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- Das Selbstbild deutscher und französischer Mütter: Eine empirische Studie zur Familienpolitik
Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 36
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Deutschland unterliegt einem gravierenden demographischen Wandel. Ziel der Arbeit ist es, Denkanstöße zu liefern, inwieweit auf die viel zu niedrige Geburtenrate Deutschlands von im Durchschnitt 1,3 Kindern pro Frau im Jahr 2006 reagiert werden kann. Den Mittelpunkt der Arbeit bildet das Selbstbild deutscher Mütter, welches anhand einer Fragebogenaktion ermittelt wurde. Dieses Selbstbild dient als Grundlage, um Probleme zu verdeutlichen und Lösungsvorschläge bezüglich einer höheren Geburtenrate zu begründen. Die der Studie zugrunde liegende Umfrageaktion fand im Mai 2009 in Kindergärten in Regensburg (Deutschland) statt. Für ein vergleichbares Ergebnis wurde dieselbe Umfrage auch in Frankreich mit französischen Müttern durchgeführt (im April 2009 in écoles maternelles in Orléans), da sich dieses Land durch eine der höchsten Geburtenraten Europas charakterisiert, einhergehend mit einer hohen Frauenerwerbstätigkeit und einem Ruf als familienfreundliches Land. Die Mütter wurden mit Hilfe von Fragebögen zum Thema Mutterrolle, staatliche Unterstützung, Ganztagsbetreuung und Karriere befragt. Nach einer Auswertung wird deutlich, dass der Großteil der deutschen Mütter sich als halbtags arbeitende Frau sieht, die Spaß an ihrem Beruf hat und Geld verdienen will, aber auch nicht darauf verzichten möchte, sich um ihre Kinder zu kümmern. Die französische Mutter ist eine ganztags arbeitende, unabhängige Frau, die durch gute Organisation des Alltags die Vereinbarung von Beruf und Familie realisieren kann. Durch die Analyse dieser erstellten Selbstbilder mit der Entwicklung der Lebensmodelle in Deutschland und in Frankreich und der aktuellen Familienpolitik der beiden Länder wird deutlich, dass das französische System eine Basis zur Förderung von Familie und Beruf besitzt, während dies in Deutschland noch nicht der Fall ist. Die positive Wirkung der politischen Maßnahmen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in Frankreich durch die kulturelle Entwicklung in Politik und Gesellschaft verstärkt. Die deutsche Familienpolitik hat sich dagegen bis jetzt wenig auf die gewandelten Wünsche der deutschen Mütter eingestellt. Das deutsche System basiert auf einem traditionellen Familienkonzept, die Betreuungseinrichtungen wie auch die Schulen sind in der Regel nur halbtags geöffnet oder sehr kostspielig, weshalb die Vereinbarung von Familie und Beruf den Frauen meistens sehr schwer gemacht wird. Frankreich hat offensichtlich ein effizienteres Modell zur Steigerung der Geburtenrate entwickelt, als es in Deutschland der Fall ist. Es ist jedoch zu beachten, dass es nicht möglich ist, die Politik eines anderen Landes, sei es die Familienpolitik oder weitere politische Bereiche, einfach zu kopieren. Jedes Land hat seine eigene Geschichte und Entwicklung - seine eigene Kultur. Die Veränderung der Familienpolitik muss sich dem kulturellen Wandel der Gesellschaft anpassen. Andere Länder wie Frankreich können hierzu als Inspiration dienen, sollten aber nicht imitiert werden.
Textprobe: Kapitel 5.3, Lebensmodelle in Frankreich und ihre Entwicklung: Im Gegensatz zu Deutschland ist in Frankreich das Zwei-Verdiener-Modell vorherrschend. Die Entwicklung hin zu diesem Modell unterscheidet sich im Ursprung wenig mit der Entwicklung in Deutschland. Bis zur Zeit des Nationalsozialistischen Regimes sind keine wesentlich Unterschiede festzustellen. Jedoch entwickelte sich von 1933 bis 1945 nicht dasselbe Misstrauen gegenüber dem Staat wie in Deutschland. Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons analysierte das französische Familienmodell und stellte 1938 fest, dass der Vater für die Kinder eine sehr marginale Rolle spielte und die Mutter im Haushalt das Sagen hatte. Der Mann sollte die Familie repräsentieren und die Frau erzog die Kinder und war ihre wichtigste Bezugsperson. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Bindung zwischen Mutter und Kind weiterhin sehr groß, die Väter sorgten für das Überleben der Familie und somit spielte die Frau die Hauptrolle in der Erziehung. Wie in Deutschland war also auch das Hausfrauenmodell vorherrschend, außerdem war es zu Zeit des Kalten Krieges nicht gern gesehen, sein Kind in die Krippe zu geben, da man nicht so sein wollte wie die Kommunisten im Osten. Der Modernisierungsschub der späten 1960er Jahre spielte aber auch in Frankreich eine große Rolle, die Frauen wollten zunehmend vom verbesserten Bildungssystem profitieren und im Verlauf der 1970er Jahre setzte eine starke Individualisierung ein. Es wurden immer mehr Bücher und Artikel veröffentlicht, in welchen Soziologen feststellten, dass eine Fremdbetreuung gar nicht so schädlich für Kinder sein konnte wie angenommen. Der amerikanische Kinderpsychologe Bruno Bettelheim, die französische Autorin und Philosophieprofessorin Elisabeth Badinter, die französische Psychoanalytikerin Françoise Dolto ebenso wie zahlreiche amerikanische Soziologen zeigten in verschiedenen Werken auf, dass Fremdbetreuung, auch in Kindergärten, für die Sozialisation sehr förderlich sein kann. Mehr und mehr wurde Fremdbetreuung in der Gesellschaft akzeptiert, was der Mutter mehr Freizeit einräumte. Neyrand bezeichnet das aufstrebende Familienmodell der 1980er Jahre als ‘[.] ‚démocratique’, ‚antiautoritaire’, [und] ‚égalitariste’’. Die Rechte der Frauen stiegen, statt eines ‘[.] modèle patricentré’, in welchem der Vater das Familienoberhaupt war, entwickelte sich nun das ‘[.] modèle centré sur l’enfant’, in welchem vor allem die Gleichberechtigung eine große Bedeutung hat. In den 1990er Jahren gewann dieses Modell immer mehr an Bedeutung und wurde zum vorherrschenden Familienmodell in Frankreich. Die Meinung verschiedener Soziologen und Psychologen ging sogar soweit, dass sie einen zu großen Einfluss der Mutter auf ihr Kind kritisierten. Somit gewann die Frau mehr Zeit und hatte die Möglichkeit, arbeiten zu gehen. Nachdem der Staat seine Rolle in der Erziehung und Bildung der Kinder ausgebaut hat, kann die französische Mutter ohne schlechtes Gewissen arbeiten gehen und man spricht heute vom Zwei-Verdiener-Modell. 1982 wurde eine Berufstätigkeit von 54% erreicht. Im Jahr 2000 lag die Erwerbsquote von Müttern zweier Kinder, das letzte jünger als drei Jahre, bei 57,2%, wenn das letztgeborene Kind jünger als sechs Jahre ist, liegt die Erwerbsquote bei 80,1%. In Frankreich hat sich die Kultur, was die Familienmodelle und die Rolle der Frau betrifft, sehr verändert. Dies geschah vor allem durch den Einfluss von Soziologen und Psychologen. Traditionen waren nicht so fest verankert wie in Deutschland.
Katharina Heilmann wurde 1987 in Meerane, Sachsen, geboren. Durch wachsendes Interesse an der französischen Sprache und Kultur während der Schulzeit entschied sie sich im September 2005 für den Diplomstudiengang Wirtschaftsfrankoromanistik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Dieser verbindet die Lehre von Wirtschaftswissenschaften, Französisch als Hauptsprache und Kulturwissenschaft. Teil dieses Studiums war ein Auslandsjahr am IUT Roanne in Frankreich von August 2007 bis Juli 2008. Hier war die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen zum Thema Verhalten und Karrieremöglichkeiten von französischen Frauen und Müttern zu machen. Dazu trug auch das Praktikum in einem französischen Unternehmen nahe Roanne bei, wo Mütter und auch kinderlose Frauen zum Kollegenkreis gehörten. Diese Erfahrungen und die Aussicht, bald selbst im Berufsleben zu stehen, inspirierten sie zu ihrer Diplomarbeit. Diese gibt Antwort auf die Frage, inwieweit die persönliche Einstellung von Frauen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland und Frankreich sich mit den gegebenen familienpolitischen Regelungen vereinbaren lassen.
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