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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der vorliegenden Studie wird insbesondere auf die Offene Jugendarbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund eingegangen. Dabei wird zuerst herausgearbeitet, was im Allgemeinen unter Offener Jugendarbeit verstanden wird und welche eventuellen Besonderheiten es bei der Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund geben kann. In diesem Kontext wird zudem genauer auf den Begriff Migrationshintergrund eingegangen um vorab zu klären, wer genau zu dieser Bevölkerungsgruppe gezählt wird. Im weiteren Verlauf der Studie wird die geschlechtsspezifische Arbeit mit Jungen thematisiert. Hierbei werden die Begriffe Jungenarbeit sowie Interkulturelle Jungenarbeit erläutert. Ferner wird auf die besonderen Sozialisationsaspekte von Jungen mit und ohne Migrationshintergrund eingegangen. In diesem Zusammenhang wird versucht zu klären, ob es notwendig ist, geschlechtsspezifische Angebote speziell für die Jungen aus Familien mit Migrationshintergrund anzubieten oder ob eine allgemeine Jungenarbeit ausreichend ist. Im weiteren Verlauf wird dann auf die Praxis der Jungenarbeit in drei ausgewählten Jugendeinrichtungen in Köln-Mülheim eingegangen. Hierbei werden auch die Besonderheiten des Stadtteils angerissen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Sozialisation der dort lebenden Jugendlichen haben. Schließlich soll gezeigt werden, was Jungenarbeit (gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund) bewirken kann. Es gibt jedoch auch Hindernisse und Grenzen, die dem Erfolg dieser geschlechtsspezifischen Arbeit im Wege stehen. Auf diese wird am Ende eingegangen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Jugendliche mit Migrationshintergrund - eine eigene Zielgruppe in der Offenen Jugendarbeit? Die Tatsache, dass häufig Jugendliche mit Migrationshintergrund Besucher von Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit sind ist unstrittig. Es stellt sich die Frage, ob die Jugendlichen dadurch zwangsläufig eine eigene Zielgruppe darstellen bzw. die Notwendigkeit besteht, sie als solche zu betrachten. Die folgenden Ausführungen sollen zu einer Klärung dieser Frage beitragen. Zunächst gibt es nicht ‘den’ Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die viel-schichtige Bevölkerungsgruppe der Menschen mit Migrationshintergrund ist keineswegs homogen, sondern vielmehr von großer innerer Heterogenität geprägt. Es gibt unterschiedlichste biografische, sprachliche und kulturelle Hintergründe. Die Jugendlichen sind durch eine eigene Migrationserfahrung geprägt oder wurden in Deutschland geboren, besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft oder leben zum Beispiel mit der Ungewissheit einer Duldung. Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit besuchen, sind allerdings kein repräsentativer Querschnitt dieser Bevölkerungsgruppe. Es handelt sich, wie allgemein bei der Mehrheit aller Besucher Offener Jugendarbeit, hauptsächlich um marginalisierte männliche Jugendliche aus sozial benachteiligten Schichten, die zudem oft nur über eine unzureichende schulische Bildung verfügen. 3.2.1, Parallelen zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund: Allgemein gibt es bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Vielzahl von Parallelen zu den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund: Ein großer Teil von ihnen ist in Deutschland geboren und hat daher keine eigene Migrationserfahrung. Sie haben das deutsche Bildungssystem durchlaufen und befinden sich oft, ebenso wie die ‘einheimischen’ Jugendlichen, in einer Situation des Übergangs, die durch viele Unsicherheiten und Ängste geprägt ist. Die ‘normalen’ Entwicklungsprobleme gelten dementsprechend auch für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Zudem spielen, sowohl für männliche Jugendliche mit als auch ohne Migrationshintergrund, altershomogene Gruppen einen besondere Rolle. Ferner ist die Art und Weise der Freizeitgestaltung in beiden Gruppen oft durch gemeinschaftliches ‘Herumhängen’ gekennzeichnet. Insgesamt kann auch deshalb keineswegs von kulturspezifischem Verhalten die Rede sein. Aus den eben dargestellten Parallelen ergibt sich zunächst keine Notwendigkeit dafür, Jugendliche mit Migrationshintergrund als eine eigene Zielgruppe zu legitimieren. Im Folgenden sollen Besonderheiten dargestellt werden, die diese Jugendlichen von denen ohne Migrationshintergrund unterscheiden und untersucht werden, ob sie dadurch eventuell doch eine eigene Zielgruppe darstellen. 3.2.2, Mehrkulturelle Identitäten: Eine zentrale Gemeinsamkeit der Jugendlichen mit Migrationshintergrund besteht auf den ersten Blick darin, dass sie einer anderen Kultur ‘angehören’. Kultur versteht sich in diesem Zusammenhang gewöhnlich als eine Art Sammelbegriff für die verschiedenen Besonderheiten und Eigenarten von sozialen Gruppen, wie beispielsweise Rituale, Ernährungsformen, Glauben, künstlerische Ausdrucksweisen, Sexualität oder Familienstrukturen. Bei näherer Betrachtungsweise wird aber deutlich, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund keineswegs nur einer Kultur angehören. Sie wachsen vielmehr in drei verschiedenen Kulturen auf: der Kultur des Herkunftslandes der Familie, der Kultur des Landes in dem sie aufgewachsen sind und leben sowie der Kultur der Gleichaltrigen. Es handelt sich folglich nach Hall eher um ‘hybride Identitäten’, die verschiedenste Elemente aus unterschiedlichen Kulturen und Subkulturen annehmen und deren Selbst- und Weltverständnis insbesondere durch diese Vermischung geprägt wird. Gerade in solchen mehrkulturellen Identitäten sehen Fachleute große Potentiale für die Gesellschaft der Zukunft. In Zeiten von Globalisierung, Massenmedien und den unterschiedlichsten Subkulturen ist demzufolge auch Kultur in einer modernen Gesellschaft generell nicht mehr als etwas in sich Geschlossenes zu verstehen. Eine moderne Gesellschaft ist vielmehr durch eine ‘unübersichtliche Pluralität’ der verschiedensten kulturellen Einflüsse gekennzeichnet. Scherr vertritt sogar die Auffassung, dass in einer solchen Gesellschaft niemand in einer einzigen und geschlossenen Kultur lebt. Daher kann in der Regel auch nicht mehr von zum Beispiel ‘der türkischen’ oder ‘der deutschen’ Kultur gesprochen werden. Gleiches gilt für die Jugendarbeit, die in der Praxis nicht mit den Kulturen als solchen zu tun hat, sondern sich immer mit den spezifischen und individuellen Problemstellungen einer konkreten Person auseinandersetzen muss. Sie hat sich in der alltäglichen Arbeit mit einer Vielfalt unterschiedlicher Lebensgeschichten, -situationen und -stilen auseinanderzusetzen.

Über den Autor

Der Autor wurde 1986 in Münster geboren. Nach dem Abitur studierte er von 2008 bis 2011 Soziale Arbeit an der Fachhochschule Münster. Im Zuge des Studiums absolvierte er auch ein Praxissemester in einer Jugendeinrichtung in Köln-Mülheim. Angeregt durch die interessante Arbeit mit den Jugendlichen, die überwiegend einen Migrationshintergrund haben, beschloss er, sich thematisch in diesen Bereich zu vertiefen.

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