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- Der demographische Wandel und seine Auswirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Im Fokus des Werks liegen der demographische Wandel und dessen Einfluss auf die nachhaltige Finanzierung des fiskalischen Subsystems der Gesetzlichen Rentenversicherung. Ausgehend von Kennzahlen aus der Bevölkerungswissenschaft werden Aussagen über künftige Entwicklungen der Bevölkerung getroffen, wobei der Schwerpunkt auf den Zahlen von Fertilität und Mortalität liegt. Es wird ein Überblick über die demographische Entwicklung Deutschlands und die Gesetzliche Rentenversicherung gegeben, um die Notwendigkeit einer Generationenbilanzierung zu unterstreichen. Das System und seine Aussagekraft in Hinblick auf die Tragfähigkeit der Fiskalpolitik werden erläutert und weitere Rentenreformen vorgestellt.
Textprobe: Kapitel 3.2, Die aktuelle demographische Lage: Deutschland, in der Gegenwart, ist stark gekennzeichnet durch die demographischen Vorgänge Fertilität, Mortalität und Migration. Diese drei Kennzahlen, die, wie bereits dargelegt, verantwortlich für die Größe und Struktur einer Bevölkerung sind, werden im nachfolgenden aus der heutigen Sicht betrachtet. 3.2.1 Fertilität: Die Geburtenziffer, als gebräuchlichstes Vergleichsmaß für das Geburtenverhalten, schwankt seit 1975 zwischen 1,5 und 1,3 Kindern je Frau. Aufgrund der großzügigen Familienpolitik in der damaligen DDR war die Geburtenhäufigkeit zwischen 1977 und 1988 mit 1,7 bis 1,9 Geburten je Frau deutlich angehoben. Durch die Widervereinigung sank diese Ziffer auf eine bis dahin nie gekannte Tiefe von 0,8 Kindern je Frau. Dies ist begründet durch die ‘Zukunftsängsten der Menschen nach dem Umbruch- verbunden mit wachsender Arbeitslosigkeit und einem steigenden Armutsrisiko.’ Die Geburtenhäufigkeit erholte sich erst im Laufe der Zeit wieder, so dass diese seit 2008 wieder auf einem gemeinsamen Niveau zwischen West- und Ostdeutschland liegt. Das Geburtenniveau liegt damit seit mehreren Jahrzehnten bei 1,4 Kindern je Frau, so dass die Kindergeneration um etwa ein Drittel unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 liegt. Dieses konstante niedrige Geburtenniveau führt dazu, dass die Elterngeneration nicht vollständig ersetzt wird und in Deutschland die fertilitätsgeleitete Alterung ein konstanter Faktor darstellt. Neben der geringen durchschnittlichen Geburtenziffer kommt auch noch die Tatsache hinzu, dass die Nettoreproduktionsziffer ebenfalls seit vier Jahrzehnten erheblich unter einem Wert von 1 liegt, so dass die Muttergeneration nicht vollständig durch Töchter ersetzt wird. 3.2.2 Mortalität: Die Lebenserwartung hat sich in Deutschland in den letzten 130 Jahren erheblich verändert. Der medizinische Fortschritt, eine bessere Hygiene und Ernährung, komfortablere Wohnverhältnisse, bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Sicherheitsstandards und Maßnahmen zur Unfallprävention sind viele Faktoren, die dazu beigetragen haben. Der Vergleich der aktuellen Sterbetafel 2009/11 mit der Sterbetafel 1870/81 verdeutlicht dies. Hatte ein männlicher Neugeborener in der Sterbetafel 1871/81 noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 35,6 Jahren, so liegt dieser in der aktuellen bei 77,76 Jahren.108 Bei neugeborenen Mädchen erhöhte sich die Lebenserwartung von 38,5 auf 82,7 Jahre. Die Sterblichkeit ist dabei nicht gleichmäßig in der Bevölkerung zurückgegangen, sondern zuerst in den Erwachsenenjahrgängen. Der Sterblichkeitsrückgang bei Säuglingen und Kindern hat sich erst allmählich geändert. Dabei gelang der entscheidende Durchbruch im Kampf gegen die Kindersterblichkeit in den Nachkriegsjahren des vorherigen Jahrhunderts. Die Medizin kämpft aktuell erfolgreich gegen Alterskrankheiten und Todesursachen, wodurch die Überlebenswahrscheinlichkeit in den hohen und höchsten Altersjahrgängen weiterhin gesteigert wird. Derzeit haben 65-jährige eine fernere Lebenserwartung von 17,48 Jahren, und gleichaltrige Frauen von 20,68 Jahren. Somit ist heute ein langes Leben in der Gesellschaft nicht nur Wunsch, sondern überwiegend Wirklichkeit. Mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung nimmt die Zahl der älteren Menschen weiter zu, wodurch sich die mortalitätsgeleitete Alterung in Deutschland ebenfalls zu einem konstanten Faktor entwickelt. 3.2.3 Migration: Über einen langen Zeitraum war das Bevölkerungswachstum in Deutschland das Ergebnis eines Geburtenüberschusses. Jedoch haben sich die Ursachen für ein Bevölkerungswachstum verändert. Seit 1973 sterben in Deutschland mehr Menschen als geboren werden, sodass der Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung seitdem negativ ist. Die Bevölkerungszahl konnte dennoch weiter wachsen, da das Geburtendefizit durch den Wanderungssaldo übertroffen wurde. So wurde das Geburtendefizit 2012 von 196.038 durch den positiven Wanderungssaldo von 368.945 mehr als ausgeglichen. Die Bevölkerung wuchs um 172.907 Personen, so dass Deutschland Ende 2012 einen Bevölkerungsstand von 80,5 Millionen Menschen hatte. Die Menschen, die seit 1950 eingewandert sind, sind zum größten Teil sesshaft geworden und haben mittlerweile ebenfalls Familien gegründet. Die in Deutschland geborenen Kinder haben dabei teilweise die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen, so dass eine eindeutige Abgrenzung, zwischen Deutschen und Ausländern, nur schwer möglich ist. Um jedoch eine aussagekräftige Unterscheidung dahingehend zu bekommen, wie sich die Bevölkerung in Deutschland zusammensetzt, wird heutzutage, neben der bekannten Unterteilung zwischen Deutschen und Ausländern, auch von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen. Somit wird die Möglichkeit gegeben, auch die Menschen statistisch zu erfassen, die heute zwar einen deutschen Pass besitzen, jedoch ausländische Wurzeln haben. Unter den 80,5 Millionen Einwohnern in Deutschland leben derzeit 16,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, wovon 7,4 Millionen Ausländer sind. Daraus ist zu erkennen, dass Ende 2012 knapp 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Migrationshintergründe vorweisen. 3.3 Die demographische Entwicklung bis 2060: Unter Bevölkerungsvorausberechnungen werden Annahmen zur Fertilität, Mortalität und Wanderung verstanden, um eine Berechnung über die künftige Bevölkerungsentwicklung zu erstellen. Auf Basis des verfügbaren empirischen und theoretischen Wissens werden dabei mehrere Modellvarianten simuliert, die eine möglich Entwicklung abbilden und somit den Einfluss dieser drei Faktoren auf die künftige Bevölkerungsentwicklung zeigen. Die 12. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2009 liefert die jüngsten Ergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung Deutschlands bis zum Jahr 2060. Die Vorausberechnungen beruhen dabei auf der Grundlage der Bevölkerung im Jahre 2008. Im Folgenden wird die Variante mittlere Bevölkerung aus der Bevölkerungsvorausberechnung vorgestellt. Bis zum Jahr 2060 geht die mittlere Bevölkerung von einer konstanten Geburtenhäufigkeit von 1,4 Kindern je Frau aus und von einem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung bei neugeborenen Jungen um 8 Jahre und Mädchen um 7 Jahre. Bei der Wanderung werden zwei Annahmen diskutiert. Zum einen wird mit einem Wanderungsgewinn von 100.000 Personen (Untergrenze) gerechnet. Zum anderen wird eine Zuwanderung von 200.000 Personen (Obergrenze) unterstellt. Das Ergebnis der beiden verschiedenen Wanderungsgewinne unterscheidet sich in der Anzahl der Bevölkerung Deutschlands 2060. Die Einwohnerzahl reduziert sich von 82 Millionen auf 70 Millionen (Obergrenze) bis 65 Millionen (Untergrenze). Der Untergrenze der mittleren Bevölkerung zufolge, verfestigt sich der Geburtenrückgang weiter auf einem Niveau von 1,4 Kindern pro Frau. Durch die geringen Mädchengeburten werden künftig auch weniger potenzielle Mütter vorhanden sein, so dass jede neue Generation um ein Drittel kleiner ausfällt als ihre Eltern. Die Zahl der Geburten sinkt von 673.000 im Jahr 2012 auf dann 465.000 im Jahr2060. Aufgrund der immer steigenden Lebenserwartung werden die Sterbefälle von gegenwärtig 870.000 auf über 1 Millionen steigen. Begründet ist das dadurch, das die höheren und höchsten Altersklassen immer stärker besetzt sind. Nach der mittleren Bevölkerung wird das Geburtendefizit von 190.000 im Jahr 2012 auf 550.000 im Jahr 2060 anwachsen. Da das Geburtendefizit nicht mehr durch Wanderungsgewinne ausgeglichen werden kann, kommt es zu einem Bevölkerungsrückgang.