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- Arbeiten im Newsroom: Wie wirkt sich Konvergenz auf Journalisten aus?
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 38
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
2010 eröffnete das Medienhaus Ringier AG den Newsroom der Blick-Gruppe – es war der erste seiner Art in der Schweiz. Der Newsroom war das Resultat der Überlegung, wie dem strukturellen Wandel der Medienwelt durch die fortschreitende Digitalisierung begegnet werden sollte. Die Lösung bedeutete crossmediales Arbeiten. Weil bei Change-Prozessen oft der Faktor Mensch vergessen wird, war es 2015 an der Zeit, Bilanz zu ziehen und die Mitarbeiter zu befragen, wie sie den Wandel empfunden haben und wie Konvergenz ihre Arbeit verändert hat. Journalismus geht nicht ohne Menschen. Die vorliegende Fallstudie fokussiert daher arbeitssoziologische Aspekte. Der Hauptfokus im empirischen Teil liegt auf der quantitativen Umfrage sowie den Leitfaden-Interviews.
Textprobe: Kapitel 3.3.1 Gravitation | Sozialisation: Obwohl aufgrund der zufälligen Verteilung zu erwarten wäre, dass sich die Persönlichkeiten der Mitarbeiter eines Unternehmens nicht besonders glei-chen, haben verschiedene Untersuchungen ergeben, dass sich die Mitarbeiter ähnlich sind (Schneider et al. 2001: o.S). Dies erklärt Bergmann (2010: o.S.) damit, dass Organisationen so auf die Mitarbeiter einwirken würden, dass sie sich dahingehend verändern und die Werte der Organisation übernehmen. In der Literatur wird dafür der Begriff organisationale Sozialisation verwendet. Mit dem Begriff organisationale Sozialisation wird der Prozess der Vermitt-lung und des Erwerbs von Kenntnissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Überzeugungen, Werthaltungen und Normen beschrieben, der eine Person dazu befähigt, die von der Organisation an sie gestellten Handlungsanforderungen zu erfüllen (Nerdinger 2011: 70). Möglich ist aber auch, dass der Effekt daher rührt, dass Menschen mit ähnli-chen Wertorientierungen durch dieselben Organisationen angezogen werden und von diesen auch für bestimmte Aufgaben ausgewählt werden. Das würde bedeuten, dass die Mitarbeiter zu Firmen gravitieren, die zu ihnen passen (Nerdinger 2011: 70). Während Gravitation und Sozialisation auf den ersten Blick als verschiedene Konzepte erscheinen, glaubt Nerdinger, dass sich die beiden Prozesse nicht ausschliessen, sondern ergänzen (Nerdinger 2011: 71). 3.3.2 Wirkungen organisationaler Sozialisation: Das Ziel von organisationaler Sozialisation ist die Bindung an das Unternehmen. Dafür ist es zielführend, wenn die Mitarbeiter die Werte und Normen des Unternehmens internalisieren und sich wünschen, weiter in dieser Organisation tätig zu sein. Es gibt drei verschiedene Arten von Bindungen. Einerseits die kalkulative Bindung, in der der Mitarbeiter nur im Unternehmen bleibt, weil er glaubt, bleiben zu müssen. Denn die Kosten, welche auf ihn zurückfallen, würden im Fall einer Kündigung höher ausfallen, als wenn er bleiben würde. Mitarbeiter können sich auch affektiv an das Unternehmen binden. Das bedeutet, dass sich der Arbeitnehmer mit dem Unternehmen identifiziert und sich der Organisation emotional verpflichtet fühlt. Dies korreliert in der Regel nicht mit einer Kündigung. Und schliesslich gibt es auch die normative Bindung, welche auf dem Gefühl der Verpflichtung beruht – eine Kündigung wäre aus moralischen Gründen verwerflich (Nerdinger 2011: 77). Eine tiefe Fluktuation wird als geeigneter Indikator für eine gelungene Sozialisation von Mitarbeitern gewertet (Nerdinger 2011: 78). 3.4 Mikro-Ebene | Journalist: In diesem Abschnitt wird der Beruf als Journalist grundsätzlich dargelegt und welche Merkmale Personen, die im Journalismus tätig sind, in der Tendenz haben. Zudem werden die redaktionellen Arbeitsbedingungen sowie die daraus resultierenden Folgen wie Stress dargelegt. 3.4.1 Journalist – ein Traumberuf? Obwohl Journalisten allgemein nicht über ein gutes soziales Ansehen verfügen, (Prott 2008: 193) übt der Beruf eine hohe Anziehungskraft auf junge Menschen aus (Lieske 2008: 100). Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits der Zugang zu anderen Gesellschaftseliten, selbst die Chance zu haben, einen prominenten Status zu erlangen und die ständige Wissenserweiterung. Insbesondere der Abenteuer-Reiz lassen den Journalisten-Beruf spannend und reizvoll erscheinen (Lieske 2008: 82). Dies erklären auch Journalisten selbst bei einer Befragung nach den Beweggründen: Abwechslung, Selbstverwirklichung und Kontrolle [...], dazu Macht, Verantwortung und eine Position im sozialen Raum, die mich (für viele sichtbar) aus dem grauen Meer des Durchschnitts heraushebt (Meyen, Riesmeyer 2009: 82). Trotzdem gibt es auch immer eine andere Seite der Medaille: Verschiedene Gründe wie die unstete Lebensführung, Wochenend-Arbeit, der Druck – beispielsweise zum Redaktionsschluss, die wachsende Konkurrenz, der Zwang ständig Neues zu verfassen, die steigende Arbeitsbelastung und die Angst um den Arbeitsplatz machen Journalisten das Leben schwer (Mast 2008: 109). Allgemein kann gesagt werden, dass je länger ein Journalist in seinem Beruf arbeitet, desto mehr lassen diese positiven Reize nach und die negativen nehmen an Gewicht zu (Mast 2008: 109). 3.4.2 Soziodemografische Merkmale: Weischenberg beschreibt den typischen Journalisten als einen knapp 41 Jahre alter Mann, der aus der Mittelschicht stammt, einen Hochschulab-schluss hat, (…) und ca 2300 Euro netto im Monat verdient (Weischenberg et al. 2006: 57). Diese Aussage ist ein Holzschnitt und inkludiert weder die grossen Unterschiede zwischen den Medien und kommentiert auch nicht den Wandel im Journalismus (Keel 2011: o.S.). Trotzdem soll an dieser Stelle versucht werden, einen kurzen Überblick über die soziodemografischen Inhalte zu geben. Zuerst ist festzuhalten, dass im Verlauf der Jahre mehr Frauen im Journalismus arbeiteten. Der Anteil der Frauen lag 2008 in der Schweiz bei 35,2 Prozent. Der Anstieg liegt vor allem an den elektronischen Medien wie dem Fernsehen – aber auch im Print-Bereich ist der Frauenanteil gestiegen (Keel 2011: 160-162). Das Durchschnittsalter der Journalisten liegt in der Schweiz 2008 bei 44,8 Jahren. Unter 35 Jahren sind 26,4 Prozent der Gesamtheit und 31,5 Prozent zwischen 35 und 44. Den grössten Teil machen die Journalisten über 44 Jahre aus: 42,1 Prozent (Keel 2011: 162 - 163). Die unter 35-jährigen Journalisten arbeiten insbesondere bei Privatradios und Gratiszeitungen, bei Tages- und Wochenzeitungen sind die älteren Altersgruppen überdurchschnittlich vertreten. Ebenso auf den Redaktionen der SRG (Keel 2011: 163). In Sachen Ausbildung nimmt der Anteil an Hochschulabsolventen zu, wäh-rend der Anteil an Hochschulabbrechern sinkt. Der grösste Teil der journalistisch tätigen Akademiker ist bei Nachrichten-Agenturen, Wochenzeitungen und Gratiszeitungen angestellt. Letztere werden als Einstiegsmedium in den Journalismus genutzt (Keel 2011: 170). Nur gerade sechs Prozent – die Hälfte davon Deutsche – der in der Schweiz tätigen Journalisten besassen 2008 keinen Schweizer Pass – ein viel tieferer Wert als in der Gesamtschweiz: Da besitzen 2008 21 Prozent der Bewohner keinen Schweizer Pass (Keel 2011: 172-175).
Kaye Erika Cheska Anthon, geboren 1985 in Cebu (Philippinen), absolvierte 2008 die Ringier Journalistenschule und schrieb für verschiedene Produkte und Ressorts des Schweizer Verlags – unter anderem als Kolumnistin für die Tageszeitung Blick. Als Journalistin war Kaye E.C. Anthon Teil des ersten Schweizer Newsrooms, welcher 2010 seinen Betrieb aufnahm. Aufgrund der langjährigen Erfahrung und Kontakte entschied sie sich, in ihrer Studien-Abschlussarbeit an der Hochschule für Wirtschaft Zürich den Newsroom der Blick-Gruppe zu untersuchen. Kaye E.C. Anthon arbeitet und lebt in Zürich.
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