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- Die nationale Problematik hundegestützter Interventionen in der Sozialen Arbeit: Eine qualitative Sozialforschung zur Professionalisierung der 'Methode' Hund
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Hund als Methode in der Sozialen Arbeit erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die positive Wirkung von Hunden auf den Klienten selbst sowie auf die Beziehung zwischen Klienten und Sozialarbeiter ist belegt und Grundannahme dieser Studie. Die Methode Hund hat viele Namen: Therapiehund, Therapiebegleithund, Besuchshund, Assistenzhund, Hilfshund, Servicehund, Co-Pädagoge, Co-Therapeut, Schulhund, Päddog, ...der deutsche Wortschatz wird durch diese Begriffe verwirrend bereichert. Etabliert wurde der ungünstige Begriff Therapiehund, wodurch ein unqualifizierter Einsatz unkontrolliert möglich ist. Hinter jedem Begriff steckt jedoch die Motivation, einem Menschen durch den Kontakt zum Hund eine Milderung seiner Problemlage zu verschaffen. Die Problematik der Methode Hund ist jedoch, dass es kaum Ausbildungsstandards für den Hund sowie für die tiergestützte Pädagogik gibt. Auf Grundlage einer qualitativen Sozialforschung mit der Delphie-Methode wurden konkrete Handlungsempfehlungen zur Professionalisierung gefunden.
Textprobe: Kapitel 4, Nationale Problematik: 4.1, Wirtschaftspolitische Aspekte: Ein paar Zahlen vorweg. Im Jahr 2011/2012 waren in Deutschland 7,4 Millionen Hunde registriert. Damit lebt in 13,4% der deutschen Haushalte ein Hund. Der Heimtiermarkt gehört hiermit selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu den wachsenden Märkten. Im Jahr 2012 erwirtschaftete die Heimtierbranche 3,867 Milliarden Euro. Der Wunsch nach einem Haustier scheint weitgehend unabhängig von wirtschaftlichen Verhältnissen zu sein. Hunde sind neben Pferden die einzigen domestizierten Tiere, welche in Deutschland Steuer- und Versicherungspflichtig behaftet werden. Die Hundesteuer ist ein Relikt aus dem Mittelalter (es sollte sicherstellen, dass sich nur privilegierte Menschen einen Hund leisten können) das mit jährlich rund 258 Millionen Euro (Stand 2010) den Kommunen und Gemeinden zugutekommt. Ein Anwalt aus Niedersachsen sieht darin eine Menschenrechtsverletzung und klagt derzeit beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen diese Steuer. Die Hundesteuer könnte ein Faktor sein, warum manche Menschen dem gemeinen Hundehalter gegenüber abgeneigt sind. Mit einer Steuer sind viele Dinge behaftet, die dem Menschen schaden, z.B. Tabaksteuer, Alkoholsteuer, Benzinsteuer etc. Eine Hundesteuer ist aus diesem Blickwinkel nicht förderlich für die Wahrnehmung des Hundehalters in der Gesellschaft oder gar dem Hund in der Pädagogik. Mit seinen wirtschaftlichen Verhältnissen wird jedoch auch derjenige konfrontiert, der sich im pädagogischen Berufsfeld mit seinem Tier verwirklichen möchte. Zur Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik wird man für 3850 EUR, eine tierische Ausbildung zum Therapiehund gibt es ab 365 EUR . Handelt es sich hierbei um eine wirtschaftliche Investition? Dafür spricht ein Präzedenzfall aus dem Jahr 2005. Ein 13 jähriges Mädchen wurde bei einem Autounfall schwer verletzt. Die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers unterbreitete der Familie des Mädchens, die Idee mit dem Therapiehund: ‚‘Forscher stellten 1996 fest, dass sich die Zahl bezahlter Pflegestunden um bis zu 70 Prozent reduzieren kann, wenn Hunde helfen. In Deutschland fehlt [...] eine übergreifende Organisation. Unzählige Vereine und private Hundetrainer engagieren sich - wie, das bleibt ihnen überlassen. [...] 'Kein Wunder, dass es bislang keine Unterstützung durch die Krankenkassen gab.' 15.000 bis 20.000 Euro kostet ein gut ausgebildeter Hund. Unfall- und Haftpflichtversicherungen greifen zunehmend in den Behandlungsprozess von Unfallopfern ein. 'Wenn man frühzeitig Geld in die Hand nimmt, kann man den Leuten schneller auf die Beine helfen', sagt Bettina Zander, Sprecherin der Volksfürsorge. Im besten Fall könne das Invalidität verhindern - und die Zahlung lebenslanger Renten.‘‘ In diesem Fall wurde deutlich, dass die Versicherung den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Gewinn durch den Hund erkannt und honoriert hat. Einen ähnlichen Effekt errechneten US-amerikanische Statistiker: Ca. 3,89 Euro weniger Ausgaben für Medikamente pro Patient und pro Tag für Altenheime, in denen Tiere leben. Der Gewinn liegt für beide Parteien klar auf der Hand. Menschen die mit einem Hund leben, sind seltener depressiv. Außerdem wirkt der Hund stress- und schmerzmildernd durch periodisches Nachlassen und Zunehmen der Aufmerksamkeit. Skeptiker würden die Ausgaben für eventuelle allergische Desensibilisierungen oder Antiallergika entgegen rechnen, doch sogar das Robert-Koch-Institut sprach sich in seiner Gesundheitsberichterstattung von 2003 dafür aus, ‘[...] im Einzelfall das Risiko einer Allergie gegen den Gewinn an Lebensqualität abzuwägen’. Der nationale Stand in Deutschland zeigt auch auf, dass trotz solcher Erfolgsmeldungen, die Medizin weder ein Interesse an der Forschungsfinanzierung noch an den Forschungsergebnissen zu haben scheint. Tiergestützte Therapien oder Besuchsdienste werden eher an städtischen Krankenhäusern und weniger an Universitätskliniken angeboten und durchgeführt. Dieser Raum der Forschung entfällt daher bisher. Das schlägt sich auch in der Forschungsfinanzierung nieder - sie wird hauptsächlich von Futtermittelherstellern gesponsert. Universitäre Fortbildungen für tiergestützte Interaktionen werden an veterinärmedizinischen Hochschulen (z.B. Wien) angeboten. Universitäre Fortbildungen an Hochschulen des Sozialwesens sind denkbar und werden z.B. in Freiburg im Breisgau angeboten. Auch eine Eingliederung in die Seminarplanung ist denkbar, da mittlerweile fachähnliche Professionen wie Musiktherapie oder Gebärdensprache einen anerkannten Gewinn für Studenten und Klientel der Sozialen Arbeit darstellen. 4.2, Aktueller Stand der tiergestützten Interventionen in Deutschland: In Deutschland wurde im Jahr 2004 der ESAAT, mit dem Ziel einer Etablierung eines anerkannten Berufsstandes der tiergestützten Arbeit, gegründet. Es gab unter den Gründungsmitgliedern jedoch Differenzen, und ein Teil von ihnen spaltete sich 2006 ab um den ISAAT zu gründen. Trotz beider Initiativen, scheint es in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch immer an einer Organisationsstruktur als auch in der Einführung von Qualitätsstandards zu mangeln: ‘Die aktuelle Situation bietet hier leider ein recht konfuses Bild von zahlreichen Einzelkämpfern, immer wieder neuen Initiativen und einer allseits um sich greifenden Orientierungslosigkeit. Dieser Zustand hat zur Folge, dass sich unkontrolliert und in beliebiger Form sowohl die Ausbildungsformen und -inhalte gestalten können als auch das Einsatzniveau unter einem Qualifikationsmangel leidet. Verantwortungslos nehmen manchmal ungeprüfte, sogenannte 'Therapiehunde-Teams' Kontakt auf zu ahnungslosen und gutgläubigen Klienten und Patienten - zum Ärgernis all derjenigen, die sich zum überwiegenden Teil über viele Monate bemüht haben, für sich und ihren Hund einen qualifizierten Ausbildungshintergrund zu erarbeiten, der nicht nur zeitlich sondern auch finanziell aufwendig ist‘. In Deutschland gibt es aber ungeachtet dessen eine besondere Problemlage - die Praxis ist der Theorie weit voraus. Dies scheint auf den ersten Blick seltsam anzumuten, da viele Pädagogen institutsbedingt nicht mit ihrem Hund arbeiten dürfen. Anders sieht es bei selbstständigen Psychotherapeuten, Eltern- und Erzieherinitiativen etc. aus. Diese binden oftmals ihre Hunde in den therapeutischen oder pädagogischen Kontext ein. Das Problem hierbei ist der fehlende Transfer des praxisunmittelbaren Erfahrungs- und Erkenntnisgewinns. Das stellte auch Hanne Tügel fest: ‘Wesen mit Flossen, Fell und Flügeln können helfen, Krankheiten und Behinderungen zu heilen oder zu lindern, selbst dort, wo ärztliche Zuwendung und Gelehrsamkeit an Grenzen stößt. Warum und wie die geheimnisvollen Kräfte von Tieren wirken, ist allerdings im Zeitalter von Neuroprothetik und Gentherapie kaum Forschungsthema. Nicht-menschliches Personal zu erproben überlassen etablierte Mediziner in der Regel Außenseitern‘. Um diesem Problem zu begegnen wurde nun die IGTH im südwestdeutschen Raum gegründet. Ihr Einfluss wird sich noch unter Beweis stellen müssen.
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