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  • Risiken in der deutschen Energiewirtschaft. Ein Risikomanagement für die Energiewende

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Produktart: Buch
Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Häufung von globalen Wirtschaftskrisen, Betrug und Finanzskandalen, aber auch von Terroranschlägen und Naturkatastrophen zeigt, dass Unternehmen sich immer mehr Herausforderungen gegenübersehen und wie wichtig das Managen von Risiken geworden ist. Daher müssen Unternehmen Systeme implementieren, um Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern und dadurch Transparenz über die eigene Risikosituation zu schaffen. Besonders wichtig wird diese Aufgabe für Unternehmen in der Energiewirtschaft werden, denn knapper werdende Ressourcen, klimatische Veränderungen und politische Eingriffe machen es zunehmend schwieriger, die Unternehmensziele planmäßig zu erreichen. Insbesondere auf Unternehmen in Deutschland kommen große Herausforderungen zu, da die Energiewende viele Neuerungen mit sich bringt und dadurch die Zukunft vieler Unternehmen unsicherer macht. Dieses Buch soll dazu dienen, ein Risikomanagementsystem speziell für Energieunternehmen vorzustellen, das aus den vier Phasen Risikoidentifikation, -bewertung, -steuerung und -überwachung besteht. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Risiken gelegt, die durch die Energiewende verstärkt oder sogar erst erzeugt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.2. Risiken der Energiewende und ihre Auswirkungen: In diesem Abschnitt wird insbesondere auf die Risiken und Probleme der Energiewende eingegangen und deren Einfluss auf die bisher identifizierten Risiken und deren Bedeutung für die jeweiligen Beteiligten herausgearbeitet. Eines der größten Probleme, das mit der Energiewende zusammenhängt, ist das Investitions- bzw. Kostenrisiko. Für das Erreichen der oben schon angesprochenen Ziele der Energiewende sind Investitionen in vielen Bereichen notwendig: zuallererst muss in Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung, dann in die Infrastruktur (Stromnetze und Energiespeicher) sowie in eine höhere Energieeffizienz (z. B. energetische Gebäudesanierung) investiert werden bis 2020 rechnet man mit Kosten von 31 bis 38 Milliarden Euro pro Jahr (vgl. Blazejczak et al. (2013), S. 19, 24). Weitere Kosten entstehen durch das vermehrte Abrufen von Regelenergie und das erhöhte Vorhalten von Back-Up-Kapazitäten (Hessler/Loebert (2013), S. 3-7). All diese Kosten sind mit großen Unsicherheiten verbunden, schwer quantifizierbar und abhängig von: den Entwicklungen der Kosten einzelner neuer Technologien, der Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen, der Entwicklung der Energienachfrage, der Akzeptanz durch die Bevölkerung (vgl. Tönskötter (2012), S. 15). Zudem ist ungewiss, ob die erneuerbaren Energien ihre Vollkosten langfristig ohne politische Unterstützung decken können und sich Investitionen in erneuerbare Energien selbst amortisieren werden. Laut Kopp et al. (2012, S. 248, 252) ist es unwahrscheinlich, dass langfristig die Finanzierung von EE-Anlagen allein über den Verkauf von Strom vollzogen werden kann. Durch die Unsicherheit all dieser Kosten entsteht ein Investitionsrisiko, denn die Höhe der notwendigen Investitionen und der Zeithorizont dieser Investitionen sind enorm und bergen somit hohe Risiken (vgl. Rave (2013), S. 26). Für den Bau einer neuen Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energien muss ein Investor entscheiden, welche allgemeine Erzeugungstechnologie, sowie welchen Anlagentyp innerhalb dieser Technologie er verwenden möchte und an welchem Standort die Anlage gebaut werden soll (vgl. Pahle et al. (2014), S. 14). Dabei ist von hoher Wichtigkeit, dass er zukünftige Entwicklungen so weit wie möglich in seine Entscheidungen einfließen lässt. Jeder potenzielle Investor muss daher vor dem Tätigen der Investition in erneuerbare Energien die möglichen Risiken erkennen und die damit verbundenen Kosten im Verhältnis zu den erwarteten Renditen setzen. Insgesamt kann zusammengefasst werden, dass die Energiewende das Investitionsrisiko für Unternehmen, die im Energiebereich tätig sind, wesentlich erhöht. Nicht nur Energieunternehmen sind dem Kostenrisiko ausgesetzt, denn es wird zum Teil über die EEG-Umlage und die Netznutzungsentgelte auf die Energiekunden umgewälzt und muss von den Verbrauchern getragen werden. Man geht davon aus, dass durch die Verteilung des Risikos auf eine sehr große Zahl von Steuerzahlern […] der anteilige Betrag relativ gering aus[fällt] (Pahle et al. (2014), S. 6), was oft kritisiert wird und sehr umstritten ist. Dadurch, dass die Kosten für die Modernisierung und Erweiterung der Stromnetze und die Kosten für den Ausbau von EE-Anlagen in den nächsten Jahren steigen werden, ist auch mit höheren Netznutzungsentgelten und einer steigenden EEG-Umlage zu rechnen. Dies kann für internationale Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch trotz Ausgleichsregelung ein großes Risiko darstellen, wodurch sie sich gezwungen sehen, ihre Investitionen am Standort Deutschland einzustellen, ihre Produktion einzugrenzen oder sogar Betriebsstätten ins Ausland zu verlagern. Es fällt auf, dass die Energiewende das Kostenrisiko für die Verbraucher stark erhöht. Marktseitig bedeutet die Energiewende zum einen das ‘Aus‘ für den Emissionshandel (Pehle (2013), S. 363), denn eine Erhöhung des Anteils an EE-Strom lässt die CO2-Zertifikatspreise drastisch sinken, was wiederum dazu führt, dass andere Marktteilnehmer, anstatt ihre CO2-Sparmaßnahmen auszuweiten, eher günstige CO2-Zertifikate erwerben. Zum anderen bedeutet die Energiewende für den Handel, dass es zu negativen Strompreisen an der Börse kommen kann. Wenn viel Ökostrom produziert und angeboten wird, sinkt im Rahmen der Merit-Order der Börsenpreis für Strom. Je niedriger dieser ist, desto größer ist die Differenz zwischen ihm und der garantierten EEG-Vergütung, wodurch die EEG-Umlage und der Strompreis für den Verbraucher steigt. Wenn es nicht möglich ist, konventionelle Grundlastkraftwerke bei hoher EE-Einspeisung abzuschalten, da dies äußerst hohe Kosten verursachen würde, lohnt es sich für den Betreiber eines konventionellen Kraftwerks für die Abgabe seines Stroms sogar etwas zu bezahlen, was zu einem negativen Strompreis führt (vgl. Frondel (2012), S. 15). Auch der Ökostrom muss zu diesem negativen Preis verkauft werden, was die Differenz zwischen dem Börsenpreis und der EEG-Vergütung wiederum steigen lässt und über die EEG-Umlage zu höheren Kosten für den Verbraucher führt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Energiewende den Börsenpreis für Strom stark sinken lässt und es dazu kommen kann, dass konventionelle Kraftwerke kaum noch wirtschaftlich betrieben werden können.

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