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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 41
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Verknüpfung von Arbeit, Arbeitslosigkeit und Alter wird in der allgemeinen Öffentlichkeit wie auch in Politik, Wirtschaft und Medien vor dem Hintergrund von Globalisierung, technischem Fortschritt und Demografie oftmals äußerst kontrovers diskutiert. Eine der großen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen der Zukunft ist der demografische Wandel, die bevorstehende Überalterung der Bevölkerung. Ein Blick auf den aktuellen Stellenmarkt der Tageszeitungen macht deutlich, dass heute MitarbeiterInnen zwischen 25 und 40 Jahren mit langjähriger Berufserfahrung gesucht werden. ‘Wäre ich 30 Jahre und hätte ich 20 Jahre Berufserfahrung, dann würde ich sofort eine Arbeit bekommen.’ Diese und ähnliche Aussagen älterer Arbeitssuchender zeigen die steigende Problematik der Altersarbeitslosigkeit sehr deutlich. Ziel dieses Fachbuch ist es - neben der Thematisierung von Altersarbeitslosigkeit und dem Versuch, für ein größeren Verständnis gegenüber älteren ArbeitnehmerInnen zu werben - Antworten auf Fragen nach notwendigen arbeitsmarktpolitischen, unternehmerischen und persönlichen Maßnahmen zu finden, um verstärkt ältere Arbeitssuchende ab 50 Jahren erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 6.3, Arbeitsmarktpolitische Situation: In Wien waren im Mai 2012 789.700 Personen beschäftigt, dies entspricht einem Anstieg von +1,4% im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 103.986 Personen sind arbeitslos und die Arbeitslosenquote für Wien beträgt dadurch 8,8%. Bei Männern beträgt die Arbeitslosigkeit 10%, bei den Frauen 7,6%. 27.530 Personen (+24,8% gegenüber dem Vorjahr) sind in AMS-Schulungen. Das ist in etwa ein Drittel der bundesweit in Schulungsmaßnahmen befindlichen Arbeitslosen. Es ist zwar die Zahl der Langzeitarbeitslosen so gering wie seit über 25 Jahren, aber trotzdem bleibt die Situation am Arbeitsmarkt angespannt. Der Wiener Arbeitsmarkt ist von verschiedenartigen Besonderheiten geprägt, in dem die starke Präsenz des Dienstleistungssektors auffällig ist. Die Beschäftigten sind im Durchschnitt höher qualifiziert, da etwa ein Fünftel der WienerInnen einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss besitzt und der Österreichschnitt nur bei 11% liegt. Auch die Anzahl an AHS- und BHS-AbsolventInnen ist in der Bundeshauptstadt höher als in Gesamtösterreich. Annähernd ein Fünftel der WienerInnen haben eine dieser beiden Schulformen als höchste abgeschlossene Ausbildung. Der Anteil in Gesamtösterreich liegt bei rund 14%. Um einiges höher ist in Wien aber auch der Anteil an gering qualifizierten Beschäftigten mit höchstens Pflichtschulabschluss. Ihr Anteil lag 2008 in Wien bei 22%, in Gesamtösterreich bei 20%. Eine weitere Eigenheit des Wiener Arbeitsmarktes ist der überdurchschnittlich hohe Anteil von Beschäftigen mit Migrationshintergrund. Ihr Anteil (an Beschäftigen) in Wien lag 2009 bei 19% und damit über dem Anteil für Gesamtösterreich (13%). Insgesamt hat etwa ein Drittel der Wiener Wohnbevölkerung Migrationshintergrund. Mehr als 30% der MigrantInnen stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien), 13% jeweils aus der Türkei und aus den EU-15 Staaten, rund 21% aus den östlichen EU-Beitrittsstaaten von 2004/2007 und 23% aus sonstigen Staaten. Im bundesweiten Vergleich stärkstes Bevölkerungswachstum auf Grund von Zuwanderung ist eine weitere Wiener Besonderheit. In den letzten Jahren erfolgte in der Wanderungsdynamik eine Veränderung, die dazu führte, dass das Wiener Bevölkerungswachstum stärker ausgeprägt ist als jenes Gesamtösterreichs. In den kommenden Jahren wird für Wien abermals ein stärkeres Wachstum prognostiziert. Zurückzuführen ist das stärkere Wachstum Wiens vor allem auf eine dynamische Zuwanderung und auf die EU-Integration seit den frühen 2000er Jahren. So ist besonders ein Anstieg der Zuwanderung von Personen aus den EU-Staaten (EU-15, NMS) zu beobachten, weitere Gruppen kommen aus den traditionellen Gastarbeiterregionen Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. Der größte Anteil an Zuwanderern stammt aber aus weiter entfernten Regionen, diese Gruppe wuchs zwischen 2001 und 2007 am stärksten. Die Wirtschaftskrise der letzten Jahre hatte auf Gesamtösterreich und auf Wien unterschiedliche Auswirkungen. Aufgrund des höheren Dienstleistungsanteiles in Wien traten spürbare Auswirkungen der Wirtschaftskrise erst verspätet ein (ab ca. Frühjahr 2009) und hatten auch nicht dieselben Effekte wie im restlichen Österreich. Die Wirkung des dichten Netzes an sozialen Dienstleistungen, die sich stabilisierend auf Beschäftigung und Familieneinkommen auswirkten, half dabei, die Effekte der Wirtschaftskrise auf die Wiener ArbeitnehmerInnen vergleichsweise gering zu halten ( z.B. geförderte Kurzarbeit der ArbeitnehmerInnen in betroffenen Unternehmungen). Ein Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2011 zeigt, dass der Anteil an Arbeitslosen mit höchstens Pflichtschulabschluss in Wien (54%) höher liegt als in Gesamtösterreich (46%), und gegenüber dem österreichischen Trend ist die Arbeitslosigkeit in Wien im Juni 2012 innerhalb eines Jahres um 6,9% gestiegen. Vor allem Personen mit geringer Bildung finden schwieriger einen Job. Die Arbeitslosigkeit unter Lehrabsolventen und für Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss ist signifikant gestiegen. ‘Der Zuwachs der Arbeitslosigkeit gehe zum überwiegenden Teil auf Menschen mit sehr geringer Qualifikation zurück, denn einfache Hilfsjobs gibt es im Dienstleistungsbundesland Wien so gut wie nicht mehr’, sagte die ehemalige AMS - Wien Chefin Claudia Finster. Die Zahl der unter 20-jährigen Arbeitslosen ist, wie auch schon in den vergangenen Monaten, zurückgegangen (minus 7,3%) und bei den unter 25-jährigen gab es im Mai 2012 ein geringes Plus von 0,5%. Schwieriger ist die Situation bei den über 45-jährigen: Ihre Zahl ist um 5,5% angewachsen. Nach Wirtschaftszweigen ist in Wien die Arbeitslosigkeit im Produktionsbereich um 4,5% gefallen, bei Informations- und Kommunikationsberufen um 3,4%. Der große Bereich des Handels ist mit einem Plus von 0,8% relativ stabil. Zuwächse gab es im Bau (6,7%) und im Gastgewerbe (5,5%). 2011 kam Wien der 10% Arbeitslosenquote schon sehr nahe. Das ist der höchste Wert seit 1995. Gehört Österreich zu den Top-Drei-Ländern der EU, was die niedrige Arbeitslosenquote betrifft, so fällt Wien in das letzte Drittel der Arbeitslosenstatistik vergleichbarer großer Städte ab. Hauptursache ist der erfolgreiche ökonomische Strukturwandel Wiens hin zur Dienstleistungsmetropole, doch dabei gingen auch viele Industriejobs für gering Qualifizierte verloren, die in diesem Umfang bis heute nicht ersetzt wurden. Neben der Quantität fordert gerade die Qualität der Arbeitslosigkeit den urbanen Ballungsraum. 29% aller Arbeitsuchenden Menschen gehören zur Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen und davon lebt fast die Hälfte in Wien. ‘Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit haben wir in Wien durch unsere Qualifizierungsoffensive und passgenaue Vermittlung sehr gut in den Griff bekommen” sagte die ehemalige AMS - Wien Chefin Claudia Finster. Wer bereit sei, sich auf Neues einzustellen und dazuzulernen, findet relativ rasch wieder Beschäftigung, und Wien hat mit einer aktuellen Langzeitarbeitslosenquote von 0,37% den österreichweit niedrigsten Wert. Seit Beginn der elektronischen statistischen Erfassung im Jahr 1987 gab es in Wien noch nie so wenige Langzeitarbeitslose (282 Betroffene). Ende der 90er Jahre waren es noch mehr als 21.000 gewesen. Und auch die Dauer der Arbeitslosigkeit (‘Vormerkdauer”) ist mit 84 Tagen in den vergangenen 25 Jahren erst einmal niedriger gelegen. Bei den 50+ arbeitslosen Personen gibt es in Wien im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2011 einen Anstieg um +8,8 %. Auf Bundesebene steigt die Anzahl der Arbeitslosen in diesem Segment gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres (Mai) um +9,6%. Bei den 60+ Arbeitslosen ist in Wien ein Anstieg um +14,3 % im Vergleich zum Mai des Vorjahres zu verzeichnen. Wien ist anders - auch am Arbeitsmarkt: ‘Obwohl die Arbeitsvermittlung und -integration Bundeskompetenz ist, verfolgt Wien eine konsequente Politik zur Steigerung der Beschäftigung. Bereits 1995 hat Wien mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (WAFF) als erstes Bundesland in Österreich eine Einrichtung für aktive Arbeitsmarktpolitik geschaffen’. In Wien sind heute 20.000 Menschen mehr in Beschäftigung als noch vor zwei Jahren. Trotzdem sind die Arbeitslosenzahlen nicht zurückgegangen, sondern deutlich gestiegen. Ein Argument dafür ist, dass Wiens Bevölkerung wächst und auf den Arbeitsmarkt drängt. Wien hat zwar im Vergleich zu den anderen Bundesländern eine relativ hohe Arbeitslosigkeit, jedoch wird eine bessere Entwicklung erwartet, da die Konjunkturabhängigkeit des Wiener Arbeitsmarkts geringer ist. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wien hat eine hohen Frauenerwerbsquote, viele Einpendler aus Niederösterreich und dem Burgenland, aber auch eine hohen Zahl an öffentlich Bediensteten. Es gibt viele hoch ausgebildete Arbeitskräfte, aber auch relativ viele Geringqualifizierte. Wie wichtig Bildung für den Arbeitsmarkt ist, hebt auch das AMS Wien hervor. ‘Bildung ist eine gute Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Wer nur die Pflichtschule abgeschlossen hat oder nicht einmal die, den können wir nur sehr schwer vermitteln. In einem Dienstleistungsbundesland wie Wien gibt es für unqualifizierte Arbeitskräfte nur noch sehr wenige Stellen. Dies hänge auch mit der Struktur der Wiener Wirtschaft zusammen” sagte die ehemalige AMS Wien Leiterin Friehs. ‘Je besser es uns gelingt, Arbeitsmarktpolitik in Analyse und Strategie auf die Ebene des Individuums mit seiner jeweils komplexen Lebenswelt und Lebensumwelt, mit objektiven und subjektiven Momenten herunterzubrechen, desto wirksamer wird Arbeitsmarktpolitik’. 7, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktentwicklung: Wien verfügt über eine historisch gewachsene Wirtschaftsstruktur, die sich durch einen Rückgang des Produktionssektors bei gleichzeitigem Ausbau des Dienstleistungssektors vom restlichen Österreich unterscheidet. Der Strukturwandel hat besondere Auswirkungen auf den Arbeitskräftebedarf und grundsätzlich auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Damit verbunden ist auch der Verlust von Arbeitsplätzen mit geringen Qualifikationsanforderungen, dabei weist Wien im Vergleich zu den anderen Bundesländern die größte Dynamik an Zu- und Abgängen auf dem Arbeitsmarkt auf. Erkennbar ist auch ein starker Anstieg atypischer Beschäftigungsformen, die auch teilweise zu einem Ausschluss der Beschäftigten aus dem sozialen Sicherungssystem führen. Im Bereich der Arbeitsmarktentwicklung ist EU-weit eine zunehmende Ausdifferenzierung der Beschäftigungsverhältnisse festzustellen, die mit steigenden Flexibilisierungsanforderungen und neuen Qualifikationsmustern einhergeht. Neue Beschäftigungsformen und wachsende Arbeitslosigkeit führen zu sinkender Beschäftigungs- und Einkommenssicherheit, von der vor allem Personen mit geringer Qualifikation stark betroffen sind. Ein stetig wachsender Niedriglohnsektor (Working Poor) führt weiters dazu, dass Erwerbsarbeit für immer weniger Beschäftigte eine ausreichende Existenzsicherung garantiert. Versicherungsleistungen wie das Arbeitslosengeld oder die Notstandshilfe hinken diesen Entwicklungen meistens hinterher, da sie sich immer noch am ‘Male breadwinner - Modell’ orientieren. Dabei geht man davon aus, dass vorwiegend die Männer für den Unterhalt der Familie sorgen (z.B. Anrechnung des Partnereinkommens bei der Notstandshilfe). Dadurch entstehen für einige Gruppen besondere Risiken, die durch die bestehenden Systeme nicht mehr ausreichend abgesichert werden können. Besonders in den Übergangsphasen, von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt und vom Arbeitsmarkt in die Pension, ergeben sich neue Problemfelder, die immer häufiger zu ungesicherten Lebensphasen führen. Die Wirtschaftskrise hat auch dazu beigetragen, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt weiterhin verschärft und die Arbeitslosigkeit in ganz Europa gestiegen ist. Österreich sieht sich mit einer vergleichsweise schwächeren Auswirkung der Wirtschaftskrise konfrontiert. Während in einigen EU-Ländern, wie in Griechenland und Spanien, die Arbeitslosigkeit stark gestiegen ist, kann Österreich im Jahresdurchschnitt 2011 auf die niedrigste Arbeitslosenquote von 4,2% in der EU verweisen. Seit nunmehr 16 Monaten ist Österreich EU-weit das Land mit der geringsten Arbeitslosenquote. Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitierten Männer aller Altersgruppen (bis 54 Jahre) und aller Bildungsstufen. Bei Frauen blieb die Arbeitslosenquote mit 4,3% fast unverändert. Gleichzeitig mit der positiven Entwicklung der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vorjahr stieg auch die Zahl der offenen Stellen im Jahr 2011 leicht an und betrug 73.800 (2010: 69.100).

Über den Autor

Klaus Jäger, Berufs- und Sozialpädagoge, wurde 1960 in Wien geboren. Nach seiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann arbeitete er in vielen verschiedenen Branchen (Verkauf, Gastronomie, Erwachsenenbildung) und absolvierte 2012 erfolgreich sein MBA-Studium mit Schwerpunkt Training/Coaching/Schulung. Seit über 10 Jahren ist der Autor im arbeitsmarktpolitischen Kontext als Fachtrainer, Coach und Berater in AMS-Kursmaßnahmen für Arbeitssuchende in einem Unternehmen zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung in Wien tätig. Er berät und unterstützt die Arbeitssuchenden in beruflichen wie auch privaten Veränderungsprozessen und versucht gemeinsam mit Ihnen Ihre Zielvorstellungen zu verwirklichen.

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