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- Mädchen spielen mit Puppen - Jungen auch? Vorstellung eines konkreten Unterrichtskonzepts zur möglichen Thematisierung von Geschlechterstereotypen im Deutschunterricht der Grundschule
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung einseitige Geschlechterzuschreibungen für die kindliche Entwicklung haben können. Sie beleuchtet, wie Kinder selbst Geschlechterzuschreibungen wahrnehmen und mit diesen umgehen. Anschließend wird betrachtet, welchen Einfluss Schule und Lehrkräfte auf die Entwicklung einer kritischen Reflexion von einseitigen Geschlechterzuschreibungen nehmen können und sollten. In diesem Zusammenhang wird ein schulpraktisches Beispiel geliefert, indem eine Unterrichtssequenz zur Thematisierung von Geschlechterstereotypen im Deutschunterricht der Grundschule vorgestellt und darlegt wird, wie ein direkter Zugang zum Thema geschaffen werden kann, ohne die Schüler zu überfordern. Die Unterrichtseinheit dürfte sich für die Klassenstufen 1 bis 3 eignen. Da die Einheit um ein Bilderbuch aufgebaut ist, wird zunächst dargestellt, was ein Bilderbuch ist und welche Relevanz Bilderbücher für die kindliche Sozialisation haben können. Es wird darauf eingegangen, welche Bilderbücher sich für die Thematisierung von Geschlechterstereotypen mit Grundschülern eignen könnten und jenes Bilderbuch vorgestellt, das in der vorliegenden Arbeit im Mittelpunkt steht.
Textprobe: Kapitel 2.3, Das Bilderbuch als Fenster zur Welt: Der Säugling nimmt seine Umwelt vorrangig über die Haut und das Gehör wahr, während im Kleinkindalter dem Sehen als zentrales Sinnesorgan eine wichtige Rolle zufällt: ‘So sind die frühesten Eindrücke eines Kindes mit Bildern verbunden.’ Es verwundert demzufolge nicht, dass Kinder von Bilderbüchern fasziniert sind, denn hier können sie alles ‘auf einen Blick’ sehen. Darüber hinaus bieten Bilderbücher eine inhaltliche Vielfalt, so dass für jedes Kind, und darüber hinaus für jede Lerngruppe, schnell ein thematisch passendes Bilderbuch gefunden werden kann. Auch gesellschaftlich problematische Themen oder Ungereimtheiten werden mittlerweile immer häufiger in Bilderbüchern dargestellt. Die Rezeption solcher Bilderbücher, wenn diese gelungen sind, kann, wie bereits angedeutet, wie ein Blick in die Welt sein, der dem Kind hilft, eine Brücke zwischen der eigenen Erfahrungswelt und seinem Umfeld zu schlagen. Dabei sollte das Bilderbuch aber nie ‘(…) der bloßen Anpassung an vorhandene Normen und Verhaltensmuster dienen, sondern dem Kind helfen, autonomes Handeln, Kritikfähigkeit, Mut und Selbstbewusstsein zu entwickeln.’ Dies kann und sollte auch in der Auseinandersetzung mit möglichen Geschlechterstereotypen geschehen, auch wenn dieser Bereich eher zu jenen Themenfeldern zählt, welche als problematisch bezeichnet werden dürften. Allerdings gibt es durchaus Bilderbücher, die Kindern bewusst machen können, dass Geschlechtszuschreibungen, denen sie selbst von Geburt an ausgesetzt sind, hinterfragt werden und nicht einfach als gegeben hingenommen werden sollten. Natürlich ist in diesem Zusammenhang zunächst zu überlegen, wie und mit welcher Art von Bilderbüchern das überhaupt gelingen kann und welche Möglichkeiten darüber hinaus der Einsatz eines solchen Buches im Deutschunterricht bietet. 2.4, Welche Bilderbücher eignen sich zur Thematisierung von Geschlechterstereotypen mit Grundschulkindern?: Der Deutschunterricht der Grundschule kann Zeit und Raum für eine erste intensive Auseinandersetzung mit Literatur bieten. Vor allem in den ersten Schuljahren eignen sich hierfür Bilderbücher, was im Vorfeld deutlich werden konnte. Das entsprechende Bilderbuch kann, je nach Interesse der Lerngruppe und des Lehrers, aus zahlreichen Angeboten ausgewählt werden. An dieser Stelle soll dargelegt werden, worauf zu achten ist, wenn ein Bilderbuch ausgesucht werden soll, welches Geschlechterstereotypen thematisiert. Zunächst sollte das Bilderbuch über Bilder verfügen, welche die Kinder, unabhängig vom Text, den Handlungsablauf begreifen lassen können, da ‘(…) sich das Denken des Kindes noch für lange Zeit im Bildhaften bewegt(…)’. Der Umfang des tatsächlichen Textes ist weniger entscheidend, denn er kann vom Lehrer vorgelesen werden. Inhaltlich sollte das Bilderbuch Geschlechterstereotype nicht direkt benennen, sondern vielmehr durch das Verhalten der handelnden Figuren darstellen. Denn diese sind es, mit denen die Kinder sich identifizieren und deren Erlebnisse sie verfolgen. Durch geschlechtsspezifisches Verhalten der handelnden Figuren allein dürfte es den Kindern jedoch noch schwer fallen, zu erfassen, worum es in dem jeweiligen Bilderbuch wirklich geht. Deshalb sollte das Bilderbuch einen Bezug für alle Kinder bieten, da sich möglichst alle Kinder betroffen und angesprochen fühlen sollten. Dies kann z.B. durch die Thematisierung von Spielsachen und Spielen erreicht werden, denn welches Kind spielt nicht gerne, schließlich ist doch das Spielen eine der ursprünglichsten menschlichen Verhaltensweisen überhaupt und außerdem eine zumeist geschlechtsspezifisch konnotierte, denn wenn man sich vor Augen führt, womit Jungen und Mädchen eigentlich spielen und welche Spielsachen sie geschenkt bekommen, wird deutlich, dass hier oft eine klare Kategorisierung stattfindet: ‘Welches Spielzeug für Jungen oder Mädchen als geeignet betrachtet wird, ist in den Spielzeugkatalogen auch heute noch deutlich zu erkennen. ‘Jungen und Technik’ und ‘Mädchen und Puppen’ sind die beiden eindeutig getrennten Bereiche.’ Zwar gibt es darüber hinaus auch geschlechtsneutrale Spielsachen wie Puzzle, dennoch passiert es häufig, dass Jungen und Mädchen bestimmte Erfahrungen gerade dadurch verwehrt werden, weil ihnen jeweils der Zugang zu bestimmten Spielsachen gar nicht erst ermöglicht wird. Dabei sollten ‘[…] Kindern mit unterschiedlichen Spielsachen auch unterschiedliche Erfahrungen […] ermöglich[t]’ werden. Dies kann einen entscheidenden Einfluss auf ihre spätere Entwicklung ausüben. Wenn nämlich bspw. immer nur Jungen technische Spielsachen zur Verfügung gestellt werden, ist es logisch, dass die meisten Mädchen sich letztendlich nicht für einen technischen Beruf entscheiden. Andersherum verwundert es nicht, dass die Ansicht, Frauen seien die besseren Erzieher, nach wie vor weit verbreitet ist, wenn man bedenkt, dass sie bereits im Kleinkindalter an ihren Puppen ‘Fürsorge üben’. Die Darstellung von geschlechtsspezifischem Spielverhalten in einem Bilderbuch könnte eine (erste) kritische Auseinandersetzung mit einseitigen Geschlechterzuschreibungen mit Grundschülern ermöglichen, da es über das Spielen einen greifbaren und motivierenden Zugang für die Kinder bieten kann. Ein solches Buch scheint ‘Paul und die Puppen’ von der schwedischen Autorin Pija Lindenbaum zu sein, das 2008 auf Deutsch erschienen ist und im Folgenden vorgestellt wird.
Anika Wawzyniak, Grundschulehrerin, wurde 1983 geboren. 2009 legte sie ihr erstes Staatsexamen an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt/Main ab. 2012 folgte das zweite Staatsexamen. Bereits während ihres Studiums beschäftigte sie sich sowohl mit theoretischen als auch mit praktischen Fragen des Doing-Gender. So entstand im Rahmen ihres zweiten Staatsexamens das vorliegende Buch.
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