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Sozialwissenschaften

Galina Koleva, M.A.

Die Norwegisierung der Sámi im 19. und 20. Jahrhundert

ISBN: 978-3-95820-186-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ziel dieser Arbeit ist, die Handlungsweisen, die zu der Norwegisierung der Sámi im 19. und 20. Jahrhundert dienten, zu analysieren. Zentraler Zweck ist eine ausführliche Untersuchung der sámischen Norwegisierung und ihrer Folgen. Es wird eine mögliche Relation zwischen dem Prozess der Norwegisierung und der Entwicklung eines norwegischen Nationalbewusstseins erforscht, sowie die Identitätskonstruktion und die essentiellen Gemeinsamkeiten, die die Sámi zu einem Volk machen. Einem Herauskristallisieren der auslösenden Faktoren der Norwegisierung liegt zunächst eine kritische Auseinandersetzung mit den historischen Hintergründen zugrunde. In der Tiefe wird die Frage untersucht, welche Konsequenzen die Norwegisierung für die sámische Ethnizität in Norwegen hatte. Anhand statistischer Angaben wird ermittelt, wie sich die Anzahl der Menschen, die sich selbst als Sámi bezeichneten, unmittelbar nach den Jahren des Höhepunktes der Norwegisierung veränderte. So wird die These aufgestellt, dass die kulturelle und politische Unterdrückung die Entwicklung eines gemeinsamen Bewusstseins verursachte, denn die sámische Identitätskonstruktion im modernen Sinne begann erst, nachdem die Sámi davon bedroht waren, als Volk zu verschwinden. Infolgedessen kann die Norwegisierung als ein Katalysator der sámischen Identitätskonstruktion gewirkt haben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Geschichtliche Entwicklung in Norwegen nach 1814. Die norwegische Identitätskonstruktion: Die Kriege im 19. Jahrhundert, die die Grenzen in Skandinavien veränderten, hatten einen Einfluss auf die norwegische und somit auch auf die sámische geschichtliche Entwicklung, der in der Langzeit sichtbar wurde. ‘Finland, which had been a part of the Swedish kingdom since the twelfth century, was lost to Russia after a war in 1808–1809. It became an autonomous Grand Duchy, and the border towards Sweden was established in 1809’. Eine weitere Änderung in dem politischen und geographischen Bild in Skandinavien war die Konsequenz des Kieler Friedens 1814 nach der napoleonischen Niederlage. Norwegen wurde ein Teil eines schwedisch-norwegischen Bundes und ‘What had previously been an international border now became an internal border within the union’. In dieser Union sollten beide Länder de jura eine Gleichstellung haben. De facto aber waren die Machtverhältnisse in der Union asymmetrisch und die norwegische Politik wurde in der Tat von der schwedischen Krone geführt. Erst nach der Auflösung auch dieser Personalunion 1905 wurde Norwegen zu einem unabhängigen Staat. Im Lichte dieser historischen Ereignisse soll in diesem Kapitel die Identitätskonstruktion in Norwegen nach 1814 betrachtet werden. Viele Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle, unter anderem auch der Wunsch, ein vereinigtes Land zu haben, mit einer Bevölkerung, die das Bewusstsein eines Volkes mit gemeinsamer Geschichte und Identität teile. Die sich gerade entwickelnde norwegische Identität musste an zwei Fronten kämpfen: einerseits gegen den schon seit Jahren bestehenden kulturellen dänischen Einfluss, andererseits gegen den schwedischen politischen Einfluss, der sich natürlicherweise während der Zeit der Personalunion mit Schweden etablierte. Insofern war es wichtig, für das sich gerade entwickelnde Bewusstsein der norwegischen Gesellschaft, keine marginalisierten Minoritätsgruppen im Rahmen des neuen Staates zu haben, sondern eine homogene Bevölkerung, deren Hauptinteresse ein gemeinsames Wohl wäre. Der schon aufgeführten Definition des Begriffes ‚Nationalismus‘ nach ist die Assimilierung solcher Minderheiten vorausgesetzt: ‘[...] ethnic boundaries shoud not cut across political ones’. Die Entfaltung eines norwegischen Nationalgefühls, sogar Nationalismus, wurde in politischer Hinsicht in erster Linie von der Etablierung eines unabhängigen Norwegischen Staates bewirkt. Schon 1814, als Norwegen in die Union mit Schweden eintreten sollte, gab es ‘numerous indications of an increased consciousness of and an interest in the peculiarly Norwegian, in sections of the upper classes in Norway’. Der Eintritt in die Personalunion mit Schweden spornte dieses Interesse nur an und wandelte es in nationalistische Gefühle um. Diese nationalistische Stimmung vertiefte sich besonders nach 1905, als Norwegen zu einem unabhängigen Staat wurde. Mehrere Faktoren unterstützen diese Umwandlung. 3.1, Die Rolle des technischen Progresses: Einer dieser Faktoren ist die industrielle Revolution gewesen, die einen enormen Fortschritt und Veränderungen im alltäglichen Leben mit sich brachte. Es kam zu einer stark beschleunigten Entwicklung von Technologie, Produktivität und Wissenschaften, die natürlich ihre Spur in der gesellschaftlichen Entwicklung hinterließ. ‘All in all, a common interior market and a framework of a homogenous, mass cultural consciousness were created’. Die verstärkte Urbanisierung aktivierte diesen Aufklärungsprozess noch weiter: ‘I 1815 var det nærare 900 000 innbygggjarar i Noreg, og vel 90 prosent av desse budde på landsbygda. Femti år seinare var innbyggjartalet mest dobla, og i 1890 passerte det 2 millionar. Da budde mellom 30 og 40 prosent av folket i byar og tettstader’. Die Menschen wurden mit den neuen ‚technischen Wundern‘ bekannt gemacht, das Leben wurde schlichtweg einfacher. Durch den technischen Fortschritt wurde zum Beispiel die Landbebauung sehr viel leichter. Die Modernisierung des Lebens war somit ein sozio-ökonomischer Hintergrund für die Entwicklung des norwegischen Nationalgefühls. Die verbesserten Infrastruktur und Informationsverbreitungsmittel bewirkten bessere Möglichkeiten der Ausbildung und somit eine Aufklärung der Gesellschaft: ‘Utbredelsen av lesekyndigheten blant folk flest var sjølsagt også ei viktig forutsetning for at følelsen av fellesskap og tilhørighet hos mennesker innafor nasjonale grenser skulle kunne skapes’. Viel mehr Kinder hatten Zugang zu Schulen, eine Hochschulausbildung wurde sogar für die Jugendlichen aus dem Dorf langsam vorstellbar eine Veränderung in der Gesellschaft, die Arne Garborg in seinem Roman ‘Bondestudentar’ von 1883 beschreibt. Die jungen Leute aus dem Dorf, für die es bis dahin nur eine Zukunft bei dem Ackerbau gab, konnten jetzt eine höhere Bildung erfahren. Die Intelektuelle Elite des Landes wuchs und somit entwickelte sich ein Bewusstsein für das eigene Land und für den Wert der eigenen Identität: ‘new layers of intellectuals developed and more and more farmers became aware and active participants in political life’. 3.2, Die Erschaffung des ‚nynorsk‘: Arne Garborgs Roman ist aber auch in einer anderen Hinsicht sehr zentral für die Entwicklung des norwegischen Nationalgefühls – er ist einer der ersten, auf nynorsk verfassten bedeutenden Werke in Norwegen. Seine Erscheinung übte einen starken Einfluss auf die Etablierung der auf Dialekten basierten Sprache aus, die in sich das spezifisch ‚norwegische‘ verbinden sollte. Unbestritten brauchte der neue Staat eine rein norwegische literarische Sprache, die die kulturelle Elite des Landes von dem starken dänischen Einfluss lösen sollte: ‘the literary language was Danish. [...] the culture of the Norwegian elite was [...] strongly influenced by Denmark [...]. [...] one could not make a real Norwegian nation before there was a separate Norwegian language’. Aber nur die Sprache der Intelektuellen des Landes musste ‚norwegisiert‘ werden die Dialekte, die die Landbevölkerung sprach, waren bei weitem nicht so sehr vom Dänischen beeinflusst. Außerdem wurde die These vertreten: ‘In den Dialekten setzt sich das ‚echte‘ Norwegische der altnordischen Vergangenheit fort’. Genau auf dieser Annahme hat der norwegische Privatgelehrte Ivar Aasen gestützt, als er sich auf eine extrem aufwendige Mission begab, eine Schriftsprache aus den, seiner Meinung nach, am wenigsten vom Dänischen berührten Dialekten, zu konstruieren. Die Leistung, die er erbrachte, war enorm. Um die norwegischen Dialekte so zusammenzusetzen, dass ein sprachlicher Standard entstand, mussten diese zunächst in einer dialektologischen Erfassung systematisiert werden. Zu diesem Zweck erforschte Aasen die Mundarten in Süd- und Westnorwegen gründlich und die in Ost- und Nordnorwegen eher generell in ihren Grundzügen sowie ihre Relationen zum Dänischen und Schwedischen. Die Resultate seiner Arbeit erscheinen zum ersten Mal 1840 in einem Grammatikbuch und 1850 in einem Wörter-buch. Die Sprachennorm, die sich konstruieren ließ, wurde als ‚landsmål‘ bezeichnet. Die Lösung von Aasen hatte viele Anhänger in der norwegischen Kunstelite, wurde aber auch von vielen negativ empfangen. Der heiterste Gegner des landsmåls war der Schriftsteller Bjørnstjerne Bjørnson. Für ihn war die Aufnahme dieser neuen Sprachnorm ‘an attempt to force an artificial language, imprinted with inferior, provincial peasant culture, on a high and flourishing national culture’. Aber in der Suche nach dem spezifisch ‚norwegischen‘ und nach der eigenen Identität wandte sich Norwegen immer mehr dem norwegischen Bauern zu, derjenige, der das Land bebaute und derjenige, der die nationale Wirtschaft vorantrieb: ‘The free Norwegian landholder was seen as the most important symbol of this national character, as well as Norway’s historical traditions’. 1885 bekam das landsmål in aller Form, einer Entscheidung des Parlaments, dem ‚Storting‘, nach, einen gleichwertigen Status wie die bis jetzt offizielle literarische Sprache, die in der Tat dänisch war. ‘[...] 1892 konnte landsmål als Unterrichtssprache in Volksschulen gewählt werden’. Nachdem die Norweger auch eine vom Dänischen definitiv unterschiedliche Sprache bekamen, beschleunigte sich der Prozess der norwegischen Identitätskonstruktion vielfach. Die Sprache ist ein riesiger Teil der kollektiven Identität eines Volkes und im Falle des jungen Norwegens hat Ivar Aasens Sprachnorm eine sehr wichtige Rolle gespielt.

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