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- Revolution im deutschen Gasmarkt: GABi Gas und ihre Auswirkungen auf die Stadtwerke
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Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Nach der Beseitigung des Punkt-zu-Punkt-Transports im Gasmarkt und die Einführung des 2-Vertragsmodells im Jahre 2007 (GWJ 07/08), was zu großen Umbrüchen führte, wurde zum 1. Oktober 2008 ein neues Tagesbilanzierungsregime mit stündlichem Anreizsystem, die sog. GABi Gas eingeführt. Dieses neue Bilanzierungsregime stellte die deutsche Gaswirtschart vor neuen großen Herausforderungen. Das neue Regime sollte nach dem neuen Transportmodell den Gasmarkt weiter für neue Marktteilnehmer öffnen, einen liquiden Gasmarkt fördern, Transparenz und Kostenorientierung schaffen und den Wettbewerb zugunsten der Erdgasverbraucher weiter forcieren. Dieses Buch zeigt die Entwicklung des deutschen Gasmarktes, beginnend bei der klassischen Wertschöpfungskette, über das Aufbrechen des Punkt-zu-Punkt-Transports bis hin zur Einführung des derzeit geltenden Bilanzierungsregimes, der GABi Gas. Ein besonderer Fokus liegt hier in den Auswirkungen auf die kommunalen Energieversorger, den Stadtwerken, und deren Chancen und Risiken durch das neue Bilanzierungssystem.
Textprobe: Kapitel 3.2, Vertragslandschaft im Zweivertragsmodell: Für den eigentlichen, d. h. physischen Gastransport schließen die Transportkunden gem. § 3 Abs. 1 GasNZV mit dem jeweiligen Netzbetreiber der Ein- und Ausspeisenetze einen Ein- und/oder einen Ausspeisevertrag ab, d. h. der Transportkunde erhält auf Basis dieser Verträge den gesamten physischen Gasnetzzugang innerhalb des Marktgebietes. Die operative Transportabwicklung erfolgt aufgrund eines weiteren Vertrages, dem sog. Bilanzkreisvertrag. Sofern jedoch der Gasbezug am virtuellen Handelspunkt erfolgt, genügen ein Ausspeise- und ein Bilanzkreisvertrag. Alle anderen, für den Gastransport erforderliche Verträge (z. B. Netzkopplungsvertrag) schließen die beteiligten Netzbetreiber untereinander. 3.2.1, Einspeisevertrag: Die Vertragspartner des Einspeisevertrages sind der Transportkunde und der Einspeisenetzbetreiber. Durch den Abschluss eines Einspeisevertrages erlangt der Transportkunde Zugang zu dem jeweiligen Marktgebiet. Dieser Vertrag bezieht sich auf den Transport vom Einspeisepunkt bis zum virtuellen Handelspunkt. Auf Basis des Einspeisevertrages kann der Transportkunde Kapazitäten an Einspeisepunkten buchen. Der Einspeisenetzbetreiber ist vertraglich verpflichtet das Gas für den Transportkunden bis zum virtuellen Handelspunkt zu transportieren. 3.2.2, Ausspeisevertrag: Der Ausspeisevertrag wird zwischen dem Transportkunden und dem Ausspeisenetzbetreiber geschlossen. Der Ausspeisevertrag bezieht sich auf den Transport vom virtuellen Handelspunkt bis zum Ausspeisepunkt. Innerhalb eines örtlichen Verteilnetzes ist der Ausspeisepunkt mit der Entnahmestelle beim Letztverbraucher (Gaszähler) gleichzusetzen. Auf Grundlage des Ausspeisevertrags kann der Transportkunde Kapazitäten bzw. Vorhalteleistungen an Ausspeisepunkten innerhalb des Marktgebietes buchen. Der Ausspeisevertrag verpflichtet den Ausspeisenetzbetreiber die Transportleistung für den Transportkunden zu erbringen. Der Transportkunde kann zur vereinfachten Abwicklung von mehreren Ausspeiseverträgen, d. h. zur Belieferung von mehreren Letztverbrauchern, einen sog. Lieferantenrahmenvertrag mit dem Ausspeisenetzbetreiber zu schließen. 3.2.3, Bilanzkreisvertrag: Zur operativen Abwicklung des Transportes, d. h. zur Bilanzierung der geflossenen Gasmengen, ist ein weiterer Vertrag (Bilanzkreisvertrag) notwendig. Der Bilanzkreisvertrag wird zwischen dem Bilanzkreisnetzbetreiber und dem Bilanzkreisverantwortlichen abgeschlossen. Der Bilanzkreisvertrag ist die Verknüpfung zwischen dem Ein- und Ausspeisevertrag. 3.3, Bilanzkreismanagement: Die Aufgabe des Bilanzkreismanagement ist die operative Abwicklung des Gastransports. Um sämtlichen Marktteilnehmern ein Maximum an einheitlichen und gleichwertigen Vorgaben zur operativen Abwicklung des Gastransports zu geben, bedient man sich einer grundlegenden und einheitlichen Bilanzkreissystematik inklusive verbindlicher Regelungen. Das Ziel des Bilanzkreismanagements ist Bilanzierung der transportierten Gasmengen. Somit werden im Rahmen des Bilanzkreismanagements sämtliche Ein- und Ausspeisungen in einem sog. Bilanzkreis bilanziert und abgerechnet. Ferner soll mit einem Bilanzkreismanagement die Portfoliobildung auf Marktgebietsebene und damit ein netzübergreifender Differenzmengenausgleich, der Gashandel zwischen unterschiedlichen Bilanzkreisen über einen virtuellen Punkt, sowie die Einbringung und Nutzung nachgelagerter Flexibilitäten (Speicher etc.) ermöglicht werden. Zentrales Instrument des Bilanzkreismanagements ist der Bilanzkreis, welcher vom marktgebietsaufspannenden Netzbetreiber - als Bilanzkreisnetzbetreiber - administriert wird. Ein Bilanzkreis stellt ein virtuelles Versorgungsgebiet bzw. Energiemengenkonto dar, der dem Ausgleich und der kaufmännischen Abrechnung von Differenzen der zugeordneten Ein- und Ausspeisungen, sowie der Übertragung von Gasmengen zwischen Bilanzkreisen über einen virtuellen Ein-/Ausspeisepunkt dient. Jeder Bilanzkreis beinhaltet einen virtuellen Ein-/Ausspeisepunkt. Die Bilanzkreise werden in kWh/h beim Bilanzkreisnetzbetreiber geführt. Die grundlegende Bilanzkreissystematik lässt sich in drei bzw. vier Zeitabschnitte einteilen. Der Zeitabschnitt D-1 bezeichnet den Tag vor dem Gastag (bilanzieller Liefertag), der Gastag wird im Zeitabschnitt D abgebildet, der Tag nach der Lieferung wird als Zeitabschnitt D+1 bezeichnet und der Abrechnungszeitraum der geflossenen Gasmengen mit M + 29 WT bzw. M + 31 WT. Ferner ist zwischen den Prozessen für Kunden mit registrierender Leistungsmessung (RLM) und Kunden mit Standardlastprofilen (SLP) zu unterscheiden. Gem. § 29 und § 33 GasNZV sind die Netzbetreiber verpflichtet Endkunden mit einer stündlichen Ausspeiseleistung von mehr als 500 kW und einer jährliche Entnahme von mehr als 1,5 Millionen kW mit einer registrierenden Leistungsmessung (Lastgangzähler) auszustatten . Die Bilanzierung erfolgt hier aufgrund von ausgelesenen Messwerten. Für Kunden mit einem geringeren Verbrauch, insbesondere bei Haushaltskunden, ist die Installation eines Lastgangzählers aus Kostengründen ökonomisch nicht sinnvoll. Um dennoch eine massengeschäftstaugliche Abwicklung zu gewährleisten und die Ausspeisemengen zu prognostizieren, sind von der TU München im Rahmen eines Gutachtens eine Reihe von SLP erarbeitet worden. Ein SLP ist vereinfacht ausgedrückt eine standardisierte Verbrauchslinie, welche sich an einem typischen Abnahmeprofil eines Haushalts- und Gewerbekunden unter Berücksichtigung von verschiedenen Einflussfaktoren (Temperatur, Wind, Bauweise des Objektes etc.) orientiert. Innerhalb des Bilanzkreismanagements lassen sich vier Hauptprozesse zur Transportabwicklung identifizieren. Dieses sind Nominierungen, Allokationen, Bilanzierung und Bilanzausgleich. Da sich das Bilanzkreismanagement durch die veränderten Rahmenbedingungen nicht verändert hat, wird nachfolgend die grundlegende Systematik des Bilanzkreismanagements im Zweivertragsmodell näher dargestellt.
Patrick Braun, Diplom-Kaufmann (FH), wurde 1982 in Bocholt geboren. Sein nebenberufliches Studium der Wirtschaftswissenschaften an der privaten Hochschule für Oekonomie und Management schloss der Autor im Jahre 2009 mit dem akademischen Grad des Diplom-Kaufmanns (FH) ab. Bereits während seines Studiums arbeitete der Autor bei einem Stadtwerk im westlichen Münsterland. Im Jahr 2011 wechselte er dann in das Kapazitätsmanagement der größten deutschen Gasgesellschaft. Seit 2013 ist der Autor aufgrund der Verschmelzung der Gasaktivitäten und des Energiehandels für das Handelshaus eines großen Energiekonzerns tätig. Die Umbrüche und Dynamik im deutschen Gasmarkt motivierten ihn, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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