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Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 44
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Hausarbeit leistet einen Beitrag zur Diskussion um die Belastungs- und Stressfaktoren des täglichen Arbeitsalltags, deren Auswirkungen auf die Gesundheit und gibt Anregungen zu privaten Präventivmaßnahmen, um Stressoren vorzubeugen und entgegenzuwirken. Mithilfe eines Einblicks in die Theorie und Geschichte des Gesundheits- und Krankheitsbegriffes sowie eines kurzen geschichtlichen Abrisses des Arbeitsbegriffes wird ein theoretisches Gerüst erstellt, worauf aufbauend bedeutende Studienergebnisse über arbeitsbedingte Belastungsfaktoren und deren Effekt auf die Erwerbstätigen aufgezeigt werden. Hierbei stützt sich die Arbeit vor allem auf Studien und Reports der Krankenkassen Deutschlands und des Statistischen Bundesamts sowie auf zahlreiche aktuelle Informationen aus einschlägiger Literatur der Stressforschung und -medizin. Erkenntnisse sind vor allem, dass es seit den vergangenen 20 Jahren eine dramatische Zunahme von psychischen Erkrankungen gab, die nicht zuletzt auf Arbeitseinflüsse zurückzuführen ist: Der Wandel des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses und die Zunahme von atypischen Arbeitsverhältnissen, welche geprägt sind von geringfügiger befristeter Beschäftigung, Teilzeitarbeit, Leiharbeit u.v.m., führen u.a. zu Arbeitsplatzunsicherheit und Leistungsdruck.
Textprobe: Kapitel 3.1, Gesundheit vs. Krankheit: Gesundheit als Zustand des Wohlbefindens, welcher sich auf emotionale, physische, soziale und geistige Gesundheit bezieht (Buchenau & Balsereit, 2015, S. 37 f.) spielt in unserem heutigen Alltag eine zentrale Rolle und ist als Begriff im Laufe der Zeit unterschiedlich geprägt worden, vor allem gesellschaftlich und kulturell. Bis zum Mittelalter überwog die religiöse Tendenz – der Gesundheits- oder Krankheitszustand galt als gottgewollt. Mit Krankheit bestraft wurde demnach der Sündige, gesund blieb der Gottgefällige. Im Zuge von Säkularisierung und Aufklärung wuchs das Bewusstsein, durch Vernunft und Selbstverantwortung Einfluss auf die Gesundheit nehmen und diese dadurch aktiv steuern zu können. Der Philosoph und Aufklärer Rousseau definierte Gesundheit als natürlichen Zustand, welcher durch eine lasterhafte Lebensweise, dem Streben nach Luxus und prekäre Arbeitsverhältnisse verändert wird. Die Folgen dieser Veränderung sind Krankheiten, die Rousseaus Ansicht nach wiederum zu einem größeren gesellschaftlichen Problem führten. Ärzte zu Zeiten der Aufklärung riefen zur Mäßigung, zu Selbstdisziplin und einer natürlichen Lebensweise auf. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm das Verständnis um Krankheitsentstehung und -kontrolle zu, ausgelöst durch die breite Etablierung der Naturwissenschaften, vor allem der Medizin. Der Krankheitsbegriff trat vermehrt in den Vordergrund und Krankheit (in Abgrenzung zu Gesundheit) stand im Fokus der Betrachtung: Der Mensch als Maschine, geschwächt durch eine Organismusstörung, deren Ursache gefunden werden muss, damit diese wieder einsatzfähig gemacht werden kann (vgl. Dorsch – Lexikon der Psychologie, 2017 Richter & Hurrelmann, 2016, S. 9). Der Philosoph Engels und der Mediziner Virchow zeigten Mitte des 19. Jahrhunderts mithilfe von Untersuchungen und Beobachtungen auf, dass das Tempo der Industriealisierung Spuren bei der arbeitenden Bevölkerung hinterließ: Kinderarbeit, ungesunde[ ] Arbeitsbedingungen, […] unhaltbare[ ] hygienische[ ] Lebensbedingungen der Arbeiterklasse und […] materielle[ ] Verarmung breiter Schichten (Richter & Hurrelmann, 2016, S. 7) wurden angeprangert und führten dazu, dass den sozialhygienischen Verhältnissen auch politisch Beachtung geschenkt wurde. Bismarcks Sozialgesetzgebung fußte auf dem Bewusstsein der Interdependenz zwischen den Faktoren Gesundheit, Arbeitsbedingungen, Armut und Krankheit. Grotjahn – deutscher Mediziner und Mitbegründer der sogenannten Sozialhygiene – beschäftigte sich in den 1920er und 1930er Jahren mit den sozialen Verhältnissen, welche verantwortlich für eine Krankheitsveranlagung des Menschen sind, Bedingungen und Ursachen für ein vermindertes Wohlempfinden darstellen und auf den Krankheitsverlauf einwirken. Erkenntnisse in den Bereichen Biologie, Physik und Chemie sorgten jedoch dafür, dass der von Virchow und Grotjahn als soziale Medizin bezeichnete Ansatz an Bedeutung verlor und sich das biomedizinische Modell durchsetzte, das Innerkörperliches als Auslöser der Krankheit betrachtet (vgl. Richter & Hurrelmann, 2016, S. 7 ff.). Im Laufe des 20. Jahrhunderts wandelte sich das Bild der klassisch biomedizinischen Betrachtung aufgrund der Anerkennung der Komplexität von Krankheit und wurde durch das biopsychosoziale Krankheitsmodell ersetzt. Eine Triade aus Biologischem, Psychischem und Sozialem interferiert diesem Ansatz zufolge zu einer Einheit und ist zusammen verantwortlich für Gesundheit oder Krankheit. Der amerikanisch-israelische Soziologe Antonovsky prägte in den 1970er Jahren den Begriff der Salutogenese – einer Kombination der Wörter salus (Gesundheit) und genesis (Entwicklung). Diese Gesundheitsentwicklung stützt sich auf Faktoren, die eine Chance für eine positive Gesundheit darstellen und den Quellen einer stabilen Gesundheit auf den Grund gehen. Antonovsky setzt damit einen neuen Akzent in der Medizin, indem er mithilfe der Salutogenese explizit nach gesundheitsfördernden Faktoren (im Gegensatz zur Pathogenese – der Krankheitsentwicklung ) forscht (vgl. Dorsch – Lexikon der Psychologie, 2017 Ham & Ramon, 2013, S. 33 f. Richter & Hurrelmann, 2016, S. 11).
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