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- Was geschieht beim Sterben? Betrachtung eines Tabuthemas unserer Gesellschaft
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Obwohl die Phänomene Sterben und Tod in jeder Biographie vorkommen, bedeutet die Auseinandersetzung mit diesem Thema für viele Menschen eine besondere Überwindung. In unserem Kulturkreis scheint die Thematisierung des eigenen Todes oder des Todes von nahe stehenden Personen noch immer mit einem Tabu belegt zu sein. Allerdings können durch dieses Verhalten auch besondere Umstände für betroffene, sterbende Personen oder für deren Angehörige beziehungsweise für behandelndes oder pflegendes Personal entstehen. Die Fragestellung in dieser Studie bezieht sich auf die Annahme, dass bei einer vermehrten und rechtzeitigen Aufklärungsarbeit zu diesem Thema, weniger Fehlentscheidungen von sterbenden und begleitenden Menschen getroffen werden. Zur Erklärung der Phänomenologie von Sterben und Tod wird interdisziplinär einschlägige Fachliteratur eingesetzt. Die Untersuchung basiert auf Interviewergebnissen zweier Personen, die professionell im Bereich der Sterbebegleitung tätig sind und Fehlentscheidungen bei sterbenden und begleitenden Menschen hinsichtlich der Begegnung mit Sterben und Tod aufdecken.
Textprobe: Kapitel 10, Personifizierung von Sterben und Tod: Es kann davon ausgegangen werden, dass Menschen sich seit prähistorischen Zeiten mit dem Tod auseinandergesetzt haben. Vielgestaltig behandeln mannigfache Schriften das Sterben. Sachberichte finden sich ebenso, wie fiktive Beschreibungen. Die Personifizierung gibt dem Tod dabei eine körperliche Dimension, mit der man in einen Dialog treten könnte. Ihm werden so auch sogar individuelle Züge vermittelt, die dem Betrachter als agierende Figur erscheinen können. Dem Tod wird somit manchmal eine gewisse Menschlichkeit verliehen (Miedema, 2009). Bisweilen wurde der Tod sogar als eine Art Wegbegleiter bezeichnet. Somit ergäbe sich auch eine gewisse Form der Annäherung an den Tod. In einer Beziehung ist ein Widerspruch möglich, was auch eine Möglichkeit der Verhandlung mit einschließt. Im Mittelalter hat offenbar eine Vielfalt von Dialogen mit dem Tod existiert. Eine Form kann eine stark ungleich gewichtete gewesen sein, hier würde keine wirkliche dialogische Auseinandersetzung stattfinden. In einem anderen Fall lässt sich der Mensch vom personifizierten Tod noch rechtzeitig zu einem Leben in Reue und Buße überreden, so dass er nicht unvorbereitet stürbe. Nine Miedema (2009) führt hierzu das Beispiel ‘Vastelauendes Spiel van dem Dode’ auf, ein spätmittelalterliches Bühnenstück aus der Rhein-Maas-Region. In diesem Stück sollen der Tod und das Leben einen Dialog als personifizierte Wesen miteinander führen. So wurde die menschliche Sprache zur mächtigen Waffe gegen den Tod erhoben (Miedema, 2009). 11, Gewaltsamer Tod und Krankheit als gegenwärtiges Kalkül im Mittelalter: Die Anlässe zu einem bewaffneten Kampf sind im Mittelalter häufig beschrieben worden und vergegenwärtigen in vielen Niederschriften das Alltagsgeschehen in mittelalterlichen Biographien. Kriege und Fehden waren der Beschreibung nach allen wehrhaften Gemeinschaften erlaubt und sollen dem damaligen Rechtsbeschluss entsprochen haben. Auch im Bewusstsein eines heiligen Märtyrertums haben offenbar Kriege stattgefunden, so soll es im Falle des eigenen Todes möglich gewesen sein, sich kirchlichen und weltlichen Sünden zu entledigen. Auch die Ansicht, es sei besser tot als besiegt zu sein hat sich vielleicht deshalb ausgeprägt, weil den Besiegten den Chroniken nach meist ein trauriges Schicksal beschieden war. Viele wurden demnach gleich ermordet, bzw. fielen der Folter oder der Sklaverei anheim. Da das Volk weitgehend wehrlos gewesen sein soll, sind die Verluste unter den einfachen Menschen wohl am höchsten gewesen, denn sie durften den damaligen Gesetzen nach keine Waffen tragen. Außerdem sollen die Bauern, die der einfachsten Bevölkerungsschicht angehörten, in der Handhabung von Waffen kaum ausgebildet gewesen worden sein (Goetz, 1987 Ohler, 1991). Die großen Epidemien haben ihrerseits eine erhebliche Geißel der Menschheit dargestellt. Der Pesterreger (Yersinia pestis) soll vom März 1348 bis Juli 1349 wohl die Hälfte der geschätzten 51000 Menschen aus der Stadt Florenz vernichtet haben. Da die Pest in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in immer neuen Wellen auftrat und Millionen von Opfern gefordert hat, veränderte sie das Denken der Menschen wahrscheinlich drastisch. Schon bald wurde eine Reinigung der Städte und Häuser von Unrat und Fäkalien beschrieben. In unterschiedlichster Weise wurde mit Feuer und wohlriechenden Kräutern gegen die Verwesungsgerüche gearbeitet. In den Hafenstädten wurden Krankheitsverdächtige bereits für 40 Tage in Quarantäne gehalten (Ohler, 1991). Lediglich eine Infektion mit dem Lepraerreger (Mycobacterium leprae) würde eine noch längere Inkubationszeit aufweisen (Gordis, 2001). Trotz aller Bemühungen der Vorsorge genügte das damalige Wissen aber offensichtlich nicht für die wirksame Eindämmung von Infektionskrankheiten, denn eine nennenswerte Reduktion der Opferzahlen wurden wahrscheinlich erst im 19. und 20. Jahrhundert durch die vermehrten Kenntnisse der Bakteriologie sowie der entsprechenden Medikation möglich (Gordis, 2001). Dennoch sollen auch in früheren Zeiten bisweilen gute Heilerfolge durch geschulte Personen möglich gewesen sein (Ohler, 1991).
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