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- Altersarmut in deutschen Großstädten. Ursachen und gesundheitliche Folgen
Soziologie
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zum Einstieg wird auf die aktuelle gesellschaftliche Sichtweise zur Thematik eingegangen, um die unterschiedlichen Blickwinkel der Generationen aufzuzeigen und retrospektiv einen Entwicklungsverlauf zum Status-Quo zu zeichnen, welcher zu diesen differenzierten Perspektiven führt. Beabsichtigt wird ein möglichst breitumfassendes Bild der gegenwärtigen gesundheitlichen Lage von Altersarmutsbetroffenen im Bundesgebiet und den Großstädten Berlin, Bremen und Hamburg vergleichend darzustellen bzw. zu erläutern und Ansatzpunkte für die Gesundheitswissenschaften zu verdeutlichen. Aktuelle Statistiken unterstreichen dabei die nötige Evidenz für Handlungsbedarf. Zum weiteren Verständnis wird die wissenschaftlich differenzierte Auffassung erörtert. Mögliche Ursachen für Altersarmut werden anhand von gesundheitswissenschaftlich erklärenden Konzepten und mehreren in der Fachliteratur identifizierten Risikofaktoren dargelegt. Hieraus werden entstehende gesundheitliche Folgen für Betroffene aufgezeigt, die sich als vermeidbar begründen lassen.
Textprobe: Kapitel 2: Risiken für Altersarmut: Eine niedrige gesetzliche Altersrente kann, muss aber nicht, zwangsläufig zu Altersarmut führen, denn hierzu sind auch andere individuelle Faktoren wie Familienstand, Wechsel in Selbständigkeit, Haushaltsgesamteinkommen, Eigentum oder Kapitalanlagen zu berücksichtigen (Bäcker 2014: 29 Fahimi 2017: 55 Wittrahm 2017: 31 f.). Derweil können Ansprüche auf Sozialleistungen wie Wohngeld, Witwenrente oder Grundsicherung bei Alter zusätzliche Einkommensquellen darstellen, um den Lebensstandard im Alter zu unterstützen (Bäcker 2014: 29 Butterwegge Hansen 2012: 115). Nachfolgend werden jene in der einschlägigen Fachliteratur stark frequentierten Risiken von Altersarmut mit den höchsten Gefährdungspotentialen erläutert. Hierzu zählt, neben dem individuellen Bildungsstand, das biologische Geschlecht, die Entwicklung des Arbeitsmarkts und dessen Zugang, die individuelle Erwerbsbiographie, mangelnde persönliche Altersvorsorge sowie die persönliche finanzielle Situation. 2.1: Bildung: Etwa jeder zweite Mann (54 %) und mehr als jede dritte Frau (39 %) war im letzten Jahr langzeitarbeitslos wegen eines nicht vorhandenen Berufsabschlusses (BA 2017a: 02). Menschen mit niedrigem Bildungsstand verrichten häufiger körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten, sind öfter Gefährdungen am Arbeitsplatz wie Gefahrenstoffen ausgesetzt und überdurchschnittlich in prekären Arbeitsverhältnissen, wie Leiharbeit, beschäftigt (Richter-Kornweitz 2012a: 151 f Borchert 2008: 262 f.). Zu den niedrigen Gehältern per se kämen noch die mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten hinzu, welche nicht nur den eigenen Wohlstand, sondern auch die Bildungslaufbahn der nachfolgenden Generationen beeinflusse (Bude in Kotte 2015: 34 Lauterbach 2007: 38 f. 180 f.). Sowohl jahrelange monotone berufliche Belastungen als auch Arbeitslosigkeit resultieren kumuliert nicht selten in chronischen Erkrankungen (Richter-Kornweitz 2012a: 151 f Mergenthaler 2012: 50). Jede dritte Frau und jeder dritte Mann der unteren Bildungsgruppe im Alter von 45 bis 64 Jahren bewertet die persönliche berufliche Tätigkeit als gesundheitsgefährdend (RKI 2014a: 03). In der obersten Bildungsgruppe, assoziiert mit dem höchsten Einkommen, teilen diese Einschätzung nur jede sechste Frau und jeder achte Mann (RKI 2014a: 03). Dies erklärt auch, weshalb jeder dritte Niedrigverdiener 2013 angab, aus gesundheitlichen Gründen mit durchschnittlich 55 Jahren verrentet worden zu sein und somit sechs Jahre früher als der durchschnittliche Rentner in jenem Jahr (StaBu 2015: 13). Hieraus ergibt sich für Public Health als Tätigkeitsfeld das health consulting (fachliche Gesundheitsberatung), um die Politik durch gesundheitswissenschaftliche Erkenntnisse von der Nachhaltigkeit von Investitionen in Bildung und hieraus resultierender verbreiteter Gesundheitskompetenz health literacy in der Bevölkerung zu überzeugen. 2.2: Geschlecht: Frauen, insbesondere geschiedene, gelten allgemein als gefährdeter von Altersarmut und Multimorbidität betroffen zu sein, da sie nicht selten aus familiären oder steuerlichen Gründen auf ein eigenes Einkommen ganz oder teilweise bzw. zeitweise verzichtet haben und gleichzeitig bei einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung aber für längere Zeit im Alter auf monetäre Zuwendungen angewiesen sind (vgl. Richter-Kornweitz 2012a StaBu 2015: 37 Butterwegge 2013: 710 Wittrahm 2017: 31). Diese familienorientierten Frauen treffe auch eine Arbeitsunfähigkeit des Gatten besonders hart, da ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt nach längerem Fernbleiben schwer gelinge, postulieren Klammer (2017: 17 ff.) und Wittrahm (2017: 32). Die Ergebnisse zeichnen wie folgt ab: Im Jahr 2015 hatte im Bundesdurchschnitt ein alleinstehender über 65-jähriger Rentner 1.614 Euro netto monatlich zur Verfügung, eine alleinstehende über 65-jährige Rentnerin jedoch nur 1.420 Euro (BMAS 2016: 96). Ehepaaren in Rente stand 2015 durchschnittlich immerhin ein monatliches Nettoeinkommen von 2.543 Euro zur Verfügung (BMAS 2016: 96). Zusätzlich zu den erwähnten Faktoren ist auch der historisch bedingte Aspekt der Weltkriege mit dafür verantwortlich, dass in der Bundesrepublik mit 57 % Frauen und 43 % Männern weiterhin ein Missverhältnis zwischen den Geschlechtern und ihrem Gefährdungspotential besteht (StaBu 2015: 05). So sind von derzeit 21 Mio. Rentnern die Mehrheit weiblich (12 Mio.) und ein Viertel weniger männlich (9 Mio.) (BMAS 2017a: 18). Diese Fakten spiegeln sich sodann auch in der statistischen Erhebung von Bedürfnissen wieder, wonach im letzten Jahr ca. 58 % aller Empfänger von Grundsicherung im Alter über 65 Jahre weiblich waren (s. Tabelle I) (Statistisches Bundesamt 2018e). Der Tabelle ist ebenso zu entnehmen, dass der Frauenanteil zwar innerhalb des betrachteten Zeitraums deutlich über jenem der Männer lag, im Verlauf betrachtet aber rückläufig ist, wogegen er bei den Männern ansteigt. […] Dies könnte auf die höhere und längere Erwerbstätigkeit von Frauen einerseits und die höhere Lebenserwartung der Männer andererseits zurückführbar sein. Der hohe Frauenanteil spiegelt sich auch in den untersuchten Städten ab, wo nach Stand verfügbarer Daten in Berlin 56 %, in Bremen 59 %, und in Hamburg 55 % weiblichen Geschlechts waren (AfSBB 2015: 06 SAfHuSH 2017: 03 f. SLaB 2017: 258). Gesellschaftlich manifestiert wurde das, wenn patriarchalisch geduldet, durch die Ehefrau erworbene Einkommen als Zuverdienst verklärt (Bäcker 2014: 29, 36). Dies betraf aufgrund verschiedener politischer Systeme eher westdeutsche als ostdeutsche Frauen (Butterwegge Hansen 2012: 115 ff. Drasch 2011: 173 ff.). Im 21. Jahrhundert, losgelöst vom Patriarchat, in Zeiten von Feminismus, gleichgeschlechtlicher Ehe und Gender-Studys , bleibt die weibliche Herausforderung jedoch bestehen, Familie und Karriere in Einklang zu bringen, weshalb vielfach Teilzeitbeschäftigungen nachgegangen wird (Bäcker 2014: 31, 36 Butterwegge Hansen 2012: 128). Untersuchungen legen nahe, dass viele Frauen im Hinblick auf ihre Work-Life-Balance auch gezielt Berufe im Niedriglohnsektor, wie im Dienstleistungsbereich oder in Kunst und Kultur anstreben, da sich die dort spezifischen Arbeitsbedingungen etwa durch Teilzeit und Home-Office zu ihrem Vorteil erweisen (Schubert 2015: 44 Butterwegge Hansen 2012: 121 f.). Bleibt einerseits somit mehr Zeit für Familie und Selbstpflege, wirkt sich die kreative Berufswahl oft zu Ungunsten der Einkommenshöhe, fehlender Aufstiegschancen und Rentenansprüchen aus (Schubert 2015: 44, 50, 57). Selbst gut ausgebildete Frauen in Vollzeitbeschäftigung erfahren durch bis zu durchschnittlich 23 % niedrigere Gehälter als äquivalent qualifizierte Kollegen eine diskriminierende finanzielle Benachteiligung, welche sich bis auf die Rentenanwartschaft auswirkt (Butterwegge Hansen 2012: 121). Public Health Forschung kann durch Studien zur Gesundheit von berufstätigen und nicht erwerbstätigen Frauen Sensibilität und Aufmerksamkeit für die Thematik fördern und sachdienliche Erkenntnisse generieren, welche etwa zum gleichen Lohn für gleiche Arbeit equal pay beitragen könnten.
Gabriel M. Spieker, Jahrgang 1989, entdeckte bereits 2005 durch ein Praktikum sein Interesse am Gesundheitswesen. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr ließ er sich zum examinierten Altenpfleger ausbilden und arbeitete anschließend in verschiedenen Bundesländern in der ambulanten und stationären Alten-und Krankenpflege. Zur beruflichen Weiterentwicklung zog es ihn nach Norddeutschland, wo er Management im Gesundheitswesen, Gesundheitswissenschaften und Politikwissenschaften in Bremen und Tampere (Finnland) studierte. Aufgrund von beruflichen Erfahrungen und eigener familiärer Betroffenheit widmete er sich in seiner Abschlussarbeit der Thematik der Altersarmut, und entschied sich für den gesellschaftlichen Mehrwert gegen die Schublade und für eine Veröffentlichung. Der Schwerpunkt der Abschlussarbeit lag dabei auf Ursachen und Folgen gesundheitlicher Ungleichheit von Rentnerinnen und Rentnern in den drei deutschen Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg, da sich deren Eigenschaften zur Untersuchung besonders eigneten. Der Autor lebt derzeit in Hamburg und arbeitet dort im Gesundheitswesen.
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