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- Make-or-Buy-Entscheidungen bei mehrstufigen Produktionsprozessen: Diskussion von Methoden und Ansätzen
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Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 41
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die optimale Gestaltung der Fertigungstiefe eines Produktionsprozesses und die damit verbundene Frage zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug einzelner Komponenten, Systeme und Leistungen stellt eine wichtige Entscheidung für die Unternehmen dar. Sie sollte aufgrund wechselnder Rahmenbedingungen häufig getroffen und auf Richtigkeit überprüft werden. Das Ergebnis von Make-or-Buy-Entscheidungen ist richtungweisend für den Erfolg des Unternehmens, da viele Faktoren vom Ergebnis des Entscheidungsprozesses abhängen. Vom Ausgang der Fragestellung nach dem optimalen Bereitstellungsweg sind innerbetrieblich bspw. die Kriterien Kosten und Qualität der Produkte, Lagerkapazitäten sowie die benötigte Anzahl an Mitarbeitern und deren Qualifikation betroffen. Das Ziel dieses Buches ist es, Methoden und Ansätze darzustellen sowie zu diskutieren, mit denen Make-or-Buy-Entscheidungen für mehrstufige Produktionsprozesse vorbereitet und getroffen werden können. Einerseits sollen dabei bereits vorhandene Ansätze dargestellt und beurteilt werden, andererseits sollen Methoden, die für die Betrachtung einer Fertigungsstufe geeignet sind, auf die Möglichkeit hin überprüft werden, sie auch bei einer Make-or-Buy-Entscheidung mit mehreren Fertigungsstufen einzusetzen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf ein Scoring-Modell sowie das Make-or-Buy-Portfolio gelegt.
Textprobe: Kapitel 3, Planung von Make-or-Buy-Entscheidungen: 3.1, Anlässe für Make-or-Buy-Entscheidungen: Zahlreiche Anlässe innerhalb und außerhalb von Unternehmen können die Notwendigkeit einer Make-or-Buy-Entscheidung herbeiführen. Zum einen stellt sich die Frage nach dem optimalen Bereitstellungsweg, wenn ein neuer Bedarf auftritt. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn ein Unternehmen neu gegründet wird oder ein bestehendes Unternehmen ein neues Produkt einführen will. Hier sollte insbesondere bei der Produktentwicklung darauf geachtet werden, ob das eigene Unternehmen überhaupt in der Lage ist, eine Eigenerstellung so zu gewährleisten, dass alle an das Produkt bzw. das Produktfeld gestellten Anforderungen (bspw. hinsichtlich Qualität oder Abmessungen) erfüllt werden können. Andernfalls käme nur die Variante eines Fremdbezuges in Betracht. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach ’Make’ oder ’Buy’ auch bei bereits bestehendem Bedarf. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich Entscheidungskriterien von vergangenen Entscheidungen im Zeitverlauf verschoben haben oder aufgrund veränderter Marktgegebenheiten oder Kundenanforderungen neue Kriterien und Ziele in die Entscheidung einzubeziehen sind. Unterlässt man bei einer Änderung wichtiger Kriterien die erneute Prüfung, so können die bisherigen optimalen Bereitstellungswege nicht weiter sichergestellt werden. Dies macht eine kontinuierliche Prüfung wichtiger Entscheidungskriterien und die Sichtung neuer Kriterien unerlässlich. Dadurch kann ein Unternehmen in kurzer Zeit reagieren und seine Entscheidung auf weitere Gültigkeit überprüfen und ggf. anpassen. Mögliche Anlässe für einen Übergang von einer Eigenfertigung zum Fremdbezug könnten unter anderem sein: - Das Alter eigener Maschinen erfordert Ersatzinvestitionen. - Die Qualifikation des eigenen Personals reicht nicht aus. - Die Kosten der Eigenfertigung steigen bzw. die Kosten des Fremdbezuges sinken. - Der vorhandene Bedarf ist mit eigenen Kapazitäten nicht zu decken. - Der Bedarf sinkt unter eine kritische Menge, sodass ein Fremdbezug der gesamten Menge günstiger wird. - Die Qualität des Fremdbezuges ist besser. - Der Fremdbezug weist eine bessere Anpassungsflexibilität an die Marktanforderungen vor. - … Folgende Punkte können hingegen Anlässe für einen Übergang vom Fremdbezug zur Eigenfertigung sein: - Verträge mit Lieferanten laufen aus und/oder lassen sich nicht verlängern. - Der Bereitstellungsbedarf steigt, sodass bei Eigenfertigung eine stärkere Fixkostendegression einsetzt. - Sinkende Zuverlässigkeit des Lieferanten, sinkende Qualität der Produkte. - Die Liquidität des Unternehmens erlaubt es, in Maschinen zu investieren, die eine Eigenfertigung ermöglichen. - Marktaustritt des bisherigen Lieferanten. - Steigende Kosten des Fremdbezuges bzw. sinkende Kosten der Eigenfertigung. - … 3.2, Voraussetzungen für Make-or-Buy-Entscheidungen und mögliche Restriktionen: Damit eine Entscheidung zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug getroffen werden kann, müssen die Voraussetzungen für eine Eigenfertigung und einen Fremdbezug erfüllt sein. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur noch ein Bereitstellungsweg und die Entscheidung ist hinfällig. Als Voraussetzungen für eine Eigenfertigung müssen z. B. folgende Punkte erfüllt sein: - Die nötige Produktionskapazität muss vorhanden sein. - Das Unternehmen muss mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet sein. - Das nötige Know-how muss vorhanden sein. - Das Unternehmen muss über die notwendigen Einsatzgüter und Vorleistungen verfügen. Zu den bereits genannten Aspekten kommt noch erschwerend hinzu, dass im Unternehmen ausreichend Mitarbeiter mit der entsprechenden Qualifikation beschäftigt sein müssen. Ist dies nicht der Fall, so ist dennoch eine Fertigung im eigenen Unternehmen, bspw. durch den Einsatz von Zeitarbeitnehmern, möglich. Voraussetzung für einen Fremdbezug der Güter oder Leistungen ist, dass diese auf dem Markt in der benötigten Menge und Qualität sowie zum richtigen Zeitpunkt zu beschaffen sind. Sofern die Bezugsmenge auf Eigenfertigung und Fremdbezug aufgeteilt wird, sollten die Produkte und Leistungen beider Bereitstellungswege hinsichtlich ihrer Qualität und Abmessungen (bei Produkten) Gleichheit aufweisen, damit im Endprodukt keine Qualitätsunterschiede entstehen. Neben den Voraussetzungen für die einzelnen Alternativen der Bereitstellung sind bei der Entscheidung ’Eigenfertigung oder Fremdbezug’ auch einige Restriktionen zu beachten. Diese betreffen die zur Disposition stehenden Güter und Dienstleistungen. Sind bspw. die Zwischenprodukte einer Fertigungsstufe nicht lager- oder transportfähig, so können diese nicht an einem anderen Ort oder zeitlich versetzt zur folgenden Stufe der Fertigung hergestellt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass zwei aufeinander folgende Produktionsstufen auf den gleichen Maschinen gefertigt werden müssen. In solchen oder ähnlichen Fällen, in denen Produktionsstufen nicht voneinander getrennt betrachtet werden dürfen, kann keine Make-or-Buy-Entscheidung für nur eine der Stufen erfolgen. Bei solch einer Entscheidung müssen immer beide oder ggf. mehrere Stufen gleichzeitig betrachtet werden und entweder die betreffenden Stufen selbst gefertigt oder fremdbezogen werden. Dabei wäre auch eine Aufteilung der Mengen möglich. Eine weitere Restriktion kann die unternehmensinterne Festlegung von Kernkompetenzen bzw. Kernleistungen sein, die in jedem Fall in Eigenfertigung zur Qualitätssicherung und Vermeidung von Know-how-Verlusten realisiert werden sollen. Diese werden von der Betrachtung ausgeschlossen und unterliegen keiner Make-or-Buy-Entscheidung. 3.3, Ziele und Entscheidungskriterien von Make-or-Buy-Entscheidungen: Ziele bilden den Grundstein für die Aktivitäten eines Unternehmens. Sie stellen zukünftige Zustände dar, die durch die Entscheidungen der Unternehmensführung und den daraus resultierenden Handlungen erreicht werden sollen. Ohne Ziele kann keine Bewertung möglicher Entscheidungsalternativen, so auch bei der Wahl zwischen ‘Make’ und ‘Buy’ vorgenommen werden. Die Ziele und Entscheidungskriterien dafür werden aus der Unternehmensstrategie abgeleitet. Die Zielbildung für Make-or-Buy-Entscheidungen ist ein umfangreicher Prozess, bestehend aus Zielsuche, Zielpräzisierung, Zielstrukturierung, Realisierbarkeitsprüfung und Zielauswahl. In der Phase der Zielsuche werden die für die Make-or-Buy-Entscheidung relevanten Ziele zusammengetragen. Dazu müssen auch Ziele aus anderen Planungsbereichen beachtet werden, da diese Einfluss auf die Make-or-Buy-Ziele haben. In erster Linie werden die Ziele von Make-or-Buy-Entscheidungen aus den obersten Unternehmenszielen abgeleitet. So wird eine Konkurrenz zwischen ihnen vermieden und auf die Erreichung der übergeordneten Ziele hingearbeitet. Einen großen Einfluss auf die Suche nach entsprechenden Make-or-Buy-Zielen hat auch die gewählte Unternehmensstrategie. Daher ist die Änderung der Unternehmens- strategie zumeist auch ein Grund einer erneuten Make-or-Buy-Entscheidung. Bei der Zielsuche werden aus Unternehmenszielen und -strategie konkretere Make-or-Buy-Ziele abgeleitet. Bei der Zielsuche wird meist eine Vielzahl von Zielen zusammengetragen, sodass im weiteren Verlauf der Zielbildung eine Systematisierung und Strukturierung der gefundenen Ziele erfolgen muss. An die Phase der Zielsuche schließt sich die Zielpräzisierung an. Hier werden die Ziele so weit konkretisiert, dass mögliche Handlungsalternativen bei der Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug objektiv betrachtet und anhand ihres Erfüllungsgrades beurteilt werden können. Dabei erfolgt die Präzisierung der Ziele in drei Dimensionen: ihrem Inhalt bzw. ihrer Richtung, dem Ausmaß und dem Zeitpunkt oder der Zeitspanne der Realisierung. Die Trennung der drei Dimensionen ist dabei teilweise problematisch. Im Wesentlichen kann jedoch der Zielinhalt bzw. die Richtung als der angestrebte Soll-Zustand der betrachteten Objekte charakterisiert werden (z. B. Senkung der Fertigungskosten). Bezüglich des Zielinhaltes werden Ziele in Formalziele und Sachziele gegliedert. Formalziele geben dabei die Kriterien vor, auf deren Basis im Unternehmen Entscheidungen getroffen werden. Sachziele sind den Formalzielen untergeordnet. Ihre Erfüllung wirkt sich positiv auf die Erreichung der Formalziele aus. Sie werden unterschieden zwischen Leistungs-, Finanz- und Sozialzielen. Abbildung 2 stellt eine Sammlung von Formal- und Sachzielen, die bei Make-or-Buy-Entscheidungen Geltung haben können, dar. Betrachtet man Sachziele von Make-or-Buy-Entscheidungen, so wird ersichtlich, dass sie mit vielen Zielen des Beschaffungs- und Produktionsbereiches übereinstimmen. , denn Make-or-Buy-Entscheidungen greifen sowohl die Belange der Produktion als auch der Beschaffung auf. Nachdem die Ziele von Make-or-Buy-Entscheidungen inhaltlich festgelegt wurden wird das Zielausmaß beschrieben. Um dieses präzise formulieren zu können, werden eine Maßgröße und die Nennung eines Zahlenwertes benötigt. Dabei entspricht die Maßgröße dem Zielinhalt und der Zahlenwert dem Wert, den die Maßgröße annehmen muss, damit von Zielerreichung gesprochen werden kann.
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