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- Der Einzug des Pflegebedürftigen ins Heim – Grenzerfahrung für pflegende Angehörige: Wie kann Angehörigenarbeit in Pflegeheimen Betroffene unterstützen?
Soziologie
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 172
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Wechsel von der häuslichen Pflege in ein Pflegeheim bedeutet für den Pflegebedürftigen in der Regel eine einschneidende Lebensveränderung. Dieses Ereignis stellt jedoch nicht nur den Pflegebedürftigen selbst vor große Herausforderungen, sondern auch dessen Angehörige, bei denen die Beendigung der häuslichen Pflege häufig sehr ambivalente Emotionen auslöst. Neben Erleichterung und Entlastung ist der Wechsel in die stationäre Versorgung für Angehörige oft auch mit Trauer, Verlust- und Schuldgefühlen verbunden. Das vorliegende Buch basiert auf einer Studie, welche die bisher wenig untersuchte Sichtweise der Angehörigen beim Einzug ins Pflegeheim ins Blickfeld stellt. Die Ergebnisse der Studie sind die Grundlage für Überlegungen zur gelingenden Gestaltung von Angehörigenarbeit in stationären Einrichtungen. Ziel ist, die Betroffenen bei der Bewältigung dieses kritischen Lebensereignisses zu unterstützen, da der Einzug des Pflegebedürftigen ins Heim in den meisten Fällen nicht den Schlusspunkt der Versorgung durch die Angehörigen markiert, sondern lediglich einen Kurswechsel innerhalb der Pflegebeziehung darstellt.
Textprobe: Kapitel 1.1, Begriffsklärung: Innerhalb der jüngeren Fachliteratur werden unter dem Begriff ‘pflegender Angehöriger’ nicht nur Familienangehörige bzw. enge Bezugspersonen verstanden sondern auch Nachbarn, Freunde und andere Personen, die in die Pflege involviert sind. Entgegen dieser Entwicklung wird im Folgenden der Begriff des ‘pflegenden Angehörigen’ jedoch nur auf Menschen bezogen, die in einer engeren emotionalen Verbindung mit dem Pflegebedürftigen stehen. Diese Eingrenzung erfolgt auf dem Hintergrund der Forschungsfrage nach den Konsequenzen eines Eintritts ins Heim für die Angehörigen, die den Betreffenden zuvor zuhause versorgt haben. Hier ist eine Differenzierung zwischen Personen, die dem Pflegebedürftigen nahestehen und Personen, die lediglich marginal am Pflegearrangement beteiligt sind, obligat. Aus der Begriffsdefinition aufgrund der emotionalen Verbindung mit dem Pflegebedürftigen resultiert, dass diese Bezeichnung auch für Betroffene verwendet wird, deren Angehörige in einer stationären Einrichtung wohnen. Dies geschieht auch aus einem Verständnis des Pflegebegriffs heraus, der Pflege nicht ausschließlich als reduziert auf grund- und behandlungspflegerische Tätigkeiten begreift, sondern Aufgabenbereiche wie Beziehungspflege, Aufrechterhaltung von Kontakten, Vertretung von Interessen und Anliegen etc. bewusst impliziert. Wenn im Zusammenhang mit Untersuchungen bzw. Studien die Bezeichnung ‘pflegende Angehörige’ verwendet wird, folgt die Eingrenzung des Begriffs den Definitionskriterien der jeweils zitierten Erhebung. Diese basiert in vielen Fällen, wie z.B. in den MuG-Untersuchungen, auf einer Selbsteinschätzung der Befragten. 1.2, Profil der Pflegenden: Derzeit haben ca. 1,2 Millionen Menschen in Deutschland die Verantwortung für eine pflegebedürftige Person übernommen. Von ihnen betreuen etwa 36% den Pflegebedürftigen als einzige Hauptpflegeperson. 29% der Pflegenden teilen sich ihre Aufgabe mit einer weiteren Person und 27% der Unterstützungsbedürftigen werden von drei oder mehr Personen versorgt (vgl. Meyer, 2006, 21). Die Dauer einer Pflegebeziehung ist mit durchschnittlich 8,2 Jahren ab Beginn der ersten relevanten Unterstützungsleistungen relativ hoch. Das bedeutet, dass Pflegende häufig über einen langen Zeitraum die Belastungen der Pflegesituation bewältigen. Oftmals befinden sich die Pflegenden selbst schon im höheren Lebensalter. Über 32% der pflegenden Angehörigen haben das 65. Lebensjahr überschritten. Das bedeutet, dass viele Menschen in einem Alter die Verantwortung für einen Pflegebedürftigen übernehmen, in dem sie selbst schon ein erhöhtes Erkrankungs- bzw. Pflegerisiko tragen. Die größte Gruppe unter den Pflegenden ist die mittlere Generation der 45-64-Jährigen mit einem Anteil von 48%. Lediglich ca. 16% der Pflegepersonen sind jünger als 45 (vgl. Meyer, 2006, 21). Eine Generationenzuordnung der pflegenden Angehörigen lässt sich auch hinsichtlich des Lebensalters der Gepflegten vornehmen: Während bei 60-79-Jährigen vorwiegend die Ehepartner im Bedarfsfall tätig werden, sind es bei den über 80-Jährigen vorwiegend Töchter und Schwiegertöchter, die Pflege leisten (Hagen, 2001, 96-97). Die Rolle des pflegenden Angehörigen setzt nicht unbedingt voraus, im gleichen Haushalt mit dem Pflegebedürftigen zu leben. Viele Pflegende leisten Unterstützung und Betreuung trotz räumlicher Distanz, was spezifische Vor- und Nachteile impliziert. Allerdings lässt sich feststellen, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Pflegebeziehungen eine gewisse räumliche Nähe gegeben ist: Ca. 70% der pflegenden Angehörigen leben in häuslicher Gemeinschaft mit dem Pflegebedürftigen. Weitere 14% leben bis zu 10 Minuten entfernt und lediglich 16% nehmen ihre Pflege- und Unterstützungsaufgaben aus größerer Entfernung wahr (MuG III, 2005, 76). Die Anzahl der Pflegebeziehungen mit einer größeren räumlichen Distanz wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der steigenden Mobilität innerhalb unserer Gesellschaft künftig weiter zunehmen. Ein interessanter Aspekt bezüglich familialer Pflege stellt ihre Abhängigkeit von der Schichtzugehörigkeit dar: ‘In der Unterschicht ist die Pflegebereitschaft noch weit verbreitet. Im liberal-bürgerlichen Milieu hingegen nimmt sie allmählich ab.’ (s. Fröhlingsdorf, 2005, 88). Pflegende mit einer niedrigeren Schichtzugehörigkeit nehmen auch weniger außerhäusliche Hilfe bei ihrer Pflegetätigkeit in Anspruch als Angehörige höhergestellter Milieus (vgl. Hagen, 2001, S. 103). Als eine mögliche Ursache hierfür werden neben schichtspezifischen Wertvorstellungen auch materielle Aspekte vermutet. So haben z.B. Geringverdiener weniger finanzielle Einbußen als Besserverdienende, wenn sie zugunsten der Pflegetätigkeit ihren Arbeitsplatz aufgeben. Auch zeitliche Kriterien spielen hierbei eine Rolle, da z.B. ein arbeitsloser Angehöriger über größere zeitliche Ressourcen verfügt und die Pflegetätigkeit zudem evtl. auch als sinnstiftende, tagesstrukturierende Aufgabe begreift. Die höhere Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern wird auch als Begründung für das Phänomen herangezogen, dass dort vergleichsweise mehr Männer in häuslichen Pflegesituationen aktiv sind (vgl. Niejahr, 2007, 22). Obwohl sich der Männeranteil unter den pflegenden Angehörigen insgesamt von 17% zu Beginn der 90er Jahre auf 27% merklich erhöht hat, sind Frauen innerhalb der Pflege immer noch deutlich überrepräsentiert (vgl. MuG III, 2005, 90). Manche Studien beobachten die Tendenz, dass infolge der Zunahme weiblicher Erwerbstätigkeit die Pflege durch Töchter und Schwiegertöchter leicht rückläufig ist. Ihre Position wird dann häufig durch Personen ausgeglichen, die in ihrer fehlenden bzw. geringen Beschäftigung einen Anreiz für die Pflegeübernahme sehen (vgl. Meyer, 2006, 23). Allerdings rangieren Töchter bei den Hauptpflegepersonen nach den Ehepartnern mit 25% immer noch auf dem zweiten Platz, so dass ihre Präsenz in häuslichen Pflegesettings nach wie vor erheblich ist (vgl. MuG III, 2005, 77). Bei der Betreuung von Angehörigen mit Demenz ist die ungleiche Verteilung der Geschlechter in Bezug auf die Pflegeaufgaben sogar noch signifikanter. Wenn Männer in der häuslichen Pflege aktiv werden, sind es vorwiegend ihre Ehefrauen, deren Pflege sie übernehmen (vgl. Meyer, 2006, 22). Auch die Form, wie Männer sich an Pflege beteiligen, unterscheidet sich deutlich von den Aufgaben, die Frauen übernehmen. Während Frauen überwiegend in die ‘direkte’ Pflege, also auch Körperpflege und Hauswirtschaft involviert sind, übernehmen Männer häufiger Funktionen des ‘Pflegemanagements’, d.h. die Organisation von Pflege. Als Hintergrund dieses Phänomens wird das traditionelle Rollenverständnis vermutet, das in Pflegesituationen noch besonders evident ist: ‘In kaum einem anderen Lebensbereich wirken klassische Rollenerwartungen an Männer und Frauen so unwidersprochen fort wie bei der Pflege.’ (s. Niejahr, 2007, 22). Zusammenfassend lässt sich aus den o.g. Zahlen schließen, dass infolge des demografischen Trends sich das Lebensrisiko ‘Pflegebedürftigkeit’ zunehmend zum ‘erwartbaren Regelfall im Familienzyklus’ entwickelt, der jeden betreffen kann (vgl. Fröhlingsdorf u.a., 2005, 87). Pflegebedürftigkeit innerhalb der Familie verliert seinen Ausnahmestatus und wandelt sich vermehrt zu einer Entwicklungsaufgabe, die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Obwohl sich inzwischen auch Veränderungen abzeichnen, werden die Herausforderungen, welche dieses Lebensereignis mit sich bringt, nach wie vor überwiegend mit z.T. großem Engagement innerhalb des familialen Netzwerks bewältigt. Angesichts dieser deutlichen Pflege- und Unterstützungsbereitschaft erweist sich der Begriff der Familie als ‘größtem Pflegedienst der Nation’ als durchaus adäquates Bild in Bezug auf die aktuelle Pflegesituation in Deutschland. 3, Fragestellung: Grundlage der empirischen Untersuchung sind die in Interviews ermittelten Erfahrungen von Pflegenden, die die häusliche Pflegesituation beendet haben und deren pflegebedürftiger Angehöriger ins Pflegeheim übergesiedelt ist. Mit Hilfe der Befragung sollte herausgefunden werden, wie Angehörige die häusliche Pflegesituation erleben und welche Kriterien für den Entscheidungsprozess relevant sind. Des Weiteren sind der Übergang ins Heim und die damit verbundenen Emotionen Gegenstand der Untersuchung. Schließlich werden noch die Erfahrungen der Befragten mit der stationären Pflegesituation und deren Verortung in ihrer aktuellen Lebenswirklichkeit thematisiert werden. 4, Forschungsdesign - Einzelfallanalyse: Als Untersuchungsplan wurde die innerhalb der qualitativen Forschung zentrale Einzelfallanalyse gewählt. Sie ermöglicht die Analyse von komplexen Zusammenhängen unter Betonung des lebensgeschichtlichen Hintergrunds der jeweiligen Person. Mit Hilfe dieses Instruments lassen sich sozialwissenschaftliche Hypothesen anhand eines konkreten Falls überprüfen. Mit relativ wenigen Versuchspersonen ermöglicht die Fallanalyse in die Tiefe gehende Einsichten auch in sozialwissenschaftlich schwer zugängliche Themenbereiche. Die Einzelfallanalyse kann auf vielfältigem Material basieren. Neben schriftlichen Quellen wie Tagebüchern, Krankengeschichten oder Autobiografien sind es v.a. mündliche Erzählungen, Berichte und Interviews, aus denen das entsprechende Material gewonnen wird (vgl. Mayring, 2002, 41-46). Insbesondere für die Interviews mit pflegenden Angehörigen ist der Aspekt relevant, dass die Einzelfallanalyse einen Zugang zu problematischen Themenbereichen eröffnet. ‘Pflegebedürftigkeit’ als nach wie vor stark tabuisiertes Thema stellt ein nicht einfach zu erschließendes Handlungsfeld dar. Viele Betroffene haben die Haltung internalisiert, dass Pflege etwas ist, das man ‘im Familienkreis erledigt’ und in dessen Intimität die Öffentlichkeit möglichst keinen Einblick haben soll. Besonders die Beendigung der häuslichen Pflege mit dem Umzug des Pflegebedürftigen ins Heim ist meist mit dem negativen Bild des ‘Abschiebens’ belegt und geschieht deshalb bevorzugt ‘unter Ausschluss der Öffentlichkeit’. Im Rahmen einer von Vertrauen und Wertschätzung geprägten Gesprächssituation fällt es vielen Betroffenen leichter, Einblick in ihre Lebenssituation zu gewähren und über ihre Erfahrungen zu berichten, die dann auf dem Hintergrund der Lebenszusammenhänge verstehbar werden. Die Anzahl an potenziellen Gesprächspartnern zur Forschungsfrage ist begrenzt. Deshalb ist die Möglichkeit, mit einer geringen Zahl an Versuchspersonen tiefer gehende Einsichten zu gewinnen, ein weiteres Argument für die Einzelfallanalyse im Zusammenhang mit dieser Thematik. 5, Feldzugang: Die Gesprächspartner wurden über verschiedene Zugänge gewonnen. Zwei Angehörige wurden von Sozialarbeiterinnen vermittelt, die in verschiedenen Pflegeheimen im Sozialdienst arbeiten und im Rahmen ihrer Tätigkeit Kontakt zu den Betreffenden haben. Eine dieser beiden Personen war mir bereits zuvor über die örtliche Kirchengemeinde bekannt. Über den Pflegedienstleiter einer anderen Einrichtung wurden zwei weitere Interviewpartner gewonnen. Eine pflegende Angehörige wurde durch eine Mitarbeiterin der örtlichen kirchlichen Sozialstation vermittelt. Zu einer weiteren Gesprächspartnerin kam der Kontakt über private Beziehungen zustande. Bei der Auswahl der Gesprächspartner war es mir wichtig, Personen aus verschiedenen Kontexten zu befragen. Beispielsweise sollten sich die verwandtschaftlichen Beziehungen der Angehörigen zum Pflegebedürftigen voneinander unterscheiden. Dies wurde mit der Befragung eines pflegenden Ehemannes und Pflegenden aus verschiedenen intergenerativen Pflegebeziehungen umgesetzt. Auch wurden sowohl Angehörige aus ländlichen Regionen als auch aus urbaner Umgebung interviewt. Außerdem unterscheiden sich die Befragten auch hinsichtlich ihres sozialen und familiären Umfelds. Ziel dieses relativ breiten Spektrums an Erfahrungshintergründen war es, einen differenzierten Einblick und ein fundiertes Verständnis dafür zu gewinnen, wie Angehörige den Wechsel von der häuslichen in eine stationäre Versorgungsform aus ihrer Perspektive erleben. 6, Datenerhebung - Leitfadengestütztes, problemzentriertes Interview: Als Erhebungsinstrument wurde das problemzentrierte Interview gewählt. Unter diesem Begriff versteht man eine offene, halbstrukturierte Befragung, die sich an einem Leitfaden orientiert. Die Interviewsituation soll als möglichst freies Gespräch gestaltet werden, das sich jedoch auf eine bestimmte Fragestellung konzentriert (vgl. Mayring, 2002, 67). Im Vorfeld der Interviews muss eine Analyse des betreffenden Problems erfolgen, auf deren Basis entsprechende Aspekte herausgearbeitet und in einem Leitfaden zusammengestellt werden. Aufgrund der vorangehenden theoretischen Erschließung des Problemfeldes ist das problemzentrierte Interview besonders für theoriegeleitete Forschungsprozesse geeignet. Der Leitfaden für das Gespräch ist in einer bestimmten logischen Reihenfolge konzipiert und enthält entsprechende Formulierungsvorschläge. Durch die Erstellung des Leitfadens wird eine gewisse Standardisierung der Interviews erzielt. Außerdem wird mit seiner Hilfe der Gesprächspartner auf bestimmte Themen hingelenkt, ohne ihn jedoch durch Antwortvorgaben zu beschränken. Das bedeutet, dass das Interview in Form eines offenen Gesprächs erfolgt, für das eine gewisse Vertrauensbeziehung Voraussetzung ist. Diese vertrauensvolle Atmosphäre sollte mittels einer empathischen, wertschätzenden Gesprächshaltung seitens des Interviewers geschaffen werden. Wird eine solche Gesprächsbeziehung hergestellt, kann auch der Befragte vom Interview profitieren. Der Vorteil eines halboffenen Interviews liegt, verglichen mit der Datenerhebung mittels geschlossener Verfahren, in einer größeren Ehrlichkeit und Reflektiertheit der Ergebnisse (vgl. Mayring, 2002, 68-70). Im Gegensatz zu der völlig offenen, narrativen Interviewform, die mehr zu explorativen Zwecken genutzt wird, können in die problemzentrierte Befragung Erkenntnisse aus der vorangegangenen Problemanalyse miteinfließen. Dies führt zu einer erhöhten Spezifizität der Fragestellung und zu differenzierteren Ergebnissen. Das gewonnene Material wird auf Tonträgern festgehalten und für die weitere Bearbeitung transkribiert. Dafür ist aus Datenschutzgründen das Einverständnis des Befragten einzuholen und auf eine Anonymisierung des Interviews zu achten. Für die vorliegende Untersuchung wurde das Instrument des problemzentrierten Interviews gewählt, weil über das Handlungsfeld ‘Pflegende Angehörige’ schon ein gewisser Erkenntnisstand vorliegt, der in die theoriegeleitete Problemstellung miteingebracht werden konnte. Da sich die Forschungsfrage im Wesentlichen jedoch auf die Erlebensqualität der Zielgruppe bezieht, erschien es sinnvoll, durch eine relative Offenheit der Fragestellung, die Eruierung des subjektiven Erfahrungshintergrunds zu fördern. Des Weiteren erfordert die recht sensible Thematik der Untersuchung ein entsprechend umsichtiges Vorgehen, das im Rahmen einer vertrauensvollen Gesprächsatmosphäre am ehesten möglich ist.
Birgitta Bernhardt, Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin FH, wurde 1965 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach ihrer Krankenpflegeausbildung arbeitete sie mehrere Jahre in der ambulanten Pflege, wo sie auch als Leiterin von Hauskrankenpflegekursen tätig war. Während des Studiums der Sozialen Arbeit an der KH Freiburg beschäftigte sich die Autorin schwerpunktmäßig mit der Sozialen Arbeit mit Menschen im höheren Lebensalter. Unter anderem erwarb sie die Zusatzqualifikation ‘ISAG – Interdisziplinärer Schwerpunkt Angewandte Gerontologie’. Nach Abschluss des Studiums war sie zunächst innerhalb der Pflegeüberleitung der Kirchlichen Sozialstationen im Großraum Freiburg tätig. Heute arbeitet sie in einem eigenen Betreuungsbüro als rechtliche Betreuerin. Die Situation pflegender Angehöriger lernte die Autorin während der mehrjährigen häuslichen Pflege ihrer Großmutter auch aus der Perspektive der Betroffenen kennen. Im vorliegenden Buch verbinden sich die Erfahrungen aus langjähriger beruflicher Tätigkeit mit dem eigenen biografischen Hintergrund