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- Akzeptanzmessung von Präventionsmaßnahmen gegen Burnout
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sehen sich Unternehmen zunehmend mit einem gesteigerten Wettbewerbsdruck konfrontiert. Dieses Streben nach Wachstum geht mit unbeständigen Beschäftigungsverhältnissen und anwachsenden Weiterbildungsanforderungen seitens der Mitarbeiter einher, welche langfristig gesehen zu einer psychischen Überforderung führen können. Diese Sachverhalte verdeutlichen die Relevanz von Präventionsmaßnahmen innerhalb der Unternehmen mit dem Ziel, die Mitarbeiter zukünftig vor psychischen Erkrankungen zu schützen. Hierbei lassen sich individuelle, organisatorische und kombinierte Ansätze differenzieren. Solche vorbeugenden Maßnahmen müssen allerdings von den jeweiligen Mitarbeitern akzeptiert werden. Die Existenz dieser Forschungsfrage begründet sich durch die Tatsache, dass ohne die nötige Akzeptanz der Mitarbeiter auch die effektivste Maßnahme wenig gewinnbringend erscheint. Das Ziel dieser Untersuchung liegt also in der empirischen Erforschung möglicher Faktoren, welche eine Beeinflussung auf die Akzeptanz ausüben und auf welche Weise diese im organisatorischen Rahmen verbessert werden können.
Textprobe: Kapitel 3, Das Konstrukt Burnout: Die Begrifflichkeit eines Burnouts wurde erstmals von Freudenberger im Jahr 1974 benutzt. Ein Burnout steht in einem engen Zusammenhang zur Arbeitswelt und es betrifft zumeist Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren. Mehrfach sind es jene, ‘die viele Jahre im Berufs- und im Privatleben ihre motivierte wie auch engagierte Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft unter Beweis gestellt haben und dann an den oberen Grenzen ihrer psychischen und physischen Kräfte angelangt sind.’ Diese Definition kann als Ausgangspunkt für weitere Darstellungen gewählt werden, wobei innerhalb der wissenschaftlichen Literatur eine Vielzahl von Begriffsbestimmungen zu finden sind. Ein Grund für das Fehlen einer einheitlichen Definition besteht darin, dass Burnout bislang noch nicht als Krankheit anerkannt ist. In der neuesten Auflage der ICD-10-GM vom 01.01.2012, also der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, ist Burnout in die Auflistung unter dem Schlüssel ‘Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung’ zu finden. Da jedoch die übrigen psychiatrischen Diagnosen mit dem Buchstaben ‘F’ kodiert sind und eine Z-Diagnose im Anhang Platz findet, gilt ein Burnout nach heutiger Auffassung nicht als Krankheit. In der Anfangszeit der Burnoutforschung war die Mehrheit der Wissenschaftler noch der Ansicht, dass es sich um ein Phänomen der heilenden Berufe handelt. Dieses Bild hat sich jedoch im Laufe der Zeit mit der Tendenz, dass Burnout in sämtlichen Berufsgruppen auftreten kann, verändert. Hierbei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, in welchem alltägliche Belastungsfaktoren über einen längeren Zeitraum auf das Individuum einwirken. Mit Bezug auf die zuvor behandelte Stresstheorie, lässt sich innerhalb der Praxis häufig keine genaue Trennlinie zu einem Burnout ziehen. Zumeist findet man allerdings das Bild, in welchem sich der Ausgebrannte am Ende der Stressleiter befindet. In bereits stressigen Arbeitsumfeldern gelten zusätzlicher Druck und Verantwortung als eine Art Auslöser für höhere Level von Burnout. Allgemein impliziert ein solch gesteigertes Level verminderte Ressourcen der jeweiligen Person, welche letztlich in einer reduzierten Arbeitsleistung resultieren. Ein Burnout lässt sich als komplexes Gebilde verstehen, da neben den verschiedenen Ausprägungen auch die Verläufe individueller Natur sind. Es lassen sich allerdings grundlegende Phasen hervorheben. Innerhalb der ersten Phase fühlt sich die Person als unersetzlich, aufgrund dessen eine erhöhte Aktivität innerhalb der Arbeitswelt erkennbar ist. Dieses gesteigerte Leistungsniveau kann das Individuum auf Dauer nicht halten und es findet ein reduzierteres Engagement statt, welches mit negativen Emotionen einhergeht. Diese negativen Gefühle steigern sich innerhalb der dritten Phase, bis sich eine gewisse Humorlosigkeit oder sogar Angstgefühle einstellen. Diese Tiefphase wird durch eine Verringerung der eigenen Fähigkeiten verstärkt, in welcher eine Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Arbeit sowie den Kollegen erkennbar wird. Ab diesem Punkt findet eine Wandlung von rein psychischen zu physischen Problemen statt, welche bspw. mit einem erhöhten Blutdruck oder Kopfschmerzen einhergehen. Die letzte Phase wird durch Gefühle der Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit geprägt, indem das Individuum keinen Ausweg mehr sieht und dies sogar teilweise zu Suizidgedanken führen kann. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass die Verläufe individuell unterschiedlich sein können und einzelne Phasen auch simultan ablaufen oder übersprungen werden können. Es besteht jedoch eine große Gemeinsamkeit, indem die Symptome unauffällig beginnen und zunächst als harmlos wahrgenommen werden. Somit lässt sich zusammenfassen, dass zumeist Personen mit unrealistischen Erwartungen und gesteigerten eigenen Ansprüchen einer höheren Gefahr des Burnouts ausgesetzt sind. Hierdurch entsteht ein Teufelskreis, indem das betroffene Individuum einen gesteigerten Energieaufwand bezüglich des täglichen Arbeitsumfangs besitzt, jedoch nicht mehr in der Lage ist, diesen zu bewältigen und schließlich davor kapituliert. Aus diesem ‘Anforderungsprofil‘ lässt sich schließen, dass in gesteigertem Maße hoch engagierte Personen von einem Burnout betroffen sind. Innerhalb der Arbeitswelt sind insbesondere solche Personen von einem Burnout betroffen, welche über einen längerfristigen Zeitraum einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind. Die mit einem Burnout einhergehenden Merkmale wie Hoffnungslosigkeit oder eine verringerte Produktivität, stehen in einem engen Zusammenhang mit einer reduzierten Arbeitszufriedenheit sowie geringerem Engagement innerhalb der Organisation. Neben diesen Faktoren lassen sich weitere Umstände aufspüren, welche die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts beeinflussen. So führen starre Hierarchien zu einer reduzierten Kontrolle und können sich letztlich in einem Motivationsverlust der Mitarbeiter widerspiegeln. Aus dieser Beziehung wird deutlich, dass nicht nur der Betroffene negativ beeinflusst wird, sondern die gesamte Unternehmung und deren Zielerreichung. Somit sollte auch in Bezug auf die Prävention von Burnout der Fokus nicht nur auf dem Individuum liegen, sondern ebenfalls für die Organisation von Interesse sein. Dies begründet sich vor allem durch wirtschaftliche Verluste aufgrund von Personalfluktuation und Absentismus. Aufgrund des Fehlens einer einheitlichen Definition von Burnout verwenden viele Menschen diesen Begriff, jedoch mit einem unterschiedlichen Verständnis. Aus diesem Grund hat sich die Mehrheit der Forscher dazu entschieden, den theoretischen Rahmen der drei Kerndimensionen nach Maslach als Basis für das Verständnis von Burnout zu übernehmen. Demzufolge wird auch in dieser Studie die Theorie nach Maslach als Grundlage zur Erläuterung von Burnout gewählt, da es sich hierbei um ein multidimensionales Modell handelt, welches die Komplexität dieses Phänomens am treffendsten beschreibt und das eindimensionale, traditionelle Stressempfinden um den sozialen Kontext erweitert. Im Unterschied zu Freudenbergs klinischem Ansatz, welcher das Erleiden eines Burnouts als geistige Störung einstufte, wählt Maslach einen wissenschaftlichen Ansatz, welcher soziale und organisatorische Faktoren in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. 3.1, Theorie nach Maslach: Die Arbeitswelt spielt eine zentrale Rolle für den psychischen und physischen Gesundheitszustand einer Person. Dies beinhaltet nicht nur das Einkommen, sondern bildet eine Quelle für Zufriedenheit, gesellschaftlichen Status und sozialer Unterstützung. Andererseits kann diese auch negative Einflüsse auf die Gesundheit eines Menschen besitzen, bspw. in Form eines Burnouts. Nach Maslach wird Burnout als ‘...a state of exhaustion in which one is cynical about the value of one’s occupation and doubtful of one’s capacity to perform’ definiert. Hierbei wird Burnout als anhaltende Reaktion auf chronische, interpersonelle Stressoren innerhalb der Arbeitswelt verstanden und als zeitlich stabil angesehen. Eine besonders große Gefahr, einen Burnout zu erleiden, besteht im Zuge ungünstiger Konstellationen zwischen individuellen Eigenschaften und organisatorischen Bedingungen. Dies geschieht, wenn eine Person selbstlos agiert, also fremde Bedürfnisse den eigenen vorzieht, gepaart mit einer hohen Beanspruchung und geringen Bewältigungsressourcen. Soziodemographische Analysen zeigen, dass Singles im Vergleich zu Verheirateten und junge Arbeitnehmer im Vergleich zu älteren einem höheren Risiko von Burnout ausgesetzt sind. Diese Argumente sind ein Indiz dafür, dass die Ursache von Burnout eher innerhalb der Umwelt als der Person zu finden ist. Als Auslöser wird allgemein ein anhaltendes Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und den dafür benötigten Ressourcen gesehen. Mit Hinblick auf Lazarus kann dieses Verhältnis auf die Beziehung zwischen dem Individuum und seiner Umwelt herunter gebrochen werden. Innerhalb der Arbeitswelt hat sich eine Sichtweise durchgesetzt, welche Stressoren in Bezug auf eine Diskrepanz zwischen der Person und ihrem Job als Ursache sieht. Diese Gründe liegen in einer unzureichenden sozialen Unterstützung sowie einem Mangel an Personal und Ausstattung, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Dipl.-Kfm. techn. Andreas Patana wurde 1984 in Wiesbaden geboren. Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit technischer Qualifikation an der Technischen Universität Kaiserslautern schloss der Autor im Jahre 2012 erfolgreich ab. Während seines Studiums spezialisierte er sich auf dem Gebiet des Personalmanagements und vertiefte seine Fähigkeiten durch verschiedene Praktika in diesem Bereich. Bereits frühzeitig widmete er sich der Thematik der psychischen Überforderung, welche den Autor zur Verfassung dieses Buches motivierte.