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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

'Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.' (Mt 28,18 - 20). Mit diesen Worten nimmt Jesus von Nazaret am Ende des Matthäus-Evangeliums Abschied von seinen Jüngern. Nach all dem, was diese mit ihm erlebt und von ihm erwartet haben, wie u. a. der Emmaus-Erzählung aus dem Lukas-Evangelium entnommen werden kann, ist davon auszugehen, dass der Tod Jesu sie in einen regelrechten Schockzustand versetzt haben muss. Von diesem Thema ging lange Zeit eine Faszination für die Autorin aus, ehe sie das Thema in dieser Zulassungsarbeit untersuchen konnte. Sie legte dabei den Schwerpunkt auf die Hoheitstitel, mit denen die Jünger gewissermaßen Trauerarbeit leisteten, und untersuchte den jüdischen Einfluss auf die Hoheitstitel. Um den Rahmen der vorgegebenen wissenschaftlichen Arbeiten einzuhalten, beschränkt sich dieses Werk dabei auf die Evangelien nach Markus, Lukas und Matthäus.

Leseprobe

Textprobe: 2.1.2. Jüdisch beeinflusste Hoheitstitel Nachdem ich nun die hellenistisch beeinflussten Hoheitstitel dargestellt habe, sollen im folgenden Abschnitt die Hoheitstitel im Mittelpunkt stehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit jüdischen Ursprungs sind. Hierbei ist auffallend, dass der Titel König von Israel selten auftritt (vgl. Abb. 2). Da Israel jüdisch geprägt ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Titel jüdischen Ursprungs ist. Als König von Israel bezeichnet der Evangelist Jesus nur in der Kreuzigungsszene: ‘Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: ‚Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Hilf dir doch selbst und steig herab vom Kreuz!’ Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: ‚Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben.’ Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.’ (vgl. Mk 15,29 - 32). Betrachtet man sich diese Stelle genauer, so fällt ins Auge, dass es sich um einen sehr markanten Kontext handelt. Jesus Christus wird verspottet! Er wird beschimpft und nahezu zynisch aufgefordert, vom Kreuz hinabzusteigen und sich selbst zu helfen, wenn er doch der Messias, der König von Israel sei (vgl. Mk 15,31 f.). Die Tatsache, dass dieser Hoheitstitel nur in der Verspottungsszene verwendet wird, kann zum einen als Kritik an den Schriftgelehrten, zum anderen jedoch auch als Indiz für die Zugewandtheit des Evangelisten zu den hellenistischen Gemeinden gewertet werden. Hierbei schließe ich mich der zweiten Interpretation an, da sich das Markusevangelium an eine heidenchristliche und damit griechisch sprechende Gemeinde richtet. Dies erklärt meines Erachtens sowohl die geringe Verwendung des Titels König von Israel als auch die bewusste Platzierung in der Verspottungsszene. Der ebenfalls eindeutig jüdische Hoheitstitel Rabbi tritt nur zweimal im Evangelium in Erscheinung. Dies kann als Hinweis auf das Selbstverständnis Jesu gedeutet werden. Er sah sich nicht als großartigen Lehrer, zu dem die Jünger aufschauen sollten, sondern eher als Arzt, der zu den Kranken gesandt wurde, um sie zu heilen. Auffallend ist, dass Jesus nur von einem der Jünger, Petrus, mit Rabbi angesprochen wird (vgl. Mk 9,5 11,21). Der Grund hierfür ist wohl darin zu sehen, dass Markus Petrus aus der Jüngergemeinschaft heraushebt, da er in ihr eine besondere Vorbildstellung einnimmt. ‘Petrus sagte zu Jesus: ‚Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.’’ (Mk 9,5). Petrus spricht Jesus nur zweimal mit Rabbi an. Meines Erachtens dient dies der Hervorhebung besonderer Stellen im Evangelium, nämlich dem gemeinsamen Gebet von Petrus, Jakobus, Johannes und Jesus auf dem Berg (vgl. Mk 9,5), das mit der Aussage, dass Jesus der Sohn Gottes ist, endet (vgl. Mk 9,7 b), und der von Jesus prophezeiten Verdörrung des Feigenbaums (vgl. Mk 11,21). Darüber hinaus fällt eine Häufung des Hoheitstitels Meister, der sich insgesamt dreizehn Mal findet, wie der obigen Statistik (vgl. Abb. 2) zu entnehmen ist, ins Auge. Die Tatsache, dass in einem Fall das jüdische Wort ‘Rabbuni’ für Meister verwendet wird (vgl. Mk 12,14), lässt mich zum Schluss kommen, dass der Titel jüdischen Ursprungs ist. Der Evangelist Markus stellt Jesus Christus, der den Meistertitel nicht für sich beansprucht und nur an einer Stelle ohne Bezug auf sich selbst verwendet (vgl. Mk 14,14), als einzigartigen Lehrer dar. Bereits zu Beginn des Evangeliums wird dies deutlich. Die zahlreiche Verwendung des Titels Meister zeigt auf, wie die Jünger den historischen Jesus wahrnahmen. Als einen großartigen Lehrer, Prediger und Heiler mit einzigartiger Vollmacht. Bewusst baut der Evangelist diesen Hoheitstitel besonders häufig ein, um zu verdeutlichen, wie viel Respekt die Jünger Jesus entgegenbrachten. In der Situation, in der das Markusevangelium entsteht, ist dies notwendig, um die Gemeinde an die entscheidenden Punkte der Überzeugungen über Jesus Christus zu erinnern und ihr in Erinnerung zu rufen, was für ein großartiger Mensch Jesus von Nazaret war. Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle drei der vierzehn Verse, in denen der Titel auftritt, interpretieren. Zum ersten Mal findet sich der Titel im vierten Kapitel des Evangeliums: ‘Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?’ (Mk 4,38 b). Die Anrede Meister ist nahezu ausschließlich den Jüngern Jesu vorbehalten, wie sich an weiteren Belegstellen zeigt (vgl. u. a. Mk 5,35 9,38). Möglicherweise handelt es sich bei dieser Verwendung des Hoheitstitels um eine ehrerbietende Anrede, wie sie gegenüber einer Respektsperson, wie z. B. einem Lehrer oder Priester, üblich ist. Außerdem sprechen Personen, die sich Hilfe von Jesus erhoffen (vgl. u. a. Mk 9,17) sowie die Phärisäer, die ihn auf die Probe stellen wollen (vgl. Mk 12,14), Jesus mit Meister an. In der ersten Belegstelle im Rahmen der Erzählung über den Sturm auf dem See (vgl. Mk 4,35 - 41) interpretiere ich nicht nur die Anrede als ein Zeichen der Ehrerbietung, sondern auch Jesu Handeln als Beweis für seine Vollmacht. Die zweite zu interpretierende Stelle ist im vierzehnten Kapitel des Evangeliums angesiedelt (vgl. Mk 14,14 b). Jesus verwendet den Titel an dieser Stelle selbst, wie es sonst nur beim Menschensohntitel der Fall ist. Er fordert die Jünger auf, den Mann im Auftrag ihres Meisters zu fragen, wo der Raum für das Paschamahl sei. Jesus rechnet zu diesem Zeitpunkt wohl bereits mit seinem baldigen Tod, den er den Jüngern auch schon angekündigt hat. Das Paschamahl soll eine Art Abschiedsmahl im Kreise seiner Jünger werden. Den Auftrag an die Jünger interpretiere ich zum einen als eine Art ‘Flucht nach vorn’, Jesus verhüllt und schützt sein Geheimnis, indem er es preisgibt. Zum anderen kann er nach meinem Dafürhalten als Legitimation gegenüber dem Hauseigentümer gedeutet werden. Da die jüdisch beeinflussten Titel Messias, König der Juden und Sohn Davids für den Evangelisten weder von besonders großer, noch von besonders geringer Bedeutung sind, soll ihr Ursprung hier nicht thematisiert werden, weil dies anderen Abschnitten dieser Arbeit vorbehalten ist. An dieser Stelle soll nur eine kurze exemplarische Interpretation jeweils eines Belegs vorgenommen werden. Der Hoheitstitel Messias findet sich zum ersten Mal beim Messiasbekenntnis des Petrus (vgl. Mk 8,27 - 30). Petrus antwortet auf die Frage Jesu, für wen ihn die Jünger hielten, mit dem Satz ‘Du bist der Messias!’ (vgl. Mk 8,29 b). Petrus sieht in Jesus die erwartete Rettergestalt. Hierdurch wird nach meiner Interpretation zum ersten Mal deutlich, welch große Erwartungen die Jünger an Jesus richten. Interessant ist eine Betrachtung des Titels König der Juden. Er wird ausschließlich durch Nichtjuden, nämlich während der Verhandlung vor Pilatus (vgl. Mk 15,2 15,9 15,12) und als spöttischer Gruß durch die römischen Soldaten (vgl. Mk 15,19) verwendet. Da davon auszugehen ist, dass diese Platzierung nicht zufällig ist, kann man sie einerseits als Haltung des Evangelisten gegenüber dem Judentum, andererseits jedoch auch als Sozialkritik an der römischen Besatzungsmacht interpretieren. Gleiches gilt für den nahezu synonym zu sehenden Titel König von Israel, der jedoch nur an einer Stelle des Evangeliums überliefert ist, weshalb ich von einer genaueren Behandlung absehe. Auch der Hoheitstitel Sohn Davids findet sich im Verlauf des Evangeliums nur an vier Stellen (vgl. Abb. 2). Als Erster spricht ein Blinder, der sich Heilung von Jesus erwartet, diesen mit Sohn Davids an (vgl. Mk 10,47 b 10,48 b). Auffallend ist, dass Jesus den Titel in den beiden anderen Belegstellen selbst verwendet (vgl. Mk 12,35 b 12, 37 a). Jesus richtet sich in seiner Rede gegen die Schriftgelehrten und übt Kritik daran, dass diese den Messias als Sohn Davids bezeichnen, obwohl David von ihm als Herrn spricht. Der Messias kann, nach Jesu Argumentation, nicht gleichzeitig Sohn Davids und Herr sein.

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