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- „Ich werd ja doch nur Hausfrau!“: Eine Untersuchung aktueller Schulbücher zum Mathematikunterricht nach Geschlechtsrollenstereotpye
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mathematik gilt als ein dominierend männliches Fach. Die Unvereinbarkeit der Vorstellung von Weiblichkeit mit Mathematik zeigt sich in doppelter Weise: Erstens empfinden viele, dass Frauen und Mädchen für Mathematik nicht kompetent genug seien und zweitens werden diejenigen, die Interesse an Mathematik zeigen, in ihrer Weiblichkeit unterdrückt oder gelten als unweiblich. Diese stereotypische Vorstellung greift auf eine weit liegende Geschichte zurück. So erhielten die Mädchen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen ihrer Schulausbildung nicht die Möglichkeit, sich mit dem Unterrichtsfach Mathematik auseinanderzusetzen. Ihnen war es vorbehalten, beispielsweise am Hauswirtschaftsunterricht teilzunehmen. Gründe dafür lagen zum Teil in der gesellschaftlichen Stellung der Frauen, deren Lebensbereiche hauptsächlich auf die Familie und dem Haushalt beschränkt waren. Mit der Einführung der Koedukation wurde eine gewichtige Grundlage für die Chancengleichheit in der Bildungslaufbahn von Jungen und Mädchen geschaffen. Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass trotz dieser Chancengleichheit Mädchen und Frauen im Vergleich zu Männern in mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufen unterrepräsentiert sind. Spätestens zum Zeitpunkt der Pubertät nimmt der Beliebtheitsgrad des Mathematikunterrichts bei den Mädchen stark ab. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich die Fragestellung, warum sich Mädchen und Frauen weniger für Mathematik interessieren. Neben den kompletten Sozialisationsprozess in der Gesellschaft werden in diesem Zusammenhang oft die tradierten Rollenklischees in den Schulbüchern genannt. Mädchen, die sich für Mathematik interessieren und dort gute Leistungen bringen wollen, müssen oft mit Büchern zurechtkommen, die größtenteils althergebrachte Vorurteile und Rollenvorstellungen beinhalten. Die Autorin untersucht aus diesem Grund die vier Werkreihen Mathematik plus, Schnittpunkt, Welt der Zahlen, Mathematik. Von jeder Schulbuchreihe wählte sie die Schulbücher für den fünften und sechsten Jahrgang. Welche Entwicklungen und Stagnationen die Schulbuchverlage zeigen, werden in diesem Buch deutlich.
Textprobe: Kapitel 3, Bisherige Forschungsergebnisse zu Geschlechtsrollenstereotype in Mathematikschulbüchern: Untersuchungen ab 1970: Seit Anfang der 1970er Jahren werden verschiedene Inhaltsanalysen gängiger Mathematikschulbücher veröffentlicht, darunter sind jedoch wenige Analysen mit einem sozialkritischen Schwerpunkt zu finden. Diese werden in unregelmäßigen Abständen erstellt, da davon ausgegangen wird, dass in der Mathematik in erster Linie die Vermittlung von Fachwissen und didaktisch- methodische Gesichtspunkte stehen. Die mir bekannten ersten Untersuchungen stammen von Glötzner. Er analysierte bayrische Mathematikbücher aus den sechziger und siebziger Jahren und stellte fest, dass die weiblichen Personen sowohl in den Textaufgaben als auch in den Illustrationen unterrepräsentiert sind. Während Frauen und Mädchen hauptsächlich in haushaltsbezogene Tätigkeiten vorkommen, treten Männer und Jungen in anderen interessanten, anspruchsvollen Tätigkeiten auf, wie z.B. Fahrradtouren, lösen Denkspiele oder erfinden Zahlensortiermaschine. Zugleich sind sie aktiv, wissenschaftlich und technisch interessiert und wissend dargestellt. Frauen werden fast gänzlich ignoriert und erhalten wesentlich wenige berufliche Identifikationsangebote. Männer hingegen üben eine breite Palette von Berufen aus. Zu diesen Ergebnissen kommen auch andere Untersuchungen von Schulbüchern aus den 1970er Jahren, wie z.B. Lopatecki & Lüking. Neuere Inhaltsanalysen aus den 1980er Jahren zeigen, dass sich trotz vehementer Kritik an der Darstellung der Frauen und Mädchen im Schulbuch nicht viel geändert hat. Dieses zeigt unter anderem Glötzner in seiner Untersuchung bayrischer Schulbücher, die im Jahre 1988/89 erschienen sind. Zwar kann in den meisten Texten zumindest aus Grundschulbüchern eine extreme Unterrepräsentation von Mädchen und Frauen nicht mehr nachgewiesen werden, wohl aber eine immer noch stark an gängigen Klischeevorstellungen orientierte Darstellung, die die Schülerinnen nach wie vor fast ausschließlich zu späteren Hausfrauen und Müttern formen will. Zusätzlich werden überwiegend männliche Wortformen benutzt. Die Studie von Susanne Thomas: Während Schulbücher in den 1970er und 1980er Jahren noch sehr stark Geschlechterrollenstereotype transportierten, haben sich diejenigen aus den 1990er Jahren in Bezug darauf verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt auch Susanne Thomas in ihrer Untersuchung, in der sie weniger die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts betonen will, sondern konkret nach neuen Maßstäben und Entwicklungen sucht. Um alle Gesichtspunkte zu erfassen, ist die Verfasserin gemäß der quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse vorangegangen. Sie untersuchte 18 Mathematikschulbücher der Jahrgangsstufe 5 bis 10, die jeweils einzeln nach einem einheitlichen Kriterienraster vorstellt werden. Dabei erfolgte die Auswertung grundsätzlich getrennt nach Jugendliche und Erwachsene in den ausgewählten Kategorien Freizeit, Geld, Beruf, Familie, Haushalt, Sozialverhalten, Schule und Sonstiges. Susanne Thomas kommt zu dem Ergebnis, dass zwar auf der quantitativen Ebene eine zahlenmäßig ausgewogene Darstellung von Frauen/Mädchen und Männer/Jungen erkennbar ist, dennoch im dem qualitativen Teil der Analyse einige Differenzen sichtbar sind. So stellt sie fest, dass berufstätige Frauen in neueren Büchern häufiger vorkommen, aber dagegen die Männer in sehr viel differenzierten Berufen und in einem viel größeren Umfang darstellen werden. Zu den Erfolgen der Schulbuchdebatte gehört, dass Frauen in Verbindung mit Geldgeschäften präsentiert werden und auch einen größeren Finanzvolumen besitzen. Zu den Kritikpunkten nennt die Verfasserin, dass Männer in Zusammenhang zu Hausarbeit nur zweimal geschildert werden. Frauen werden in diesem Bereich öfters dargestellt.
Mihriban Bal wurde 1985 in Berlin geboren. Um ihre Zuneigung zu Kindern und ihre Begeisterung an Mathematik zu verbinden, entschied sich die Autorin das Lehramtsstudium Grundschulpädagogik/Mathematik zu absolvieren. Im Jahre 2010 schloss sie dieses an der Freien Universität Berlin mit dem akademischen Grad Master of Education erfolgreich ab. Zusätzlich sammelte die Autorin als Nachhilfelehrerin praktische Erfahrungen im Lernwerk, die einzige Reformnachhilfeschule in Berlin. Um die einschleichenden klischeehaften Gedanken unter der Gesellschaft deutlich zu machen, veröffentlicht die Autorin ihr Buch Ich werd ja doch nur Hausfrau!: Eine Untersuchung aktueller Schulbücher zum Mathematikunterricht nach Geschlechtsrollenstereotpye.
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