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Soziologie

Dorothee Aksi

Cybermobbing: Medienkompetenz von Jugendlichen

ISBN: 978-3-8428-7061-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 26
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die modernen Medien sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken und gewinnen täglich mehr an Bedeutung und Einfluss. Das Leben im Web 2.0 bietet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten und bereichert zweifelsohne unser ‘analoges’ Leben in vielerlei Hinsicht. Doch verbergen sich hinter den Errungenschaften auch erhebliche Risiken. Ein häufig vorkommendes ist es, Opfer von Cybermobbing zu werden. Der Begriff ‘Cybermobbing’ findet in den Medien und im Alltag zwar häufig Verwendung, dennoch kennen viele nicht seine genaue Bedeutung und sind damit nicht in der Lage, die damit verbundenen Gefahren realistisch einzuschätzen. Diesem noch recht jungen Phänomen widmet sich dieses Buch. Durch Auswertung der aktuellen Fachliteratur und der Analyse verschiedener Studien wird ein Überblick zur gesamten Thematik gezeichnet. Dabei wurde in diesem Buch auf eine genaue Begriffserklärung geachtet. Denn gerade wer kein ‘Digitalnative’ ist, das heißt, nicht mit den modernen Medien aufwuchs, kann von der Flut der Anwendungen, Begriffe und Abkürzungen geradezu überschwemmt und verwirrt werden. Untersucht werden die Zusammenhänge und Unterschiede zwischen herkömmlichem Mobbing und Cybermobbing, indirektem und direkten Mobbing, deren Merkmale sowie unterschiedliche Erscheinungsformen, die mit realen Beispielfällen anschaulich erläutert werden. Da es sich bei Cybermobbing um ein ernst zu nehmendes gesellschaftliches Problem handelt, werden abschließend mögliche Interventions- und Handlungsstrategien aus der Perspektive der Sozialen Arbeit beleuchtet. Hierbei wird deutlich, dass dringend mehr für die Medienkompetenz und Medienwirkungskompetenz der Bevölkerung getan werden müsste.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Cybermobbing und Cyberbullying: Im Folgenden werden die Begriffe Cybermobbing und -bullying erklärt. Abschließend werden die Merkmale und Formen des Cybermobbings untersucht und mit denen des traditionellen Mobbings verglichen. 2.2.1, Definition Cybermobbing und Cyberbullying: Der Name Cyberbullying stammt von dem Pädagogen Bill Belsey, der sich sehr engagiert diesem Phänomen widmet. Unter anderem ist er der Betreiber von Webseiten mit Aufklärungs- und Hilfsangeboten, z.B. www.bullying.org und www.cyberbullying.org. Bill Belsey definiert Cyberbullying wie folgt: ‘Cyberbullying involves the use of information and communication technologies to support deliberate, repeated, and hostile behaviour by an individual or group that is intended to harm others.” Somit lässt sich Cybermobbing definieren als die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Unterstützung von vorsätzlichem, wiederholtem und feindseligem Verhalten Einzelner oder Gruppen, das die Absicht hat, anderen zu schaden. Cybermobbing bzw. Cyberbullying sind allerdings nicht eindeutig zu definieren, da es sich dabei um ein relativ neues Phänomene handelt, deren Erforschung sozusagen noch in den Kinderschuhen steckt. So wie es unterschiedliche Schreibweisen des Begriffs gibt, so gibt es auch unterschiedliche Definitionen. Allerdings lassen sich in der Fachliteratur zwei Hauptrichtungen unterscheiden: Ein Großteil der Experten übernimmt die bereits erwähnte Definition für traditionelles Mobbing und erweitert sie um den Aspekt der Nutzung modernen Medien. So wie auch der Begriff einfach um das Wort ‘Cyber’ ergänzt wurde, um zu zeigen, dass es sich hier um einen ‘Virtuellen Raum’ handelt in dem das Mobbing geschieht. Gemäß dieser Definition ist eine Person dann Opfer von Cybermobbing, wenn sie absichtlich von einer ihr überlegenen Person - unter Zuhilfenahme von neuen Medien wie Internet oder Mobilfunk - über längere Zeit mehrmals in irgendeiner Form verletzt wird bzw. ihr Unannehmlichkeiten oder Schäden zugefügt werden, gegen die sich die Person nicht oder nur sehr mühsam zur Wehr setzten kann und somit hilflos ist. Folglich wäre z.B. ein ‘Happy slapping’-Video kein Cyberbullying, da es nur einmal stattgefunden und sich somit auch nicht über einen längeren Zeitraum ausgedehnt hat. Daher ist der Widerholungs- und Zeitaspekt äußerst kritisch zu betrachten. Denn etwas wie z.B. ein demütigendes Foto oder Video muss vom Täter nur ein einziges Mal online gestellt oder digital verschickt werden, um unendlich oft angeschaut und weiterverbreitet zu werden. So lässt sich nie genau sagen wie viele ‘Wiederholungen’ es gibt, wie viele Menschen das Foto bzw. Video schon gesehen oder sogar lokal gespeichert haben. Auch wenn das Material im ‘Cyberspace’ gelöscht wurde, hat man keinerlei Garantie, dass das Foto oder Video, nicht doch jederzeit auf irgendeiner Webseite, einem Sozialen Netzwerk, einem Video-Portal, im Freundes- bzw. Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz oder sogar bei Bewerbungsgesprächen wieder auftauchen kann. Ein Zeitraum kann bei Cybermobbing daher also nicht definiert oder eingeschränkt werden. Fragwürdig ist auch der Aspekt des ungleichen Machtverhälnisses, da man nicht das Kräfteverhältnis aus der ‘realen Welt’ in die ‘virtuelle Welt des Cyberspaces’ übertragen kann. Das beste Beispiel hierfür ist das Cybermobbing von Schülern gegen Lehrer. Berücksichtigt werden muss auch, dass man im Internet anonym bzw. mit einem Pseudonym agieren kann. Somit ist das ‘normale’ Machtgefüge im Netz völlig ausgehebelt. Aus diesen Gründen ist die zweite Hauptrichtung für die Definition von Cybermobbing nicht fest an die Merkmale des traditionellen Mobbings geknüpft. Einige Experten vertreten die Ansicht, dass Cybermobbing sich gerade dadurch auszeichnet, ‘dass nicht alle Merkmale zutreffen müssen’. Manche Forscher versuchen dieses Problem zu umgehen, indem sie solange den Begriff ‘online harassment’ verwenden bis die Merkmale des traditionellen Mobbings erfüllt sind. Doch wie gerade ausgeführt wurde, müssen diese Merkmale nicht zwingend erfüllt sein. Eine Definition, welche dies zum Teil berücksichtigt und an der sich auch diese Arbeit orientiert, stammt von Jäger, Fischer, Riebel, & Fluck: ‘Bei Cyber-Mobbing geht es darum, dass neue Techniken, wie z.B. E-Mails, Chats, Instant Messaging Systeme (wie z.B. ICQ oder MSN) oder auch Handys eingesetzt werden, um immer wieder und mit voller Absicht andere zu verletzten, sie zu bedrohen, sie zu beleidigen, Gerüchte über sie zu verbreiten oder ihnen Angst zu machen.’ 2.2.2, Merkmale Cybermobbing: Neben den gerade erläuterten Merkmalen gehört das Merkmal der negativen Handlung des traditionellen Mobbings ebenso zu den Merkmalen des Cybermobbings. Die negative Handlung muss mit Absicht und dem Ziel begangen werden einen anderen zu verletzten, bloßzustellen oder ihm Unannehmlichkeiten zuzufügen. Hinzu kommt zu den Merkmalen des Cybermobbings, dass es die Nutzung neuer Medien zwingend mit einschließt. Auch wenn sich diese Arbeit überwiegend auf das Mobbing über das Internet fokussiert, sind hierunter alle Formen der neuen Medien zu verstehen. Durch die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien ergeben sich wiederum neue Merkmale, die das Cybermobbing deutlich vom traditionellen Mobbing abgrenzen: Zum einen wird durch die genutzten Medien eine Distanz zwischen Täter und Opfer geschaffen, da die Kommunikation mittels Internet bzw. Handy, nicht direkt von Angesicht zu Angesicht stattfindet, sondern orts- und überwiegend auch zeitungebunden möglich ist. Dies ist mithin einer der größten Vorteile der neuen Kommunikationstechnologien, aber unter dem Gesichtspunkt des Cybermobbings gleichzeitig höchst problematisch. Dadurch, dass der Interaktionspartner nicht gesehen und gehört werden kann, können schwerwiegende Missverständnisse entstehen. Gerade scherzhaften Bemerkungen, aber auch ganz ‘normale’ Äußerungen können bei fehlender Betonung und fehlenden non-verbalen Signalen schnell als beleidigend und verletzend empfunden werden. Des Weiteren besteht durch die fehlende ‘face-to-face’-Interaktion ein höheres Risiko, dass die Täter, dadurch dass sie das Opfer nicht leiden sehen, geringere oder auch gar keiner Empathie für das Opfer entwickeln. Gerade für Jugendliche und die Entwicklung ihrer Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit ist es von enormer Bedeutung die Folgen ihres Handelns sehen zu können, um diese zu reflektieren und daraus zu lernen. Ein weiteres neues Merkmal ist die Anonymität, die sich durch die Nutzung des ‘Cyberspaces’ ergibt. Den Mobbern steht eine Vielzahl von Möglichkeiten offen, um ihre Identität zu verschleiern. In den meisten Chats, Foren und Sozialen Netzwerken werden Pseudonyme, sogenannte ‘Nicknames’, verwendet. Cybermobber können aber auch durch Fake-Profile oder geklaute Profile, sogenanntes Nicknapping und Impersonation, agieren. Selbst wenn es sich bei den Tätern um dem Opfer bekannte Personen handelt, weiß das Opfer häufig nicht von wem das Mobbing ausgeht und hat daher meist keine Chance, die Täter z.B. durch eine Anzeige bei der Polizei zur Rechenschaft zu ziehen, zum Unterlassen des Mobbings zu bringen oder ihnen zumindest im realen Leben aus dem Weg zu gehen. Durch die letzten zwei Merkmale verstärkt sich das Cybermobbing selbst. Der Glaube, nicht entdeckt zu werden, und die fehlende Selbstreflektion bzw. das fehlende Empathieempfinden der Täter wirkt ‘enthemmend’ auf die Täter und deren Handeln. Andere Merkmale, welche sich von denselben Merkmalen des traditionellen Mobbings unterscheiden, sind unter anderem, wie bereits erwähnt, der Wiederholungsaspekt, die dazugehörige Zeitkomponente und das Kräfteungleichgewicht. Das Kräfteungleichgewicht ist bei Cybermobbing ‘formlos’. Durch die gegebene Distanz zwischen Täter und Opfer hat eine körperliche Überlegenheit keine Auswirkungen und damit auch keinerlei Bedeutung. Und da der Mobber unbekannt ist bzw. nicht gesehen wird, spielen habituelle Reize und Äußerlichkeiten wie Beliebtheit, Kleidung, Herkunft oder sozialer Status keine Rolle. Lediglich eine Überlegenheit im Bereich der kognitiven Fähigkeiten kann beim Cybermobbing von Bedeutung sein, da das Opfer bei einer Unterlegenheit in diesem Bereich u.U. nicht in der Lage ist, auf beleidigende Kommentare oder Vorwürfe richtig zu reagieren bzw. gegen diese zu argumentieren. Hierbei ist es wichtig zu bedenken, dass eine Reaktion - sprich eine Antwort auf eine Beleidigung oder eine weiterführende Diskussion - vom Opfer auf den oder die Täter provozierend und damit eher motivierend als abschreckend wirkt. Aus diesem Grund kann auch ein dem Täter in allen Bereichen überlegenes Opfer hilflos sein. Demzufolge lässt sich feststellen, dass das Merkmal der Hilflosigkeit beim Cybermobbing in fast allen Fällen als grundsätzlich gegeben angesehen werden kann.

Über den Autor

Dorothee Aksi, B.A., geb. Weingardt, wurde 1985 in Karlsruhe geboren. Nach einer technischen Ausbildung schloss die Autorin im Jahre 2012 ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Ludwigshafen mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums beschäftigte sich die Autorin mit der Medienkompetenz von Jugendlichen. Dieses Thema blieb für die Autorin auch in ihrer späteren beruflichen Tätigkeit aktuell, zuerst als Gemeinwesen- und Schulsozialarbeiterin und im Anschluss daran als Leiterin einer Sozialen Einrichtung.

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