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Sozialwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Zeit miteinander zu verbringen ist eine wichtige Voraussetzung, um eine Partnerschaft aufrecht zu erhalten und zu intensivieren. Doch aufgrund komplexer ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten ist Zeit in der modernen Gesellschaft zu einem raren Gut geworden. Für viele Paare ist eine gemeinsame Wohnung deshalb eine Möglichkeit, den Alltag und damit mehr Lebensbereiche zu teilen. Andere Paare hingegen können oder wollen nicht zusammen wohnen - aus persönlichen Gründen oder weil sie in verschiedenen Städten arbeiten. In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie sich der Alltag von Paaren, die in einer Living-apart-together-Beziehung leben, von dem Alltag von Paaren unterscheidet, die sich für einen gemeinsamen Haushalt entschieden haben. Das Anliegen dieses Buches besteht somit darin, den gemeinsamen Alltag von Paaren in gemeinsamen und getrennten Haushalten zu beschreiben und zu analysieren.
Textprobe: Kapitel 2.2, Modernisierungsprozesse in der Gesellschaft: 2.2.1, Bildungsexpansion: Der zunehmende Bedarf an Bildung aufgrund technischen Fortschritts und der daraufhin erfolgte Ausbau von Schulen und Hochschulen seit den 1950er Jahren, infolgedessen immer mehr Menschen einen mittleren oder höheren Bildungsabschluss erhalten haben, wird als Bildungsexpansion bezeichnet (vgl. Geißler 2008: 274, 279). Die zunehmende Höherqualifizierung der Bevölkerung, die auch die Frauen einschließt, hat das soziale Leben der Gesellschaft maßgeblich beeinflusst und verändert (ebd.: 279): So hat der Zugang zu einer höheren Bildung zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit der Frauen gegenüber den Männern geführt (vgl. Beck-Gernsheim 2010: 10). Durch das gestiegene Bildungsniveau und die Berufsqualifizierung der Frauen und die damit zunehmende Erwerbstätigkeit ist die Versorger- bzw. Hausfrauenehe, die bis in die 1980er eine verbreitete Lebensform war, kein gängiges Modell der modernen Gesellschaft mehr (vgl. Burkart 1997: 89 Keddi 2003: 26). Indem die Frauen nun selbst erwerbstätig wurden, waren sie nicht mehr auf eine Heirat angewiesen, um nach dem Auszug bei den Eltern finanziell abgesichert zu sein. Damit haben die 'Ehe und Familie als Versorgungsinstanz und als ausschließlich biografischer Rahmen für Frauen' an Bedeutung verloren (Beck-Gernsheim 1992 in Keddi 2003: 27). Ihnen eröffneten sich Optionen, ihr Leben individuell zu gestalten und eigenen Bestrebungen nachzugehen. Sie erlangten durch ihre berufliche Tätigkeit ökonomische Unabhängigkeit (vgl. Keddi 2003: 27), die wiederum zu mehr Selbstbewusstsein und dem Anspruch auf Eigenständigkeit in der Lebensgestaltung (vgl. ebd.) führte. Eine weitere Folge der Bildungsexpansion ist, dass sich die Ausbildungszeiten der jungen Menschen verlängert haben. Dadurch hat sich wiederum der Zeitpunkt zur Gründung einer eigenen Familie verschoben: Das durchschnittliche Heiratsalter bei Frauen lag im Jahr 2005 bei 29,6 Jahren, bei Männern bei 32,6 Jahren (vgl. Peuckert 2007: 40 in Hradil / Masson 2008: 206). Die längeren Ausbildungszeiten und damit das höhere Einstiegsalter in den Beruf werden als Gründe für das zunehmende Heiratsalter angesehen (vgl. Hradil / Masson 2008: 206). Zudem ist es durch die Bildungsexpansion immer mehr Menschen möglich geworden, in höhere berufliche Positionen zu gelangen und damit ein höheres Einkommen zu erzielen. Insoweit sind mehr Menschen in der Lage, einen eigenen Haushalt zu finanzieren und damit unabhängig von einem Partner zu leben. Gleichzeitig werden mit den besseren Chancen, in eine höhere Berufsposition zu gelangen, neue Anforderungen an die Arbeitnehmer gestellt, die Auswirkungen auf die Partnerschaft bzw. auf das Familienleben des Einzelnen haben: Flexibilität und Mobilitätsbereitschaft sind die häufigsten Anforderungen an den modernen Arbeitnehmer. 2.2.2, Auswirkungen der berufsbedingten Mobilität auf Paarbeziehungen: Mit der Auflösung nationalstaatlicher Grenzen, durch den wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Strukturwandel und den technologischen Fortschritt hat die beruflich induzierte Mobilität zugenommen (vgl. Schneider et al. 2002 b: 22). Von den Arbeitnehmern wird erwartet, dass sie anpassungsfähig und mobilitätsbereit sind (ebd.: 13). Obwohl es Mobilitätserfordernisse, die durch den Beruf bedingt sind, schon immer gegeben hat, haben das Ausmaß, die Intensität, aber auch die Anlässe beruflicher Mobilität in den vergangenen Jahren stark zugenommen (vgl. ebd.: 23). Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig (vgl. Schneider et al. 2002 a: 23 f.): Die zunehmende berufsbedingte Mobilität hat Auswirkungen auf Paare und Familien. Während in den 1950er bis 1970er Jahren Berufsmobilität mit Umzugsmobilität gleichzusetzen war und bei einem beruflichen Wechsel die gesamte Familie mit dem Mann umzog, hat sich die Berufsmobilität im ausgehenden 20. Jahrhundert verändert: Da mit der Emanzipation und dem gestiegenen Bildungsniveau immer mehr Frauen einem Beruf nachgehen und vor allem Akademikerinnen sich eine eigene berufliche Karriere aufbauen wollen, haben sich neue Formen beruflicher Mobilität gebildet. Sind beide Partner beruflich ambitioniert, kommt es nicht selten vor, dass der eine Partner, bei einem berufsbedingten Ortswechsel des Anderen, einen Umzug verweigert, um einen Schaden in der eigenen Karriere zu vermeiden (vgl. ebd.). Auch in Partnerschaften mit Kindern werden die klassischen Familienumzüge vermieden, stattdessen werden bei Berufsmobilen andere Möglichkeiten in Betracht gezogen: tägliches Pendeln, Wochenend- oder Fernpendeln (vgl. ebd.). Sind beide Partner karriereorientiert, ist der Beruf selten mit der Familie zu vereinbaren. Nach Schneider et al. (vgl. ebd.) sind vor allem mobile Frauen kinderlos. Während unter Mobilität zunächst die räumliche oder soziale Mobilität verstanden wurde, ist der Bedeutungsgehalt der modernen Mobilität nach Schneider et al. (vgl. 2002 b: 25) weitaus umfangreicher geworden. Die moderne Mobilität hat zur Entstehung vielfältiger mobiler Lebensformen geführt. Mobil zu sein, bedeutet, offen, mobil und flexibel zu sein, und darüber hinaus stets für den Arbeitgeber verfügbar zu sein (vgl. ebd.: 24). Doch diese Anforderungen an die Arbeitnehmer haben zwangsläufig Auswirkung auf das Privatleben und auf die sozialen Kontakte. Aus diesem Grund sprechen Schneider et al. (vgl. 2002 a: 16) davon, dass die moderne Berufsmobilität eine neue 'Dimension erhalten' habe: die Integration der beruflichen Mobilitätserfordernisse in das Privatleben und in die Familie (vgl. ebd.). Wie schwierig diese Integration ist, zeige sich daran, dass es immer weniger Menschen schaffen, Karriere und Familie zu vereinbaren (vgl. ebd.). Zwar ist die berufliche Kontinuität in Deutschland derzeit noch die Regel, wie eine Online-Umfrage des Karriereportals Monster 2007 (Monster 2007 vgl. auch Eichhorst et al. 2009b: 56) zeigt: 45 Prozent von 3.882 Arbeitnehmern arbeiten nach eigenen Angaben bereits fünf Jahre im selben Job. Zukünftig erwarten Schneider et al. (2002 b) jedoch, dass 'traditionelle Arbeitsverhältnisse fortschreitend durch diskontinuierliche Erwerbsbiografien mit hohen Anforderungen an Flexibilität und Mobilität abgelöst werden' (ebd.: 19). Die berufsbedingte Mobilität setzt häufig die Bereitschaft der räumlichen Mobilität voraus bzw. macht diese erforderlich. Denn nicht selten befindet sich ein neuer Arbeitsplatz an einem anderen Ort oder in einer anderen Region. Die Bereitschaft zur Mobilität steigt bei Personen mit hohem Bildungsgrad und sinkt mit steigendem Alter und zunehmender Haushaltsgröße (vgl. Limmer 2005: 104 Schneider et al. 2002 b: 37). Ferner sind Arbeitnehmer, die heimatverbunden sind und eine hohe Familienorientiertung aufweisen, weniger mobil (vgl. Limmer 2005: 104, Schneider et al. 2002 b: 20). 2.2.3, Juristische Veränderungen: Das Frauenbild war bis in die 1970er Jahre auch vor dem Gesetz davon geprägt, dass die Frauen 'Dienerinnen der Familie' (Beck-Gernsheim 2010: 10) seien und eine Erwerbstätigkeit für verheiratete Frauen vom Ehemann genehmigt werden musste. Seit der Reform des Gesetzes, können Frauen selbstbestimmter über ihr Leben entscheiden und einem eigenen Beruf nachgehen. 2.2.4, Neue Wege der Partnersuche: Nach Burkart findet Paarbildung dort statt, 'wo sich Menschen treffen' (1997: 60). Begünstigt wird sie, wenn die Menschen regelmäßig in Kontakt kommen, also vor allem in der Nachbarschaft, im Bildungssystem und am Arbeitsplatz oder bei Freizeitaktivitäten (ebd.). Eine neue Form der Partnersuche ist die der Partnersuche im Internet. Durch zahlreiche Singlebörsen ist es nun möglich, in Kontakt mit Menschen zu kommen, denen man im realen Leben möglicherweise nie begegnet wäre. Mit dieser neuen Form der Partnersuche hat sich nicht nur der Markt potentieller Partner erweitert: Auch der Ort, an dem der Partner wohnt, kann nun hunderte oder gar tausende Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt sein. Oft resultieren daraus Partnerschaften auf Distanz. 2.2.5, Technologieentwicklung & Geld: Durch die Entwicklung der Kommunikationstechnologie ist es den Paaren nun möglich, für wenig Geld regelmäßig miteinander zu kommunizieren. Telefon und Internet sind bezahlbar geworden und lassen es zu, dass Paare über tausende Kilometer Entfernung Kontakt miteinander halten und sich über Webcams sogar sehen können. Statt Briefe zu schreiben, die früher, je nach Entfernung, wochenlang unterwegs sein konnten, erreichen E-Mails eine Person innerhalb von Sekunden - sogar dann, wenn er sich in einem Land mit schlechter Infrastruktur befindet. Auch das Reisen ist mittlerweile zu einem komfortableren und relativ preiswerten Vergnügen geworden: ein Hin- und Rückflug von Berlin nach Paris kostet heute beispielsweise nur noch 64 Euro. Mit diesen technologischen und bezahlbar gewordenen Errungenschaften ist es Paaren möglich geworden, in getrennten Haushalten in verschiedenen Orten oder Ländern zu leben und dennoch ihre Beziehung aufrechtzuerhalten.
Denise Fritsch, M. A., studierte Politikwissenschaften und Soziologie an der Ruhr-Universität in Bochum sowie an der FernUniversität in Hagen. Schwerpunkt des forschungsorientierten Masterstudiengangs waren die Untersuchung von Ursachen und Konsequenzen von Individualisierung sowie des Umgangs mit Individualisierung im Kontext der heutigen Sozialstruktur. 2012 schloss die Autorin mit einem Master of Arts in Soziologie ab. Die vorliegende Studie entstand im Rahmen ihrer Masterarbeit. Heute arbeitet Denise Fritsch als freie Autorin und Schreibtrainerin.
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