Suche

» erweiterte Suche » Sitemap

Sozialwissenschaften


» Bild vergrößern
» Blick ins Buch
» weitere Bücher zum Thema


» Buch empfehlen
» Buch bewerten
Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Intention ‚Schwarzzufahren‘ ist sicherlich nicht das schwerwiegendste Delikt im Bereich des kriminellen Verhaltens. Dennoch lässt es sich mit eben den gleichen Modellen und Herangehensweisen ergründen, die bei anderen abweichenden Verhaltensweisen als Erklärungsansatz dienen. Das heißt, unabhängig davon, ob ein Massendelikt oder gar ein Mord vorliegt, gilt in der aktuellen Forschung kein Unterschied. Dementsprechend liegen dieser Studie die gleichen Theorien zugrunde, die nebst Kavaliersdelikten auch Raub, Mord und Todschlag zu erklären suchen. Anhand des Themas ‚Schwarzfahren‘ werden in dieser Studie Modelle und Theorien erschlossen, um herauszufinden, wie viel Gültigkeit diese auch heute noch besitzen und ob sie tatsächlich das Verhalten von Menschen prognostizieren können. Anhand des Datensatzes ALLBUS 2000 wurde von der Autorin zusätzlich eine eigene Studie durchgeführt, um ihre theoretischen Erkenntnisse zu überprüfen und an Zahlen festzumachen. Schließlich gehört zu jeder Theorie auch der Beweis. Und eben solcher kann der folgenden Untersuchung entnommen werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2, Operationalisierung der Variablen: Meine verwendeten Variablen belaufen sich auf eine abhängige Variable, neun unabhängige Variablen und vier demographischen Kontroll-/Moderatorvariablen. Die Bildung dieser Variablen lässt sich in einem Überblick der Tabelle 1 (unter IV. Anhang - IV.2 Tabellen) entnehmen. Diese Rekodierungsübersicht soll den Prozess der Umwandlung vereinfacht darstellen und leichter nachvollziehbar machen. Zu der Linken sind die Angaben zu den Originalvariablen des Datensatzes ALLBUS 2000 abzulesen und zu der Rechten sind meine neu rekodierten Variablen wiederzufinden. Dabei ist in der Mitte die Fragestellung dargelegt. In wenigen Fällen kam es zu einem Richtungswechsel der Skalierung (von ‚v80‘ zu ‚treu‘) oder der Bildung einer dichotomen Variable (‚schwarz_z‘ und ‚zufrieden‘). Doch nun werde ich auf die von mir gebildeten Variablen genauer eingehen, um zu zeigen, was sich genau dahinter verbirgt. Meine abhängige Variable ‚schwarz_z‘ bildet die Zukunftsintention ab, ob der Proband gewillt ist zukünftig schwarz zu fahren oder nicht. Demnach handelt es sich hier um eine dichotome abhängige Variable. Hintergrund der Verwendung einer Zukunftsintention ist der, dass die einzige alternative Variable - bereits in der Vergangenheit schwarzgefahren zu sein - eine rückgewandte Aktion darstellt. Diese durch unabhängige Variablen zu erklären, die zu einer späteren Zeit gemessen wurden (Erhebungszeitpunkt des ALLBUS 2000), wäre weder sinnvoll noch logisch. Dabei machten insgesamt 33,7% der Befragten die Angabe, niemals ein solches Handeln in Zukunft umsetzen zu wollen. Hingegen 10,6% der Befragten können es sich unter Umständen vorstellen schwarz zu fahren. Diese Häufigkeitsverteilung entspricht einer L-Kurve, die sich als klassisches Bild von abweichendem Verhalten bezeichnen lässt. Dabei ist jedoch kritisch anzumerken, dass seitens der ALLBUS-Befragung ungeklärt bleibt, ob eine normrelevante Situation für jeden Probanden besteht oder nicht. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass zum Beispiel keine konkrete Fragestellung existiert, inwiefern Straßenbahnfahren zum Alltag gehört oder ob man stattdessen ein Auto besitzt. Frei nach dem Motto ‚Gelegenheit macht Diebe‘ kann somit nicht eingegrenzt werden, welcher Befragte stärker der Versuchung des Schwarzfahrens ausgesetzt ist, oder nicht. Zusätzlich ist an dieser Stelle zu beachten, dass eine soziale Verzerrung nicht gänzlich auszuschließen ist. Es kann nicht in Erfahrung gebracht werden, ob einzelne Befragte bewusst falsche Angaben machen, da sie in der Gesellschaft nicht als kriminell dargestellt werden möchten (Soziale Erwünschtheit). Dem wurde aber seitens der GESIS stark entgegen gewirkt, indem die ‚sealed-envelope-Technik‘ zum Einsatz kam. Dabei gaben die Befragten ihre Antwort zur Häufigkeit von begangenem abweichenden Verhalten oder auch Zukunftsintentionen eines solchen ‚kriminellen‘ Handelns via eines geschlossenen Umschlages an, den der Interviewer nicht zu sehen bekam. Im Anschluss folgen nun die unabhängigen Variablen. Unter den neun unabhängigen Variablen, mit denen ich die Zukunftsabsicht der Probanden zu erklären suche, sind vier Kavaliersdelikte abgefragt wurden. Hierbei handelt es sich um Schwarzfahren, Steuerbetrug, Alkohol am Steuer und Ladendiebstahl. Dabei geht es um die konkrete Umsetzung dieser Handlungen in der Vergangenheit. Demnach lässt sich einschätzen, ob eine solche Tat bereits begangen wurde und wenn ja, wie oft. Da ich in meiner Analyse vor allem am Schwarzfahren interessiert bin, habe ich diese Variable ‚schwarz‘ in einer separaten Hypothese formuliert (H1). Die anderen drei Massendelikte sind in Hypothese 2 untergebracht (‚alk‘, ‚dieb‘, ‚steuer‘). Bei der Frage, ob bereits schon einmal Schwarzfahren in der Vergangenheit ausgeübt wurde (Variable ‚schwarz‘), gaben 28,3% der Probanden an, dies noch nie getan zu haben. Die zweitstärkste Antwortkategorie war ‚2 bis 5 Mal‘ mit 7,3%, gefolgt von 5,7% mit lediglich ‚1 Mal‘. Bei Alkohol am Steuer (Variable ‚alk‘) ist eine ähnliche Verteilung zu erkennen. Erneut gibt die Mehrheit an, ein solches Verhalten noch nie umgesetzt zu haben (32,1%). Auch hier ist die Antwortkategorie ‚2 bis 5 Mal‘ die am stärksten vertretene unter den Delinquenten (mit 5,9%). Wiederum gefolgt von der Angabe ‚1 Mal‘ mit 4,3%. Steuerbetrug (Variable ‚steuer‘) verhält sich ein wenig anders. Ebenfalls gibt die Mehrheit an, noch nie die Steuerbehörden betrogen zu haben (38,8%). Die am häufigsten genannte Kategorie liegt hier bei ‚1 Mal‘ unter den Abweichlern (2,6%). 2,3% der Befragten gaben an, in der Vergangenheit zwischen ‚2 bis 5 Mal‘ bei der Steuererklärung falsche Angaben gemacht zu haben. Auch der Kaufhaus-/Ladendiebstahl (Variable ‚dieb‘) lässt ein solches Verhaltensmuster erkennen. Erneut gibt die Mehrheit an, mit 39,8%, kein abweichendes Verhalten in der Vergangenheit gezeigt zu haben. 2,9% hingegen haben bereits ‚1 Mal‘ einen Ladendiebstahl begangen. Gefolgt von 1,6% Befragter, die eine Häufigkeitsspanne von ‚2 bis 5 Mal‘ angekreuzt haben. Es lässt sich kritisch anmerken, dass Angaben von zurückliegenden Handlungen, die der Befragte einmal begangen hat, einen langen Zeitraum implizieren, wodurch Erinnerungsfehler auftreten können. Sowohl eine Überschätzung der Häufigkeit, als auch eine Unterschätzung können die Folge sein.

Über den Autor

Gabriele Beyer, M.A., wurde 1987 in Leipzig geboren. Ihr Studium der Soziologie an der Universität Leipzig schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des ‚Master of Arts‘ erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende Erfahrungen in der Rubrik ‚Kriminalitätssoziologie‘. Fasziniert von der englischen Sprache und fremden Kulturen, verbrachte die Autorin ein Semester in Irland, um die Besonderheiten des Landes kennenzulernen. Ihre gesamt-universitäre Ausbildung, die eine Spezifikation in diesem Teilbereich der Soziologie ermöglichte, als auch der zusätzliche Blickwinkel der Ökonomie, motivierte die Autorin zum Verfassen dieses Buches.

weitere Bücher zum Thema

Bewerten und kommentieren

Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichenten Felder aus.