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  • Ratingagenturen auf den internationalen Finanzmärkten: Ihre Rolle in der Finanz- und Eurokrise

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Produktart: Buch
Verlag: Igel Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Vor mehr als einem Jahrhundert haben sich, ausgehend von den USA, Unternehmen entwickelt, die sich auf die Bonitätsbeurteilungen von Schuldnern spezialisiert haben: Die Ratingagenturen. Begonnen hat alles mit einem dünnen Buch, welches John Moody im Jahre 1909 veröffentlichte. Heute hat sich der Ratingmarkt zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Industrie entwickelt und die großen Agenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch zählen zu den mächtigsten Akteuren auf den Finanzmärkten. Doch die Agenturen, die für Transparenz und Effizienz auf den Finanzmärkten sorgen sollen, stehen seit Beginn des neuen Jahrtausends fast pausenlos in der Kritik. Ihre Finanzierung sei fragwürdig, ihre Bewertungsmethoden undurchsichtig und ihre Ratings oft nicht nachvollziehbar. Zudem wird ihnen massives Versagen in verschiedenen wirtschaftlichen Krisen vorgeworfen. Die Beispiele reichen von einer der größten Firmenpleiten in der US-Geschichte über die Finanzmarktkrise bis hin zur Staatsschuldenkrise in der Eurozone. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Ratingbranche auch als die größte unkontrollierte Machtstruktur im Weltfinanzsystem dargestellt wird und Politiker immer wieder Alternativen zu den privatwirtschaftlichen Agenturen fordern. Ist die harte Kritik an den Ratingagenturen berechtigt oder wird mit ihnen nur ein Sündenbock präsentiert um von anderen Problemen auf den Finanzmärkten abzulenken? Dieser Frage wird im vorliegenden Buch nachgegangen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.1, Emissionsrating und Emittentenrating: Die erste Unterscheidung der Ratingarten findet dahingehend statt, ob ein einzelner Finanztitel oder die generelle Finanzkraft eines Schuldners geratet werden soll. Im erstgenannten Fall handelt es sich um ein Emissionsrating, dass die derzeitige Meinung einer Agentur hinsichtlich der Bonität eines Schuldners in Bezug auf eine bestimmte Schuldverschreibung wiederspiegelt. Das Ergebnis des Emissionsratings hängt vor allem von der Kreditwürdigkeit des Emittenten bzw. Schuldners ab. Zusätzlich wird das Resultat von der Bonität von Garantiegebern und Versicherern sowie der Währung der Emission beeinflusst. Dies führt dazu, dass Schuldverschreibungen eines Unternehmens unterschiedliche Ratingnoten besitzen können. Des Weiteren können Anleihen ein besseres Rating als das emittierende Unternehmen selbst aufweisen. Die Gründe hierfür können in einer unterschiedlichen Besicherung, der Erst- bzw. Nachrangigkeit, den zusätzlichen Rechten und Bedingungen für Zins- und Tilgungszahlungen und in der Laufzeit liegen. Fundament des Emissionsratings bilden aktuelle Daten, die das emittierende Unternehmen der Agentur zur Verfügung stellt. Ferner kann in Abhängigkeit der Laufzeit der bewerteten Titel, in kurz- und langfristige Emissionsratings unterschieden werden. Im zweiten Fall handelt es sich um ein Emittentenrating. Hier wird die aktuelle Einschätzung einer Ratingagentur bezüglich der Finanzkraft und Bonität eines Schuldners wiedergegeben. Emittentenratings beurteilen die Bereitschaft und Fähigkeit eines Schuldners, seine Verbindlichkeiten zukünftig zu begleichen. Das Rating bezieht sich auf keine spezielle finanzielle Verpflichtung und berücksichtig weder Art noch Rangfolge im Falle einer Insolvenz oder Liquidation. Das Emittentenrating beurteilt die allgemeine Kreditwürdigkeit eines Schuldners hinsichtlich nicht nachrangiger ungesicherter Forderungen. 3.1.2, Solicited Rating und Unsolicited Rating: Eine weitere Differenzierung von Ratings lässt sich in Bezug auf die Initiative der Kreditwürdigkeitsermittlung treffen. Erteilt ein Unternehmen einer Agentur den Auftrag es zu raten, spricht man von einem Solicited Rating. Ein zur Art und Branche des Auftraggebers passendes Ratingkomitee aus Analysten verschiedener Abteilungen sammelt unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Datenbanken das gesamte öffentlich verfügbare Material. Darüber hinaus kommt der Kooperation zwischen Agentur und Emittent eine elementare Bedeutung zu. Im Normalfall wirkt das zu ratende Unternehmen beim Ratingprozess mit und liefert der Agentur wichtige Daten. Bei einem Unsolicited Rating erfolgt die Bewertung ohne den ausdrücklichen Auftrag und ohne Mitwirkung des bewerteten Unternehmens. Die Agentur muss dabei auf rein öffentliche zugängliche Informationen zurückgreifen, was möglicherweise zu einer geringeren Aussagekraft des Resultats führen kann. 3.1.3, Debt Rating und Equity Rating: Die Unterscheidung der beiden Ratingarten liegt im Adressatenkreis. Beide basieren auf einer Analyse der grundlegenden Unternehmensstruktur. Da ein Debt Rating entscheidungsrelevante Daten für Fremdkapitalgeber liefern soll, steht die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredites im Vordergrund. Das Equity Rating versucht, einem Anleger eine Aussage über das Entwicklungspotenzial seiner Investition, sprich Ausmaß und Stabilität der Gewinne des Unternehmens, zu liefern. 3.1.4, Branchenrating und Länderrating: Ein Branchenrating berücksichtigt die Wachstumsstärke, die Ertragsstärke, die Wettbewerbsintensität sowie die Konjunktursensibilität einer ausgewählten Wirtschaftsbranche. Dieses Rating ist dem Umstand geschuldet, dass die Branchenkonjunktur einen wichtigen Einfluss auf die Bonität von Unternehmen ausübt. Branchenratings basieren auf Informationen aus Behörden, statistischen Ämtern oder Ministerien, Berufs- und Industrieverbänden, Wirtschaftsforschungsinstitutionen und internationalen Organisationen. Bei einem Länderrating (Sovereign Rating) wird die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes analysiert und prognostiziert. Vor allem die Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und der daraus resultierenden Bedeutung für die Kapitalmärkte steht im Fokus dieser Ratingart. Die Risiken für Gläubiger und potenzielle Kapitalgeber eines Landes werden anhand einer Bonitätseinschätzung beurteilt. Ferner werden die Chancen und Risiken für Realinvestitionen identifiziert. Des Weiteren werden Wechselkursrisiken, die bei Investitionen in ein Land eine signifikante Rolle spielen können, über modellbasierte Prognosen ermittelt. Im Gegensatz zu Emittentenratings basieren Länderratings überwiegend auf öffentlich zugänglichen Informationen und sind in der Regel nicht beantragt sowie unentgeltlich. Zusätzliche Relevanz erhalten Länderratings durch ihre Funktion als Obergrenze für die Einstufung sämtlicher Emittenten mit Sitz in dem betreffenden Staat. Grund dafür ist das Devisentransferrisiko, dem alle inländischen Emittenten unterliegen. Das Konzept des ‘Sovereign Ceiling’ lässt nur in Einzelfällen Ausnahmen zu.

Über den Autor

Jan Siebert, M.A., wurde 1985 in Gießen geboren. Sein Studium der Betriebswirtschaft an der Business School der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in der Industrie. Seit 2012 arbeitet er im Controlling eines international tätigen Konzerns.

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