- Sie befinden sich:
- Specials
- »
- Bachelor + Master Publishing
- »
- Sozialwissenschaften
- »
- Der Auszug aus dem Elternhaus: Deutschland und Finnland im Vergleich
Sozialwissenschaften
» weitere Bücher zum Thema
» Buch empfehlen
» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Übergang in das Erwachsenenalter ist eine wichtige Statuspassage im Leben jedes Menschen. In dieser Phase werden von den Heranwachsenden entscheidende Schritte zur Erlangung ökonomischer und sozialer Unabhängigkeit vom Elternhaus geplant und auch realisiert. Dazu sind verschiedene Schlüsselereignisse nötig. Ein zentrales Ereignis ist der Auszug aus dem Elternhaus (Huinink/ Konietzka, 2003). Dieser Schritt zeichnet sich nicht allein durch den hohen symbolischen Wert aus, der ihm beigemessen wird, sondern auch durch eine Reihe struktureller Veränderungen, die er mit sich bringt (Berger, 2009). Ein bedeutsamer Trend beim Übergang in das Erwachsensein in europäischen Ländern ist, dass die jungen Menschen heutzutage längere Ausbildungszeiten haben, später auf den Arbeitsmarkt strömen, später heiraten, Eltern werden und teilweise später von zu Hause ausziehen (Chiuri/ Del Boca, 2010). Werden die bedeutsamen Lebensereignisse erst spät vollzogen, so kann sich dies beispielsweise in niedrigen Fertilitätsraten eines Landes niederschlagen. Die Entscheidung, das Elternhaus zu verlassen, hängt von verschiedensten Faktoren ab, die sich von Staat zu Staat unterscheiden. Damit einhergehend divergiert das Auszugsalter innerhalb Europas. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die südeuropäischen Staaten, in denen mit knapp 30 Jahren ausgezogen wird. Auf der anderen Seite tun sich die skandinavischen Staaten mit einem sehr jungen Auszugsalter, aber auch positiven Ergebnissen ihrer Bildungssysteme in den letzten Jahren sehr hervor. Deutschland wiederum liegt im europäischen Vergleich des Auszugsalters ebenfalls im oberen Drittel. Die leitenden Fragestellungen dieser Bachelorarbeit lauten demnach: Von welchen internen und externen Faktoren hängt die Entscheidung für oder gegen einen Auszug ab? Welche Determinanten üben in den europäischen Staaten Finnland und Deutschland jeweils Einfluss auf den Auszug aus dem Elternhaus aus?
Textprobe: Kapitel 2.1.3, Wohlfahrtsstaaten nach Gøsta Esping-Andersen: Der Terminus ‘Wohlfahrtsstaat’ (welfare state) charakterisiert eine bestimmte Art der Tätigkeit des Staates. Dieser spielt hierbei in entsprechenden Ländern eine aktive Rolle in der Steuerung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Prozesse. Des Weiteren widmet der Staat einen großen Teil seiner Ressourcen, auf Grund des Wunsches nach Gleichheit der Lebenschancen in den Dimensionen der Einkommenssicherung, Gesundheit, des Wohnens und der Bildung, sozialpolitischen Zwecken (Nohlen, 2001). Die wohlfahrtsstaatlichen Voraussetzungen können je nach Nation verschieden sein. Deutschland und Finnland repräsentieren zwei der bedeutendsten Wohlfahrtsstaatsmodelle in Europa. Die Unterscheidung in die drei idealtypischen wohlfahrtstaatlichen Modelle ist auf den Dänen Gøsta Esping-Andersen zurückzuführen. Er unterscheidet in: liberale Wohlfahrtsstaaten, korporatistische bzw. konservative Wohlfahrtsstaaten und sozialdemokratische Wohlfahrtsstaaten (Esping-Andersen, 1990.). Diese Unterscheidungen basieren u. a. auf den drei grundlegenden Wohlfahrtsproduzenten Staat, Markt und Familie. Zentrale Aspekte für diese Typologie sind der Stratifizierungsgrad und der De-kommodifizierungsgrad (ebd.) Die Stratifizierung bezeichnet die Strukturierung der sozialen Differenzen einer Gesellschaft. Sie stellt heraus, ob eine Schichtung der Gesellschaft durch den Sozialstaat gefördert wird, beispielsweise ob es eine Beschränkung der fördernden Sozialleistungen auf bestimmte Gruppen gibt, oder ob alle Bürger in vergleichbarer Weise von den Leistungen profitieren können (Dommermuth, 2008). Die Dekommodifizierung misst die Entkoppelung des Lebensunterhaltes eines Individuums vom Arbeitsmarkt bzw. misst Höhe und rechtliche Verankerung der Sozialleistungen (ebd.). Esping-Andersen wendet sich somit von dem Grundgedanken ab, das Wohlfahrtsniveau eines Staates allein aus der Höhe der jeweiligen Sozialausgaben abzuleiten. Sein Konzept richtet den Fokus auf die qualitative Wertigkeit der wohlfahrtsstaatlichen Leistungen (Esping-Andersen, 1990). Besonderes Augenmerk liegt auf den drei größten Risiken, bei denen der Wohlfahrtsstaat Schutz gebieten soll: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter. Esping-Andersen berechnete Indizes, die in diesen Bereichen den Grad der Dekommodifizierung messen sollen. In Tabelle 1 ist eine Auswahl dieser Indizes ersichtlich. Grundsätzlich gilt: Je höher der Wert des Gesamtindexes ist, desto höher ist der Grad der Dekommodifizierung in diesem Land (Esping-Andersen, 1990). Der erste Typus ist der liberale Wohlfahrtsstaat. Er zeichnet sich durch eine minimale Dekommodifizierung aus. Diese wird indiziert durch eine starke Stellung des Marktes, welche private Absicherungen vorherrschend macht. Die Sozialfürsorge ist bedarfsgeprüft und bietet lediglich bescheidene Sozialleistungen. Die Abhängigkeit vom Staat wird in diesem Typus der Wohlfahrtsstaaten als äußerst negativ ausgefasst (Esping-Andersen, 1990). Ein Beispiel für liberale Wohlfahrtsstaaten sind die USA, welche einen Gesamtindex von 13,8 aufweisen.
weitere Bücher zum Thema
Typ 1 Diabetes bei Kindern. Innovative Nachsorge für Familien
ISBN: 978-3-96146-977-2
EUR 34,90
Tiergestütztes Kinderhospiz. Wenn Tiere den Tagen mehr Leben geben
ISBN: 978-3-96146-970-3
EUR 34,50
Käthe und Gusti. “Die raue Nazi-Wirklichkeit lehrte uns, keine richtigen Deutschen zu sein.“
ISBN: 978-3-96146-959-8
EUR 24,99
Die Holzwerkstatt. Bereicherung der frühkindlichen Bildung durch werkpädagogische Angebote
ISBN: 978-3-95993-123-6
EUR 24,90
Familienzentren nach dem Early Excellence Konzept. Praktische Umsetzung in einem Stadtteilprojekt
Bearbeitete Neuausgabe
ISBN: 978-3-96146-928-4
EUR 39,99
Gewohnheitsrecht in Albanien: Rolle und Herkunft des Kanun bei den Albanern
3. bearbeitete und vervollständigte Neuausgabe