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Sozialwissenschaften

Tobias Bauernschmid

Das ADS-Syndrom und Lehrerbildungsmaßnahmen für inklusiven Unterricht

ISBN: 978-3-95684-119-4

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Schulpädagogik kommt in der Lehrerausbildung ein geringer Stellenwert zu. Schon nach einem kurzen Aufenthalt in einer Schulklasse wird beinahe jedem Lehramtsstudenten klar, dass die reguläre Ausbildung an den Universitäten oft nur unzulänglich auf den Schulalltag vorbereitet. Jede Klasse zeichnet sich durch eine besondere Heterogenität aus. Im Rahmen dieser Arbeit soll das ADS-Syndrom bei Schülerinnen und Schülern dargestellt werden, welches neben anderen Faktoren eine Ursache für die angesprochene Heterogenität in Klassen sein kann. Symptomatik und Ursachen der dargestellten Auffälligkeit werden in dieser Arbeit aufgezeigt, darüber hinaus werden Vorschläge für Fördermöglichkeiten und Unterrichtsgestaltung im Umgang mit betroffenen Schülerinnen und Schülern detailliert vorgestellt. Außerdem werden im zweiten Teil der Arbeit inklusive Lehrerbildungsmaßnahmen an Schulen sowie an Universitäten verdeutlichen, welche Vor- und Nachteile inklusiver Unterricht hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.5, Fördermaßnahmen bei ADS: Im Bereich der Fördermaßnahmen entstand in den letzten Jahren eine Vielzahl von Programmen, wie das ADDapt-Programm und das OptiMind-Konzept. Diese Ansätze zielen darauf ab, Eltern, Lehrern und Therapeuten Sicherheit im Umgang mit ADS-Kindern zu geben. Der Vorteil solcher Entwürfe ist, dass alle Personen, mit denen das Kind täglich Kontakt pflegt, einbezogen sind und zusammenarbeiten. Im folgenden Abschnitt möchte ich jedoch keinen einzelnen Inhalt darstellen, sondern vielmehr verschiedene Punkte dieser einzelnen Programme, die mir als besonders sinnvoll erscheinen. Die Tipps in den folgenden Abschnitten eignen sich für ADS-Schüler mit und ohne Hyperaktivität / Impulsivität und umfassen die einzelnen Lebensbereiche (Schule, Familie, Freizeit) des Kindes bzw. des Jugendlichen. 3.5.1, Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsplanung [Auszug]: Um Lernen mit ADS-Kindern erfolgreich zu gestalten, ist es unabdingbar, sich an einige Prinzipien zu halten. Die obersten Grundsätze lauten: ‘Übungen regelmäßig wiederholen’ und ‘Lernen in kleinen Portionen‘. Die Aufmerksamkeitsstörung, Filterschwäche und der begrenzte Arbeitsspeicher der ADS-Kinder machen es erforderlich, den Lernstoff regelmäßig zu wiederholen. Die begrenzte Aufnahmekapazität von Informationen sowie die reduzierte Aufmerksamkeitsspanne machen es erforderlich, dass ADS-Schüler in kleinen Portionen lernen. Imhof weist vor allem im Umgang mit ADHS-Kindern auf zwölf goldene Regeln hin: 1. Strukturen sind das A und O. Sie stellen eine wichtige Orientierungshilfe dar. Besonders für Schüler mit einer Aufmerksamkeitsstörung sind Strukturen beim Lösen von Aufgaben hilfreich. Hierzu werden Aufgaben in kleinere Schritte unterteilt, sodass die Einzeltätigkeiten klar werden und die Arbeitszeit besser eingeteilt werden kann. Aufgaben auf einem Arbeitsblatt, die gerade nicht bearbeitet werden, können mit einem leeren Blatt abgedeckt werden. Es ist auch möglich, Aufgaben zu portionieren und in Teilaufgaben einzuteilen. Die Maßnahme des Strukturierens kann verhindern, einzelne Teile der Aufgaben zu übersehen und mit unvollständigen In-formationen weiterzuarbeiten. Neben der Vorgabe von Strukturen ist es ebenfalls nötig, besonders den hyperaktiven Schülern Strategien zum Erarbeiten eines Problems zu vermitteln. Diese Strategien sollten die Aufgabenanalyse (Was ist meine Aufgabe?), die Materialanalyse (Habe ich hier alles, was ich brauche?), die Zielanalyse (Wo will ich hin und wie kann ich das erreichen?), die Konfliktanalyse (Warum komme ich nicht weiter?), das Formulieren von Teilzielen (Was ist der nächste Schritt?), die Bewältigung von Frustration (Fehler kann man ausbessern!), die Aufforderung zu kleinen Pausen (Ich darf mir Zeit lassen!) und die Bewertung von Teilergebnissen (Bis jetzt ist alles richtig!) umfassen. 2. Weniger ist mehr. Dies gilt vor allen Dingen im Hinblick auf Regeln. Diese sollten mit den Schülern zusammen erstellt und deren Einhaltung konsequent beachtet wer-den. Beim Formulieren der Regeln ist es wichtig, dass diese positiv niedergeschrieben werden (z.B.: ‘Wenn ich eine Frage habe, melde ich mich!’). Verbotsorientierte Regelformulierungen sollten vermieden werden, da sie dem Schüler lediglich mitteilen, was verboten ist, nicht aber, was stattdessen von ihm erwartet wird. 3. Langer Atem ist nötig. Ermahnungen helfen bei dieser Schülergruppe oft nur für wenige Minuten. Jeder Tag, jede Stunde soll dennoch eine Chance zum Neubeginn sein. Krowatschek beschreibt bei seinen Formen der Unterrichtsgestaltung in diesem Zusammenhang die ‘broken record technique’ (broken record ? Schallplatte mit Kratzer). Egal, welche Argumente der Schüler findet, eine Aufgabe nicht zu machen, zum dritten Mal in der Stunde auf die Toilette zu gehen, ständig aufzustehen oder zu reden - die Lehrkraft soll den Arbeitsauftrag oder das Problem an einer Handlung ständig im gleichen Wortlaut wiederholen. Der Schüler erkennt somit, dass eine Diskussion zwecklos und die Lehrkraft konsequent ist. Ich halte diese Methode für fragwürdig, da es durchaus der Fall sein kann, dass sich manche Schüler einen Spaß daraus machen, den Lehrer einen Satz x-mal wiederholen zu lassen. Jedoch ist es wichtig, dass der Lehrer seine Autorität beibehält. 4. Ignorieren von Fehlverhalten. Solange es Mitschüler nicht stört, ist dies oft eine bessere Lösung als dauerndes Ermahnen. Positives Verhalten muss dagegen umgehend verstärkt werden. Kinder können Lob erst am Schluss einer Stunde nicht auf die richtige Situation beziehen. 5. Neue Wege führen manchmal zum Ziel. Dies bezieht sich hauptsächlich auf das Einbeziehen neuer Unterrichtsmethoden, die Individualisierung und Differenzierung aller Schüler ermöglichen. 6. Genaues Hinschauen bringt Klarheit. Es ist unbedingt notwendig, Schüler, denen ihr schlechter Ruf vorauseilt, genau zu beobachten. Man muss solchen Schülern unvoreingenommen gegenüber treten und sich selbst ein Bild über ihr Verhalten machen. 7. Das Kind kann oft nicht, selbst wenn es will. Es kommt vor, dass Schülern einmal eine Aufgabe gelingt und beim nächsten Mal nicht. Dieses Phänomen hat nichts mit Leistungsverweigerung zu tun. 8. Vertrauen vermitteln. Kinder und Jugendliche leiden nicht selten unter einem angeschlagenen Selbstwertgefühl. Diese Schüler brauchen Ermutigung, Lob und Menschen, die ihnen etwas zutrauen. 9. Das ,rosa Heft’ gibt neuen Mut. Um Schülern, die häufig stören, wieder mit positiven Gefühlen entgegenzutreten, ist es notwendig, sich auch deren positive Eigenschaften gelegentlich vor Augen zu halten. Eine gute Möglichkeit dazu stellt das Aufschreiben in ein Heft dar. 10. Nur gemeinsam kann es gelingen. Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus ist ein Muss! 11. Ohne Hilfe geht es nicht. Neben der Zusammenarbeit mit dem Elternhaus braucht ein Lehrer auch Kollegen sowie Schulpsychologen und Ärzte, die ihm helfend zur Seite stehen. 12. Schuldgefühle helfen keinem. Lehrer und Eltern, die sich von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen plagen lassen, laufen Gefahr, sich selbst in ihrer Arbeit zu lähmen. Bei einer Klasse, in der ein ADS-Kind sitzt, ist eine straffe Unterrichtsplanung und Unterrichtsgestaltung unabdingbar. Der Lehrer sollte aber nicht denken, er werfe seine Unterrichtsplanung für ein einzelnes Kind über den Haufen. Vielmehr ist eine gut strukturierte Unterrichtsplanung für alle Schüler von Vorteil und sollte, selbst wenn kein ADS-Kind in der Klasse ist, gezielt erarbeitet werden. Ritualisierte Abläufe sind ein wichtiger Bestandteil einer straffen Unterrichtsplanung. Den Schülern fällt es leichter, sich angemessen zu verhalten, wenn sie wissen, was von ihnen erwartet wird und was auf sie zukommt. Wichtig ist, solche Riten konsequent zu verfolgen. Mögliche Riten können bei der Begrüßung und der Verabschiedung eingeführt werden. In der Grundschule ist vor allem der Morgenkreis oder der Montagskreis eine beliebte Form der Ritualisierung. Auch bei freien Unterrichtsformen müssen bestimmte Riten eingehalten werden. Gruppen sollten fest eingeteilt sein. Ebenso sollte die Aufstellung der Tische klar sein.

Über den Autor

Tobias Bauernschmid, geboren 1986 in Wasserburg am Inn, studierte Lehramts an der Universität Passau mit den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Sozialkunde.

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