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- Die Krisenkommunikation von BP beim Untergang der Deepwater Horizon: Wie „ein bisschen Öl“ zur kommunikativen Krise führt
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der vorliegenden Studie wird die externe Krisenkommunikation der BP PLC nach dem Untergang der Bohrinsel ‘Deepwater Horizon’ bis zum 31. Juli 2010 analysiert. Dazu wird die Krisenkommunikationsleistung von BP im Vergleich zu den definierten Handlungs- und Verhaltensmöglichkeiten der Krisenkommunikation analysiert. Diese Arbeit hat zum Ziel Mängel der Krisenkommunikation von BP aufzudecken, Verbesserungsvorschläge zu geben und somit herauszuarbeiten, inwieweit die Kommunikationsleistung mit verantwortlich ist, hinsichtlich des Imageverlustes des Konzerns. Ferner wird bewiesen, dass das Image des Unternehmens durch die Krisenkommunikationsleistung signifikant beeinflusst wird. Neben der Analyse der Kommunikationsleistung werden Handlungs- und Verhaltensmöglichkeiten der Kommunikationsabteilung bei einer eintretenden Krise anhand eines Beispiels erarbeitet. In diesem werden Ursachen und Wirkungen einer Krise dargestellt.
Textprobe: 1.3, Deepwater Horizon: Im Golf von Mexiko stehen Anfang 2010 rund 4000 Bohrinseln und Förderplatt-formen. Darunter auch die Bohrinsel Deepwater Horizon. Die Deepwater Horizon ist eine Explorationsbohrinsel. Sie erschließt neue Ölfelder und bereitet diese für eine spätere Förderung von einer Förderplattform vor. BP war Pächter Eigner- und Betreiberfirma war Transocean. Der letzte Einsatz der Deepwater Horizon fand im Golf von Mexiko statt. Dort wurde in 5500 Metern Tiefe ein Teil des Macondo-Feldes von ihr erschlossen. 1.3.1, Technologie und Einsatz: Rund ein Drittel der globalen Förderung von Erdöl erfolgt Offshore unter der Wasseroberfläche. Die Bohr- und Förderplattformen stehen überwiegend in flachen Regionen direkt auf dem Meeresgrund oder fest verankert. In der Tiefsee werden bis 3500 Meter Meerestiefe mobile Halbtaucherbohrinseln (engl.: Semi-submersible rigs) wie die Deepwater Horizon eingesetzt. Eine feste Konstruktion oder Verankerung mit dem Meeresboden ist in den großen Tiefen nicht mehr möglich. Auf Pontons schwimmend wird die Plattform von mehreren 360° schwenkbaren Strahlrudern (engl.: Thruster) permanent auf der per GPS abgeglichenen Position gehalten. Für eine ruhige Schwimmlage befinden sich unter dem Meeresspiegel mit Wasser gefüllte Ballasttanks. (Nilok 2010, 60) Blowout-Preventer Als Blowout bezeichnet man durch das Bohrloch unvorhergesehen und unkontrolliert aufsteigendes Gas oder Erdöl. Die zentrale Sicherheitsausstattung einer Bohrinsel ist der bis zu zehn Meter hohe und 200 Tonnen schwere Blowout-Preventer Ein mehrfach redundantes Ventil, das beispielsweise am Meeresboden über dem Bohrloch sitzt und einen Blowout verhindern soll. Dies gelingt mit Hilfe von Gummidichtungen oder scherenartigen Schneidplatten, die das Bohrrohr abschneiden und gleichzeitig den Bohrraum abdichten. Der Einsatz ist aufgrund der technischen Anfälligkeit solcher Systeme umstritten (Nilok 2010, 60f). Einsatztaugliche Alternativen sind jedoch nicht vorhanden. Der von der Firma Cameron stammende Blowout-Preventer an der Deepwater Horizon wurde im Jahr 2001 von Transocean analysiert. Das Ergebnis der Untersuchung sind 260 mögliche Fehlerfälle, die zum Versagen des Ventils führen können (Commitee On Energy And Commerce 2010, 4). 1.3.2, Der Untergang: Am 20. April explodiert die Bohrinsel Deepwater Horizon und versinkt zwei Tage später, am 22 April um 10:21 Uhr im Meer. Bei dem Vorfall verlieren elf Menschen ihr Leben. Auslöser der Explosion ist ein Gas-Blowout, Ursache waren Sicherheitsmängel und Kommunikationsfehler an Bord (Eley 2010). Neben einem abgestellten Sicherheitsalarm auf der Bohrinsel sind Sicherheitsmängel an dem Blowout-Preventer vorhanden gewesen. Die Ventile des Blowout-Preventer werden nach der Explosion betätigt, doch funktionieren sie nicht sachgerecht. Der Grund für die Fehlfunktion ist durch Menschen herbeigeführtes, technisches Versagen. Interne BP-Dokumente und Aussagen von Mitarbeitern belegen, dass den Ingenieuren die technischen Mängel bekannt waren. (Schrader 2010) Dem Blowout gingen eine Reihe von kommunikativen Entscheidungen durch BP-Manager voraus, die bei Untersuchungen von US-Abgeordneten als fragwürdig eingestuft werden (Schrader 2010). Demnach werden Warnungen von Mitarbeitern und Sicherheitsstandards aus Zeit- und Kostengründen vernachlässigt oder ignoriert. Leitende Mitarbeiter von Transocean, die auf der Bohrinsel vor dem Unglück anwesend waren, widersprechen ausdrücklich den Entscheidungen der BP-Manager den Bohrvorgang schneller als vorgeschrieben abzuschließen. Aufgrund der Pächter / Eigner Konstellation sind die Zuständigkeiten auf der Bohrinsel über den genauen Ablauf der Bohrung nicht eindeutig geklärt. In der Folge des Untergangs bricht das Bohrloch am Meeresboden auf. Es tritt ungehindert Öl durch das defekte Bohrloch in den Golf von Mexiko. Es ist die schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA und kann sich bei weiteren technischen Versiegelungsproblemen zu einer der schwersten Ölkatastrophen in der Menschheitsgeschichte ausweiten. 1.3.3, Die mittelbaren ökologischen und politischen Folgen: Ökologische Folgen: Die Unglückstelle liegt in einem Gebiet von mehreren Tierschutzreservaten. Diese sind durch das austretende Öl und durch die Gegenmaßnahmen massiv gefährdet. Um die Umweltkatastrophe einzudämmen setzt BP die Chemikalie Corexit 9500 ein. Rund sieben Million Liter werden mit Flugzeugen an der Oberfläche und durch Tauchroboter in der der Tiefsee versprüht. Damit wird das treibende Öl dispergiert und sinkt unter die Wasseroberfläche. Dort fällt es auf den Grund der Tiefsee oder treibt in bis zu 16 Kilometer langen Ölschwaden umher. Die Küstenstrände und Vögel werden von dicken Ölteppichen deshalb nicht direkt verschmutzt. Die typischen Fernsehbilder wie beispielsweise von 1978, als der Tanker Amoco Cadiz vor Frankreich zerschellte, bleiben somit auch aus. Der Einsatz und die Wirkung von Corexit 9500 auf die Nahrungskette ist grundlegend umstritten. Der Nationale Wissenschaftsrat (USA) gibt zu bedenken, dass die Wirkung von Corexit nicht geklärt ist (Wikipedia 2010b). Zeitweise werden Ölteppiche zum Schutz der Tiere abgebrannt, da Vögel einem Feuer leichter entkommen können, als einem Ölteppich. Starke Luftverschmutzung und im Wasser verbleibende Giftstoffe sind jedoch nachteilig. Politische Folgen: Der Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, versucht unmittelbar nach dem Unglück eine auf sechs Monate befristetes Pause von Tiefseebohrungen durchzusetzen. Bereits im Juni hebt ein amerikanisches Bundesgericht nach einer Klage von 32 Öl Unternehmen der Ölindustrie die Pause auf. Die Berufungs-verhandlung ändert an diesem Urteil nichts (Walsh 2010). BP zahlt ab Mitte 2010 für drei Quartale keine Dividenden aus. Ein Treuhandfond von über 20 Milliarden US-Dollar wird für die Betroffenen eingerichtet. Gegen BP werden drei Klagen von Geschädigten unter dem RICO Act eingereicht. Sollten diesen stattgegeben werden, könnte sich die Schadensersatzsumme verdreifachen. Ferner wird gegen 17 Firmen in den USA Anklage erhoben. Ihnen wird vorgeworfen bei der Bekämpfung des Brandes auf der Deepwater Horizon gegen Industrienormen verstoßen zu haben. Die Bohrinsel beginnt am 20. April zu brennen und versinkt am 22. April im Meer. Die Kläger sind der Ansicht, dass das Löschwasser der Grund für den Untergang der Bohrinsel und somit Ursache für das Ausmaß der Ölkatastrophe sei. Die Löschschiffe warfen pro Minute bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser auf die Bohrinsel (Wikipedia 2010b). Zahlreiche Firmen verstärken in ihrer Kommunikation das Umweltengagement durch Abgrenzung von der Verhaltensweise von BP. Der deutsche Schmierstoffhersteller Liqui Moly beispielsweise nutzt den Unfall für einen medienwirksamen Protest gegen Verantwortungslosigkeit und Umwelt-zerstörung (Buchenau und Slodcyk 2010, 22f). Desweiteren gilt seit dem 2. Juni 2010 ein unbegrenztes Fischfangverbot im gesamten Bereich des Tierschutzgebiets am Mississippi und an der Küste von Florida. Nach Schätzungen von Analysten der Fischindustrie ist ein Verlust von bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar möglich. Die Tourismusbranche rechnet mit einem Einkommensausfall von bis zu 3 Milliarden US-Dollar (Walsh 2010).
Der gebürtige Wuppertaler Sven C. Stein studierte Medienwirtschaft und absolviert 2010 seinen Bachelor an der HS Mittweida. Im Anschluss erlangte er 2013 den Master in Kommunikationswissenschaften und Gesellschaftswissenschaften. Praktische Erfahrungen in der Krisenkommunikation sammelte er in den externen Kommunikationsabteilungen der RWE AG und Audi AG. Heute arbeitet er wieder in seiner Heimat, selbstständig als Kommunikationsberater und Experte für Krisenkommunikation bei Videmi.
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