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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der demografische Wandel ist in unserer Gesellschaft heutzutage mittlerweile überall präsent und wird vielfach diskutiert. Insgesamt wird er sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche und Ebenen auswirken, beispielsweise auf die Arbeits-, Kapital- und Immobilienmärkte ebenso wie auf die individuelle Ebene und auf die Ebene der Verbände und Organisationen. Ausgehend von den Entwicklungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, werden die künftigen Folgen dieser Prozesse für das Erwerbssystem aufgezeigt, insbesondere die Veränderungen im Bereich des Erwerbspersonenpotenzials und die damit verbundenen Veränderungen für die Arbeitswelt. Auch die Konsequenzen auf gesellschaftlicher Ebene werden aufgezeigt und, dass der Paradigmenwechsel in der Gesellschaft eine entsprechende Ablösung bisheriger defizitärer Altersbilder voraussetzt. Die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer wird unter Betrachtung der individuellen Voraussetzungen dieser Beschäftigtengruppe beleuchtet und damit einhergehend die Notwendigkeit von Alternsmanagement in den Unternehmen begründet. Anschließend wird Alternsmanagement in seiner Konzeption und seinem Handlungsrahmen dargestellt. Anhand von zwei ausgewählten Handlungsfeldern, die sich als besonders relevant herausgestellt haben, wird die Handlungsebene von Alternsmanagement in den Unternehmen vor Ort dargestellt. Zum einen wird das betriebliche Gesundheitsmanagement im Rahmen des Alternsmanagements konzeptioniert. Im nächsten Schritt wird der konkrete Handlungsrahmen mit der Implementierung von Projekten im Unternehmen ausgeführt. Zum zweiten werden für den Bereich der beruflichen Weiterbildung aus dem Blickwinkel des Alternsmanagements wesentliche Leitlinien für die Handlungsebene erarbeitet.
Textprobe: Kapitel 3., Konsequenzen des demografischen Wandels: 3.1, Konsequenzen auf gesellschaftlicher Ebene: Bei Betrachtung der künftigen Verteilung der Altersgruppen zueinander werden die zu erwartenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen besonders deutlich erkennbar. Der Altenquotient, der das Verhältnis der Bevölkerung ab 65 Jahre und älter je 100 Personen im Alter von 20 - 64 Jahren abbildet, wird in starkem Maße zunehmen. So steigt er von 34 im Jahr 2009 auf voraussichtlich 62 im Jahr 2040. Gleichzeitig bleibt der Jugendquotient, der die Zahl der unter 20 Jährigen je 100 Personen im Alter von 20 - 64 Jahren darstellt, relativ stabil bei etwa 31. Bei der Betrachtung dieser Altersgruppenverteilung wird wieder deutlich, dass der Bevölkerung im Erwerbsalter zukünftig immer mehr Personen ab 65 Jahre und älter gegenüberstehen werden. Kommen derzeit noch etwa vier Personen im Erwerbsalter auf zwei Personen im Ruhestand so werden es im Jahr 2030 möglicherweise nur noch zwei Personen sein. Die Gruppe der über 60 Jährigen wird auf einen Anteil von über 40% der Bevölkerung im Jahr 2060 angestiegen sein. Mit diesen Prozessen innerhalb der Gesellschaft werden einige Problemlagen an Brisanz gewinnen wie beispielsweise die Frage nach der Finanzierbarkeit der gesetzlichen Rentenversicherung, oder auch die Frage nach der Versorgung der deutlich ansteigenden Zahl der Pflegebedürftigen und der demenzkranken Personen. Nach aktuellen Schätzungen leben heute ca. 1,3 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland und ihre Zahl dürfte sich bis zum Jahr 2050 etwa verdoppelt haben. Die Verteilung der Altersgruppen ist ein höchst interessanter Aspekt bei der Vorausschau der Bevölkerungsentwicklung, wobei davon ausgegangen werden kann, dass die Gruppe der über 60-jährigen auf einen Anteil von über 40% der Bevölkerung im Jahr 2050 angestiegen sein werden. Damit werden sie ungefähr die Hälfte der wahlberechtigten Personen in Deutschland ausmachen, was einige qualitative Veränderungen in der Politik mit sich bringen dürfte. Gerade auch im Bereich der sozialen Sicherungen wird es einige Herausforderungen geben, der Sozialstaat wird erheblichen Belastungen ausgesetzt sein. 3.2, Verlängerung der Lebensarbeitszeit: Wie bereits aufgezeigt, ist die Lebenserwartung in Deutschland in den letzten 50 Jahren deutlich gestiegen, was sowohl für die durchschnittliche Lebenserwartung von Neugeborenen als auch für die durchschnittlich fernere Lebenserwartung von Personen ab einem bestimmten Alter, beispielsweise ab 65 Jahre, gilt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Neugeborenen ist im Verlauf des letzten Jahrhunderts um ungefähr 30 Jahre gestiegen, die fernere Lebenserwartung von Personen ab 60 Jahren ist je nach Geschlecht um mindestens 20 Jahre gestiegen. Diese Entwicklung wird gleichfalls verstärkt durch die gleichzeitig sinkende Sterblichkeit der älteren Bevölkerung. Ein weiterer Prozess vollzog sich in Deutschland ungefähr seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, indem die vorzeitige Ausgliederung älterer Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben forciert wurde. Die Zunahme der Lebenserwartung führte also zu einer Ausweitung des Ruhestandslebens, nicht zu einer Ausweitung der aktiven Zeit der Erwerbstätigkeit. Dieses Phänomen wird auch beschrieben als ‘Arbeits/Alter-Paradoxon eines immer früheren Berufsaustrittspunktes bei gleichzeitig immer weiter steigender Lebenserwartung einerseits und immer günstigerer gesundheitlicher und qualifikatorischer Ausgangsbedingungen der nachfolgenden Kohorten andererseits’. Vor dem Hintergrund dieser Prozesse den demografischen Wandel betreffend hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden von einer frühzeitigen Ausgliederung Älterer aus dem Arbeitsleben häufig noch lange vor dem Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze hin zu einem möglichst langen Verbleib älterer Menschen im Erwerbssystem. In Wissenschaft und Politik wurden in den letzten Jahren bereits einige Maßnahmen eingeleitet, den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen. In der Forschung wurden vielfach Untersuchungen durchgeführt zur Leistungsfähigkeit älterer Menschen. In der Politik wurde die Vorruhestandsregelung abgeschafft, die Möglichkeiten eines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Erwerbsleben weiter eingeschränkt und die Altersgrenze der Beschäftigung wurde sukzessive auf bis zum Alter von 67 Jahren angehoben mit dem Ziel der längeren Verweildauer der Älteren im Erwerbsleben. Mittlerweile hat der demografische Wandel den Arbeitsmarkt erreicht, der Fachkräftemangel ist bereits in einigen Branchen deutlich spürbar, wie die Diskussion um die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften im Zusammenhang mit der ‘Blue Card’ erkennen lässt. Dieser Fachkräftemangel wird sich langfristig auf dem deutschen Arbeitsmarkt auswirken, was wiederum bedeutet, dass die deutschen Unternehmen langfristig nicht mehr auf das Beschäftigungspotenzial älter Arbeitnehmer wird verzichten können, wie dies bereits in den letzten Jahren schon erkennbar wurde. Die arbeitende Bevölkerung und die Unternehmen finanzieren in diesem als soziale Errungenschaft geltendem Wohlfahrtsstaat ihre älteren Mitmenschen im Ruhestand. Allerdings kann dies nur gelingen, wenn die arbeitende Bevölkerung ausreichenden ökonomischen Wert erwirtschaftet. Zu Recht weist der Fünfte Altenbericht darauf hin, dass ältere Menschen zukünftig länger in der Lage sein werden, einen aktiven Beitrag zum Wohle der Gesellschaft beizutragen, da sich ihre Situation in vielen Bereichen deutlich verbessert hat im Vergleich zu vorherigen Generationen älterer Menschen in Deutschland. Im Hinblick auf ihre Gesundheit, ihr Bildungsniveau und auch ihre finanzielle Lage werden sie eher in der Lage sein, ‘einen aktiven Beitrag zum Wohle der Gesellschaft zu leisten und ‘ein gewisses Maß an Reziprozität zwischen den von anderen in Anspruch genommenen und den für andere erbrachten Leistungen aufrecht zu erhalten’. Die demografische Entwicklung hat einen Strukturwandel eingeleitet, demzufolge im letzten Jahrzehnt eine deutlich steigende Erwerbsbeteiligung aller Altersgruppen oberhalb von 50 Jahren stattgefunden hat. Die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen ab 55 Jahre um ca. 14% gesteigert werden konnte, und die Experten des sechsten Altenberichtes gehen davon aus, dass es sich hierbei um den Beginn einer eindrucksvollen Trendwende handelt. Allerdings hat Deutschland in Bezug auf die Erwerbstätigenqoten älterer Menschen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern durchaus noch Handlungsbedarf, da die Arbeitslosenquote älterer Arbeitnehmer immer noch deutlich höher liegt als in anderen europäischen Ländern. Auch sollte die Diskussion um die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sehr differenziert geführt werden. Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer sollten flexible Lösungen in Betracht gezogen werden, die die unterschiedlichen Bedürfnisse aber auch Problemlagen innerhalb der sehr heterogenen Gruppe der älteren Erwerbstätigen in den Blick nehmen. So sollte Arbeitnehmern, die jahrzehntelange einseitige körperliche Belastung in ihrer Berufstätigkeit erfahren haben, auch weiterhin die Möglichkeit offenstehen, frühzeitig in den Ruhestand einzutreten, oder aber eine angemessene Alternative wählen zu können. 3.3, Altersbilder: Im Arbeitsleben werden zukünftig notwendigerweise neue Wege beschritten werden müssen und es wird in deutlich stärkerem Maße als bisher darum gehen, den Anteil der aktiven Lebenszeit zu vergrößern. Dies verlangt aber auch von allen Beteiligten eine andere Sichtweise auf das Alter und analog zum Paradigmenwechsel in der Politik für ältere Arbeitnehmer einen Paradigmenwechsel in Bezug auf die vorherrschenden Altersbilder auf allen Ebenen der Gesellschaft. In den Unternehmen wird es auf allen Ebenen darauf ankommen, aktiv an der Beförderung von neuen Altersbildern mitzuwirken, also von Vorgesetzten und andere Verantwortlichen aller Ebenen, allen Mitarbeitern, aber auch von den älteren Arbeitnehmern selbst. ‘Altersbilder sind individuelle und gesellschaftliche Vorstellungen vom Alter (Zustand des Altseins), vom Altern (Prozess des Älterwerdens) oder von älteren Menschen (die soziale Gruppe älterer Personen). In einer pluralisierten und differenzierten Gesellschaft gibt es immer eine Vielzahl von Altersbildern’, ebenso wie es individuell, aber auch innerhalb der Gesellschaft eine Vielzahl unterschiedlicher Vorstellungen vom Alter, Altern und den älteren Menschen gibt. In der Gerontologie werden unter dem Begriff der ‘Altersbilder’ einerseits ‘Meinungen und Überzeugungen über Veränderungen der Persönlichkeit im Alter und charakteristische Merkmale älterer Menschen’, andererseits auch in der Gesellschaft vorhandene Vorstellungen in der Gesellschaft zu Alter und Altern verstanden. Neuere Forschungen haben ergeben, dass in unserer Gesellschaft nicht durchweg ein negatives Bild vom Alter und Altern vorzufinden ist, sondern dass sich auf der individuellen Ebene ebenso wie im öffentlichen Diskurs differenzierte, unterschiedliche und vielfältige Altersbilder gibt, die positiv wie auch negativ anzusehen sind. Altersbilder, die auf gesellschaftlicher bspw. politischer Ebene kommuniziert und diskutiert werden, können auf diesem Wege auch in die Institutionen und Organisationen eingehen und dort das Handeln im Alltag beeinflussen. Altersbilder werden als Vorstellungen und Sichtweisen über die Kommunikation transportiert, finden so Verbreitung und prägen das Handeln im Alltag und die Interaktion mit den älteren Menschen. Umgekehrt kann auch das Handeln im Alltag die Vorstellungen über das Altern prägen und beeinflussen, Altersbilder verfestigen oder verändern. Altersstereotype können subtil wirken und eine Wirkung auf die älteren Personen haben, die denen nicht bewusst sein muss. Ebenso wie die eigenen Vorstellungen vom Ältern und Alter können die von bestimmten Altersbildern geprägten Verhaltensweisen anderer Personen auf die älteren Personen erhebliche Auswirkungen haben. Menschen mit einem positiven Blick auf Alter und das eigene Älterwerden zeigen bessere kognitive Leistungen, zeigen einen gesünderen, aktiveren Lebensstil, der auch mit einer besseren und längeren Gesundheit einhergeht. Ebenso werden ältere Personen insofern beeinflusst, dass die ihnen nahegebrachten negativen Assoziationen vom Alter ihre kognitiven und körperlichen Leistungen negativ beeinflussen. Die eigene Sicht auf das Älterwerden hat mit großer Wahrscheinlichkeit auch erhebliche Konsequenzen für diesen Prozess. So schneiden ältere Menschen, die vor einem Gedächtnistest einen Bericht über negative Aspekte des Alterns lesen gegenüber den Personen die vorher einen Bericht über positive Aspekte des Alterns lesen, nachweislich schlechter ab.
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