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- Aktive Freizeitgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung: Eine psycho-soziale Analyse am Beispiel von „Geocaching“ mit Jugendlichen
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Geocaching ist derzeit eine der angesagtesten Freizeitaktivitäten bei Jugendlichen. Die Zahl der Mitspielerinnen und Mitspieler wächst weltweit rasant. Diese ‘Schnitzeljagd mit technischer Unterstützung‘ vereinigt in einzigartiger Weise Elemente von Spiel, Mediennutzung, Erlebnispädagogik, Outdoor-Aktivität, Geheimwissen und Netzwerk. Das macht Geocaching einerseits für Jugendliche attraktiv hat aber andererseits auch, wie der Autor zeigt, bedeutsame persönlichkeitsentwickelnde Funktionen. Dabei unterstützt Geocaching die selbsttätige Entwicklung von Persönlichkeit, die für das Jugendalter sehr bedeutsam ist. Durch eine differenzierte psycho-soziale Analyse wird gezeigt, dass hier eine Persönlichkeitsentwicklung stattfindet. Das Finden einer eigenen Identität, die Umgestaltung von sozialen Beziehungen und die Entwicklung einer eigenen Weltanschauung werden durch die Lösung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben unterstützt. Typische Entfaltungsbedürfnisse von Jugendlichen werden erst genommen und befriedigt. Geocaching schafft Mitspielerinnen und Mitspielern die Möglichkeit, sich soziale Räume anzueignen. Es passt optimal zu jugendlichen Themen, Lebenseinstellungen und Interessen, wie sie u.a. durch die aktuelle Shell-Jungendstudie ermittelt wurden. Geocaching holt die Jugendlichen vom PC und dem Internet ab und führt sie hinaus in die Natur. Der Autor stellt anschaulich dar, wie Geocaching gespielt wird. Vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen zeigt er auch, wie eine kompetente pädagogische Entwicklungsbegleitung dabei aussehen könnte. Am Beispiel von Geocaching wird beispielhaft deutlich gemacht, wie durch gezielte Freizeitangebote die Persönlichkeitsentwicklung, auch im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII), gefördert werden kann.
Kapitel 4, Geocaching mit Jugendlichen: Im Anschluss an die Spielbeschreibung wird in diesem Kapitel das Thema Geocaching auf Jugendliche eingegrenzt, die Altersgruppe wird definiert und es werden Besonderheiten dieser Altersgruppe aufgezeigt, insbesondere solche, die die Persönlichkeit und ihre Entwicklung betreffen. Der Autor dieser Studie hat im Rahmen kirchlicher Jugendarbeit mit Jungen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren Erfahrungen mit dieser Freizeitaktivität sammeln können. Im Rahmen wöchentlicher Angebote wurde dort auch Geocaching gespielt. Üblicherweise nahmen sieben Jugendliche teil, an besonderen Veranstaltungen auch mehr. Die Caches und ihre Beschreibungen wurden gemeinsam nach Eignung für Alter und Entfernungen ausgewählt. Das GPS-Gerät wurde von der Institution zur Verfügung gestellt, in Betrieb gesetzt und dann ging die gemeinsame Suche los. Sie begann meist mit der gemeinsamen Fahrt in einem institutionseigenen VW-Bus, danach ging es zu Fuß weiter. Unterwegs gab es ständig Auseinandersetzungen über den ‚richtigen Weg‘, demokratisch wurde beschlossen, welcher gewählt wird. Am Zielort wurde teilweise gemeinsam gesucht, es gab auch wettbewerbsähnliche Einzelaktionen. Immer jedoch wurde von ‚unserem’ Cache geredet, trotz Einzelengagement blieb es stets eine gemeinsame Aktion. Danach ging es im VW-Bus weiter auf die Suche zum nächsten Cache und/oder zurück zum Gemeindehaus. Auf der Weiterfahrt oder dem Rückweg wurde der gemeinsame Fund besprochen. Normalerweise dauerte eine Aktion etwa 90 Minuten. Die Jugendlichen waren stets begeistert, die Aktionen machten ihnen sichtlich Spaß, es ‚macht was mit uns’, wie sie selber formulierten. Was das genau war, konnten sie nicht formulieren. Diesem ‚Was’ versucht diese vorliegende Studie nachzugehen und zu klären, was an dieser Freizeitgestaltung Jugendliche der genannten Altersstufe besonders anspricht, ihnen Spaß macht was es mit ihnen machen kann. Der Autor dieser Studie ist selbst Geocacher und teilt dabei die Empfindungen der Jugendlichen. Offenbar verbindet dieses Jugendliche mit Menschen seines Alters (24 Jahre), er selbst versteht sich auch noch als jugendlich. Für diese Studie muss ‚Jugendalter’ definiert werden, insbesondere weil eine Sichtung der wissenschaftlichen Erkenntnisse beabsichtigt ist, die gerade für diese Altersgruppe gelten. Die geteilten Empfindungen sprechen für eine Definition, die den Autor selbst einschließt. Eine formale Definition steht im VIII. Sozialgesetzbuch (Kinder- und Jugendhilfe). Dort wird im § 7 – wahrscheinlich aus Gründen der Leistungsbeschreibung – eine genaue Altersbestimmung vorgenommen: ‘Jugendlicher ist, wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist, junger Volljähriger, wer 18, aber noch nicht 27 Jahre alt ist.’ ‘Junger Mensch’ ist dort die Sammelbezeichnung für Menschen, die noch nicht 27 Jahre alt sind. Die Shell-Jugendstudien, die in regelmäßiger Folge Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen über Jugendliche vorlegen – auf sie wird in dieser Studie später noch eingegangen -, erweitern die Altersspanne auf die ‘Angehörigen der jungen Generation, die zwölf- bis fünfundzwanzigjährigen jungen Frauen und jungen Männer’ (Deutsche Shell Holding [Hrsg.] 2010, S. 13). Diese Definition schließt sowohl Zwölfjährige als auch Vierundzwanzigjährige ein, versteht beide als Mitglieder derselben Kohorte. Die Auswertung der Untersuchungen differenziert bei vielen Aussagen jedoch nach Alter und lässt Unterschiede und Gemeinsamkeiten der 14 Jahre umfassenden Altersgruppe deutlich werden. Rein definitorisch spricht viel für die von den Shell-Jugendstudien vorgenommene Definition, die auch für diese Arbeit übernommen wird, nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz würde sie dann auch die ‘jungen Volljährigen’ größtenteils einschließen. In der Zeit zwischen dem zwölften und 25. Lebensjahr verändert sich bei einem Menschen viel: Von außen körperlich wahrnehmbar sind beispielsweise Wachstum und Veränderung der Proportionen, Haarwuchs, Entwicklung der Geschlechtsorgane, bei Jungen die Veränderung der Stimme. Im Körper selbst verändert sich beispielsweise die Produktion von Hormonen, Botenstoffen, das Gewebe, die Hirnstruktur, die Funktion bestimmter Organe, besonders solcher, die für die Geschlechtsreife verantwortlich sind. Als geistige Veränderungen können die von Meinungen, Werthaltungen, Interessen, Bedürfnissen und Initiativen festgestellt werden. In die Kategorie des Psychischen gehören gravierende Veränderungen im Bereich des Gefühlslebens. Als soziale Veränderung werden Bezugspersonen, Gleichaltrige und Partner bzw. Partnerinnen zunehmend wichtig. Ihre Ansichten, Meinungen und Interessen gewinnen an Bedeutung, die der Eltern verlieren dagegen. Gesellschaftlich wird Jugendlichen sukzessiv mehr Verantwortung zugemutet, insbesondere für ihr Handeln, ihre berufliche Orientierung, ihre Selbstverantwortung und Selbständigkeit. Am Ende der Jugendphase müssen sie ganz für sich selbst sorgen und allein Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können. All diese Veränderungen sind in der wissenschaftlichen Literatur belegt und vielfältig analysiert worden. Übersichten dazu finden sich in Handbüchern (z.B. für den Bereich der Sozialpädagogik bei Otto/ Thiersch 2011, für den der Soziologie bei Scherr 2009 und für den der Psychologie bei Fend 2003). Aus dieser Literatur fragmentarisch zu zitieren wäre zu einseitig, hingegen das Ganze darzustellen zu umfangreich. Für diese Studie soll festgehalten werden, dass hier zwar formal die Altersspanne zwischen zwölf und 25 Jahren mit ‚Jugend‘ bezeichnet werden soll, in Bezug auf die Lebensrealität jedoch ausschlaggebender ist, dass das Jugendalter die Zeit des Übergangs, der Transition von der Kindheit zum Erwachsenenalter darstellt. Für dieses Alter sind im Jahr 2012 – wahrscheinlich anders als früher - bestimmte Interessen und bestimmte Haltungen konstitutiv und, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich ständig ändern, bestimmte Übergangsherausforderungen gegeben, denen sich Jugendliche stellen müssen. Diesem soll im Folgenden differenzierter nachgegangen werden. Insbesondere soll erwogen werden, wie sich die Freizeitgestaltung Geocaching auf diesen Komplex auswirken kann. Die geistigen, psychischen und sozialen Veränderungen zwischen dem zwölften und dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr können als ‘Persönlichkeitsentwicklung’ verstanden werden: Etwas verändert sich, mit den Zielen der Verantwortungsübernahme und Selbständigkeit. Diese Veränderungen haben sowohl innere als auch äußere Ursachen, sie werden aber vor allem vom Individuum selbst gesteuert. Es kann innerhalb von Rahmenbedingungen - die sich ebenfalls ständig verändern - sukzessiv immer mehr selbst entscheiden und der Entwicklung seiner Persönlichkeit eine eigene Richtung geben. Die Entwicklungspsychologie versteht sich als wissenschaftliche Disziplin, die in großer methodischer Vielfalt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts differenziert Informationen über Veränderungen in dieser Altersspanne erhebt und analysiert und nach Gemeinsamkeiten und Deutungen sucht. Einige ihrer Erkenntnisse fließen in die folgenden Kapitel, besonders in Kapitel 6 ein.
Benjamin Bühne (Jahrgang 1987) hat eine Erzieher-Ausbildung absolviert und anschließend Soziale Arbeit (BA) studiert. Er verfügt über umfangreiche freizeitpädagogische Erfahrungen, insbesondere im Bereich der Jugendarbeit.
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