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Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 110
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Thema der Bindungstraumata und erörtert die Fragestellung, wie man mit bindungstraumatisierten Kindern und Jugendlichen im sozialpädagogischen Praxisfeld arbeiten kann. Die Besonderheit von Bindungstraumata ist das Faktum, dass die Traumatisierung von der primären Bezugsperson ausgeht. Besonders für Kinder und Jugendliche stellt diese Tatsache eine Überforderung dar, da sie durch den Vertrauensverlust, welchen Traumata mit sich ziehen, auch zu sich selbst kein Vertrauen aufbauen können. Die Auswirkungen betreffen alle Lebensbereiche der Mädchen und Jungen, weil sie bestimmte soziale, emotionale sowie kognitive Kompetenzen nicht erlernen, die für das sichere Bestehen in der Gesellschaft von Nöten wären. Aufgrund dessen müssen Möglichkeiten gefunden werden, wie die Defizite auszugleichen sind. Häufig werden dazu Therapieangebote, wie z.B. Psychotherapien oder Verhaltenstherapien, herangezogen. Dem ist soweit nichts entgegenzusetzen, außer dass sich die Beeinträchtigungen der traumatischen Erfahrung auch in anderen Lebensbereiche, beispielsweise Kindergärten, Schulen oder Jugendeinrichtungen, niederschlagen. Dementsprechend müssen für Pädagogen Handlungsstrategien vorliegen, die sich als nützlich erweisen, die Bearbeitung traumatischer Erfahrungen zu unterstützen und den Kindern bzw. Jugendlichen helfen, ihre Geschichte aufzuarbeiten und aktiver Konstrukteur ihrer Zukunft zu werden.
Textprobe: Kapitel 3.3.3, Traumatische Affekte seitens des Kindes: Da, wie im weiteren Verlauf angenommen wird, die Grundbedürfnisse von den Bezugspersonen nicht ausreichend bzw. gar nicht erfüllt werden, sind Kinder in ihrem Erlebens- wie auch Verhaltensmodus eingeschränkt, wodurch sie u.a. ihre Emotionen nicht differenzieren können und so meist nur einen vorherrschenden Affekt wahrnehmen (Wöller 2009). Neben den direkten traumatischen Affekten entwickeln sie Abwehrmechanismen, welche sie die Geschehnisse verdrängen lässt. Einige Affekte und Abwehrmechanismen werden nachfolgend skizziert. Die vorherrschenden Gefühle eines Bindungstraumata sind die der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Hilflosigkeit wie auch Hoffnungslosigkeit entstehen meistens dann, wenn die Betroffenen der Meinung sind, dass sie keinen Einfluss auf das Ereignis haben. Besonders wenn Eltern ihren Kindern drohen, dass beispielsweise das Beenden der Misshandlungssituation wie auch das Sprechen62 darüber mit negativen Konsequenzen verbunden ist, entstehen Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Die wiederholte Erfahrung, dass man der Situation hilflos ausgeliefert ist, führt zu der Überzeugung, dass auch künftige Ereignisse nicht kontrollierbar und abgrenzbar werden und dadurch zu einem durchgängigen Gefühl der Ohnmacht und zu niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung (Ebd.). Scham- und Schuldgefühle treten häufig zusammen auf und werden meist unmittelbar vom Misshandelnden übertragen. Dadurch, dass die Betroffenen als Objekt behandelt werden, entsteht das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Kinder die unter Schamgefühlen leiden, denken, dass sie kein Recht auf Respekt, Achtung und menschenwürdige Behandlung verdienen. Dementsprechend sieht ihre Selbstrepräsentanz aus. Schamgefühle sind starke Prädikatoren für Störungen wie Depressionen, Substanzkonsum und der PTBS sowie anderen Persönlichkeitsstörungen. Schuldgefühle werden meist vom Täter auf das Opfer übertragen, um von den eigenen Gefühlen zu entlasten. So kann es vorkommen, dass ein Elternteil dem Kind zu verstehen gibt, das es nur Gewalt anwenden musste, weil das Kind ihn bzw. sie dazu gezwungen hat. Dies wird auch als Induktion bzw. Implantation betitel (Ebd.). Weitere im Opfer vorherrschende Affekte können Ekel, Selbsthass, Gefühle der Leere, der Wut und des Hasses sein. Gerade bei sexuellem Missbrauch sind die Betroffenen u.a. angewidert vom eigenen Körper und sexuellen Aktivitäten, wodurch Ekel und Selbsthass entstehen (Ebd.). Wie schon mehrfach angesprochen, konnten die Kinder keine positiven mentalen Repräsentanzen von sich und ihren Bezugspersonen ausbilden, wodurch sich das Gefühl der Leere verfestigt. Hass und der Wut steuern dagegen. Sie gelten als Abwehrfunktion, da dieses Erleben nicht mit dem Bindungsbedürfnis nicht vereinbar ist (Ebd.). Damit das Kind trotz der traumatischen Erfahrungen sein Leben verhältnismäßig zufriedenstellend gestalten kann, kommen eine Reihe von Abwehrmechanismen zum Tragen, welche z.T. in nachfolgender Tabelle (Tabelle 4) aufgelistet sind. Neben diesen wird unter Bezugnahme von WÖLLER (2009) auf die Unreife von Objektbeziehungen sowie der Über-Ich-Pathologie eingegangen. Abwehrmechanismen sind ein zentrales Konzept der Psychoanalyse. Damit sind meistens unbewusste Verhaltensweisen gemeint, die unangenehme Bewusstseinszustände, z.B. Ekel- oder Schamgefühle, unterdrücken, um sie aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Da in jedem Menschen Triebe innewohnen, die gesellschaftlich nicht akzeptiert werden, zählen Abwehrmechanismen zum normalen Repertoire von Individuen und leisten ihren Beitrag zur Selbststeuerung sowie zur Verarbeitung von Konflikten. Wird allerdings zu oft auf diese Mechanismen zurückgegriffen, können daraus u.a. psychische Störungen resultieren (Städtler 2003).
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