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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ziel der vorliegenden Studie ist es der Frage nachzugehen, ob und inwiefern sicherheitspolitische Elemente Einfluss auf die klassische - an Armutsbekämpfung und Bildung orientierte - Entwicklungszusammenarbeit nehmen und ob ein regelrechter Paradigmenwechsel (Menzel 2005) stattgefunden hat. Im Falle einer Bestätigung der Sichtweise Menzels würden weitere Fragen aufgeworfen werden: Welches sind die Ursachen, die eine mögliche parallele Nutzung oder gar ein Interagieren von Sicherheits- und Entwicklungspolitik erzwingen? Sind diese Gründe und Motive real und außenpolitischen Ursprungs oder basieren sie auf einem sich stetig neu definierenden Identitätsbildungsprozess der Außen- und Entwicklungspolitik, welcher auf Ängste und Befürchtungen innerhalb der (deutschen) Bevölkerung labil reagiert? Um der Forschungsfrage möglichst umfassend nachgehen zu können, soll sich die Untersuchung ausgewählter ‚Werkzeuge‘ postmoderner Ansätze bedienen. Methodisch wird sich demnach an einer Deduktion orientiert, da postmoderne Ansätze (PMA), nachdem sie definiert wurden, im weiteren Verlauf der Analyse empirisch Anwendung finden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Postmoderne (Diskurs-)Analysen: Die Dekonstruktion und das double reading als zwei ‚Werkzeuge‘ der postmodernen Ansätze wurden bereits angeschnitten. Aufgrund der Vielzahl von Ansätzen innerhalb der postmodernen Analysen sollen im Folgenden exemplarisch die Vorgehensweisen respektive die Argumentationsketten Campbells und Foucaults näher betrachtet werden, nicht zuletzt dahingehend begründet, dass Campbells Ansatz Aufschluss über nationale Identitätsbildungsprozesse bei gleichzeitiger Betrachtung der sicherheitspolitischen Komponente liefert. Foucault hingegen gilt als Erfinder der Diskursanalyse und sein Vorgehen findet bei einer Vielzahl postmoderner Wissenschaftler (in teilweise abgewandelter Form) Anwendung. 2.2.1, Interaktion zur Identitätskonstruktion der Innen- und Außenpolitik: 'Put simply, the principle purpose of this historical and theoretical exegesis has been to show that it is an impoverished understanding to regard foreign policy as a bridge between preexisting states with secure identities.' In seinem Werk ‚Writing Security‘ weist Campbell auf ständig neu stattfindende Identitätsbildungsprozesse innerhalb der Politik hin. Insbesondere die Außenpolitik sei von einer bestimmten geschichtlichen Darstellung abhängig. Für Campbell, wie für viele postmoderne Autoren, ist keine klare Trennung zwischen Innen- und Außenpolitik vorhanden. Identitätsbildung, sei es eine außen- oder eine innenpolitische Identität, kann nur in Abgrenzung zu etwas anderem ‚konstruiert‘ werden. In Anlehnung an Diez kann ‚X‘ nur definiert werden, wenn ‚Y‘ vorhanden ist und vice-versa. Die Existenz von ‚X‘ setzt folgerichtig die von ‚Y‘ voraus, 'beide erhalten ihre Bedeutung nur durch den Diskurs, in dem sie unterschieden werden.' Die Unterscheidungselemente sind keinesfalls fest verankert, sondern entstehen stets neu. ‚Sicherheit‘, so Campbell, wird durch Außenpolitik ‚geschrieben‘, letztere trägt somit zur Bildung der ‚nationalen‘ Identität bei. So wirkte sich beispielsweise der Ost-West-Konflikt auf die (Re-)Konstruktion der ‚Sicherheits-Identität‘ der Vereinigten Staaten aus. Die ‚vorhandene‘ (nationale) Identität hat demnach nicht nur Einfluss auf die Außenpolitik, sondern auch außenpolitisches Verhalten auf die nationale Identität. Der Außenpolitik kommt somit auch die Funktion des nationalen Identitätsbildungsprozesses zu. Für Campbell wird ‚Sicherheit‘ ‚konstruiert‘, er nimmt sie nicht als eine gegebene Voraussetzung wahr. Diese Konstruktion von ‚Sicherheit‘ ermöglicht ein Abgrenzen des ‚Unsicheren‘ und trägt als aufgesetzter Schild zum Schutz der nationalen Identität und somit der Nation bei. Wenn die Sicherung einer Nation – so Diez – effektiv sein soll, dann muss diese an 'eine spezifische Identität geknüpft sein.' Diese ‚Sicherheit‘ respektive Sicherheitsidentität wird jedoch erst zu dem Zeitpunkt konstruiert, zu dem sie formuliert wird. 2.2.2, Die Macht des Diskurses: Michel Foucaults Machtanalyse gilt als sein wichtigster Forschungsbereich seit Anfang der 1970er Jahre. Er untersucht hierbei Macht-Hierarchien innerhalb der Gesellschaft. Im Gegensatz zu herkömmlichen Theorien und Ansätzen ist die Macht bei Foucault nicht akteurzentriert. Sie ist somit nicht personenbezogen sondern diskursiv vorzufinden, sie ist nicht austauschbar sondern stets präsent. Es gibt - so Foucault - einen diskursiven Raum, welcher 'von einer diskursiven Sprache überzogen (auch wenn es sich um eine Erzählung handelt)' ist, 'die explizit ist, auch wenn sie nicht beim Namen nennt, und kontinuierlich, gerade wo der Faden von einer Person zur anderen übergeht'. Für den französischen Philosophen ist die Wahrheit nicht mehr objektiv, er identifiziert diese vielmehr als vorläufiges 'Ergebnis einer historischen Machtrelation'. Foucault konzentriert sich auf 'die Funktionsweise des Unterwerfungsprozesses, auf die Kräfte, die Energie, die Materie der Individuen'. Dabei wird die Frage, wer die Macht begehrt oder sie besitzt, ignoriert. Im Vergleich zu Hobbes Leviathan gibt es bei Foucault keine zentrale ‚Machtseele‘, nur Körper, 'die eine Konsequenz der Machtausübung sind'. Die Macht durchdringt die Körper der Individuen. 'Das Subjekt ist nicht das Vis-à-vis der Macht, sondern ihre Wirkung und ihre Konsequenz.' Diskurse haben sich 'als Resultate historischer Prozesse herausgebildet und verselbstständigt. Sie transportieren ein Mehr an Wissen als den einzelnen Subjekten bewusst ist.' Kurz gesagt: Die Macht steckt im Diskurs, nicht im Subjekt. Diskurse beinhalten Machtwirkungen, da sie sowohl institutionalisiert als auch (sozial) geregelt sind. Foucaults Machtanalyse basiert auf der von ihm benannten Methode der Genealogie. Letztere ist aus Nietzsches ‚Zur Genealogie der Moral‘ entstanden. In Anlehnung an Tsiros kann die Foucault’sche Genealogie - stark vereinfacht - wie folgt charakterisiert werden: (I) Anti-subjektivistisch, (II) anti-humanistisch, (III) anti-wissenschaftlich, (IV) und als Geschichte der Verbindung Macht/Wissen. Ad (I): Die Genealogie untersucht Machtbeziehungen, 'die aber selbst ihre eigene Rationalität haben, ohne notwendigerweise die Anwesenheit des Subjektes voraussetzen zu müssen'. Ad (II): Durch den Humanismus wurde das Ergreifen der Macht ausgeschlossen. Aus diesem Grund distanziert sich Foucault von diesem, um seine Analyse durchzuführen. Ad (III): Das Ersetzen der Foucault’schen Methode der lokalen Diskursivität - der Archäologie - durch die Genealogie zeigt neue historische Perspektiven auf, da diese die charakteristische Form ist, 'durch die die Macht in der modernen Gesellschaft ausgeübt wird.' Ad (IV): Foucault verbindet den historischen Aspekt mit dem Begriffspaar ‚Macht/Wissen‘. Die dem Menschen als gegeben erklärte Geschichte stellt die Geschichte der Gegenwart dar, 'weil diese die soziale Praktik anstrebt, wie sie innerhalb des Komplexes ‚Macht/Wissen‘ ausgeübt wird.' Zur Untersuchung der Macht schlägt Foucault eine Diskursanalyse vor. Hierfür gibt er jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, wie beispielsweise in der ‚Archäologie des Wissens‘ , keine genauen methodischen Beschreibungen. Dies erklärt, warum hinsichtlich 'der Frage, welchen methodischen Status entsprechende Beiträge [Diskursanalysen] haben und wie sie sich von anderen Konzeptionen […] abgrenzen lassen, wenig Einigkeit' besteht. Es ist bereits strittig, 'ob es sich bei der Diskursanalyse um eine Theorie oder eine Methode handelt'. Auch die Frage, ob diese Unterscheidung wichtig ist oder nicht, spaltet die diskursanalytischen Gemüter. 'Deutungsvorgaben für politische und soziale Ereignis- und Handlungszusammenhänge' werden mit Diskursen produziert. Diese entscheiden darüber, 'wie diese Ereignis- und Handlungszusammenhänge wahrgenommen und bewertet werden.' Ziel der Diskursanalyse ist es, verbindlich produzierte Deutungen sozialer und politischer Ereigniszusammenhänge zu untersuchen. Darin liegt ihr Mehrwert für die Sozialwissenschaften. Wenngleich Foucault keine methodische Vorgehensweise für die Diskursanalyse liefert, wurden seine Überlegungen in vielfältiger Weise angewandt und weiterentwickelt. Der empirisch-analytische Teil der vorliegenden Arbeit stützt sich auf die von Jäger (2001) weiterentwickelte Form der Foucault’schen Diskursanalyse. Im Folgenden gilt es zuvor, den Ursprung, den Verlauf sowie die Ziele der Entwicklungspolitik zu analysieren, um die These einer neuen konstruierten Entwicklungspolitik unter sicherheitspolitischer Dominanz zu untersuchen.

Über den Autor

Jean A. Charar, M.A., wurde 1986 in Lahr/Schwarzwald geboren. Sein Studium im deutsch-französischen integrierten Studiengang Politikwissenschaft der KU Eichstätt-Ingolstadt und des Institut d’Etudes Politiques in Rennes schloss der Autor im Jahre 2013 mit den akademischen Titeln Master of Arts in Politikwissenschaft , Master von Sciences Po Bordeaux in der Spezialisierung Coopération Internationale et Développement – Gestion des Risques dans les Pays du Sud sowie dem Diplôme de l’IEP de Rennes valant grade de Master ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen im sicherheits- und entwicklungspolitischen Bereich u.a. in Kamerun, Senegal, Kenia und Somalia.

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