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- Frauen in „Führungs-“Positionen? Der Tourismussektor Guatemalas und seine genderspezifische Analyse anhand des Berufsfeldes Guía de Turistas
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Tourismus ist heute ein weltweites Phänomen, Wurzel der modernen Kultur- und Sozialanthropologie und einer der bedeutendsten Sektoren für die Ökonomie weltweit - so auch in Guatemala. Eine wichtige Rolle, vor allem auf geführten Reisen und Touren, spielen dabei ReiseleiterInnen, Tourguides bzw. FremdenführerInnen, welche im Spanischen Guías de Turistas heißen. Dieses Buch stellt den ersten Teil der Forschung zur Thematik Frauen im Berufsfeld Guía de Turistas in der Tourismusbranche Guatemalas dar. In der theoretischen Auseinandersetzung zeigt die Kultur- und Sozialanthropologin Nora Demattio die Bedeutung des Berufsfeldes Guía de Touristas, sowie die der darin agierenden weiblichen Akteure auf. Dabei stellt sie sich der Frage: Kann die Repräsentation und Bedeutung der Frauen im Tourismus, speziell in der Führungs- Position als Guía de Turistas, als repräsentativ für die Stellung der Frauen in der Gesellschaft Guatemalas in der Öffentlichkeit gesehen werden? Neben Theorien der Kultur- und Sozialanthropologie sowie der Tourismusforschung werden Konzepte aus der Genderforschung - wie Machismus und Marianismus - auf ihre Gültigkeit überprüft.
Textprobe: Kapitel 2.4, Der Tourismussektor: Im Laufe der Zeit, hat sich eine stetig wachsende Anzahl von Destinationen dem Fremdenverkehr geöffnet und investiert in seine Entwicklung, wodurch der moderne Tourismus immer mehr zu einem Hauptfaktor des sozio-ökonomischen Fortschritts wird. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Unternehmen, die Entwicklung der Infrastruktur und die erwirtschafteten Exporteinnahmen sind einige seiner Auswirkungen. International gesehen ist dabei der Einreisetourismus eine der wichtigsten Branchen geworden. (vgl. UNWTO 2010: 2) In diesem Unterkapitel möchte ich einen Überblick geben über den Tourismussektor in seiner ökonomischen Relevanz, sowie als einen der Hauptgeneratoren für Arbeitsplätze und deren Konditionen. 2.4.1, Ökonomische Relevanz: In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat der Tourismus eine kontinuierliche Expansion und Diversifizierung erfahren, um einer der größten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige der Welt zu werden. Die UNWTO publizierte im Jahr 2010, dass das gesamte Export-Einkommen des Tourismus im Jahr 2009 knapp über 1 Billion US Dollar lag umgerechnet sind das etwa 3 Milliarden US Dollar pro Tag, oder 5% des Beitrages zur Exportwirtschaft weltweit. Weltweit liegt der Tourismus als Exportkategorie nach Kraftstoffen, Chemikalien und Produkten für die Automobilindustrie auf Platz vier. Für viele Entwicklungs- und Schwellenländer ist er einer der wichtigsten Quellen für Deviseneinnahmen und generiert notwendige Arbeitsplätze. (vgl.UNWTO 2010: 2) Doch was bedeuten diese Angaben für den einzelnen Menschen? Der Tourismus, trotz seines stetigen Wachstums und Beitrag in der Ökonomie, darf nicht (mehr) auf seine Funktion als Einnahmequelle und Devisenbringer reduziert werden. Die Betrachtung hat sich seit den 1960er Jahren gewandelt. Die ‘weiße Industrie ohne Schornsteine’ (Backes/Goethe 2003: 7), die durch Hoffnung und Euphorie gleichermaßen auf Grund des wirtschaftlichen Potentials zu dem Entwicklungsinstrument hochstilisiert wurde, sieht sich heute vor allem durch die Arbeit und Kritik der Sozialwissenschaften mit den Auswirkungen im soziokulturellen Umfeld der Menschen in den Destinationsländern konfrontiert. (vgl. Flacke-Neudorfer 2009: 117) Begriffe wie Ökotourimus und gemeindeorientierter Tourismus beinhalten die Idee, den Menschen und die Partizipation in den Vordergrund zu rücken. Doch die Partizipationsmöglichkeit bleibt oftmals in Form der Teilnahme als unterbezahlte Arbeitskraft auf halbem Wege stecken, um den Gewinn des Staates und vor allem großer Unternehmen zu maximieren. (vgl. Flacke-Neudorfer 2009: 117) 2.4.2, Die Beschäftigungssituation im Tourismussektor: Der Tourismussektor schafft weltweit eine Vielzahl an Arbeitsplätzen. Sein Beitrag zur Beschäftigung liegt nach Angaben des World Travel and Tourism Council WTTC bei rund 8,1 %, das sind über 235 Millionen Bedienstete. Das heißt, dass sich knapp jeder 12. Arbeitsplatz in dieser Sparte befindet. (vgl. WTTC 2010: 8f) Rund 60-70% der Beschäftigten sind dabei Frauen. Trotz allem scheinen sie und ihre Leistungen nicht wirklich wahrgenommen zu werden. (UNWTO 2002) Die Konditionen, unter denen die in dieser Branche tätigen Bevölkerung arbeitet und ihre Dienstleistungen erbringt, sind oftmals fraglich. ‘Low pay, hard work’ – so fasst der auf soziale Rechte spezialisierte Journalist, Bénédicte Manier in seinem in der Zeitschrift der ILO ‘World Of Work’ publizierten Artikel ‘Seeking socially responsible tourism’ aus dem Jahr 2001 die Arbeitsplatzsituation dieses Wirtschaftssektors zusammen. (Manier 2001) Allein in der EU liegt die Bezahlung in diesem Sektor bei unter 20% des Durchschnittsgehalts unregelmäßige Arbeitszeiten und unbezahlte Überstunden stehen an der Tagesordnung. Vor allem im südlichen Teil der Welt sind oftmals lokal in den Betrieben Angestellte und in den Managerpositionen großer Hotelketten vorzufindende Personen aus dem Ausland importiert. Im Vergleich dazu findet sich die einheimische Bevölkerung - und hier besonders Frauen - häufig in (mit dem Tourismus indirekt oder direkt verbundenen) Berufen, denen meist kaum oder keine Spezialisierung und Ausbildung abverlangt wird. Dementsprechend gering ist auch der Lohn. (vgl. Kinnaird, Kothari, Hall 1994: 16f Manier 2001) Oftmals werden Frauen in den Bereichen eingesetzt, die dem traditionellen Bild entsprechen gleichsam eine Verlängerung der Arbeiten im eigenen Haushalt, um ein ‘authentisches Erlebnis’ zu ermöglichen. (vgl. Kinnaird, Kothari, Hall 1994: 16 Flacke-Neudorfer 2009: 117) Eine weitere Problematik ist die Ausbeutung von Kindern als Arbeitskräfte, sowie die Zunahme des (unkontrollierten) Sextourismus, besonders da Prostitution in vielen Ländern offiziell verboten ist und ‘unter dem Tisch’ gehandelt wird. (vgl. Manier 2001) Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist zwar im Rahmen meiner Arbeit nicht möglich, dennoch finde ich es wichtig, sie zu erwähnen.
Demattio Nora, B.A., studierte Kultur- und Sozialanthropologie, Kunstgeschichte und Spanisch an der Universität Wien mit dem Abschluss Bachelor of Arts im Jahr 2011. Seit 2010 ist die Autorin diplomierte Reiseleiterin mit Schwerpunkt Lateinamerika und arbeitet nebenbei als selbständige Fotografin und Schriftstellerin. Sie hat Publikationen auf Deutsch und Englisch zu medizinanthropologischen Themen, Genderthematiken, Tourismusforschung, Lateinamerika, Afrika und Polynesien veröffentlicht. Seit 2009 arbeitet die Autorin mit guatemaltekischen und österreichischen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen in zahlreichen Projekten in Guatemala und Österreich zusammen.
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