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- Finanzinvestoren im Schatten der Finanzkrise: Die Auswirkungen der Kreditkrise auf die Private Equity Industrie
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Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Wall Street, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr. Mit Lehman Brothers, Merrill Lynch und Bear Stearns sind drei der fünf prestigereichsten US-Investmentbanken durch die Finanzkrise ab 2007 vom Erdboden verschwunden. Die Dynamik der Kreditkrise, die ursprünglich durch einen regionalen Immobiliencrash in einigen amerikanischen Vorstädten begann und schließlich in der wohl schwersten globalen Finanzmarktkrise seit den 30er Jahren mündete, ist schier unbegreiflich. Regierungen in aller Welt schreien nach verstärkter Regulierung und schimpfen auf die sonst schillernden, heute aber eher ahnungslos und verzweifelt wirkenden Kapitäne der Finanzwirtschaft. Die Finanzkrise geht auch an der Private Equity Beteiligungsbranche nicht spurlos vorbei. Kreditzusagen der Banken werden immer schwieriger, erste Deals kommen durch erschwerte Finanzierungsbedingungen ins Wanken. Wird sich also das ursprüngliche Geschäftsmodell der Private Equity-Gesellschaften verändern? Wird die Finanzkrise die Strategie der Investoren nachhaltig beeinflussen?
Textprobe: Kapitel 2, Grundlagen: Die Bedeutung von Private Equity hat in den vergangenen Jahren sehr stark zugenommen. Von allen Buy-Outs seit dem Jahr 1970 wurden mehr als 40% erst nach dem 1.Januar 2004 durchgeführt. Heute kann man so gut wie keine Tageszeitung aufschlagen, ohne nicht den Begriff Private Equity zu lesen. Besonders in den Boomjahren von 2005 bis hinein in die erste Hälfte des Jahres 2007 bestimmten die Finanzinvestoren vermehrt die Schlagzeilen der Wirtschaftsrubriken. In Folge dessen ist die öffentliche Diskussion rund um das Thema ‘Private Equity’ angestiegen und Private Equity wird vermehrt in Fernsehgesprächsrunden und Presseartikeln thematisiert. Dass diese Diskussionen oft von Halbwissen und verklärenden Argumenten geprägt sind, liegt einerseits an der Komplexität der Beteiligungsbranche, andererseits aber auch an der nicht gerade klar definierten Abgrenzung und Definition des Begriffs Private Equity. Das Kapitel Grundlagen versucht, den Begriff Private Equity daher näher zu definieren und beschreibt die teilnehmenden Parteien des Beteiligungsmarktes, sowie die Einsatzgebiete von Private Equity. 2.1, Definition & Abgrenzung: Der Begriff ‘Private Equity’ ist in der Literatur nicht eindeutig definiert und hat im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel erfahren. Die Geschichte und der sprachliche Gebrauch des Ausdrucks sind in einigen Ländern verschieden. Gerade die Differenzierung zwischen den Begriffen ‘Private Equity’ und ‘Venture Capital’ ist weder in der Theorie noch in der Praxis eindeutig. 2.1.1, Private Equity & Venture Capital: Die beiden aus den USA stammenden Begriffe beschreiben grundsätzlich die Beteiligung von privatem oder institutionellem Anlagekapital an größtenteils nicht börsennotierten Unternehmen. Der deutsche Fachverband Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sowie dessen europäisches Pendant, die European Private Equity & Venture Capital Association (EVCA), definieren Private Equity als Oberbegriff aller außerbörslichen Eigenkapital-Anlageformen, also Venture Capital, Buy-Outs und Mezzanine-Kapital. In der vorliegenden Arbeit wird synonym zum Begriff Private Equity die deutsche Bezeichnung ‘privates Beteiligungskapital’ benutzt. Der Begriff ‘Venture Capital’ bezieht sich laut den beiden Fachverbänden speziell auf die Investitionsbereiche Early Stage, Expansion und Later Stage, nicht aber auf die Segmente Buy-Outs und Mezzanine. Venture Capital bedeutet also die Finanzierung junger und innovativer Unternehmen, die sich in der Aufbauphase befinden und oft durch überdurchschnittliches Wachstumspotential gekennzeichnet sind. Die finanzielle Beteiligung an wirtschaftlichen Projekten ist nicht neu. Investoren beteiligen sich schon seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar länger, mit Kapital an verschiedensten Vorhaben, um Ideen und Gedanken umzusetzen und davon schließlich auch finanziell profitieren zu können. Die Institutionalisierung und damit die Entstehung der Beteiligungsbranche, wie wir sie heute kennen, ist jedoch erst unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Die American Research and Development Corporation (ARD) in den USA und die britische Industrial and Commercial Finance Corporation (ICFC, heute 3i) hatten die Aufgabe, die Eigenkapitalversorgung besonders der kleineren und mittleren Unternehmen zu verbessern. Die Fachsprache ist stark von Anglizismen geprägt, was durch die historischen Wurzeln der Anlageform bedingt ist. Diese englischen Begriffe haben sich international durchgesetzt und werden in der Praxis auch in Deutschland so genutzt. Übersetzungen sind teilweise sogar irreführend. So wird der Begriff ‘Venture Capital’ in Deutschland manchmal mit Wagniskapital übersetzt, was durchaus zu dem Missverständnis geführt hat, dass Venture Capital eine unsichere und unsolide Anlageform sei. Im Verlauf der Arbeit werden folglich die englischen Formulierungen als Standard benutzt. Sollte eine Begriffserläuterung notwendig sein, so werden die Begriffsglossare der beiden Fachverbände EVCA und BVK zu Grunde gelegt. 2.1.2, Leveraged Buy-Out (LBO): Ein Leveraged Buy-Out (LBO) ist der Kauf eines Unternehmens durch eine extra für diesen Zweck gegründete Zweckgesellschaft (NewCo) mit überwiegender (größer als 50%) Fremdkapitalfinanzierung. Die Vermögensgegenstände des Zielunternehmens dienen dabei überwiegend zur Besicherung der Akquisitionsfinanzierung (so genanntes ‘Bootstrap Financing’). Beim Leveraged Buy-Out (LBO) steht die Fremdfinanzierung der Beteiligung und die damit verbundene Hebelwirkung (englisch: lever = Hebel) im Hinblick auf die Eigenkapitalrentabilität im Vordergrund. Der Leverage-Effekt beschreibt die Abhängigkeit der Eigenkapitalrentabilität vom Anteil der Fremdfinanzierung und entsteht dann, wenn der Zins für das zusätzliche Fremdkapital unter der Rendite des Gesamtkapitals der Investition liegt. Durch die erhöhten Fremdkapitalzinsen und die zusätzlichen Abschreibungen auf die aktivierten stillen Reserven kann so außerdem der Gewinn und somit die Steuerbelastung des Zielunternehmens gesenkt werden. Die Gründe für das Auftreten von LBOs wurden in der Literatur eingehend beschrieben, wobei das Hauptaugenmerk auf der LBO-Welle der 80er Jahre liegt. Das Missmanagement von Free Cash-Flow (Jensen, 1986), der so genannte ‘Conglomerate Discount’ (Lang & Stulz, 1994) und die mangelnde Shareholder Value-Orientierung des Managements (Donaldson, 1994) sind dabei wohl die wesentlichen Erklärungsansätze. Der LBO Markt erlebte in den 80er Jahren des 20.Jahrhundert seine Blütezeit und wurde mit Hilfe so genannter ‘Junk Bonds’ oder zu Deutsch ‘Ramschanleihen’ erst richtig angeheizt. Diese als High-Yield Bonds titulierten Schuldverschreibungen waren mit überdurchschnittlichem Risiko ausgestattet und ersetzten bei LBO-Finanzierungen den Anteil von Versicherungskapital. Ende der 80er Jahre sorgte der 25 Mrd. US-Dollar LBO von RJR Nabisco durch Kohlberg, Kravis & Roberts (KKR) für den Höhepunkt des LBO-Booms. Am Ende wurde das Unternehmen für 109 US-Dollar pro Aktie gekauft, nachdem es 33 Tage vorher mit nur 56 US-Dollar pro Aktie am Kapitalmarkt bewertet wurde. Der für 17 Jahre größte Buy-Out aller Zeiten gilt als Sinnbild des Größenwahns dieser Zeit.
Nico Auel studierte Wirtschaftswissenschaften in Dortmund, Melbourne und Valencia. Er verfügt über internationale Berufserfahrung in der Beratungs- und Beteiligungsbranche. Auel ist Head of Corporate Strategy der RWB Group AG. Die RWB Group ist mit einem verwaltetem Kapital von mehr als 1,8 Mrd. Euro eine der größten und erfahrensten Private Equity Investoren im deutschsprachigen Raum. Der Autor lebt in München.
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