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- Die Kraft der Informationsasymmetrie in großen Organisationen: Immer wieder Prinzipal und Agent
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Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die zunehmende Aufgabendelegation innerhalb dezentral organisierter Unternehmen, birgt ein erhöhtes Risiko für die Auftraggeber. Je mehr Verantwortung die Unternehmensleitung an andere Akteure übergibt, umso größer sind die damit verbundenen Chancen der effizienten Unternehmensführung aber auch die damit einhergehenden Risiken. Ziel dieser Arbeit ist es, die Prinzipal-Agent Theorie im Kontext einer effizienten Unternehmenssteuerung zu untersuchen und sowohl die theoretischen Grundlagen dieser Thematik näher zu beleuchten, als auch die Anwendbarkeit innerhalb der Prinzipal-Agent Theorie zu prüfen. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Koordinations- und Verhaltenssteuerungsfunktion des Controllings in dezentral organisierten Unternehmen im Kontext der Prinzipal-Agent-Theorie fokussiert. Hierzu werden zunächst die grundlegenden Aspekte des Controllings betrachtet, um im Anschluss die Rahmenbedingungen der Prinzipal-Agent Theorie darzustellen. Dabei werden Merkmale einer Beziehung zwischen Prinzipal und Agent untersucht und die daraus resultierenden Probleme offengelegt, sowie Systeme zur Lösung diffiziler Aspekte aufgezeigt. Im Anschluss wird die Agency-Theorie in den Kontext der Unternehmenssteuerung implementiert. Die Wirkungsweise der Prinzipal-Agent Theorie wird hierzu im Rahmen der Budgetierung und in Bezug auf Verrechnungspreissysteme untersucht, um die Relevanz der Prinzipal-Agent Theorie anhand von zwei Anwendungsgebieten für das Controlling zu veranschaulichen. Hierzu wird weiterhin untersucht, ob und unter welchen Bedingungen die Budgetierung und der Einsatz von Verrechnungspreisen zur Minimierung von Agency-Problemen beitragen können. Die praktische Anwendbarkeit und die Gestaltung der Rahmenbedingungen der Prinzipal-Agent Theorie stehen somit im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Textprobe: Kapitel 4 Diffizile Aspekte von Prinzipal-Agent-Beziehungen: 4.1 Prinzipal-Agent Probleme: Aufgrund von Interessenkonflikten, unsicheren Umweltfaktoren und asymmetrischer Informationsverteilung besteht für den Prinzipal das Risiko im Rahmen der Vertragsbeziehung vom Agenten ausgenutzt zu werden bzw. eine minderwertige Leistung zu empfangen. Sofern eine Interessenharmonie zwischen Prinzipal und Agent besteht, spielen Umweltunsicherheit und Informationsasymmetrie keine Rolle. Folge dessen muss der Prinzipal in diesem Fall kein opportunistisches Verhalten des Agenten fürchten. Angesichts der Interessenharmonie wird der Agent seine Entscheidungen immer im Sinne des Prinzipals treffen. […]. Daher werden in dieser Arbeit die Typen der Informationsasymmetrie und die Prinzipal-Agent Probleme separat betrachtet. Die vorangegangene Tabelle nach Saam 2002 spiegelt die Klassifizierung der einzelnen Agenturprobleme wieder und soll weiterhin als Ausgangspunkt für die sich anschließenden Erläuterungen dienen. Hierzu erfolgt die Klassifikation der Agency-Probleme anhand der vorliegenden Informationsasymmetrien und des Zeitpunktes ihres Auftretens. 4.1.1 Adverse Selection Problem: Das Adverse Selection Problem resultiert vor allem aus dem vorhandenen Risikofaktor der Hidden Characteristics. Es gründet sich daher überwiegend auf den für den Prinzipal verborgenen Eigenschaften des Agents. Während beide Vertragspartner vor Vertragsschluss über die entsprechenden Modalitäten verhandeln und zudem die grundlegenden Anforderungen an die Qualifikation des Agents definieren bzw. sich darüber austauschen, ist der Prinzipal immer zu einem gewissen Maß an Vertrauen gegenüber dem Agent gezwungen. Zwar können Qualifikationen mit Hilfe durch entsprechende Zeugnisse und Zertifikate belegt werden, allerdings sind diese zu keiner Zeit ein Garant dafür, dass das theoretisch vorhandene Wissen auch tatsächlich in die Praxis übertragen bzw. vermittelt werden kann. Dieser mitunter problematische Umstand sollte dem Prinzipal in jeder Phase der Prinzipal-Agent-Beziehung bewusst sein und sowohl in der zeitlichen als auch der finanziellen Planung berücksichtigt werden. Aus diesem Grund ist es weiterhin von besonderer Relevanz, dass die Anforderungen die mit einer Vertragsofferte einhergehen, explizit definiert sind und zum Inhalt der Vertragsverhandlungen sind. Offeriert beispielsweise ein Prinzipal einem potenziellen Agenten einen Auftrag, der durchschnittliche Qualifikationen bzw. Wissen voraussetzt, so sollte der Prinzipal mindestens drei Szenarien als mögliche Ergebnisse in Betracht ziehen: Die für den Prinzipal günstigste und risikoärmste Variante stellt sich dann ein, wenn die Qualifikation des Agenten exakt oder mit vernachlässigbaren Abweichungen mit dem Anforderungskatalog des Prinzipals übereinstimmt. In diesem Fall wäre das Risiko für den Prinzipal gering und entsprechend überschaubar. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass das Anforderungsprofil weniger verlangt, als der Bewerber an Qualifikationen zu bieten hat, er also für die offerierte Aufgabe zu hoch qualifiziert ist, und aus diesem Grund den Vertrag nicht schließen möchte, da die Konditionen des Vertrages nicht genügend Anreize zur Vertragsbildung geben. Das Risiko für den Prinzipal besteht in diesem Fall lediglich darin, dass sich die Suche nach einem geeigneten Vertragspartner zeitlich herauszögert oder aber die Entlohnung angepasst werden müsste. Das dritte mögliche Szenario beruht darauf, dass der Prinzipal ein durchschnittliches Anforderungsprofil erwartet, welches der werbende Agent nicht erfüllt und daher nachahmt und den Prinzipal über die mindere Qualifikation hinwegtäuscht. Die Intention des Agenten liegt in der Realisierung eines lukrativen Auftrages, den er aufgrund seiner Qualifikation nur durch Täuschung für sich gewinnen kann. Betrachtet man diese drei möglichen Szenarien, so wird deutlich, dass wohl die größte Gefahr für den Prinzipal darin besteht, Agenten mit schlechten Eigenschaften anzuziehen. Ein Beispiel für dieses Problem liefert Akerlof (1970) in The Market for Lemons . Hierbei besteht eine Informationsasymmetrie zwischen den Käufern und Verkäufern von Gebrauchtwagen. Der Käufer eines Fahrzeuges kann sich nicht sicher sein, ob er tatsächlich ein gutes oder mangelhaftes Fahrzeug erhalten wird, weil ihm der Verkäufer entsprechende Informationen verheimlicht, um so den höchstmöglichen Preis für sein Kfz zu erhalten. Dies würde auf kurz oder lang den Gebrauchtwagenmarkt zum Erliegen bringen. Daher sind beide Parteien daran interessiert diesem Problem entgegenzuwirken. 4.1.2 Moral Hazard Problem: Das Moral Hazard Problem kann je nach Autor auch noch einmal hinsichtlich seiner Ursache unterschieden werden, da die Ursachen für das Moral Hazard Problem sowohl auf dem Aspekt der Hidden Action als auch dem der Hidden Information basieren können. In beiden Fällen jedoch ergibt sich ein moralisches Risiko für den Prinzipal, welches für ihn häufig auch nach Vertragserfüllung verborgen bleibt. Bei Hidden Action ist der Prinzipal dem moralischen Risiko insoweit ausgesetzt, dass der Prinzipal die Handlungen des Agenten nach Vertragsschluss entweder nicht beobachten oder nicht beurteilen kann. Aufgrund dieser Wissenskonstellation kann der Agent die ihm übertragenen Entscheidungsrechte zu seinem eigenen Vorteil nutzen und lediglich seine individuellen Interessen verfolgen. Aufgrund seiner opportunistischen Zielsetzung wird sich der Agent möglicherweise für eine Handlung entscheiden, die zwar zu einer vermeintlichen Vertragserfüllung führt, aber nicht zwingend auch im Interesse des Prinzipals ist. Ein schlechtes Ergebnis oder die Konsequenz seiner Drückebergerei ( Shirking ) kann der Agent auf diese Weise auf ungünstige Umweltfaktoren zurückführen. Auch bei dem Aspekt der Hidden Information steht der Prinzipal einem moralischen Risiko gegenüber, dessen Höhe wesentlich durch den Agenten und dessen Verhalten bestimmt wird. Ein für den Prinzipal schlechtes Ergebnis lässt sich allerdings nicht oder nur teilweise auf den Agenten zurückführen, weil dieser gegenüber dem Agenten den Informationsnachteil hat. Der Prinzipal weiß nicht, ob der vom Agenten getätigte und gegenüber dem Prinzipal mittels Leistungsnachweis kommunizierte Einsatz adäquat war bzw. tatsächlich stattgefunden hat. Ein möglicher Misserfolg oder die nicht vollständige Vertragserfüllung kann weiterhin durch die Täuschung des Agenten oder das Eintreffen von Umweltfaktoren, die der Agent nicht zu verantworten hat, bedingt sein. Kann die Ursachenidentifikation nicht nachweislich stattfinden, so kann der Prinzipal den Agenten für den Misserfolg und die damit einhergehende nicht vertragskonforme Aufgabenerfüllung zu Verantwortung ziehen. Infolgedessen ist der Prinzipal trotz des für ihn nachteiligen Arbeitsergebnisses zur Erfüllung seiner vertraglichen Pflicht, der vollständigen Entlohnung des Agenten, verpflichtet. 4.1.3 Hold Up Problem: Innerhalb des Hold Up Problems liegt die Informationsasymmetrie der Hidden Intention vor. Der Prinzipal kann den Opportunismus des Agenten zwar beobachten, aber nicht verhindern, weil dieser sich aufgrund von beziehungsspezifischen Investitionen in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet. Weiterhin bedeutet das für den Prinzipal, dass er nicht auf andere Vertragspartner ausweichen kann und somit dem Goodwill des Agents nahezu vollständig ausgeliefert ist. (vgl. Picot et al., 2008, S.75) Ein typisches Prinzipal-Agent Problem ist darin zu sehen, dass man vor Vertragsschluss gerne wissen möchte, ob man ein solches Hold Up Problem von seinem Vertragspartner befürchten muss. (vgl. Göbel, 2002, S.103) Ein Beispiel für solch eine Situation könnte wie folgt aussehen: Zwei Bereiche eines Unternehmens, Produktion (P) und Vertrieb (V), stehen in Lieferbeziehungen zueinander. Die Verrechnungspreise werden ausgehandelt. P verkauft sein Zwischenprodukt an V und hat zu diesem Zweck erhebliche transaktionsspezifische Investitionen vorgenommen, während V nur wenig investieren musste, um seinen Bereich an die spezifischen Eigenheiten des Produkts von P anzupassen. Infolgedessen kann V mit verhältnismäßig geringen Kosten seinen Lieferanten wechseln. P ist aber wesentlich darauf angewiesen, die Transaktionen mit V fortzusetzen. Diese Umstände eignen sich bestens für ex post opportunistisches Verhalten von V, da dieser die prekäre Lage von P ausnützen kann. Diese Situation ist beispielhaft für die Möglichkeit eines Raubüberfalls (Hold-Up) durch V . Ein weiteres Beispiel wäre eine überhöhte Gehaltsforderung eines Spezialisten, nachdem sein Arbeitgeber einen zeitlich limitierten Großauftrag erhalten hat, zu dessen Erfüllung er den Spezialisten braucht.38 Dieses Problem spielt eine große Rolle im Transaktionskosten-Ansatz, hat aber im Prinzipal-Agent Ansatz eine geringe Bedeutung gefunden und wird hier daher nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ein wesentlicher Faktor des Hold Up Problem besteht somit in der starken Abhängigkeit des Prinzipals von dem Willen und der Intention des Agenten. Der Agent hat nach Vertragsabschluss die Möglichkeit, die weitere Beziehung durch den durch die Vertragsbeziehung resultierenden Handlungsspielraum zu seinen Gunsten zu nutzen, ohne das er bis zu einem gewissen ‚Punkt Konsequenzen befürchten muss. Der Prinzipal wird derartige Verhaltensweisen innerhalb eines Akzeptanzrahmens dulden, da ihm durch eine vorzeitige Lösung der Geschäftsbeziehung Kosten entstehen, die er zu vermeiden versucht. Erst wenn die für den Prinzipal nachteiligen Aspekte, höhere Kosten verursachen als eine vorzeitige Beendigung des Vertrages, wird der Prinzipal zu dieser Konsequenz tendieren. Basierend auf diesen Überlegungen, hat der Agent immer einen Handlungsspielraum, den er für seinen eigenen Vorteil nutzen kann, ohne dafür nachteilige Konsequenzen fürchten zu müssen. Mit einem derartigen Verhalten gehen allerdings auch ein möglicher Vertrauens- und Ansehensverlust einher. Folgeaufträge können mitunter ausbleiben und durch den Einkommensverlust höhere Kosten verursachen als durch das Verhalten Vorteile erzielt werden können.
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