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Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der vorliegenden Studie wird das Thema Katholiken in der DDR behandelt. In den Jahren zwischen 1945 und 1989 gelangte erstmals in der deutschen Geschichte eine kommunistische Regierung an die Macht. Infolge der kommunistischen, marxistisch-leninistischen Ideologie, welche die Existenz Gottes leugnet und somit die Institution Kirche als überflüssig und überholt betrachtet, entwickelte sich in der DDR eine feindliche Rivalität zwischen Kirche und Staat. Diese äußerte sich auf vielfältige Weise in unterschiedlichen Arten von Konflikten. Doch obwohl die katholischen Christen in der DDR eine absolute Minorität darstellten, gewann die katholische Kirche in diesem Konflikt an politischer Bedeutung. Neben der Ausarbeitung wissenschaftlich fundierter Quellen zu diesem Thema, stellen die von der Autorin gesammelten, empirischen Daten die eigentliche Basis der Arbeit dar, da sich die grundlegende Fragestellung auf die Bedingungen und Lebensweisen der Katholiken in der DDR selbst bezieht. Dazu wurden von der Autorin eine Reihe persönlicher Interviews mit Zeitzeugen verschiedener Altersgruppen durchgeführt, die einen konkreten Einblick in das private Leben der Katholiken in der DDR ermöglichen. Nach dem Prinzip der Oral History in Bezug auf Alltagsgeschichte wurden die Interviews als qualitative bzw. narrative Befragungen mit viel Freiraum für die Interviewpartner hinsichtlich individueller Assoziationen und Exkurse durchgeführt. Die Übersicht bezieht sich auf größere Themengebiete wie z.B. das Leben in der Familie, die religiöse Sozialisation, Frömmigkeit sowie selbstverständlich die persönlichen Erfahrungen und Empfindungen gegenüber der sozialistischen DDR. Die durchgeführten Befragungen wurden vollständig mittels eines Tonbandgerätes aufgezeichnet und anschließend verschriftlicht. Bei der Auswahl der Interviewpartner wurden in erster Linie die Bewohner des Landkreises Eichsfeld im Norden Thüringens berücksichtigt. Diese Entscheidung beruht auf der besonderen historischen Entwicklung dieser Region. Zum einen soll der Blick auf den dortigen Katholizismus und der bis heute existierenden, dortigen Diasporasituation gelenkt werden. Zum anderen war das so genannte Schwarze Eichsfeld der größte zusammenhängende katholisch geprägte Landstrich der DDR, der überdies teilweise im Grenzgebiet gelegen war.
Textprobe: Kapitel 3.3, Divergierende Initiationsriten: Feierliche Akte der Einführung eines Anwärters in eine Gemeinschaft sind in fast jeder Gesellschaftsform der Welt zu finden. Im katholischen Christentum besitzen die Sakramente der Taufe, der Erstkommunion und der Firmung einen solchen initiierenden Charakter. Die Kraft des Heiligen Geistes soll bei der Firmung die Verbindung des Jugendlichen mit der Kirche stärken der junge Vollbürger im Reiche Christi gehört nun uneingeschränkt der Kirche an. Die Firmung stellt die Vollendung der Taufe, der offiziellen Aufnahme eines Menschen in das Christentum, dar. Bei der Taufe sprechen die Eltern und Taufpaten für das Kind diese Aufgabe übernimmt der Jugendliche bei der Firmung nun selbst. Hierbei ‘widersagt’ er dem ‘Satan’, ‘all seinen Werken’ und ‘all seinem Gepränge’. Er versichert, an ‘Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde’, an ‘Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn’ sowie an ‘den Heiligen Geist, an die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, den Nachlass der Sünden, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben’ zu glauben. Die 1955 von der SED in der DDR eingeführte Jugendweihe stellt ebenfalls einen solchen Initiationsritus dar. Nach diesem werden die Jugendlichen als gleichrangige, erwachsene Mitglieder der Gesellschaft mit ‘Sie’ angesprochen. Laut der letzten Fassung des Gelöbnisses von 1985 verpflichten sie sich dazu, ‘getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen’ sowie ‘als treue Söhne und Töchter’ des ‘Arbeiter-und-Bauern-Staates nach hoher Bildung und Kultur zu streben’. Außerdem versprechen die Jugendlichen ‘unentwegt zu lernen’ und alles Wissen und Können für die Verwirklichung der ‘großen humanistischen Ideale’ der DDR einzusetzen. Ebenfalls geloben sie ‘als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kameradschaftlicher Zusammenarbeit, gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln’ und den ‘Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zu vereinen’. Letztlich beteuern sie, ‘als wahre Patrioten die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proletarischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen’. Nach diesem feierlichen Gelöbnis werden die Jugendlichen ‘in die große Gemeinschaft des werktätigen Volkes, das unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei, einig im Willen und im Handeln, die entwickelte sozialistische Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik errichtet’, aufgenommen. Wie im ersten Kapitel beschrieben, bildete die marxistisch-leninistische Lehre die ideologische Basis des Sozialismus der DDR. An dieser Stelle soll die Religionsauffassung dieser Weltanschauung in Erinnerung gerufen werden, der auch die katholischen Jugendlichen mit dem Wortlaut des Gelöbnisses der Jugendweihe indirekt zustimmen sollten. Aus diesem Sachverhalt heraus entstanden in der DDR immer wieder Konflikte zwischen den staatlichen Anforderungen und der katholischen Bevölkerung, deren Erfahrungen nun im Folgenden aufgezeigt werden sollen.
Heike Nolte wurde 1985 in Heilbad Heiligenstadt im Eichsfeld geboren. Ihr Studium des Lehramts für Sonderpädagogik an der Universität zu Köln schloss die Autorin im Jahr 2010 ab. Fasziniert von historischer Forschung machte sie das Fach Geschichte zu einem ihrer Hauptschwerpunkte. Ihre eigene Herkunft aus dem bis heute katholisch geprägten Landkreis motivierte sie, sich mit der vorliegenden Thematik zu beschäftigen.
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