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Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 27
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In diesem Buch wird der Begriff der Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) definiert, deren Symptome und Erscheinungsformen werden beschrieben und mögliche Therapien und Förderprogramme skizziert. Weiters wird das Wiener integrative Schulmodell für SchülerInnen mit ASS vorgestellt und anhand eines Fallbeispiels erörtert, welche Fortschritte in der Entwicklung eines Kindes mit autistischer Wahrnehmung durch die Beschulung in einer Integrationsklasse festzustellen sind. Welche sozialen Fortschritte konnten durch den Besuch der Integrationsklasse erzielt werden? Und gelang es einem beispielhaft untersuchten Mädchen, Freundschaften zu schließen? Welche Hilfestellungen benötigt das Kind, um in der Integrationsklasse bestehen zu können? Die Beantwortung dieser zentralen Fragen soll zeigen, welche Verhaltensweisen der ASS am Beginn der schulischen Laufbahn bestanden und wie sich diese verändert haben.
Textprobe: Kapitel 3.3, Das Wiener Modell zur integrativen Beschulung autistischer SchülerInnen: Das österreichische Schulorganisationsgesetz sieht seit dem Jahr 1993 für VolksschülerInnen und seit dem Jahre 1996 für SchülerInnen der Sekundarstufe das Recht auf schulische Integration behinderter Kinder vor. Das dafür vorgesehene Modell ist eine Integrationsklasse, in der zwei LehrerInnen, SchülerInnen nach unterschiedlichen Lehrplänen unterrichten. Dabei ist die SchülerInnenzahl im Regelfall reduziert und es befinden sich normalerweise nicht mehr als sechs Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der Klasse. Für Kinder und Jugendliche mit autistischer Wahrnehmung gab es aufgrund ihrer spezifischen Probleme (Aufmerksamkeit, Sprachentwicklung, Sozialkontakt) vorerst kein Modell der integrativen Beschulung in Österreich. In Wien wurde im Schuljahr 1996/97 auf Initiative der Elternselbsthilfegruppe ‘Österreichische Autistenhilfe’ ein Projekt des Stadtschulrates für Wien gestartet, das die Aufnahme von Kindern mit ASS in Integrationsklassen möglich machte. Dieser Schulversuch wurde vom neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel begleitet und durch eine Studie evaluiert. Folgende Grundvoraussetzungen wurden für die ersten Modellklassen geschaffen: Reduzierte SchülerInnenzahl innerhalb des Basismodells ‘Integrationsklasse’: 16 RegelschülerInnen, 1 Kind mit autistischer Wahrnehmung, 2-3 weitere Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Vorbereitende Aus- und Weiterbildung für LehrerInnen: In einem 5-tägigen Seminar werden die Grundlagen der Didaktik für den Unterricht von Kindern mit autistischen Störungen im Rahmen integrativer Pädagogik vermittelt. Begleitende Weiterbildung: Jährliche 2-tägige Update-Seminare bieten die Möglichkeit der Aktualisierung der Kompetenzen. Seit dem Schuljahr 2002/03 wurde dem Wunsch nach einer berufsbegleitenden Unterstützung für PädagogInnen durch den Aufbau eines MentorInnensystems entgegen gekommen. MentorInnen sind erfahrene LehrerInnen aus der Praxis, die bereits mit Kindern und Jugendlichen mit ASS gearbeitet haben und eine umfassende Ausbildung absolviert haben. Sie geben am Standort praktische und pädagogische Hilfestellungen und bieten auf Wunsch Feedback an. Untenstehend wird nun die Studie zur schulischen Integration von Berger und Mutschlechner beschrieben. Das Projekt der schulischen Integration autistischer Kinder und Jugendlicher wurde von der kinderpsychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Rosenhügel und der Arbeitsgruppe Rehabilitation/Integration der Universitätsklinik Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters der medizinischen Universität Wien mit einer Studie begleitet. Die erste Evaluationsphase wurde in den ersten vier Schuljahren des Projekts in der Grundstufe von 1996/97 bis 1999/00 durchgeführt, die zweite Evaluierungsphase erfolgte in der Sekundarstufe im Schuljahr 2004/05. Die erste Evaluationsphase versuchte herauszufinden, ob Kinder mit autistischer Wahrnehmung in Integrationsklassen des Wiener Schulsystems erfolgreich beschult werden können und ob sie unter diesen Voraussetzungen Fortschritte in ihrer Entwicklung zeigen. Es erfolgten zwei Untersuchungen pro Schuljahr in denen einerseits die Erscheinungsformen der ASS auf Veränderung untersucht wurden und andererseits die kognitiven Kompetenzen überprüft wurden. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass sich bei 82,3% der untersuchten Kinder die autismusspezifischen Symptome reduzierten und es zu positiven Veränderungen der sozialen Kompetenzen kam. 52,9% der SchülerInnen konnten ihre kognitiven Fähigkeiten messbar steigern. In der zweiten Evaluationsphase wurde versucht herauszufinden, ob eine Integration von Jugendlichen mit ASS in der Sekundarstufe machbar ist und inwiefern eine Weiterentwicklung von kognitiven, sozialen und kommunikativen Fertigkeiten möglich ist. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass 80% der Heranwachsenden ihre kognitiven Fähigkeiten erweitern konnten, bei 30% von diesen kam es zu einer signifikanten Verbesserung. Im sozialen Bereich konnten ebenso 80% SchülerInnen eine Verbesserung erreichen, 40% dieser sogar eine deutliche. 70% der Untersuchten gelang es ihre kommunikativen Kompetenzen zu erweitern.
Carla Schindler, Bed, wurde 1976 in Wien geboren. Sie schloss ihr Studium an der Religionspädagogischen Akademie Wien 1998 ab. Anschließend unterrichtete sie an unterschiedlichen Schultypen der Primar- und Sekundarstufe für elf Jahre Religion in Wien und Niederösterreich. Berufsbegleitend erwarb sie in den Jahren 2004 bis 2007 an der Pädagogischen Akademie Wien das Lehramt für Deutsch an Hauptschulen. Seit 2009 arbeitet sie an einer Wiener NMS als Sonderpädagogin und erwarb zudem berufsbegleitend in den Jahren 2009 bis 2013 an der Pädagogischen Hochschule Wien das Lehramt für Sonderschulen.
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