: 'Welchen Einfluss hatte die Wirtschafts-, Finanz- und Eurokrise auf den Wohlfahrtsstaat?' Im Mittelpunkt dabei steht die Erwartung ein Auf- oder Abbau des Sozial- und Wohlfahrtsstaates auf Grund der Wirtschaftskrise nachzuweisen. Dieser Zusammenhang wird in der Arbeit anhand von drei Fallbeispielen, Deutschland, Großbritannien und Griechenland aufgezeigt. Zu Beginn der Arbeit wird der Begriff 'Wohlfahrtsstaat' definiert und abgegrenzt zu weiteren einschlägigen Begriffen der Sozialpolitik. Anschließend werden gängige Theorien zur Sozialpolitik und zum Krisenverhalten von Wohlfahrtsstaaten einbezogen, bevor in einem kurzen Abschnitt wesentliche und für die Arbeit unverzichtbare Abläufe der Wirtschaftskrise dargelegt werden. Die folgenden Teile der Arbeit behandeln die drei Fallbeispiele. Hierzu wird jeweils kurz das System des Wohlfahrtsstaates beschrieben und die Auswirkung der Krise dargelegt. Im Anschluss werden beispielhaft wesentliche Einschnitte in das System aufgeführt und auf die Ursache der Wirtschaftskrise untersucht.
Textprobe: Kapitel 2.4, Bisherige Herausforderungen der Wohlfahrtsstaaten: Bereits in den 1970er Jahren stellte die weltweite Ölkrise und seither das geringe Wirtschaftswachstum die finanzielle Basis des Sozialstaats zunehmend in Frage. 'In recent years [the welfare state] has become a major political concern.' Dies ist besonders auf die Globalisierung, die demografische Entwicklung der Gesellschaft und die damit verbundene Alterung der Gesellschaft, der hohen Arbeitslosigkeit, der Europäisierung, der veränderten Sozialstruktur und der damit verbundenen neuen sozialen Risiken zurückzuführen. Sie sind aber nicht unabhängig voneinander zu werten, vielmehr gibt es Rückschlüsse beispielsweise von Globalisierung und hoher Arbeitslosigkeit, neuen sozialen Risiken und Arbeitslosigkeit oder Demographie und neuen sozialen Risiken. 2.4.1, Globalisierung: Der Prozess der Globalisierung, so wird argumentiert, setzt den gesamten Wohlfahrtsstaat unter Druck. Es stehen nicht nur Unternehmen gegenseitig in Konkurrenz, vielmehr befinden sich auch Staaten in einer andauernden Konkurrenz um beste Standortbedingungen. Kapital und Arbeit werden als flüchtig angesehen und können jederzeit global verlegt werden. Die Größe des Sozialstaats und das Leistungsniveau wirken sich auf die gesamtwirtschaftlichen Kosten aus. Güterproduktion ist teurer in Ländern mit ausgebautem Wohlfahrtsstaat zu organisieren. Dieser Druck ergibt sich aus der internationalen Öffnung der Gesellschaften und Wirtschaften. Die Folgen sind beispielsweise in Schweden zu beobachten. Nach der Liberalisierung seines Wirtschaftssystems, also dem Abbau von Handelsschranken, Privatisierungen etc. hat Schweden mit steigender Kapitalflucht ins Ausland und sinkenden Investitionen zu kämpfen. Dies führte zum Erodieren des 'nationalen Sozialpakts', was sowohl linke, als auch rechte politische Kräfte dazu veranlasste, Einschnitte in den Sozialstaat vorzunehmen. Dieser Wettbewerb zwischen den Staaten und der damit folgende Anpassungsdruck auf die Wohlfahrtsstaaten führt zu einem 'race-to-the-bottom', also einem Wettlauf um den niedrigsten Sozialstandard und die geringsten Ausgaben für den Sozialstaat. Dies lässt sich zwar an Einzelbeispielen nachvollziehen, aber insgesamt empirisch nicht belegen. 2.4.2, Demographie: Ursache für das Problem der ansteigenden durchschnittlichen Alterung der Gesellschaft sind die niedrigen Fertilitätsraten, also die Anzahl von Geburten pro Frau und die gestiegene Lebenserwartung. Es ergeben sich damit im Wesentlichen zwei Probleme für den Sozialstaat. Erstens sind die Gesundheitsausgaben für die zunehmende Zahl von Menschen, die 75 Jahre und älter sind, deutlich höher. Sie liegen im Durchschnitt bei dem 2,5-fachen eines Menschen zwischen 65 und 75 Jahren. Eurostat schätzt, dass der Anteil von Menschen von 80 Jahren und mehr von 4,7% der Gesamtbevölkerung in der EU-27 in 2010 auf 7% in 2030 ansteigt und projiziert einen weiteren Anstieg auf 12% bis 2060. Das zweite Problem wird sich für die Rentenzahlungen ergeben. Grund hierfür ist die Verschiebung des Anteils der Rentnerinnen und Rentner an der Gesamtbevölkerung. Dieser Anteil wird mit dem sog. Altenquotient gemessen. Er gibt das Verhältnis zwischen Menschen im Rentenalten (65 Jahre und älter) und Menschen im Alter von Erwerbstätigen (15-64) an. Laut Eurostat betrug er für die EU-27 im Jahr 2010 25,9%. Das entspricht 0,259 Menschen im Rentenalter auf einen Menschen im Alter der definierten Erwerbsfähigkeit. Im Jahr 2030 wir diese Quote auf 38,3% vorausberechnet und im Jahr 2060 auf 52,6% projiziert. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass – zumindest im umlagefinanzierten Rentensystem - weniger Menschen im Alter der Erwerbstätigkeit mehr Menschen im Rentenalter zu versorgen haben. Für unsere drei Fallbeispiele lässt sich festhalten, dass die Fertilitätsrate ähnlichen Entwicklungen unterliegt. Alle drei haben ab Mitte oder Ende der 1960er Jahre bis Mitte/ Ende der 1970er Jahre deutliche Einbrüche von etwa 40% bei der Rate zu verzeichnen (Deutschland von 2,53 im Jahr 1966 auf 1,38 im Jahr 1978 Vereinigtes Königreich von 2,93 im Jahr 1964 auf 1,69 im Jahr 1977 und Griechenland etwas zeitverzögert von 2,56 im Jahr 1968 auf 1,5 im Jahr 1987). Seit dieser Zeit bewegen sich die Fertilitätsraten mit leichten Änderungen weitestgehend um die Höhe der damaligen Werte. Deutschland erreichte 2009 einen Wert von 1,36 und Griechenland einen Wert von 1,52. Bemerkenswert ist die Entwicklung im Vereinigten Königreich. Bis 2002 lag die Fertilitätsrate recht konstant zwischen 1,6 und 1,7 und betrug im Jahr 2002 genau 1,64. Anschließend stieg sie aber deutlich an und erreichte 2009 genau 2,0. In nur sieben Jahren ein Zuwachs um 0,34 Geburten je Frau. Esping-Andersen schlussfolgert, unter Bezugnahme der skandinavischen Länder, dass das Problem der niedrigen Fertilitätsraten politisch lösbar ist. 'The demographic burden is subjected to political management. [...] The ageing problem depends mainly on births. [...] Female employment and fertility are record-high in Scandinavia. The welfare state makes a decisive difference because female employment with fertility is possible if social services and liberal provisions for leave are available.'
Philipp Kramp hat in Jena, Potsdam, Essex und Nottingham studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin.
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