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- Genderbezogene Pädagogik in Kindertageseinrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Jungen
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Jungen machen Krach, Staub und Lärm, toben und raufen, sausen mit ihren Papierfliegern quer durch den Gruppenraum… Warum nehmen pädagogische Fachkräfte das Spielverhalten von Jungen so verstärkt wie auch häufig als störend wahr? Weil sie es selbst nicht nachvollziehen können?! Die vorliegende Veröffentlichung soll dazu beitragen, dass geschlechtsbezogene Arbeit als bedeutungsvolle Querschnittsaufgabe in Kindertageseinrichtungen begriffen wird. Zu diesem Zweck wird der Blick zunächst auf die im Spiel gezeigten Verhaltensweisen von Mädchen und insbesondere Jungen gerichtet sowie anschließend in geschlechtsspezifischen Ursachen begründet. Zusammenhänge von Sozialisationsbedingungen und der Entwicklung der Geschlechtsidentität werden erläutert. In diesem Kontext werden auch Entwicklungsfelder einer leider – vielfach noch – unsensiblen geschlechtsbezogenen Pädagogik in Kindertageseinrichtungen aufgezeigt und schließlich Lösungsansätze für eine geschlechtsbezogene Pädagogik in Kindertageseinrichtungen aufgezeigt.
Textprobe: Kapitel 4, Geschlechtsbezogene Pädagogik in Kindertageseinrichtungen: ‘Kinder- und Jugendhilfegesetz und Ausführungsgesetze der Länder verpflichten mittlerweile zum bewussten Abbau von geschlechtbezogenen Benachteiligungen und zur systematischen Förderung der Gleichberechtigung und Partnerschaft zwischen Mädchen und Jungen’ (VERLINDEN 1997, o.S.). In diesem Sinne bedeutet Gleichberechtigung die unterschiedlichen Lebenssituationen, Interessen und Bedürfnisse beider Geschlechter von Anfang an zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Eine solch verstandene Geschlechtsdifferenzierung meint jedoch auch nicht Geschlechtertrennung, sondern vielmehr die Geschlechterdualität in ihrer Pluralität bewusst wahrzunehmen und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. 4.1, Sinn oder Unsinn? Nun stellt sich die Frage, ob geschlechtsbezogene Pädagogik bereits im Kindergartenalter sinnvoll ist. Sie ist es, da die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen erlernt, und anders als das biologische Geschlecht veränderbar sind. Wenn Jungen und Mädchen unwiderruflich wissen: Ich bin und ich bleibe ein Junge bzw. ein Mädchen, sich also das Bewusstsein der Geschlechterkonstanz entwickelt hat, können sie flexibel mit ihrer Geschlechterrolle und den dazugehören Zuschreibungen umgehen. Erst im Grundschulalter entwickeln sie jedoch das kognitive Verständnis, welches sie dafür benötigen. Deshalb kann eine geschlechtsbezogene Erziehung im Kindergarten, die es zum Ziel hat, Rollenklischees aufzuheben, zunächst keinen nachhaltigen Erfolg haben. Im Gegenteil, es scheint, als ob Jungen und Mädchen als Grundlage ihrer Geschlechtsidentität ein stereotypes Männer- bzw. Frauenbild als Raster für ihre Entwicklung nötig hätten, um schließlich ihre eigene Geschlechtsidentität an diesem Raster auszurichten (vgl. BLANK-MATHIEU 1999, o.S.). Das heißt jedoch auch NICHT, dass es verfrüht wäre, geschlechtsbezogene Erziehung im Kindergarten durchzuführen. Es müssen lediglich andere Ansätze für pädagogisches Handeln im Sinne der Chancengerechtigkeit von Jungen und Mädchen gefunden werden. 4.2, Neue Perspektiven: Wenn man das stereotyp erscheinende Verhalten junger Kinder als entwicklungspsychologische Notwendigkeit verstehen kann, führt das pädagogische Bemühen zu folgender Überprüfung: Bietet die Einrichtung Mädchen und Jungen Erfahrungen, die diese als typisch für ihr Geschlecht (an-)erkennen und somit ihrem (sich entwickelnden) Geschlechterschema als ‘weiblich’ oder ‘männlich’ zuordnen können? Bei einer Erziehung zur Chancengleichheit sollten dabei nicht die Kindergruppe allein und allgemein, sondern die Bedürfnisse des Individuums im Vordergrund stehen. Denn jedes Kind benötigt sowohl die gleichgeschlechtliche Peer-Group, als auch die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht. Es braucht die ihm gemäßen Rahmenbedingungen, um sich über das eigene und andere Geschlecht angemessen zu orientieren und den individuellen Weg für das eigene Leben herauszufinden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Erziehungsziel zur Chancengerechtigkeit bedeutet, dass Jungen und Mädchen in Kindertageseinrichtungen das tun dürfen/können, was ihren Bedürfnissen, Neigungen und Interessen entspricht und sich dabei Kompetenzen aneignen, die nicht geschlechtsgebunden sind. Pädagogische Fachkräfte unterstützen Jungen und Mädchen dabei, indem sie vielfältige Räume und Materialien zur Verfügung stellen, ihnen die Rückmeldung geben, dass sie als Person akzeptiert werden und ihre Fähigkeiten anerkannt werden. Das Selbstwertgefühl, das das einzelne Kind dabei entwickelt, ermöglicht ihm, sich mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht auseinander zu setzen und dabei ein Stück auf dem Weg der individuellen Geschlechtsidentität zurückzulegen (vgl. BLANK-MATHIEU 1999, o.S.). Wie sieht nun die Situation in der Praxis aus?
Corinna Kühn wurde 1984 in Münster geboren. Sie ist staatlich anerkannte Erzieherin und schloss an der Technischen Universität Dortmund im Jahr 2011 ihr Studium für das Lehramt an Berufskollegs mit der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik und dem Unterrichtsfach Deutsch ab. Im Jahr 2013 absolvierte sie in Münster das 2. Staatsexamen. Seitdem ist sie an der Liebfrauenschule in Coesfeld tätig und unterrichtet neben angehenden Erzieherinnen und Erziehern weitere Schülerinnen und Schüler in Bildungsgängen mit einem pädagogischen Schwerpunkt.
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