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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Vorherrschaft einer Meinung, also einer Geisteshaltung bedeutet, dass Herrschaft letzten Endes nichts anderes ist als geistige Macht – Ortega y Gasset Innerhalb der letzten 40 Jahre hat sich das Feld der Politikplanung enorm gewandelt. Non-Profit Organisationen wie Think Tanks sind wichtige politische Akteure geworden, welchen jedoch in Forschung und Wissenschaft nicht ausreichend Beachtung zukommt. Die USA sind mit etwa 1500 Denkfabriken weltweit führend. Think Tanks befinden sich im Wettbewerb der Ideen streitend um die Deutungshoheit. Ziel der Studie ist es, das Phänomen amerikanischer Think Tanks elitentheoretisch, vor dem Hintergrund der Power-Structure-Debatte in den USA zwischen Pluralisten und Elitisten, zu verorten. American foreign and defense policy is adrift. (…) We aim to change this. We aim to make the case and rally support for American global leadership” – PNAC 1997 Der Think Tank PNAC war mit insgesamt 17 seiner Mitglieder im Bush-Kabinett vertreten, wobei Ansichten, Ideen und Ideologien – vorerst – kaum Gehör fanden. Doch mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 änderten sich die politischen Rahmenbedingungen grundlegend.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2., Die Power-Structure-Debatte in den USA: Folgendes Kapitel stellt die Power-Structure-Debatte über die USA dar. In Punkt 2.1 wird das elitistische Verständnis der amerikanischen Machtstruktur dargelegt. Besondere Aufmerksamkeit kommt den Autoren C. Wright Mills, William G. Domhoff und Thomas R. Dye zu. Punkt 2.2 schlüsselt den Herrschaftsprozess aus Sicht moderner Pluralisten wie Robert A. Dahl, Nelson Polsby und Almond Verba auf. 2.1, Kernpunkte des Elitismus: 'Eine lebensfähige demokratische Theorie kann kaum auf einen Traum, der nicht die entfernteste Chance auf eine Realisierung hat, gegründet werden' (Bachrach 1970, 17). Der 'Traum' finde sich insbesondere bei demokratietheoretischen Pluralisten, die sich trotz eines längst vollzogenen gesellschaftlichen Wandels weiterhin auf klassische Pluralisten wie Tocqueville besinnen. Man müsse sich der Eliten-Massen-Struktur der modernen Industriegesellschaft sowie ihrer Implikationen für die Theorie der Demokratie klar bewusst sein, mahnt Peter Bachrach (1970, 18) in einem Essay. Andere werden da markanter: Schwärmerische Texte, die sich fernab der Realität bewegen und die nicht mehr seien als bloßes Wunschdenken. So stempelt C. Wright Mills die Grundaussagen David Riesmanns schlicht als 'romantic pluralism' ab (Mills 1971, 244). Mills identifiziert in seiner radikalen Gegentheorie The Power Elite eine kohäsive Machtelite bestehend aus einem Geflecht der Politik, der Wirtschaft und des Militärs (Mills 1971, 8). Mills schreibt: 'By the power elite, we refer to those political, economic, and military circles which as an intricate set of overlapping cliques share decisions having at least national consequences. In so far as national events are decided, the power elite are those who decide them” (Mills 1971, 18). Die Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Militär arbeiteten während des zweiten Weltkriegs notwendigerweise eng zusammen, weshalb sie sich ideell ähnlicher wurden und äquivalente Interessen entwickelten. Nach 1945 trennte sich die zusammengefundene Elite jedoch nicht, sondern blieb bestehen, besetzte nun auch die Führungspositionen im zivilen Bereich und legitimierte sich im Zeichen permanenter Bedrohungen von außen (Mills 1971, 287). Demokratiebedrohend bis -zerstörend wirkt, wie Mills betont, das Machtgeflecht, welchem Personen der 'top level' angehören, da sich die Elite von der mittleren und unteren Machtebene abschottet und im Interesse ihrer selbst, nicht aber allgemeinwohlorientiert agiert. Denn die Funktion als gewählte Volksvertreter sei nur eine 'rhetorische Formel', um das Blendwerk der demokratischen Legitimität zu wahren (Mills 1971, 279). Betrachtet man hierbei die klassischen Elitetheoretiker, sind Parallelen bezüglich des Wirklichkeitsverständnisses des repräsentativen Demokratiemodells zu erkennen, da – so das Paradoxon – die volksvertretende Demokratie nicht auf dem Mehrheitswillen basiere (Michels 1970, 371, Mosca 1950, 317). Im Gegensatz zu den Klassikern elitetheoretischer Ansätze sieht Mills nur eine einzige geschlossene Elite, die sich durch regen personellen Austausch zwischen den Bereichen Politik, Wirtschaft und Militär auszeichnet, wobei der Grad der Geschlossenheit mit der Häufigkeit innerelitärer Transfers steigt (Mills 1971, 288). Mills beschreibt also keine Elitenzirkulation wie Pareto, sondern eine Zirkulation innerhalb der Elite. 'Between these higher circles there is an interchangeability of position, based formally upon the supposed transferability of ‘executive ability’, based in the substance upon the cooptation by cliques of insiders” (Mills 1971, 287). Fortbestand und Sicherung der Machtelite sind auf diesen dauernden Austausch des Führungspersonals zurückzuführen. Die Verknüpfung der 'big three' bildet über den regen Transfer der Personen, die Kommandopositionen besetzen, einerseits den inneren Kern ('inner core') der Machtelite (Mills 1971, 288). Andererseits zählt Mills auch die Personen zum engeren Zirkel, die die Schaltstellen zwischen den Bereichen besetzen ('gobetween') wie Spitzenanwälte und Investmentbanker (Mills 1971, 289). Die Entwicklung einer Massengesellschaft begünstigte den Aufstieg der Machtelite zusätzlich und führte den Abstieg der Demokratie herbei, argumentiert Mills. Die Machtelite sei im Gegensatz zur Massengesellschaft homogen strukturiert, entspringe dem gleichen Milieu und steuere im Eigeninteresse die USA. Der von pluralistischen Denkschulen angepriesene demokratische Diskurs der Interessen existiert nach Mills genauso wenig wie der Volkssouverän. Damit verneint Mills eine real bestehende Demokratie in den Vereinigten Staaten von Amerika und wendet sich somit gegen die Pluralisten und damit gegen die vorherrschende Meinung. Mills argumentiert: 'At the top there has emerged an elite of power. The middle levels are a drifting set of stalemated, balancing forces: the middle does not link the bottom with the top. The bottom of this society is politically fragmented, and (…) increasingly powerless” (Mills 1971, 324). Heftig fällt die Kritik der Pluralisten aus, die sich in fünf Punkte zusammenfassen lässt: a) Mills betone zwar die Kohäsion der Machtelite, weise diese jedoch nicht nach b) Mills‘ Verständnis von Macht als kumulative Macht sei nicht nachvollziehbar c) Mills‘ Einordnung politischer Parteien und des Kongresses in die mittlere Machtebene d) die übertreibende Betonung der Macht der Militärs und e) Mills stelle unzulässiger Weise den Reputationsansatz dem Entscheidungsansatz gegenüber (Scimecca 1977, 88). Auch Mills‘ angedeuteter Ausweg, nach welchem die Intellektuellen die Macht übernehmen sollen, ist wenig überzeugend. Schließlich unterliegen auch die Intellektuellen der Macht der Elite. 'Mills‘ Glaube, dass diese als ‚freie Intellektuelle‘, ohne materielle Interessen und herrschaftsorientierte Bestrebungen, einen internationalen Konsens erzielen könnten, nimmt sich allzu utopisch aus', kritisiert Wilfried Röhrich (Röhrich 1991, 78). Was also bleibt von Mills? Einige Kernaussagen konnten nicht falsifiziert werden, sondern stellten sich als empirisch wahr heraus. Beispielsweise der wachsende Einfluss des Militärs und der Wirtschaft. Aber auch eine ständige Bedrohung von außen, führte zu weitreichenden Dekreten der Machtelite, die eine Verflechtung von Industrie und Militär verschärfte: 'The late 1970s (…) saw a great volteface in domestic opinion and in policy circles on the issue of Soviet power and the need for greater preparedness” (Nathan und Oliver 1994, 243). Am wertvollsten aber ist die Entwicklung eines neuartigen elitentheoretischen Konzepts abseits des 'wissenschaftlichen Mainstreams' (Domhoff 1990, XV), welches – so radikal, so unwissenschaftlich an vielen Stellen, so unvollständig und teils utopisch es auch sein mag (Dahl 1958) – eine Debatte über die Machtstruktur in den USA auslöste. Die pluralistische Denkschule entledigte sich des 'romantic pluralism' und rief führende Denker wie Robert A. Dahl und Nelson Polsby auf den Plan, die zwar Mills stark kritisierten, aber nicht an ihm vorbeikamen. Anknüpfend an Mills entwickelten Thomas R. Dye und Willam Domhoff die Thesen der Machtelite weiter. Domhoff, beeinflusst von Robert A. Dahl und C. Wright Mills (Domhoff 1967, 1), weist in seinem Buch Who rules America? eine 'social upper class' nach und prüft die Frage, ob diese auch eine 'governing class' ist. Er schreibt: 'The cooptation of bright young men into the American upper class occurs through education at private schools, elite universities, and elite law schools through success as a cooperation executive through membership in exclusive gentlemen’s clubs and through participation in exclusive charities. Is this social upper class (…) also a ‘governing class’?” (Domhoff 1967, 5). In Abgrenzung zu Mills, der die 'power elite' an den Personen festmacht, die die Kommandoposten besetzen, definiert Domhoff die 'governing class' als 'social upper class', die das Gros des Inlandproduktes kontrolliere, die übermäßig viel verdiene, die durch eine unverhältnismäßig große Zahl ihrer Mitglieder innerhalb der Kontrollinstitutionen und Entscheidungsgruppen ebendiese beeinflusse und so den gesamten Regierungsprozess dominiere (Domhoff 1967, 5, Domhoff 1974, 4). Beeinflussen, nicht aber kontrollieren: Zwar verwendet auch Domhoff die Formel der Machtelite, schwächt ihre tatsächliche Machtposition allerdings ab. 'The power elite does not control but merely influences”, relativiert Domhoff (Domhoff 1967, 10 f.). Mittels einer Methode, die Reputations- und Entscheidungsansatz verbinden soll – 'the sociology-of-leadership method' – will Domhoff beweisen, dass die USA von einer nationalen regierenden Elite beherrscht wird, die sich durch ökonomischen und politischen Besitz auszeichnet und sich durch die 'power elite' manifestiert (Domhoff 1967, 156). Denn die Mitglieder der Machtelite vertreten die Interessen der 'American upper class' (Domhoff 1967, 62). Daran anknüpfend identifiziert Thomas R. Dye in seiner Studie Who’s running America? eine Elite der 'Top Five Thousand”, die dem wirtschaftlichen [3.572], politischen [286] und öffentlichen [1.558] Sektoren entspringen. Zusammenfassend kommt er zum Schluss: 'These aggregate figures – roughly 5.000 positions – are themselves important indicators of the concentration of authority and control in American society” (Dye 1976, 15). Erstaunlich ist, welch verschwindend geringe Zahl dem politischen Sektor nachzuweisen ist. Da von den Oberen Fünftausend nur etwa 250 Personen die einflussreichen Posten der Exekutive, Legislative und Judikative besetzen, hat sich Macht dort mehr als im Bereich der Wirtschaft und der Öffentlichkeitsarbeit zentralisiert (Dye 1976, 80 f.). Darüber hinaus spricht er dem Militär eine eher marginale Rolle in den elitären Zirkeln zu. Berufend auf eine Studie von Morris Janowitz und abwendend von Mills schreibt Dye: 'In contrast to the corporate and governmental elites, military officers do not come from the ‘upper class’ of society (Hervorhebung im Original)” (Dye 1976, 69). Auch wenn Domhoff und Dye Mills in einigen Punkten widersprechen – insbesondere bezüglich der Rolle des Militärs – so beschreiben sie dennoch eine Machtelite, die stark von einer wirtschaftlich dominierten Regierung geprägt ist. Daher sind sie ohne jeden Zweifel der elitistischen Denkschule zuzurechnen. Die aufgezeigte Elite des 'Big Business' resultiert aus der elitär-zentralisierten Zusammensetzung, deren Bestehen auf dem innerelitären personellen Austausch ('vertical interlocking') – wie bei Mills – fußt (Domhoff 1967, 37, Dye 1976, 211).

Über den Autor

Tobias Betz studierte Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Danach entschied sich der Autor für ein Masterstudium im Journalismus an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Während seines Studiums galt den Elitetheorien besonderes Interesse. Dazu besuchte er zahlreiche Seminare und Kurse. Think Tanks sind weiterhin ein wichtiger Untersuchungsgegenstand seiner Arbeit. Betz ist auch journalistisch aktiv wie zum Beispiel beim Bayerischen Fernsehen.

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