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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Wer kennt das nicht? Man wohnt einem Konzert bei und bemerkt die unterschiedliche Art und Weise, wie zwei Pianisten ihre Stücke spielen und präsentieren. An dieser Stelle treten Erklärungsversuche ein, die zumeist sehr objektiv sind. Vielleicht das Alter und die damit einhergehende Erfahrung, oder auch der Zeitraum, in dem ein Instrument schon gespielt wird, sowie die Schwierigkeit des Stückes könnten eine Rolle spielen oder auch der Einfluss des Lehrers, der sein Wissen und seine Fertigkeiten an den Schüler im besten Fall weitergibt. Doch selbst wenn diese objektiven Unterschiede nicht eintreten würden, beide Pianisten dementsprechend beim selben Lehrer, die selbe musikalische Entwicklung in dem gleichen Zeitraum gemacht hätten, folglich alle möglichen objektiven Einflüsse identisch sind, wird dem aufmerksamen Zuhörer wohl immer noch ein Unterschied zwischen diesen Pianisten auffallen. Die Suche nach einer Begründung für dieses Phänomen endet meist in Äußerungen, die mit einer ‚musikalischen Begabung’ argumentieren. In Ableitung hierzu kann festgehalten werden, dass es scheinbar Fertigkeiten gibt, welche nicht erlernbar, sondern dem Menschen von Geburt an ‚in die Wiege gelegt’ worden sind. An dieser Stelle könnte man vielen pädagogischen Bemühungen der musikalischen Förderung abdanken, da sie dieser Theorie nach ausweglos erscheinen. Ist die musikalische Begabung wirklich nur angeboren, oder spielen bei ihrer Entfaltung auch andere Faktoren eine Rolle und ist es deswegen auch möglich einen bestimmten Grad der Begabung, also bestimmte Fertigkeiten durch Übung, zu erlangen? Das sind Fragen, die sich in der Begabtenforschung aus einem starken Dualismus zwischen Anlage und Umweltbedingungen ergeben. Wenn auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen, bekommt der Begriff der Förderung in dieser Diskussion eine neue Bedeutung. Wieso kommt der musikalischen Früherziehung und der damit einhergehenden gezielten Förderung musikalischer Fertigkeiten eine stetig wachsende Bedeutung zu? Welchen Zusammenhang hat diese Tatsache mit den Überlegungen aus der Begabtenforschung? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der musikalischen Begabung und der musikalischen Früherziehung und wenn ja, wie kann dieser im Einzelnen aussehen? Diesen und anderen Fragen widmet sich diese Arbeit mit dem Ziel, nicht nur das Feld der Begabtenforschung genau zu beleuchten, sondern auch jene Erkenntnisse mit der musikalischen Früherziehung in Verbindung zu bringen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Musikalische Begabung und Musikalität: Wie schon angedeutet kann Begabung auf den verschiedensten Gebieten auftreten. So auch auf der Ebene der Musik. Im Folgenden soll daher näher auf die musikalische Begabung und deren begriffliches Umfeld eingegangen werden. Zu Beginn dieses Abschnittes möchte ich auf das schon angesprochene Alltagsverständnis eines Begriffes zurückkommen. Denn zweifelsohne stellt sich auch hier die Frage, wie musikalische Begabung und Musikalität außerhalb des wissenschaftlichen Fundus verstanden werden. Das Alltagsverständnis dieser beiden Begriffe setzt sich aus einer weiten Spanne zusammen. Es lässt sich wohl kaum in ein paar Sätzen zusammenfassen. Jeder Mensch hat wohl seine eigene Vorstellung vom ‘musikalisch sein’. Trotzdem lassen sich vier grobe Richtungen in den Beschreibungen dieser Begriffe erfassen: Erlebnisfähigkeit, (damit ist das Musikempfinden/- nachempfinden und der Sinn für Musik gemeint) musikpraktische Fähigkeiten (hierzu gehören z.B. Lieder singen, Rhythmus haben, Musik gestalten), kognitive Fähigkeiten (Musik und Noten gut lernen können) und einen allgemein- musischen Bereich (z.B. kreativ sein) (vgl. Gembris 2002: 24). Sicherlich ist das Alltagsverständnis nicht belanglos, vor allem für die Praxisrelevanz, doch die alleinige Beschäftigung mit Begriffen über das Alltagsverständnis reicht nicht aus, um den Versuch des Absteckens jener Begriffe zu unternehmen. Deswegen soll im Folgenden dargestellt werden, welche wissenschaftlichen Definitionen für den Begriff der musikalischen Begabung unternommen wurden. ‘Der Begriff >musikalische Begabung< ist ein theoretisches Konstrukt, dass die individuelle unterschiedliche Disposition oder Kapazität zur Entwicklung musikalischer Fähigkeiten meint und zur Erklärung von Unterschieden in musikalischen Fähigkeiten herangezogen wird’ (Gembris 2010: 67, Hervorhebungen durch den Autor). Die musikalische Begabung meint demnach zunächst einmal die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gebiet, hier zur Musik gehörend. Anknüpfend erscheint es sinnvoll, erstmal zu klären in welchem Verhältnis die angeführten Begriffe ‘musikalische Begabung’ und ‘Musikalität’ stehen. Dieses Vorhaben stellte sich im Laufe des Erarbeitens als nicht so einfach heraus, denn durch die oftmals äquivalente Benutzung der Begriffe, zeichnen sich Definitionen in der Literatur oftmals durch Willkürlichkeit aus (vgl. Gembris 2002/: 62). Ähnlich wie es in der Psychologie keinen einheitlichen Begabungsbegriff gibt, findet auch der Musikalitätsbegriff keine einheitliche Verwendung. ‘Musikalität’ meint, in der Literatur oftmals nichts anderes als ‘musikalische Begabung’. Dessen ungeachtet können Unterschiede festgestellt werden. Hemming ist der Ansicht, dass ‘...die neutralste Form, um eine Vorstellung von Begabung zu evozieren, [...] mit Hilfe der Begriffe Musikalität oder musicality’ erfolgt (Hemming 2002: 19). Somit steht der Begriff auch der Anlage- Umwelt Debatte neutraler gegenüber und wird nicht so stark dem Vererbungsaspekt zugeordnet. Allgemein kann man von einer weit verbreiteten Musikalität und einer hohen musikalischen Begabung ausgehen (vgl. Abel- Struth 1985: 158). Im Alltagsverständnis kann ein Mensch zwar musikalisch sein, das beinhaltet aber noch nicht notwendiger Weise eine Begabung auf dem Gebiet der Musik. Dem Begriff der musikalischen Begabung kann also nachgesagt werden, dass er irrtümlicher Weise nur zwischen dem Alternativmerkmalen begabt und unbegabt unterscheidet (vgl. Motte- Haber 1984: Seite). Indessen lässt der Musikalitätsbegriff mehr Bedeutungsnuancen zu. Unterstützt wird diese Ansicht daher das Musikalität zunächst einmal ein Persönlichkeitsmerkmal ist, welches zweifelsohne unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Es ist also sinnvoll zwischen Musikalität und musikalischer Begabung zu unterscheiden. Aus den vorangehenden Definitionen war immer zu erkennen, dass sich der Begabungsbegriff ‘auf das individuelle Fähigkeitspotential fokussiert’ (Heller 2004: 9). ‘Musikalische Begabungen oder Talente bezeichnen außergewöhnliche Fähigkeiten im Bereich der Musik, die freilich sehr unterschiedliche Facetten in dieser Domäne repräsentieren können’ (Heller 2004: 9). Welche ‘musikalischen’ Fähigkeiten gemeint sind, ist in der Literatur unterschiedlich. Abhängig vom zeitlichen Kontext und dem Definitionsverständnis, könnte man an dieser Stelle nur eine exemplarische Liste erstellen. Dies soll sich im Verlauf dieses Kapitels durch den Vergleich der unterschiedlichen Auffassungen über Musikalität und dem zeitlichen Kontext zutragen. Die Fragen nach: Wer ist musikalisch? Und welche Fähigkeiten gehören dazu? werden seit Beginn der Musikalitätsforschung diskutiert. Die historischen Wurzeln der Musikalitätsforschung liegen in musikpädagogischen und musikästhetischen Schriften des frühen 19. Jahrhunderts. Das früheste in der Literatur zu findende Beispiel, ist der Aufsatz ‘Über die Prüfung musikalischer Fähigkeiten’ von Christian Friedrich Michaelis, der 1805 in der Berlinischen Musikalischen Zeitung erschien. Dieser Artikel beinhaltet die Beschäftigung mit musikalischen Merkmalen und deren detailliere Darstellung, sowie das Zusammenfügen dieser Merkmale mit entwicklungspsychologischen Beobachtungen. Ziel war es eine Lösung für das Problem der frühzeitigen Erkennung von musikalischer Begabung zu finden. Dies beweist auch, dass von Beginn an in der Begabtenforschung über Findung und Förderung nachgedacht wurde. Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle nur einige Merkmale aus diesem Aufsatz nennen. Michaelis zählt unter anderem zu den musikalischen Merkmalen: das Wiedererkennen von gehörten Tönen und Melodien das musikalische Gedächtnis den Grad der Leichtigkeit, Genauigkeit und Feinheit, mit der etwa eine Melodie nachgesungen oder nachgespielt werden kann musikalische Einbildungskraft und musikalischen Geschmack (vgl. Gembris 2002: 68). An dieser Stelle ist von Bedeutung, dass diese Merkmale, nach dem Verständnis von Michaelis anhand des Grades der Ausprägung Hinweise auf die Stärke der musikalischen Begabung geben können. Dies ist in Hinblick auf die heutige Begriffsunterscheidung von musikalischer Begabung und Musikalität wichtig. Der Unterschied zwischen einem musikalischem Menschen und einem musikalisch begabten Menschen wird durch die Zuteilung von Nuancen und durch die Chance der Bestimmung eines bestimmten Ausprägungsgrades gewährleistet.

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