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- Glücksforschung und ihre Bedeutung für den Wohlstand von Nationen: Über Begriffsbestimmungen, Erhebung subjektiver Daten, Forschungsergebnisse und Implikationen
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die letzten Jahrzehnte der globalen Wirtschaftsentwicklung haben gezeigt, dass das BIP alleine den Wohlstand einer Nation nicht erfassen kann. Während traditionelle Wirtschaftstheorien einen sehr engen Interpretationsrahmen des Begriffs ‚Utility‘ hatten, legen neuere Theorien nahe, dass der Nutzenbegriff neu definiert werden muss. Die Forschung auf dem Feld des Subjective Well-Being zeigt, dass subjektive wie objektive Daten über Zufriedenheit hohe wissenschaftliche Relevanz besitzen und großen Einfluss auf das Individuum, die Gesellschaft und die Wirtschaft haben. Mittlerweile wurde das Interesse der Politik geweckt und Wirtschafts-Nobelpreisträger wie Daniel Kahneman und Joseph Stiglitz forschen intensiv an diesem Thema. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Methodik der Studies of Happiness und erläutert die gewonnen Erkenntnisse dieser jungen Wissenschaft. Es wird nicht nur eine kurze historische Aufarbeitung des Begriffs ‚Glück‘ vorgenommen, sondern auch die Unzulänglichkeit traditioneller Wohlstandsindikatoren aufgezeigt. Nachdem die Validität der vorhandenen Methoden zur Erhebung von Daten über Zufriedenheit (z.B. Day Reconstruction Method, Experience Sampling Method und U-Index) diskutiert wurde, werden diverse relevante Irrationalitäten und Phänomene der menschlichen Psyche beleuchtet. Begriffe wie der Anticipation Error oder die Hedonic Treadmill werden näher ausgeführt. Außerdem werden Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche des Menschen wie z.B. Gesundheit, Religion, Persönlichkeit und Arbeit, aber auch die Wirkung auf Wirtschaft und Politik untersucht. Der letzte Abschnitt behandelt kontroverse Spezialfragen der Forschung wie den Zusammenhang zwischen Geld und Zufriedenheit, und vergleicht die verschiedenen Standpunkte von Spezialisten wie Diener et al., Easterlin et al. und Sacks et al. Die kompakte Abhandlung über die Erkenntnisse der Wissenschaft zum Thema Happiness macht deutlich, dass Glück längst keine persönliche Sache mehr ist, sondern ein Anliegen der gesamten Gesellschaft einer Nation sein sollte und auch auf globaler Ebene eine immer wichtigere Rolle spielt.
Textprobe: Kapitel 1.3, Zur Unzulänglichkeit üblicher Maßzahlen des Wohlstands einer Nation: In der Praxis wird der Wohlstand einer Nation durch den wirtschaftlichen Fortschritt gemessen. Das BIP ist das wichtigste Instrument in diesem Gebiet um Nationen zu vergleichen. Hierbei wird angenommen, dass der Wert eines Gutes dem Grenznutzen dieses Gutes für den Konsumenten entspricht. D.h., dass in einem perfekten Markt der Preis dem Grenznutzen entspricht. Das ermöglicht zwar eine Erhebung vergleichbarer Daten, doch hat das BIP, genauso wie andere Komponenten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, gravierende Schwächen. Frey (2002) und Krueger et al. (2009) nennen einige Kritikpunkte: Frey argumentiert, dass die intramarginalen Einheiten, die vom Konsumenten konsumiert und zum Gleichgewichtspreis gekauft wurden, einen höheren Nutzen als den Grenznutzen stiften (consumer surplus). Daher sei der herangezogene aggregierte Produktkorb unterbewertet. Man darf außerdem nicht vergessen, dass von perfekten Märkten ohne Verzerrungen ausgegangen wird, die in der Praxis selten sind. Ein weiter Kritikpunkt ist, dass das BIP keine nicht am Markt angebotenen Güter und Dienstleistungen mit einbezieht (Haushaltsproduktion). Außerdem werden sogenannte ‘regrettables’ mit eingerechnet. Das bedeutet, dass die Zerstörung von Nutzen, z.B. ein Autounfall, durch die Ausgaben für die Beseitigung und die Herstellung eines neuen Autos das BIP scheinbar erhöht. Schließlich wird durch Messen der wirtschaftlichen Aktivität durch Preise ein Diamant als nützlicher als Wasser angesehen, was aus gesellschaftlicher Sicht zu bezweifeln ist. Nicht nur diese Schwächen in der Berechnung des BIPs sondern auch das simple Ignorieren des Nutzens von sozialen Interaktionen, Freizeit etc. ist zu bemängeln, immerhin erreichen Haushaltsproduktion und Freizeitaktivitäten bis zu 150 Prozent des BIPs (Frey & Stutzer, 2002, S. 38). Im Ländervergleich zeigen sich auch massive Unterschiede im Ausmaß der Schattenwirtschaft, was eine Vergleichbarkeit weiter schwächt. Außerdem beinhaltet die Messung unseres Wohlstandes große Widersprüche, das BIP zählt Luftverschmutzung und die Zerstörung der Umwelt hinzu, lässt jedoch keine Berücksichtigung der Gesundheit der Menschen, der Courage von Beamten oder der Qualität des Bildungssystems zu (Krueger, Kahneman, Schkade, Schwarz, & Stone, 2009, S. 10). Schließlich basieren traditionelle ökonomische Modelle auf einem fundamentalen Fehler: Sie nehmen an, dass Menschen nur das wollen, was sie auch mögen. Der ‘Cute Puppy Error’ (Diener & Biswas-Diener, 2008) beinhaltet genau dieses Problem und zeigt es am Beispiel von Kindern, die sich einen Hund wünschen, jedoch sobald sie ihn bekommen, jegliches Interesse an ihm verlieren. Dies liegt daran, dass ‘etwas haben wollen’ nicht immer ‘etwas mögen’ bedeutet. Psychologen beschreiben zwei seperate Systeme im Gehirn, die für ‘mögen’ und ‘wollen’ zuständig sind. Da sich also der Mensch selbst nicht immer über seine Präferenzen im Klaren ist, ist es problematisch, auf einer Rationalität des Selbigen aufzubauen. 1.3.1, Alternative Ansätze und Ergänzungen: Natürlich blieben diese Mängel nicht unentdeckt und es mehren sich die Alternativkonzepte. Konzepte wie die Nachhaltigkeit des Wohlstands (Weitzmann 1976, in Frey & Stutzer, 2002) versuchen, die Abschreibung der Aktiva zu berücksichtigen und so zu einem nachhaltigen Produktionspotential zu gelangen. Der Index of Sustainable Economic Welfare (Daly & Cobb, 1989, in Frey & Stutzer, 2002) versucht, die Einkommensverteilung zu berücksichtigen. Die New Economics Foundation (nef) schlägt Konzepte wie den Happy Planet Index (HPI) vor. Hinter dem HPI verbirgt sich die Idee, Happiness mit dem ökologischen Fußabdruck einer Nation zu vergleichen und legt so speziellen Nachdruck auf ökologische Nachhaltigkeit. Der HPI zeigt, dass nicht die Maximierung des BIPs alleine für Wohlstand sorgt. Costa Ricas Einwohner zählen zu den glücklichsten Menschen mit der zweitlängsten Lebenserwartung der Welt und hinterlassen gleichzeitig einen sehr kleinen ökologischen Fußabdruck (Marks, Steuer, Juliet, Thompson & Abdallah, 2011). Auch die Politik widmet der Problematik, dass gewöhnliche Maßzahlen nicht den wahren Wohlstand einer Nation messen, immer mehr Aufmerksamkeit. Der britische Premier David Cameron rief zur Debatte über die Integration von ‘General Well-Being’ auf (The Guardian, 2010), der französische Präsident Sarkozy beauftrage die Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und Amartya Sen mit der Elaboration eines geeigneten Konzepts (Telegraph, 2009). Kanada und Australien leiteten ebenfalls ähnliche Schritte ein (Krueger, 2009, S. 1). Dieses Umdenken der Regierungen ist äußerst wichtig für die Erhöhung des Wohlstands einer Nation, da entgegen der Annahme, dass Happiness eine individuelle Angelegenheit sei, hat die Gesellschaft, in der das Individuum lebt, großen Einfluss (Diener & Biswas-Diener, 2008, S. 132).
Dominik Zellhofer, BSc (WU), wurde 1988 in Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich, geboren. Der Autor schloss das Bachelorstudium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2012 ab, im Zuge dessen er ein Semester an der University of British Columbia absolvierte. In seinem Studium spezialisierte sich der Wirtschaftsstudent auf KMU-Management und verhaltenswissenschaftlich orientiertes Management, wodurch er auch auf das Thema des vorliegenden Buches aufmerksam wurde.
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