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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 186
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mehr als zehn Jahren nach den letzten gewalttätigen Unruhen in den Pariser Banlieues dachten viele in Frankreich, dass die zahlreichen eingeleiteten Projekte und Programme endlich etwas Positives bewirkt hätten und die Unruhen Geschichte wären. Zwar wurden regelmäßig Müllcontainer und Autos in Brand gesteckt sowie vereinzelte Zusammenstöße zwischen Jugendlichen und der Polizei in den Vorstadtsiedlungen registriert, aber dies gehörte mittlerweile zum 'Dekor' der Vorstadtsiedlungen und war ein 'normales Ritual', welches selten eine Nachricht für eine Zeitung oder einen Fernsehkanal wert war. Nur die Soziologen sahen in diesen Aktionen und überhaupt in der Situation in den Banlieues, in denen immer mehr vielfältige soziale Problemlagen kumulativ zusammenfielen, das Alarmsignal für eine bevorstehende dramatische Entwicklung. Schon früh warnten sie vor einer Explosion, leider vergeblich. Alain Touraine zum Beispiel verkündete bereits am 19. Dezember 1990 in einem Kolloquium, das von der Interministeriellen Delegation der Stadt und der Zeitschrift 'Esprit' organisiert wurde: 'Nous disposons de forte peu d'années avant que nous ne connaissions des explosions urbaines de grande envergure à l'américaine. Stéphane Beaud und Michel Piakoux beendeten ihr Buch über einen städtischen Aufruhr in dem Vorort Montbéliard mit der Aufzählung zahlreicher Probleme in den Banlieues und kommentierten dies mit den Worten:' autant de bombes à retardement!'. Tatsächlich hat es nicht lange gedauert, bis eine von diesen Bomben im November 2005 explodiert ist und Frankreich mehrere Wochen lang in einen Schreckens- und Schockzustand versetzt hat. Es waren, genau wie Alain Touraine vorhersagt hat, Unruhen von 'amerikanischem Kaliber'!

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.1.2, Zum Begriff der Integration und Desintegration: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Integration ein Prozess des Zusammenschlusses von Teilen zu einer Einheit oder die Eingliederung in ein systemisches Ganzes verstanden. In der Sozialwissenschaft gehört Integration zu den Grundbegriffen, welche aufgrund ihrer Vieldeutigkeit und der unterschiedlichen Bedeutungen, die ihnen zugeordnet werden, nicht einfach zu definieren sind. Dies liegt daran, dass die Sichtweisen verschiedener Ansätze bezüglich der Integrationsproblematik von unterschiedlichen theoretischen Grundannahmen ausgehen. Ursprünglich wurde dieser Begriff von É.Durkheim in seiner berühmten Untersuchung über Selbstmord angewendet, jedoch ohne eine präzise Definition zu liefern. In seinen theoretischen Perspektiven ist die Integration eine Eigenschaft, die sich auf den Kohäsionsgrad einer Gesellschaft bezieht. Später hat die Chicagoschule den Begriff aufgegriffen und verwendet, allerdings nicht als primäre Eigenschaft der Gesellschaft sondern als zu erreichendem Ziel. Bis jetzt bleibt der Begriff Integration in vielen Untersuchungen in dieser Zweideutigkeit inhaftiert. So erwähnt er gleichzeitig den Zustand der Kohäsion und den Weg, der dazu führt. Um dieser Konfusion zu entgehen, werden einzelne und eingeschränkte Dimensionen der Integration thematisiert (ökonom. Integration, soziale Integration etc). Dies hat zwar den Vorteil, sich über die Pluralität des Prozesses bewusst zu werden, allerdings bringt es auch den Nachteil mit sich, die unterschiedlichen sozialen Sphären von einander zu isolieren. Dabei erweisen sie sich als innig verbunden. Die Verwendung der einzelnen und damit eingeschränkten Dimensionen bezüglich der Integration ermöglicht ein besseres Verständnis der Pluralität des Integrationsprozesses, aber ohne die Interbeziehungen dieser Dimensionen zu berücksichtigen. In diesem Kontext kann sich die Verwendung der Integrationsterme als schwierig erweisen, gleich welcher Bedeutungsgehalt ihnen zugewiesen wird. Die Integration als einen Kohäsionszustand zu verstehen, setzt eine präzise Definition voraus, was eine erfolgreiche Integration ist, im Vergleich mit einer nicht erfolgreichen Integration. Andererseits setzt die Konzeptualisierung der Integration als Prozess, die Präzisierung einer Dimension voraus, was heißen könnte, dass die anderen Dimensionen des sozialen Lebens unabhängig von einander agieren. Diese Schwierigkeit wird – so die hier vertretene Meinung - von der Konzeption der Integrationstheoreme zum großen Teil aufgehoben, welche in dieser Arbeit übernommen wird. In dieser Konzeption wird unter sozialer Integration ‘von Individuen und Gruppen ein gelungenes Verhältnis von Freiheit und Bindung verstanden, in welchem insbesondere drei spezifische Problemstellungen in befriedigender Weise gelöst werden’. (a) Auf der sozialstrukturellen Ebene (dem Reproduktionsaspekt) stellt sich hiernach das Problem der Teilhabe an den materiellen und kulturellen Gütern einer Gesellschaft, was objektiv im Regelfall durch ausreichende Zugänge zu Arbeits-, Wohnungs- und Konsummärkten sichergestellt wird. (b) Auf der institutionellen beziehungsweise gesellschaftlich-normativen Ebene (dem Vergesellschaftungsaspekt) handelt sich um die Sicherstellung des Ausgleichs konfligierender Interessen, ohne die Integrität von Personen zu verletzen. Dies erfolgt durch die Einhaltung basaler demokratischer Prinzipien, die die moralische Gleichwertigkeit des (politischen) Gegners gewährleisten und die von den Beteiligten als fair und gerecht bewertet werden können. Die Aushandlung und konkrete Ausgestaltung dieser Prinzipien bedingen jedoch im Einzelfall ebenfalls entsprechende Teilnahmechancen und -bereitschaften der Akteure. (c) Auf der personalen Ebene (die den Vergemeinschaftungsaspekt umfasst) schließlich geht es um die Herstellung emotionaler beziehungsweise expressiver Beziehungen zwischen Personen zum Zwecke von Sinnstiftung und Selbstverwirklichung.

Über den Autor

Ahmed El-Mamouni wurde in Hassi Berkan (Nador, Marokko) geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1992 bis 1997 Philosophie, Soziologie und Psychologie an der Universität Sidi Mohamed Ben Abdellah - FES. Marokko. 1997 machte er seinen Diplomabschluss (Licence) in Soziologie. 1999 begann er einen deutschen Sprachkurs (Der Deutsche Sprachkurs für den Hochschulzugang) an der Ruhr Universität Bochum, wo er sein Studium der Sozialwissenschaften aufnahm. Januar 2008 machte er seinen Abschluss als Diplom Sozialwissenschaftler. Mitte 2008 begann er eine 6-monatige Weiterbildung als Webdesiger. Derzeit arbeitet er als Freelancer im Webdesign Bereich.

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