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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die aktuelle PISA-Studie zeigt, dass deutsche SchülerInnen im internationalen Vergleich deutlich aufholen konnten. Auch SchülerInnen mit Migrationshintergrund schnitten besser ab als noch vor zehn Jahren. Dennoch lässt sich immer noch ein deutlicher Einfluss der Herkunft der SchülerInnen auf deren Leistungen feststellen. Soziale Ungerechtigkeit und herkunftsorientierte Leistungsbeurteilung bleiben ein Problem im deutschen Bildungssystem. In der vorliegenden Ausarbeitung soll gezeigt werden, dass diese Ungleichheit der Bildungschancen zu einem großen Teil auf die Strukturen und institutionellen Gegebenheiten des deutschen Schulsystems zurückgeführt werden kann, die Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund direkt und indirekt diskriminieren. Der Ansatz der institutionellen Diskriminierung von Gomolla und Radtke (2002) lenkt den Blick auf die Schule als Organisation und zeigt, dass man da ansetzen muss, um das Problem der Chancenungleichheit von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu lösen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Direkte versus indirekte institutionelle Diskriminierung: Bei der Unterscheidung zwischen direkter und indirekter institutioneller Diskriminierung wird ‘der Grad der Intentionalität diskriminierender Praktiken mit dem Grad der Einbettung in Organisationen zueinander in Beziehung gesetzt’ (Gomolla / Radtke 2002: 43, Hervorhebungen im Original). Bei der direkten sowie der indirekten institutionellen Diskriminierung ist der Grad der Einbettung in Organisationen hoch, da sich die Handlungen auf den organisatorischen Kontext beziehen (ebd.: 44). Der Grad der Intentionalität ist dabei im Falle der direkten institutionellen Diskriminierung ebenfalls hoch, da die Handlungen, die zur Ungleichbehandlung von Mitgliedern bestimmter Gruppen führen, vorgeschrieben oder zumindest möglich sind und durch formalisierte Regeln oder informelle Praktiken abgesichert werden. Diskriminierende Handlungen erfolgen regelmäßig und die negativen Wirkungen für die betroffenen Personen sind meist beabsichtigt. (ebd.: 44). Ein Beispiel für die direkte institutionelle Diskriminierung innerhalb der Organisation Schule ist die gesetzliche Ungleichbehandlung von Kindern mit Flucht- oder Asylhintergrund (Gomolla 2005: 60). Auch formelle Fördermaßnahmen wie zum Bespiel die Einrichtung von Förder- oder Vorbereitungsklassen für Migrantenkinder sind laut Gomolla / Radtke (2002: 266) als direkte (‚positive’) Diskriminierung zu sehen. Im Gegensatz dazu ist der Grad der Intentionalität bei indirekter institutioneller Diskriminierung eher gering (Gomolla / Radtke 2002: 44): ‘Oberflächlich und von ihrer Intention her erscheinen diese Praktiken oft als angemessen, gerecht oder zumindest neutral’ (Gomolla 2006: 60). Diese Art von Diskriminierung bezieht sich auf Praktiken, die negative Auswirkungen auf die Angehörigen von bestimmten Gruppen haben, auch wenn ‘die organisatorisch vorgeschriebenen Normen oder Verfahren ohne unmittelbare Vorurteile oder Schadensabsichten eingerichtet und ausgeführt wurden’ (Gomolla / Radtke 2002: 45). Indirekte institutionelle Diskriminierung, wie sie Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule erfahren, kann verschiedene Ursachen haben, wobei vor allem zu beachten ist, dass Benachteiligungen in der Gegenwart aus Diskriminierung in der Vergangenheit resultieren kann und so immer weiter fortgesetzt wird (ebd.: 45): ‘Indirekte Diskriminierung als Kumulationseffekt einer Reihe einzelner organisatorischer Entscheidungspraktiken in der Schulkarriere eines Kindes liegt beispielsweise dann vor, wenn Migrantenkinder aufgrund sprachlicher und vermeintlicher kulturbedingter Mängel in der Schuleingangsphase […] vermehrt zurückgestellt werden […]. Die daraus resultierende Stigmatisierung als Problemfall und die ‚Überalterung’ steigert im weiteren Prozess der Leistungsselektion in der Grundschule dann das ohnehin höhere Risiko für eine Umschulung auf eine Sonderschule.’ (Gomolla 2005: 61). Auf das Beispiel der Sonderschulen soll an anderer Stelle noch genauer eingegangen werden. 3.3, Institutionelle Diskriminierung innerhalb der Organisation Schule: Aus den empirischen Befunden in Kapitel 2 wird ersichtlich, dass es offenbar eine Ungleichheit bezüglich der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gibt, was die Vermutung nahe legt, dass auch die Schule als Organisation diskriminierende Handlungen vornimmt. Gomolla und Radtke (2002: 16-17) bemängeln, dass im Falle des Bildungsmisserfolgs von Migrantenkindern der Fehler oft bei den Betroffenen selbst oder deren Eltern gesucht wird und dass der mangelnde Erfolg Kollektivmerkmalen wie einer bestimmten Abstammung oder Sprache zugeschrieben wird. Selten wird die Schuld bei der Schule gesucht, obwohl für die AutorInnen feststeht, dass die Ungleichheit in der Organisation selbst produziert wird: ‘Wenn dennoch festzustellen ist, dass über Jahrzehnte hinweg ein Zustand der Ungleichverteilung von Bildungschancen entlang nationaler Differenzen zu beobachten ist, der mit der Bildungsbeteiligung in der Vorschule beginnt und bis zu den Übergängen in die Berufspraxis reicht, liegt es nahe, auch in der Schule nach Mechanismen der strukturellen oder institutionellen Diskriminierung zu suchen.’ (Gomolla / Radtke 2002: 20). Die Schule im soziologischen Sinne als Organisation zu betrachten bedeutet, dass man auch die Bedingungen der Mitgliedschaft fragt, da diese denn Zugang zu den Leistungen der Organisation ermöglicht, Zugehörigkeit regelt und mit gewissen Aufgaben und Erwartungen verbunden ist (Gomolla / Radtke 2002: 254).

Über den Autor

Monique Trachsel, M.A, wurde 1984 in Thun (Schweiz) geboren. Ihr Studium der Internationalen Migration und Interkulturellen Beziehungen an der Universität Osnabrück schloss die Autorin im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin Erfahrung im Bildungsbereich und war im Anschluss als Pädagogin an einer freien Schule tätig.

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