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Sozialwissenschaften

Burkhard Schröter

Diskriminierung psychisch Kranker durch Exklusion: Mögliche Hilfsinterventionen

ISBN: 978-3-95684-352-5

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist jeder Vierte irgendwann in seinem Leben von einer psychischen Krankheit betroffen. Jedes fünfte Kind in Deutschland hat bereits einmal in seinem Leben unter einer Depression gelitten, 15 von 1000 Menschen sind an einer schizophrenen Psychose erkrankt, 18% der Bevölkerung benötigt wegen einer psychischen Beeinträchtigung ärztliche Hilfe und 4% eine psychiatrische Behandlung. Die Reaktion der Umwelt führt oft dazu, dass sich psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen zurückziehen oder sich zurückgestoßen fühlen. Psychisch Kranke erleben die Welt, ihre Mitmenschen und sich selbst anders als gesunde Menschen. Beispielsweise quälen sich Menschen mit Depressionen häufig mit Schuldgefühlen oder wahnhaften Gedanken. Menschen, die unter einer schizophrenen Psychose leiden sind vielleicht der festen Überzeugung, dass sie verfolgt werden oder Stimmen ihnen Botschaften vermitteln. Dies bedeutet aber nicht, dass psychisch Kranke in der normalen Welt keinen Platz haben. Im Gegenteil. Vielleicht sind sie weniger belastbar, reagieren in einigen Situationen überraschend oder wirken eigenartig. Die soziale Isolation, in die eine psychische Erkrankung die Betroffenen und oft auch die Angehörigen treibt, verstärkt das Leid erheblich. Akzeptanz der Eigenarten und menschliche Annahme kann die Situation erheblich verändern und verbessern. Einige mögliche Ansätze zur Hilfe sollen im Folgenden aufgezeigt werden. Sie dienen als Anregung und sind sollen keine Handlungsanweisung darstellen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Sozialpädagogik in der Psychiatrie : Allgemein lässt sich das sozialpädagogische Ziel als soziale Rehabilitation, als Verbesserung der Auseinandersetzungschancen des Klienten mit seiner sozialen Umwelt definieren. Für den Sozialpädagogen in psychiatrischen Einrichtungen ergibt das: Sozialpädagogik als Hilfe zur Veränderung sozialer Situationen, Sozialpädagogik als Hilfe zum Abbau psychosozialer Handlungs- und Wahrnehmungsverzerrungen. Daraus ergeben sich drei Dimensionen von Handlungsprinzipien bei der Arbeit mit psychisch Kranken: Die politisch-gesellschaftliche Dimension mit der Sozialpädagogik als Integrationspraxis. Sie dient der Wiedereingliederung psychisch Kranker in normale gesellschaftliche Bezüge und Funktionszusammenhänge. Es folgt die ethische Dimension mit der sozialpädagogischen Anstalt als Humanisierung der Unterbringungs- und Ausgrenzungspsychiatrie. Auch gegenüber solchen Patienten, deren Wiedereingliederung aussichtslos erscheint, kann ein Programm sozialer Rehabilitation dazu beitragen, langfristig ein Leben in einer offenen, nicht klinischen Umgebung zu ermöglichen. Hinzu kommt die pädagogische Dimension. Die Sozialpädagogik bringt eine Verbesserung der Auseinandersetzungschancen des Subjekts mit seinem sozialen Umfeld. Sozialpädagogisches Handeln folgt hierbei genuin pädagogischen Zielvorstellungen. Für die Klientel bedeutet das Wohnen in einem Heim eine prinzipiell veränderte soziale Situation, die bereits als solche Anpassungsleistungen der Klienten fordert und insbesondere eine aggressiv-passive Opferposition des Betreuten, der Bevormundungen gleichermaßen erleidet, wie genießt. Das Problem bei Schizophrenen ist, dass sie in einer anderen Wirklichkeit leben. Krankheitsbedingt benötigen und wünschen sie eine reizarme Umgebung in der das Heimleben gleichzeitig auch noch eine, dem normalen Leben, ferne Situation darstellt. Es kommt hinzu, dass Hilfsbedürftigkeit durch institutionelle Routinebetreuung in Hilflosigkeit umschlagen kann. Insofern kann eine sozialpädagogische Einrichtung lediglich eine institutionsspezifische Realität bieten. Hier bemisst sich die Qualität der Einrichtung, inwieweit es gelingt, gesellschaftliche Wirklichkeit in ihr abzubilden und das Leben mit ihr zu trainieren. Trainingsfeld ist die Gruppe, der die Bedeutung an sich zukommt. Es sind die funktionalen Normen konventioneller Existenz, deren Ansprüche der psychisch Kranke nicht erfüllen kann und auf die er, sicher unangemessen, mit der Produktion psychotischer Symptome als regressive Defensive reagiert. Hier müsste ein sozialpädagogisches Konzept ‘im Prinzip nicht notwendigerweise auf eine Anpassungspädagogik hinauslaufen und kleinbürgerliche Lebensideale verfolgen’. So gesehen wäre die Suche nach adäquaten Lebensformen eine, zumindest theoretische, Alternative zur Pädagogik als Befähigung zum Standhalten. Ein hohes Maß an Gespür für Realisierbares ist notwendig, um neue, gangbare Wege gemeinsam mit dem Klienten zu suchen. Sozialpädagogik als Hilfe zur Veränderung sozialer Situationen muss sich an der Behandlung konkreter Alltagsprobleme festmachen. Sie hat mit der gemeinsamen Analyse von Unbehagen im Hier und Jetzt des sozialen Feldes der Einrichtung zu beginnen und sich vor allen Dingen an der Authentizität sozialer Erfahrungen zu orientieren.

Über den Autor

Burkhard Schröter, M.A., geb. 1960 in Meyenburg, absolvierte 1984 eine Erzieherausbildung. Danach war er in in verschieden Bereichen der Sozialen Arbeit tätig und arbeitete dabei u.a. mit geistig beeinträchtigten Kindern, mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen, Mutter-Kind-Einrichtung, mit psychisch kranken und seelisch behinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.Anschließend absolvierte der Autor ein Studium der Sozialen Arbeit in Koblenz und erlangte 2010 den Bachelorabschluss sowie 2013 den Masterabschluss. Seit Februar 2013 ist er als Dozent für Sozialpädagogik tätig.

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